Die Apathie lässt sich in zwei Stufen unterteilen. Die tiefste (zuweilen „vorgetäuschter Tod“ genannt) ist bloß noch durch eine kaum wahrnehmbare Schwelle vom körperlichen Sterben entfernt. Ein Mensch liegt im Bett, hat sich von der Welt und den Menschen zurückgezogen, ist nicht mehr imstande, für sich selbst zu sorgen, und wird von Halluzinationen gepeinigt. In dieses Stadium geraten häufig Menschen nach einer schweren Operation oder einem gefährlichen Unfall. Sie lassen sich verhältnismäßig leicht identifizieren. Der unter Apathie leidende Mensch von höherem Niveau, welcher dem Treiben der andern noch nicht ganz entsagt hat, vermag uns hingegen zu täuschen. Denken Sie an einen, der barfüßig, mit wild wucherndem Bart und im Drogenrausch durch die Gegend taumelt. Stellen Sie sich aber auch einen Geschäftsmann vor, der tagsüber durchaus seriös wirkt in seinem eleganten Anzug – ihm werden Sie auf den ersten Blick wohl kaum ansehen, dass er sich jeden Abend bis zur Besinnungslosigkeit besäuft. Wieder ein anderer greift zur Pistole und macht kurzerhand Schluss, weil er die Nase voll hat. Nicht selten passiert es auch, dass ein Mensch entschlossen die Fahrbahn betritt, wenn die Ampel auf Rot steht: Er hofft, ein anderer werde ihn so oder so aus der Welt schaffen.
Neulich traf ich einen gesprächigen Menschen, der chronisch niedergeschlagen ist, auf einer Gesellschaft. Fast jede seiner Bemerkungen zeigte, auf welcher Stimmungsebene er behaust war. Wir sprachen über Autos. Er tat das Thema mit den Worten ab: „Das Autogeschäft ist kaputt. Da ist nichts mehr zu holen.“ Als die Unterhaltung auf die Probleme des Baugewerbes kam, meinte er lapidar: „Der kleine Unternehmer ist erledigt. Er hat keine Chance mehr.“ Später diskutierten wir über ein politisches Problem: „Versuchen Sie bloß mal, so etwas zu bereinigen, und schon sind Sie ruiniert.“ Dieser Mensch war leicht in seiner Kategorie unterzubringen. Nicht nur sein absoluter Pessimismus, sondern auch der ständige Gebrauch der Worte „kaputt“, „erledigt“, „tot“ verrieten alles über ihn. Selbstverständlich vermag der apathische Mensch wie jeder andere seinem Beruf nachzugehen. Doch meist versucht er, sich auf irgendeine Art und Weise selbst zu zerstören.
Rauschgift und Alkohol Drogensüchtige und schwere Alkoholiker sind apathische Menschen. Lassen Sie sich nicht durch den äußeren Schein trügen: durch rührselige Liebenswürdigkeit und überschwängliches Gehabe.
Wie verhält sich ein derartiger Mensch, wenn er aus seinem Rausch erwacht?
Meist sieht das Leben und die Welt für ihn dann so erschreckend aus, dass er sogleich wieder nach dem „chemischen Ausweg" sucht: Er begeht also langsam Selbstmord. Er wartet auf den Zusammenbruch, trinkt jedoch immer weiter, damit er ihn nicht zu fühlen braucht. Bis das Fiasko eintritt, bereitet er seiner Umgebung Höllenqualen: Wer ihn liebt oder schätzt, bemüht sich verzweifelt, ihn zurückzuhalten. Doch nur selten ist diesen erschöpfenden Hilfeleistungen Erfolg beschieden.
Jenseits von Richtig und Falsch Gelegentlich begegnen wir einem Menschen, der in apathischem Zustand dahindämmert, jedoch glaubt, er habe das Stadium des „Erhabenseins“ erreicht. Da er sich außerstande sieht, sein Gefühl der Hoffnungslosigkeit einzugestehen, versucht er, es durch „tiefsinnige Reden“ zu rechtfertigen. Ich nenne dies „intellektuelle Apathie“. Alfred, ein Student, erzählte mir von seinem Freund, der Theologie und Philosophie studiert hatte, bis er zu einer ganz persönlichen „Lebensanschauung“ fand. Weitschweifig beschrieb er seine Erkenntnisse vom „endgültigen Bewusstsein“. Tief beeindruckt meinte Alfred: „Wenn du jetzt selber in diesem Stadium bist, wundert es mich, dass du nicht auch andern zu dieser Erkenntnis verhilfst.“ – „Warum sollte ich?“ versetzte der Freund. „Die andern sind sowieso alle wie ich.“ Derartige „Erkenntnisse“ scheinen mir jenseits von richtig und Falsch zu sein. Solche Leute sind ganz einfach apathisch, halten sich indessen für Apostel.
Verantwortung Es gibt gewisse Philosophien (zum Beispiel die östlichen Religionen), die auf den höchsten Emotionsniveaus der Skala basieren. Leute auf niedrigeren Gefühlsebenen können deren Bedeutung (das heißt: ihren Sinn) derartig verdrehen, dass das Resultat zur völligen Apathie führt. Wer weniger Aktivität, geringeren Kontakt zu den Mitmenschen, schwächeren Einsatz befürwortet, darf kein Anrecht geltend machen, Gehör zu finden. All seine „geIehrsamen“ Redereien enden ja doch bloß in der Apathie. Manche Doktrinen scheinen geradezu einer apathischen Grundhaltung Vorschub zu leisten. Der Fatalist klammert sich an den Glauben, alle Geschehnisse seien vorbestimmt und die Menschen nicht imstande, etwas am Verlauf der Dinge zu ändern.
(„Ich bin noch nicht mal für mich selber verantwortlich.“)
Die Anhänger vieler sektiererischer Vereinigungen starren unentwegt in die Sterne, rätseln über Zahlen, grübeln über Farben, beobachten Kristallkugeln (in denen sich Ihrer Meinung nach das eigene Schicksal offenbart). Apathische Menschen verfallen nur allzu leicht derartigen „Lehren“. Ursache und Wirkung Wer glaubt, er würde allein von äußeren Einflüssen beherrscht, befindet sich bereits auf dem besten Weg zur Apathie. Gelassen wird er Verluste hinnehmen und seufzend murmeln: „Es ist Gottes Wille. Da kann man nichts machen. Es hat halt so kommen sollen.“ (Das ist kein echter religiöser Standpunkt, denn jede Religion, die diese Bezeichnung verdient, bietet dem Menschen einen Ausweg: die Erlösung.)
Der ganz in der Apathie befangene Mensch hält sich für geringer als die Sterne und Planeten, als die erzielten Fußballtore oder die Fliege auf seinem Bein. Wer dagegen hoch oben auf der Skala angesiedelt ist, sieht sich eher als „Gefahr“ für seine Umwelt. Er möchte sie gern nach seinem Gusto verändern. Doch je stärker der Glaube eines Menschen ist, er sei lediglich „Objekt“, desto näher befindet er sich der Apathie und über kurz oder lang vielleicht seinem eigenen Untergang.
Eigentum Menschen mit niedrigem Emotionsniveau haben häufig seltsame Vorstellungen von Eigentum. In apathischem Zustand jedoch glauben viele Leute, ihnen gehöre rein gar nichts. Das kann zutreffen. Sie können freilich auch viel besitzen und dennoch jammernd behaupten: „es hat ja überhaupt keinen Sinn, irgendetwas anzuhäufen.“ Wer so veranlagt ist, meint auch, dass andere Leute sich gleichfalls nicht mit Habe „belasten“ sollten. Er vergeudet Ihre Zeit, lässt Ihre laufenden Rechnungen in die Höhe schnellen, das Licht brennen und den Motor laufen, und ab und zu bittet er Sie auch kaltblütig, doch einmal ganz rasch auf Ihrem Apparat einen Bekannten in Australien anrufen zu dürfen. Sollten Sie daran Anstoß nehmen, wird er obendrein noch verblüfft sein und Ihnen den Vorschlag machen, „sich doch endlich von dem ganzen Kram zu trennen“. Ein neureicher Filmschauspieler sagte: „Eigentlich sollte ich ja Geld für meine alten Tage zurücklegen. Aber das schaffe ich einfach nicht. Alles, was ich verdient habe, rinnt mir unter den Fingern weg, als ob es gar nicht mein wäre. Ich habe keine Lust, mich abzusichern. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen.“ „Ich bin machtlos“ Zuweilen erklären Leute kühn und herausfordernd: „Mich .kann gar nichts erschüttern.“ Das sind die „Verwendungsunfähigen“ Sie leiden unter der extremsten Form der Apathie. Emil, auch ein Student, hatte das Gefühl, sein Leben verliere allen Glanz. Nichts machte ihm mehr Spaß. Seinem Freund Georg teilte er mit, dass er es jetzt einmal mit einem LSD Trip versuchen wolle. Beide wussten, dass die Droge lang anhaltende Geistesstörungen verursachen kann, und bis zu diesem Tage hatten sie auf dieses Experiment verzichtet. Georg jedoch war gerade auch ziemlich melancholisch und entgegnete: „Ich stimme zwar dem, was du vorhast, nicht zu, aber ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann.“ Wäre er in einem höheren Gefühlsbereich gewesen, dann hätte es Georg durchaus vermocht, seinem Freund das Vorhaben auszureden. Zumindest hätte er einen ernsthaften Versuch unternommen.
Der „abgeklärte“ „Apathie“ Mensch wird beteuern, er sei gelangweilt: „Ich habe das Leben satt. Mich amüsiert einfach nichts mehr. Was kann man schon tun, um diese oberflächliche Menschheit ein bisschen aufzuregen?“
Die unwirkliche Wirklichkeit Ein Jahr nach der ersten Landung amerikanischer Astronauten auf dem Mond machten Reporter siebenhundert Interviews zu dem Thema: „Was denken Sie über dieses Ereignis?“ Es stellte sich heraus, dass eine außergewöhnlich große Zahl von Leuten an der Realität der „Apollo – Mission zweifelte. Besonders bei alten und armen Menschen war dies der Fall.
Eine ältere Frau aus Philadelphia glaubte, die Mondlandung wäre in der Wüste von Arizona und In London inszeniert worden.Ein stellungsloser Bauarbeiter aus Miami erklärte: „Ich hab das im Fernsehen betrachtet, aber ich glaub kein Wort davon. Kein Mensch war jemals auf dem Mond.“ Mehr als die Hälfte aller Bewohner eines Gettos von Washington hatte Zweifel an der Richtigkeit des „Spazierganges auf dem Mond“. Ein Mann, der bemüht war, seinen Gefühlsbereich nicht deutlich werden zu lassen, meinte: „Die versuchen doch nur, uns von unseren Problemen abzulenken. Die Menschen sind unglücklich, und so' ne Show lässt sie für einen Moment ihr eigenes Elend vergessen.“
Der Begriff Mondlandung bezeichnet im Rahmen der Raumfahrt eine kontrollierte Landung eines von Menschen hergestellten Flugkörpers (Lander) auf dem Erdtrabanten Mond. Am häufigsten wird der Begriff für die erste bemannte Mondlandung am 20. Juli 1969 von Apollo 11 verwendet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mondlandung
Apollo 11 war die erste bemannte Raumfahrtmission mit einer Mondlandung. Sie war der fünfte bemannte Flug des Apollo-Programms der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA. Die Mission verlief erfolgreich und erreichte das 1961 von US-Präsident John F. Kennedy vorgegebene nationale Ziel, noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen zum Mond und wieder sicher zurück zur Erde zu bringen
https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_11
2001: Odyssee im Weltraum
https://de.wikipedia.org/wiki/2001:_Odyssee_im_Weltraum
Die Dreharbeiten zu 2001 begannen am 29. Dezember 1965 in den Shepperton Studios in Shepperton, England. Das Filmstudio wurde wegen seiner Größe ausgewählt, da es groß genug für die 18×36×18 Meter große Grube war, die als Set für die Tycho-Krater-Ausgrabungsszene gebraucht wurde, welche als erste gedreht wurde. Vom Jahr 1966 an fanden die weiteren Dreharbeiten in den MGM British Studios in Borehamwood bei Elstree statt. Hier wurde auch ein „Kommandoposten“ aufgebaut, um das Filmen von speziellen Effektszenen zu unterstützen, der beschrieben wurde als ein „großes pochendes Nervenzentrum … mit etwa der gleichen frenetischen Atmosphäre wie ein Cape-Kennedy-Blockhaus während der letzten Countdown-Phase“. Der Film wurde in Super Panavision 70 mit einem 70-mm-Filmnegativ-Format gedreht und die 35-mm-Filmkopien wurden mit dem Technicolor-Verfahren erstellt. Kubrick begann den Filmschnitt im März 1968. Am 2. April fand die Weltpremiere im Uptown Theater in Washington, D.C. statt. Bevor der Film am 6. April in die US-Kinos kam, kürzte Kubrick ihn noch um 19 Minuten. Bis dahin war der Film bereits 4,5 Millionen US-Dollar über dem ursprünglich vorgesehenen 6-Millionen-US-Dollar-Budget und 16 Monate hinter der geplanten Fertigstellung.
Stanley Kubrick
Stanley Kubrick war ein US-amerikanischer Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Fotograf. Seine Filme werden vor allem für ihre tiefe intellektuelle Symbolik und ihre technische Perfektion gelobt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stanley_Kubrick
Die Wirklichkeit erscheint einem apathischen Menschen nur selten glaubwürdig.
Der Spieler Auch der wie unter einem Zwang stehende Spieler ist apathisch. Wenn jemand ständig gewinnt, befindet er sich naturgemäß auf einem höheren Emotionsniveau, da er in diesem Falle eher Ursache als Wirkung des Spiels ist. Niemand kann jedoch immer gewinnen. Ein Mann, der am Zahltag das Geld für die Miete und den Lebensunterhalt am Spieltisch verpulvert, enthüllt durch sein Verhalten seine abgestumpfte Einstellung gegenüber dem Eigentum: „Besser wär's, ich hätte überhaupt nichts.“
Vor einiger Zeit unternahm ein Schiff eine Kreuzfahrt nach Südamerika. Plötzlich erhielt der Funker die Nachricht dass unweit ein Dampfer in Seenot und in Brand geraten sei. Der Kapitän änderte den Kurs. Achthundert Passagiere und die Besatzung des brennenden Schiffes rangen in den Wellen um ihr Leben. Sie hatten außer dem, was sie auf dem Leibe trugen, alles verloren. Sie konnten indessen gerettet werden. Die Passagiere des zur Hilfe herbeigeeilten Dampfers drängten sich an der Reeling, um das Schauspiel zu beobachten und – wenn möglich – mit Hand anzulegen. Einige stellten spontan Kleidung und Quartier für die Opfer bereit. Während der ganzen Aktion blieb das Spielkasino geöffnet. Ein paar Spieler von der harten Sorte, die gar nichts umwerfen kann, blieben auf ihren Stühlen kleben – die Augen wie hypnotisiert auf die Tische gerichtet. Das Drama, welches sich nur wenige Meter vor ihrer Tür abspielte, berührte sie in keiner Weise. Und dabei war dies ein wirkliches Drama, das mit dem Nervenkitzel im Kasino nicht im Geringsten zu vergleichen gewesen wäre. So etwas nennt man Apathie.
Kein Mensch auf anderem Emotionsniveau hätte sich so teilnahmslos angesichts von Leben und Tod benehmen können.
„Der Mensch ändert sich nie“
Wer schon als junger Mensch die Skala zu verstehen gelernt hat, der weiß auch, ob er den Rat eines Älteren zu beherzigen hat oder nicht. Eines Tages schilderte mein damals siebzehnjähriger Sohn den Vortrag eines Lehrers, der verkündet hatte: „Der Mensch ändert sich nie. Er macht immer wieder die gleichen Fehler. Niemals lernt er etwas dazu. Er wird sich sein Lebtag nicht wandeln.“ „Auf welcher Stufe der Skala befindet er sich denn?“ fragte ich. Mein Sohn lachte und erwiderte: „Apathie natürlich.“ Also wieder einer, der seine Bildung und Erfahrung dazu verwendete, eine Verhaltensweise zu stützen, über die er letztlich selber keine Kontrolle hat. Durch die Geschichte und anhand von Dokumentarberichten können Sie freilich jedes Tun auf der Skala rechtfertigen. Wollten wir jedoch alles, was vor uns geschehen ist, voll und ganz als „Beweis für die Richtigkeit“ akzeptieren, dann brauchte sich kein Lehrer mehr mit dem Unterricht abzuplacken, kein Wissenschaftler müsste mehr mit Reagenzgläsern hantieren, und auch ich wäre heute im Bett geblieben.
Den falschen "Apathie"er, der immerzu von Grinsen und gezwungenem Lachen begleitet wird;
die Beteuerung des um die Gunst anderer Bemühten, es sei ja „so befriedigend, etwas für die armen Leute tun zu können“;
die geradezu manische Heiterkeit eines ewig feixenden Witzboldes, der im Grunde seines Wesens verlegen ist und sich meist auf der „Apathie“Stufe befindet. Nein, Glücklichsein bedeutet vielmehr ein stilles Wohlbehagen, das sich manchmal in einem plötzlichen Trällern oder einem herzlichen Lachen ausdrückt. Dieses Wohlbehagen ist nicht gewollt: Es ist einfach da. Und schon glaubt man, die Sonne scheine ein wenig heller. Wann kommt der Mensch zu sich? Was macht einem Menschen am meisten Spaß? Wann geht er ganz aus sich heraus? Was fesselt sein Interesse? Wann kommt er wirklich zu sich? Wenn Sie diese Fragen beantworten können, dann sind Sie auch in der Lage, sein Emotionsniveau zu bestimmen. Auf den Stufen Apathie und Langeweile bereitet es den Leuten Vergnügen, ihre Mitmenschen zu beunruhigen, zu versichern, zu ängstigen, zu verwirren, nervös oder verlegen zu machen und sie ins Unrecht zu setzen. Hochgestimmte Personen werden nie Gefallen am Unbehagen anderer finden. Kürzlich las ich einen Artikel über eine Jahrmarktsveranstaltung. Darin wurde berichtet, dass ein Artist mit Hilfe von Spiegeln und Lichteffekten sein Publikum glauben machte, ein wildes Tier stürme in die Menschenmenge. Der Urheber dieses zweifelhaften Spektakels erzählte, es sei ein herrliches Gefühl für ihn, wenn er sähe, wie die Leute in panischem Entsetzen zu den Ausgängen stürzten. „Eine Schau, bei der keiner davonrennt, enttäuscht mich“, verkündete dieser Biedermann. Ohne Freude vermag weder der Mensch noch die Gesellschaft auf die Dauer auszukommen. Der Begriff „Freude“ hat jedoch auf der Skala vielerlei Bedeutungen. Der reiche Playboy beispielsweise versteht darunter lediglich die Befriedigung seiner Sinne. In diesem Falle dient die Freude also keinem konstruktiven Zweck. Der Mensch auf hohem Gefühlsniveau indessen wird durch die Freude entspannt: Sie stärkt ihn. Ihm bereitet müßiger Genuss kein Vergnügen. Auf den unteren Schwellen der Skala ist das Vergnügen ausschließlich auf Destruktives gerichtet. Der „Antagonismus“Mensch freut sich hämisch, wenn er einen Streit vom Zaun brechen kann oder wenn er die Chance wittert, einen Widersacher krankenhausreif zu schlagen. Der "Wut"er wird mit Genugtuung erzählen, wie er jemandem „den Hahn zugedreht hat“. Er gehört zu jener Sorte, die auch aus ganzem Herzen für Mord und Totschlag plädiert. Ein "Apathie"er kommt auf Touren, wenn er die Möglichkeit sieht, einmal so schön niederträchtig und infam mit ahnungslosen Opfern umgehen zu können: Welch eine Lust, einen andern Menschen durch eine gemeine Lüge hinters Licht zu führen! Mit lüsternem Grinsen wird er seinen Spießgesellen in allen Einzelheiten mitteilen, wie er seine Frau betrogen hat. Wer sich haarklein über Todesfälle, Krankheiten, Tragödien aller Art und die vielen Formen des Elends auslässt, ist ganz gewiss in den unteren Bereichen der Skala ansässig. Leute, die mit Wonne die Gelegenheit wahrnehmen, etwas für Unglückliche und Bejammernswerte zu tun, gehören fraglos in die Kategorien „Mitleid“ oder „Gunstbemühung“. Menschen auf den Ebenen „Gram“ und „Apathie“ bringen es fertig, sich schauerliche Selbstmorde und grauenhaftes Sterben unter ihren nächsten Verwandten genussvoll auszumalen. Sie zerbrechen sich den Kopf über der Frage, wie sie selbst und die andern reagieren würden, falls solche fürchterlichen Heimsuchungen tatsächlich passierten. So kann man sich halt auch amüsieren. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Welchem Zeitraum schenkt der Mensch seine besondere Aufmerksamkeit? Wer auf der Ebene „Apathie“ empfindet, weilt meist in der Vergangenheit. Wenn Sie zu ihm sagen: „Sehen Sie mal, wie herrlich die Sonne untergeht“, dann fallen ihm sogleich alle andern Sonnenuntergänge ein, die er je erlebt (oder versäumt) hat, und er wird sie Ihnen ausführlich beschreiben. Zwischen Apathie und Langeweile hält sich der Mensch kaum jemals in der Gegenwart auf. Ständig redet er davon, dass er nun „mit etwas beginnen wolle“. Er lebt ganz impulsiv und schert sich keinen Deut um die daraus entstehenden Konsequenzen. Auf den Stufen Langeweile bis Konservatismus hingegen sind die Leute fast stets „da“: Sie leben in der Gegenwart und für die Gegenwart. Sie werfen keinen sehnsüchtigen Blick zurück, planen freilich auch nicht allzu weit in die Zukunft. Wer die Spitze der Skala erobert hat, gedenkt mit Freude der vergangenen Zeiten, richtet sein Augenmerk jedoch auf das Heute und beschäftigt sich auch mit Zukunftsplänen. Können Sie andern helfen? Ob Sie nun Lehrer, Geistlicher, Direktor, Heiratsvermittler, Arzt oder einfach der Mann von nebenan sind, der mit andern Menschen zu tun hat: Eines Tages werden Sie sich mit einem Verzweifelten zu befassen haben. Dann sollten Sie an die Reihenfolge der denken. Nur so können Sie hinterher feststellen, ob Sie dem in Not geratenen Mitmenschen geholfen oder ihn noch tiefer in seinen Jammer gestoßen haben.
Wenn jemand weinend an Ihrer Haustür klingelt und Sie nach einiger Zeit beruhigt wieder verlässt, sollten Sie wissen, ob er seine wiedergewonnene Ruhe einer Hochstimmung verdankt oder ob er auf die Stufe der Apathie gesunken ist. Ein Mensch, der seine Tränen trocknet, tief aufseufzt und dann murmelt: „Ich glaube, das Leben ist nun mal so. Ich kann es nicht ändern. Ich muss alles runterschlucken, wie's halt kommt“ ein solcher Mensch sollte Sie beunruhigen und warnen: Er ist ganz sicher auf der Skala abgesackt, und Sie müssen damit rechnen, dass Sie demnächst seine Todesanzeige In der Zeitung lesen werden. Andererseits geschieht es aber auch, dass ein „Traurigkeits“Mensch das Weinen vergisst und sich plötzlich für Sie oder einen andern zu interessieren anfängt: Er möchte unbedingt etwas tun. Das heißt: Er bettelt um die Gunst seiner Mitmenschen, und das ist immerhin schon eine Besserung. Ich erinnere mich des Anrufs einer Bekannten, die mir unter Tränen erzählte, sie könne nicht mehr, denn alles habe keinen Sinn. Ich hörte mir ihre Geschichte gar nicht erst an, sondern erwiderte: „Stell Kaffeewasser auf. Ich bin gleich drüben.“ Ihre Ehe machte dieser Frau zu schaffen. Das Problem bestand darin, dass sie glaubte, ihr Mann bleibe nur noch aus purer Höflichkeit bei ihr, liebe sie jedoch keineswegs mehr. Sie hatte alle Hoffnungen begraben. Als ich sie nach vielen Tassen Kaffee verließ, befand sie sich im Stadium des Zorns – nicht gerade die beste Emotionsstufe, doch zweifellos eine günstigere als ihre bisherige. Noch ehe ihr Mann nach Hause kam, hatte sie sich wieder um ihren früheren Arbeitsplatz bemüht und für sich und ihre Kinder ein Obdach ausfindig gemacht. Sie war entschlossen, ihre Ehe zu zerstören, was typisch ist für einen „Zorn“Menschen. Aber sie war auch gewillt, ihrem Mann einmal eine ordentliche Szene zu machen. Das tat sie denn umgehend. Es wurde ein heißes Gefecht. Anscheinend hatte auch der Ehemann in den Jahren ihres Beisammenlebens allerhand in sich hineingefressen, und jetzt endlich bot ihm seine Frau die ersehnte Chance, einmal „aus sich herauszugehen“. Ihr Zorn entkorkte sozusagen seine Reserve. Sie brüllten sich solange gegenseitig an, bis sie ihren Ärger und Verdruss los waren. Auf beiden Seiten wurden einige Geständnisse und Zugeständnisse gemacht. Schließlich langweilte das ganze Gezeter die Kontrahenten jedoch, und sie vertrugen sich wieder. Nachdem jeder eingesehen hatte, dass er teils Recht, teils Unrecht hatte, entdeckten sie ein neues Interesse für einander. Die Folge war eine Neuauflage ihrer Flitterwochen, die – ihren Angaben nach – schöner waren als die ersten. Ihre Ehe „klappte“ nun auf höherem Niveau. Hin und wieder verwickelten sie sich noch in einen „heilsamen“ Streit, aber sie machten sich fortan nichts mehr vor. Wenn sie jetzt lieb und freundlich zueinander sind, dann ist das kein Theater. Während ein Mensch verschiedene Gefühlsbereiche durchlebt, kann er die Stufen der Skala so schnell wechseln, dass dies andern gar nicht bewusst wird. Diese „Reise“ lässt sich mit einer Fahrt in einem Aufzug vergleichen, der nicht auf jeder Etage hält. Sie sollten jedoch imstande sein, die einzelnen zu definieren, damit Sie wissen, ob die Fahrt nach oben oder nach unten geht. Zusammenfassung Lernen Sie zunächst einmal, wie man zwischen hohen und tiefen Emotionsniveaus zu unterscheiden hat. Danach ist die genauere Einordnung viel leichter. Ein Mensch muss nicht unbedingt jede seiner charakteristischen Eigenschaften zum Ausdruck bringen. Vielleicht ist Ihnen jemand bekannt, der sich offenbar ständig auf der „Furcht“Schwelle befindet, seinen Zorn jedoch an dem harmlosen Zeitungsjungen austobt, der sich nicht wehren kann. Vielleicht kennen Sie auch einen Apathie er, der niemals Witze reißt oder ohne Grund nervös auflacht. Forschen Sie nach jenem Gefühlsbereich, der den meisten seiner Verhaltensweisen entspricht, und lassen Sie sich dabei nicht durch andere Äußerungen beirren. Die meisten Leute pendeln innerhalb ihres Emotionsbezirks auf und ab. Sie müssen demnach nicht selten lange Beobachtungen anstellen, um das chronische Niveau herauszufinden. Wenn Sie einem Menschen begegnen, den Sie nicht auf der Skala einstufen können (von dem Sie jedoch aus irgendwelchem Anlass wissen, dass er nicht gerade „ganz oben“ ist), dann handelt es sich wahrscheinlich um einen "Apathie"er. Häufig wird unsere Fähigkeit, die Skala richtig zu benutzen, durch gesellschaftliche Vorurteile beeinträchtigt. Ein Mann bewundert beispielsweise ein schönes Mädchen so über alle Maßen, dass er außerstande gerät, ihr wirkliches Emotionsniveau zu erkennen. Ein vierzigjähriger Mensch kann (was heutzutage gar nicht so selten passiert) eine sofortige Abneigung gegen einen Jugendlichen empfinden, der barfüßig und mit langem Haar herumläuft und dem offenbar alles wurscht ist. Gelingt es ihm indessen, seine Vorurteile über Bord zu werfen, dann entdeckt er vielleicht, dass dieser struppige junge Kerl ein sehr liebenswürdiger Mensch ist, der ja – O Wunder! – von Rechts wegen an die Spitze der Skala gehört. Bedienen wir uns hingegen altüberlieferter (und altmodischer) „Regeln“ bei der Einstufung einer Person, wird es immer wieder geschehen, dass wir an die Falschen geraten und dadurch die Gesellschaft eines fröhlichen Menschen entbehren müssen. Ein anderer schwerer Fehler bei der Einordnung beruht auf unseren eigenen Schwächen. Vielleicht verhalten wir uns im Zweifelsfall einem andern gegenüber zu großzügig, wenn gleich wir es eigentlich besser wissen sollten.
Diese Großzügigkeit ist fehl am Platze, denn wir helfen dem Betreffenden dadurch nicht. Helfen können wir ihm bloß, wenn wir ihn richtig einschätzen. (Und uns selbst ersparen wir möglicherweise manche Enttäuschung.
Zusammenfassung
Gleichgültig, wie begabt er sein mag: kein apathischer Mensch vermag mehr zu sein als ein Imitator jener lebenssprühenden Menschen, die auf den höheren Stufen anzutreffen sind.