Kunststoff, der sich mit Milliarden Jahre alten Felsen verbindet. Ansammlungen von schwimmendem Müll im Meer, die Tiere mit Inseln verwechseln.
Der Mensch verändert den Planeten und schafft mit Abfall neue geologische Strukturen.Gerodete Wälder, künstlich gestaute Seen, Tonnen von Asphalt: Dass wir Menschen den Planeten verändern, ist nicht neu. Nun finden sich jedoch immer mehr Belege dafür, dass wir auch dauerhaft in die Geologie der Erde eingreifen – mit unserem Müll. Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich dieser unwiderruflich mit Gestein verbindet.
So fand ein internationales Forschungsteam in einem Bach in China Felssteine, die chemisch mit Mikroplastik verschmolzen sind – eine irreversible Reaktion, durch die eine neue Art von Kunststoff entsteht. In insgesamt vier Proben wurden solche Verbindungen nachgewiesen. Die zugehörige Studie unter Leitung der Tsinghua Universität, Peking, wurde in der Fachpublikation Environmental Science and Technology veröffentlicht.
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Felsen aus PlastikAuch die brasilianische Forscherin Fernanda Avelar Santos, Geologin an der Federal University of Paraná, entdeckte Plastikgestein: auf der einsamen Insel Trindade. Felsen, die blau-grün leuchten, weil das über Millionen Jahre entstandene Gestein sich mit angeschwemmtem Plastik verklumpt hatte. Das Eiland liegt im Atlantik, rund 1.200 Kilometer von der Küste Brasiliens entfernt. Nur Forschende und das Militär schauen hier ab und an vorbei. Trotzdem ist die Insel so verdreckt von Plastikmüll, dass sich neue „Felsformationen“ gebildet haben.
Das Plastik stammt größtenteils von Fischernetzen. Avelar Santos und ihr Team fanden unter anderem eine Art Plastikfelsen, die sie und als Plastistone benannten – es sind die ersten untersuchten Felsen, die fast ausschließlich aus Plastik bestehen. Die Studie zu den Plastikfelsen erschien 2022 im Marine Pollution Bulletin.
Menschliche Eingriffe seien heute so allgegenwärtig, dass man sich fragen müsse: „Was ist eigentlich noch wirklich natürlich?”, schreibt Santos. Die Meeresverschmutzung führe zu einem Paradigmenwechsel bei der Vorstellung davon, wie Gesteine und Sedimentablagerungen entstehen.
Anthropozän: Das Plastik-Zeitalter ist da
Wissenschaftler sagen schon seit einigen Jahren, dass wir uns am Beginn einer neuen Epoche befinden: dem Anthropozän – dem Zeitalter des Menschen. Nachweisbar ist das anhand einer weltweit einheitlichen Bodenschicht. „Die Menschheit hat mehr als die Hälfte des Bodens an Land verändert", schrieb Geofoscher Mark Williams von der University of Leicester bereits vor knapp einem Jahrzehnt im Fachblatt The Anthropocene. Straßen, Steinbrüche und landwirtschaftliche Flächen hätten den natürlichen Bewuchs verdrängt.
Mit Plastik verschmolzenes Gestein ist für die Wissenschaft nun ein endgültiger Beweis für dieses neue Zeitalter.
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Plastik als LebensraumEs braucht jedoch nicht immer Steine für nachhaltige Veränderung unserer Erde: Im Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii fanden Forschende Krustentiere, die sich auf Inseln aus schwimmendem Plastikmüll angesiedelt haben. Ihre Studie, die in der Zeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht wurde, beschreibt eine neue, im Meer lebende Gemeinschaft verschiedenster Spezies von Krebstieren bis Seeanemonen.
Insgesamt 37 wirbellose Arten stellten die Forschenden auf den Abfällen fest. Sie ernähren sich von dem Schleim aus Bakterien und Algen, der den Müll bedeckt. Die Tiere stammen ursprünglich aus Küstengebieten in Japan oder anderen weiter entfernten Ländern und sind im offenen Meer eigentlich nicht zu finden. Nun bevölkern sie menschengemachte Inseln.
📍Besonders gefährlich sind die teilweise mikroskopisch kleinen Plastikteilchen im Größenbereich von unter fünf Millimetern, sogenanntes Mikroplastik. Viele Sorten sind nicht oder nur schwer biologisch abbaubar und Kläranlagen sind nicht in der Lage, Mikroplastik komplett herauszufiltern.📍
Mikroplastik zieht Umweltgifte an, wird von Meeresorganismen gefressen und ist nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen. An dem Mikroplastik mit seiner relativ großen Oberfläche reichern sich zahlreiche Umweltgifte aus den Gewässern an, z. B. Schwermetalle und schwer abbaubare Schadstoffe (POPs) wie PCBs, DDT und andere Pestizide oder Nonylphenol.
Das meiste Mikroplastik entsteht beim mechanischen Abrieb von Reifen. In Kosmetikartikeln wie Duschgel, Shampoo, Seife, Creme, Peeling und Lotion setzen viele Hersteller Mikroplastik ein. Die Produkte erhalten dadurch bestimmte Eigenschaften. Beispiele: Im Peeling wirkt Mikroplastik als Schleifmittel.
Neue Studien zeigen: Kleinste Plastikpartikel lagern sich sogar in unserem Blut und Magen ab. Und zwar nicht zu knapp. Riesige Teppiche aus Plastikabfällen, die irgendwo im Meer treiben - es gibt kaum ein klareres Sinnbild dafür, wie wir Menschen unseren Planeten zumüllen.
Bei Kontakt mit Mikroplastik produzieren sie außerdem Botenstoffe. Diese vermehrt vorhandenen Botenstoffe führen zu einer Bindung von Immunzellen an die Endothelzellen und somit zu einer Entzündung. Andauernde Gefäßentzündungen können zu Arteriosklerose und letztlich auch zu einem Herzinfarkt führen.
📍Mikroplastik befindet sich im Klärschlamm – ganz einfach, weil die Kläranlagen ihren Job machen und mit speziellen Zyklonfiltern und Zentrifugalkraft 99 Prozent der kleinen Partikel aus unserem Trinkwasser lösen. Aus diesem Grund ist unser Trinkwasser von sehr hoher Qualität und weitestgehend frei von den kleinen Plastikpartikeln. Der Klärschlamm ist allerdings voll davon. Und so kann über diesen Klärschlamm Mikroplastik im Dünger auch auf unsere Felder und auf diesem Weg in unsere Böden gelangen. Und von da aus wird es durch Hochwasser in unsere Meere und Flüsse geschwemmt.
Forschende aus Manchester haben etwa zehn Flüsse untersucht und in jedem davon Mikroplastik in Sediment- und Bodenproben gefunden. Mehr als eine halbe Millionen Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett konnten sie nachweisen. In einer anderen Untersuchung haben Forschende festgestellt, dass in der Donau stellenweise mehr Plastikpartikel als Fischlarven treiben. Schätzungen zufolge befanden sich in dem Fluss durchschnittlich 317 Plastikpartikel und nur 275 Fischlarven in 1000 Kubikmetern Wasser.
An Land ist das Problem sogar noch gravierender: Je nach Umgebung gab es hier das 4- bis 23-Fache der Menge an Mikroplastik, die sich in Ozeanen finden lässt. Mikroplastik gelangt also durch die industrielle Nutzung in die Umwelt, aber auch durch die Verbraucher.
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Achtlos weggeworfene Verpackungen aus Plastik verrotten nicht. Durch Alterungs- und Zerfallsprozesse entsteht Mikroplastik.Und auch über die Luft kann es sich dann verteilen. Forschende vermuten, dass Mikroplastik in der Atmosphäre schwebt und sich durch Regentropfen oder Schneeflocken auf dem Erdboden verteilen kann. Eine Studie liefert nun Beweise: Forschende des Alfred-Wegener Instituts haben erstmals Mikroplastik in Schneeproben nachgewiesen. Die Studie bezieht sich auf die Arktis – ein Lebensraum, der vergleichsweise sehr dünn besiedelt ist, aber ähnliche Verschmutzungsgrade aufweist wie dicht besiedelte Regionen dieser Welt.
Ein Grund dafür sind die Flüsse: "Der Arktische Ozean macht zwar nur rund 1 Prozent des Gesamtvolumens der Weltmeere aus, erhält aber mehr als 10 Prozent des globalen Wasserzustroms durch Flüsse, die unter anderem aus Sibirien Plastik ins Meer spülen", heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Eine weitere Eintragsquelle ist die Fischerei. Besonders Netze und Seile, die von den Fischenden im Meer entsorgt werden, sind dabei ein sehr großes Problem.
Mikroplastik kann nicht nur übers Wasser verteilt werden, sondern auch über die Luft: Weil sie so klein und leicht wie Staub sind, können sie vom Wind hinweggetragen werden – besonders in Form von Fasern schweben sie gut.
In Spitzbergen sammelten Wissenschaftler:innen Proben des sogenannten Fall-Outs – also der Partikel, die sich aus der Luft niederschlagen. Auf einer Eisscholle fanden sie 14.400 Partikel pro Liter. Dieser besonders hohe Wert fand sich allerdings in nur einer einzigen Probe, die anderen lagen bei unter 1.000 Partikeln pro Liter.
Wie viel Plastik durch die Luft übertragen werden kann, lässt sich noch nicht sagen. Es hängt stark von den Luftströmen ab, die beim Schneefall geherrscht haben: Ob sie sauber oder dreckig waren. Doch um genauere Aussagen treffen zu können, brauchen die Forschenden weitere Daten.
📍Mikroplastik steckt in vielen Produkten des täglichen Lebens: Feinplauschige Fleecestoffe sind im Prinzip nichts anderes als weiterentwickelte Polyesterfasern. Auch Putzlappen und Schwämme bestehen aus hochentwickelten Plastikfasern. Beim Schrubben lösen sich kleine Partikel ab, die dann in den Ausguss gespült werden.
Flüssigwaschmittel erhalten ihre Konsistenz ebenfalls durch die Zugabe von Kunststoffteilchen, Polyethylen. Dieser kostengünstige und vielfach einsetzbare Stoff ist auch in Kosmetikprodukten zu finden, weil er sich eben zum Binden von Flüssigkeit eignet. Auch in Peelings kommt Polyethylen vor, weil sich die kleinen Partikel als Schleifmittel eignen, um alte Hautschüppchen herunter zu reiben.
Forschende der Universität Münster konnten in einer Studie ebenfalls nachweisen, dass in Flaschenwasser Mikropartikel aus Plastik stecken. In allen 38 untersuchten Mineralwässern fanden die Forschenden Partikel aus Mikroplastik, die häufig kleiner waren als ein rotes Blutkörperchen.
In Mehrwegflaschen aus Plastik und in Glasflaschen fanden die Forschenden allerdings die meisten Teilchen, und zwar bis zu 300 Partikel pro Liter. Die Rückstände in Einweg-PET-Flaschen waren deutlich geringer, sagt Forscherin Darena Schymanski. Die Vermutung: Mehrweg-Flaschen werden bis zu 50 mal wiederverwertet. Dabei können die Innenwände aufrauen, so dass kleine Widerhaken entstehen, die dann PET-Teilchen an das Wasser abgeben. Einweg-Flaschen hingegen bestünden aus frisch aufgespritztem Plastik und hätten somit eine besonders glatte, unbenutzte Innenoberfläche, so dass sich weniger Teilchen verhakten.
Dass auch in Glasflaschen Teilchen gefunden wurden, überraschte selbst die Forschenden. Hier geht man davon aus, dass Mikropartikel durch den Reinigungsprozess ins Innere der Flasche gelangen konnten.
Über das Vorkommen von Mikroplastik in Lebensmitteln gibt es wenig gesicherte Daten. Mikropartikel konnten in einigen Fischarten nachgewiesen werden, wobei sich diese Befunde hauptsächlich auf Magen- und Darminhalte beschränken, die meistens nicht mitgegessen werden, so das Chemische Untersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe. Darüber hinaus konnte es aber auch in Salz und Muscheln nachgewiesen werden.
Es scheint aber, als wäre Mikroplastik mittlerweile überall drin. Doch das stimmt nicht ganz. Es gibt Dinge, von denen Wissenschaftler mit einer recht hohen Sicherheit behaupten, dass sie Mikroplastikfrei sind: Steine, tiefe Erdschichten, Grundwasserleitern und Pflanzen.
Forschende der Uni Amsterdam haben in einer neuen Studie erstmals festgestellt, dass Mikroplastik auch in unserem Gefäßsystem zirkuliert. Sie konnten die kleinen Plastikteilchen erstmals in menschlichem Blut nachweisen.
Die Wissenschaftler*innen haben in 17 von 22 Blutspenden von anonymen Spenderinnen und Spender Mikroplastik gefunden. Die Hälfte der Proben enthielt PET-Kunststoff, das man von herkömmlichen Plastikflaschen kennt. Ein Drittel der Blutproben erhielt Polystyrol, das in Lebensmittelverpackungen vorkommt. Und in einem Viertel fanden die niederländischen Forscher:innen Polyethylen; aus diesem Material bestehen etwa auch die Plastik-Tragetaschen, die mittlerweile in der EU verboten sind. Das sind erste, ganz klare Hinweise, dass wir Polymerpartikel in unserem Blut haben.
Forschende des Umweltbundesamts befürchten zudem, dass sich kleinste Plastikpartikel, die wir mit dem Flaschenwasser (oder anderen Lebensmitteln) aufnehmen, in unserem Gewebe anreichern könnten.
Richtig ist aber auch: Wir haben natürliche Mechanismen, um solche Partikel abzuwehren, etwa Schleimhäute in Mund, Nase, Rachen und Darm. So schützen wir uns beispielsweise vor Sandkörnern, die wir versehentlich verschlucken.
Da Mikroplastik aber eine andere Zusammensetzung hat, könnte es trotzdem passieren, dass es sich im Körper einlagert und Entzündungen in Darm- oder Lebergewebe auslöst oder sogar Krebs begünstigt. Stichhaltige Beweise für diese Theorie gibt es jedoch noch nicht.
Beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin geht man aber davon aus, dass Mikroplastik-Partikel, deren Durchmesser größer als zwei Mikrometer ist, weder über den Darm noch über die Blut-Hirn-Schranke aufgenommen werden können. Die Blut-Hirn-Schranke ist die Grenze zwischen Blut und dem zentralen Nervensystem. Durch die Zellen, die außen an der Gefäßwand liegen, können nur bestimmte Stoffe ins Gehirn eindringen. Dadurch wird das Gehirn vor schädlichen Stoffen zum Beispiel vor Giften oder Krankheitserregern geschützt.
Wissenschaftlich kann aktuell nicht belegt werden, dass diese winzig kleinen Partikel diese Barriere überwinden können. Zwei Mikrometer sind schon sehr klein. Zum Vergleich: Ein feines Sandkorn sagt man: ist 90 Mikrometer groß bzw. klein.
Es gibt auch Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen und die darauf hindeuten, dass der Übertritt über die Blut-Hirn-Schranke möglich sei. Beim BfR heißt es dazu, es gebe immer wieder Studien zu diesem Thema mit ungenauer Dokumentation oder mit schwer nachvollziehbaren Versuchsbedingungen. Eine wissenschaftliche Auswertung oder Einordnung sei da teilweise kaum möglich. Das könne zum Beispiel bedeuten: Die Partikelkonzentration sei höher als in realistischen Szenarien. Unter diesen Umständen müsse man mit den Forschungsergebnissen ganz besonders vorsichtig sein. Deswegen braucht es schlichtweg noch mehr empirische Forschung, besonders im Bereich der Partikel im Nanometerbereich.
Plastikpartikel im Nanometerbereich, die kleiner als klein sind, sind selbst für die Forschenden noch eine "Black-Box". Das heißt: es gibt zwar Vermutungen, aber noch keine empirischen, also nachvollziehbaren Daten, was diese in unserem Körper anrichten.
Hinzu kommt: Es ist sehr schwer, mit derart kleinen Teilchen zu forschen. Nanometer, das ist eine unvorstellbar kleine Messeinheit. Ein Nanopartikel verhält sich zur Größe eines Fußballs etwa so wie ein Fußball zur Größe unseres gesamten Erdballs.
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Wie gefährlich ist Mikroplastik für uns eigentlich?Zu dieser Fragestellung gibt es kaum eindeutige Studien, weil die Langzeitfolgen auf unseren Körper bisher nicht untersucht worden sind. Wichtig sind vor allem Studien, die sich mit den Auswirkungen auf den menschlichen Körper von Mikroplastikpartikeln im unteren Mikrometerbereich beschäftigen.
Die niederländischen Forschenden, die in ihrer aktuellen Studie Mikroplastik im Blut entdeckten, äußern diesbezüglich zumindest Befürchtungen: Die Partikel könnten durch den Körper wandern – sich in Organen festsetzen und in Immunzellen vordringen oder sich an Eiweiße und Fette im Körper heften. Hierzu fehlt es bisher aber noch an Forschung und Evidenz.
Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) geht davon aus, dass Mikroplastik zum Beispiel aus Kosmetikprodukten uns eher nicht schadet, da die in diesen Produkten verwendeten Partikel größer als ein Mikrometer sind: "Bei dieser Partikelgröße ist bei vorhersehbarem Gebrauch der Produkte eine Aufnahme über die gesunde und intakte Haut nicht zu erwarten".
Sollten Teile davon verschluckt werden, so werden diese größtenteils über den Stuhl wieder ausgeschieden. Dass sich gesundheitlich relevante Mengen Ethylen aus den Polyethylen-Mikrokunststoffpartikeln (etwa aus Peelings) im Magen-Darm-Trakt freisetzen, ist aus Sicht des BfR unwahrscheinlich.
Auch die World Health Organization (WHO) kommt zu dem Ergebnis: Wir brauchen noch viel mehr Studien, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Mikroplastiks beschäftigen.
Nach allen aktuell verfügbaren Informationen gehe von der derzeitigen Mirkoplastik-Konzentration in Trinkwasser allerdings auch keine Gefahr aus, erklärte die WHO-Expertin Maria Neira im August 2019. Verbraucher könnten relativ beruhigt sein.
Die Aufnahme von Mikroplastik in den menschlichen Körper oberhalb einer Größe von 150 Mikrometern sei unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht der WHO. Zudem gebe es Mechanismen im Körper, die dafür sorgen, dass auch kleinere Partikel vom Körper wieder ausgeschieden werden.
📍"Gesunde Haut oder Schleimhaut stellt tatsächlich eine recht effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen dar", sagt Hanns Moshammer, Fachgebietsleiter Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health von der Medizinischen Universität Wien: "Forschungsbedarf besteht noch zum Barriereverhalten von erkrankter Haut oder Schleimhaut – zum Beispiel nach Verletzungen und Entzündungen."
Als Mikroplastik gelten Kunststoffteilchen, die bis zu 5 Millimeter gross sind, als Untergrenze gelten oft 100 Nanometer (nm) – das entspricht dem grössten Partikel, das noch durch eine medizinische Maske passt – oder 1 Mikrometer (μm) – die Grösse eines kleinen Bakteriums. Es gibt auch noch kleinere Teile, die heissen dann Nanoplastik.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Mikroplastik: Mikroplastik, das gezielt hergestellt und eingesetzt wird. Dazu gehören etwa kleine Kügelchen, die in Kosmetika oder Waschmitteln einen Reibeffekt erzielen sollen, oder auch das Pulver, das einem 3-D-Drucker als Ausgangsmaterial dient.
Mikroplastik, das während der Nutzung freigesetzt wird. Dazu gehören der Abrieb von Reifen und Schuhsohlen, das Waschen von Kleidung oder die Verwitterung von Farben und Anstrichen.
Mikroplastik, das durch den Zerfall grösserer Gegenstände entsteht. Dazu gehören die in die Landschaft geworfene Plastikflasche oder die Folie vom Schokoriegel, die durch Einwirkung von Sonnenlicht, Feuchtigkeit oder Salzwasser mit der Zeit in immer kleinere Teilchen fragmentiert wird.
Insgesamt entstehen pro Jahr Tonnen der ersten beiden Arten, wie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik schätzt, pro Kopf 4 Kilogramm. Und das meiste davon gelangt in die Umwelt: 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik sollen es laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) weltweit sein, etwa 1,5 Millionen Tonnen davon landen im Meer.
Die Quellen, die mitunter die meiste Aufmerksamkeit bekommen, sind nicht unbedingt die wichtigsten – aber sie sind wohl die, die sich am einfachsten eindämmen liessen: Textilien aus Polyester, Nylon oder Elasthan verlieren Fasern. Zum einen tun sie das beim Tragen – auch die Fleecejacke aus rezyklierten PET-Flaschen und die wasserabweisende Trekkinghose hinterlassen in der Natur Spuren in Form kleiner Plastikteile. Zum anderen lösen sich die winzigen Plastikfasern beim Waschen. Spezielle Beutel, in denen die Kleidungsstücke gewaschen werden und die die Fasern auffangen sollen, sind weniger effizient als Filter an der Waschmaschine. Einzelne Hersteller bieten bereits Geräte mit solchen Filtern an; ältere Maschinen lassen sich nachrüsten. Laut der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) filtern auch Kläranlagen einen grossen Teil des Mikroplastiks aus dem Abwasser.
Die grösste Einzelquelle von Mikroplastik sind Autoreifen: Bei der Fahrt werden Gummipartikel abgerieben, jeder Reifen verliert so laut dem deutschen Autoklub ADAC 120 Gramm Material pro 1000 Kilometer. In der Schweiz entstehen jedes Jahr 10 400 Tonnen Reifenabrieb, in Deutschland schwanken die Schätzungen, das Fraunhofer-Institut geht von 150 000 Tonnen aus.
Bei den wichtigsten Quellen unterscheiden sich die Schweiz und Deutschland nur in der Grössenordnung.
2019 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen vielbeachteten Bericht zu Mikroplastik im Trinkwasser. Er wurde als Entwarnung gewertet: Die WHO schrieb, die wenigen vorliegenden verlässlichen Informationen gäben keinen Grund zur Besorgnis. Gleichzeitig betonte sie, dass sehr viel mehr Forschung in diesem Bereich nötig sei.
Die im Trinkwasser enthaltene Menge ist zudem nicht überall gleich. Im Kanton Zürich hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) das Grund- und Trinkwasser vor einigen Jahren analysiert und kein Mikroplastik gefunden.
Schon länger bekannt ist, dass in vielen Nahrungsmitteln Mikroplastik enthalten ist: in Gemüse, in Salz, in Kuhmilch, in Bier, in Honig, in Flaschenwasser. In Meerestieren wie Fischen und Garnelen sammelt sich das Mikroplastik laut bisherigen Erkenntnissen vor allem in unverzehrbaren Körperteilen.
Auch die Verpackung spielt offenbar eine Rolle. Sogar Wasser in Glasflaschen enthält Mikroplastik, möglicherweise aus dem Deckel. In Plastikflaschen ist der Gehalt deutlich höher. Wer einem Baby Formulamilch im Plastikfläschchen reicht, serviert mehrere hunderttausend Kunststoffteilchen gleich mit, die sich beim Schütteln aus der Flasche lösen.
Und eine Wissenschafterin der Universität Portsmouth in England wies kürzlich nach, dass man mit einer Mahlzeit, die aus unverpackten Lebensmitteln zubereitet wurde, 55 000 Plastikteilchen isst. Sind die einzelnen Bestandteile der Mahlzeit in Plastik verpackt, sind es 230 000 Teilchen. Wenn man ein ganzes Jahr lang jeden Tag eine solche Mahlzeit esse, nehme man 10 Gramm Plastik zu sich – so viel wie zwei Plastiktüten.
Gemäss allen vorliegenden Erkenntnissen sind die Miniteilchen für kein Lebewesen akut lebensgefährlich. Doch sie können durchaus giftig und sogar tödlich sein. Genauso wie eine Schildkröte verhungert, weil ihr Magen voller Plastiktüten, Stücken von Fischernetzen und Teilen von Plastikflaschen ist, so sterben auch kleine Krebse oder Wasserschnecken, wenn ihr Magen-Darm-Trakt mit Mikroplastik verstopft ist.
Zudem kann Mikroplastik das Wachstum und die Fortpflanzung von Wassertieren beeinträchtigen. Die Teilchen können bei ihnen Entzündungen verursachen oder das Erbgut schädigen. Bei Labormäusen, deren Futter oder Trinkwasser mit kleinsten Styroporkügelchen vermischt war, veränderten sich die Zusammensetzung der Darmbakterien und der Stoffwechsel der Leber.
Nahmen Mäusemütter die Partikel während der Schwangerschaft auf, waren die Nachkommen leichter und hatten einen veränderten Fettstoffwechsel im Vergleich zu anderen Mäusejungen. Ratten wiesen nach einer solchen «Ernährung» Anomalien an den Fortpflanzungsorganen auf. Doch es ist unklar, ob all diese Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar sind.
Es ist dessen ungeachtet möglich, dass Mikroplastik langfristig auch uns Menschen schadet. Doch derzeit kann man das nicht sagen. Denn Mikroplastik liegt in so vielen unterschiedlichen Formen und chemischen Zusammensetzungen vor, dass es eine wahre Herkulesaufgabe wäre, alle Varianten auszutesten. Derzeit gehen die Wissenschafter davon aus, dass vor allem die Anwesenheit der Miniteilchen im Körper problematisch sein könnte.
Ein denkbarer Schaden ist, dass Zellen, beladen mit Plastikteilchen, nicht mehr richtig funktionieren. Dies wurde zum Beispiel bei menschlichen Immunzellen beobachtet, die in der Petrischale mit kleinsten Styroporkügelchen «gefüttert» worden waren. Es könnte auch sein, dass Mikroplastik, das sich in Organen ablagert, zu chronischen Entzündungen führt.
Manche Experten halten das Mikroplastik in der Lunge für problematischer als jenes im Verdauungstrakt. Denn vom Darm gelange so wenig Material ins Innere des Körpers, dass dies kaum eine Gefahr darstelle, heisst es. Kleben Miniteilchen an der Darmwand, werden sie innerhalb weniger Tage ebenfalls ausgeschieden, weil sich die Zellschicht der Darmwand alle drei Tage erneuert. Doch so eine effiziente Selbstreinigung gibt es in der Lunge nicht.
Dass kleine Fremdstoffe in der Lunge grossen Schaden anrichten können, das weiss man auch von sogenannt natürlichen Partikeln wie Feinstaub. Dieser kann im Laufe der Jahre lokale Entzündungen und in der Folge Atemwegserkrankungen, Schäden im Herz-Kreislauf-System oder Krebs auslösen.
Derzeit scheine es so, als ob die Auswirkungen von Mikroplastik auf uns Menschen nicht sehr weitgehend seien, schreibt die Arbeitsgruppe um Albert Koelmans von der Universität in Wageningen in einer Übersichtsarbeit. Doch die meisten Experten seien sich einig: Die Frage sei nicht, ob, sondern nur, wann die negativen Effekte spürbar würden.
https://de.wikipedia.org/wiki/MikroplastikUnter Mikroplastik versteht man winzige Kunststoffpartikel mit einer Größe von weniger als 5 Millimetern. Diese Partikel sind häufig das Ergebnis der Zersetzung oder Fragmentierung größerer Kunststoffgegenstände wie Flaschen, Beutel oder Verpackungsmaterialien. Sie können auch gezielt für bestimmte Zwecke hergestellt werden, etwa in Kosmetika oder Reinigungsmitteln.
Mikroplastik ist ein erhebliches Umweltproblem, da es in verschiedenen Ökosystemen weit verbreitet ist, darunter Ozeane, Flüsse, Böden und sogar die Luft, die wir atmen. Es stellt eine Gefahr für Wildtiere, Meeresorganismen und möglicherweise die menschliche Gesundheit dar. Hier sind einige wichtige Punkte zur Mikroplastik:
Quellen von Mikroplastik: Zu den Hauptquellen von Mikroplastik gehört die Fragmentierung größerer Kunststoffgegenstände durch Witterungseinflüsse, Erosion und mechanische Prozesse. Darüber hinaus enthalten bestimmte Körperpflegeprodukte wie Peelings, Zahnpasta und Kosmetika Mikrokügelchen oder Mikroplastikbestandteile, die direkt zu ihrer Freisetzung in die Umwelt beitragen können.
Auswirkungen auf die Umwelt: Mikroplastik kann in die Nahrungskette gelangen, wenn Wasserorganismen es aufnehmen, was zu einer möglichen Bioakkumulation und Biomagnifikation führen kann. Es kann Meereslebewesen, Vögeln und anderen Wildtieren schaden und zu körperlichen Verletzungen, inneren Schäden und sogar zum Tod führen. Die langfristigen Auswirkungen auf Ökosysteme werden noch untersucht, es besteht jedoch wachsende Besorgnis über die möglichen ökologischen Folgen.
Bedenken hinsichtlich der menschlichen Gesundheit: Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit sind noch nicht vollständig geklärt. Während einige Studien auf die Möglichkeit der Aufnahme von Mikroplastik über Nahrung und Wasser sowie das Einatmen von Partikeln in der Luft hinweisen, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um das Ausmaß der mit der Mikroplastik-Exposition verbundenen Gesundheitsrisiken zu ermitteln.
Schadensbegrenzung und Prävention: Es werden Anstrengungen unternommen, um die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren. Viele Länder haben Vorschriften erlassen, um die Verwendung von Mikrokügelchen in Körperpflegeprodukten zu verbieten oder einzuschränken. Darüber hinaus sind Abfallmanagementstrategien, Recyclinginitiativen und öffentliche Sensibilisierungskampagnen von entscheidender Bedeutung, um das Problem anzugehen.
Forschung und Überwachung: Wissenschaftler und Forscher untersuchen aktiv die Quellen, Verbreitung und Auswirkungen von Mikroplastik. Es werden Überwachungsprogramme entwickelt, um das Ausmaß der Kontamination zu beurteilen und Trends im Zeitverlauf zu verfolgen. Dieses Wissen ist für eine wirksame Politikgestaltung und die Umsetzung von Strategien zur Minimierung der Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt von entscheidender Bedeutung.
Es ist wichtig, dass Einzelpersonen auf ihren Plastikverbrauch achten, ordnungsgemäß recyceln und Initiativen unterstützen, die darauf abzielen, die Plastikverschmutzung zu reduzieren, um das Problem von Mikroplastik anzugehen und die Umwelt zu schützen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikroplastik
Unter Nanoplastik versteht man noch kleinere Kunststoffpartikel mit einer Größe von weniger als 100 Nanometern (0,1 Mikrometer). Sie entstehen durch den weiteren Abbau größerer Kunststoffabfälle oder können für bestimmte Anwendungen gezielt im Nanomaßstab hergestellt werden. Nanoplastik ist ein aufstrebendes Forschungsgebiet, das aufgrund seiner potenziellen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zunehmend Anlass zur Sorge gibt.
Hier sind einige wichtige Punkte zum Thema Nanoplastik:
Größe und Eigenschaften: Nanoplastik-Partikel sind extrem klein und normalerweise für das bloße Auge unsichtbar. Sie können unterschiedliche Formen und Zusammensetzungen haben, einschließlich Fragmenten, Fasern oder Nanopartikeln. Aufgrund ihrer geringen Größe verfügen sie im Verhältnis zu ihrem Volumen über eine große Oberfläche, was ihr Verhalten und ihre Interaktionen mit Organismen und der Umwelt beeinflussen kann.
Quellen von Nanoplastik: Nanoplastik kann durch den Abbau größerer Kunststoffgegenstände, einschließlich Mikroplastik, durch Prozesse wie Witterungseinflüsse, UV-Strahlung oder mechanische Kräfte entstehen. Darüber hinaus können bestimmte industrielle Prozesse, wie die Herstellung von Nanopartikeln oder die Verwendung von Nanokompositen auf Kunststoffbasis, Nanoplastik direkt in die Umwelt freisetzen.
Umweltbedenken: Aufgrund seiner geringen Größe kann Nanoplastik leicht durch Luft und Wasser transportiert werden, was möglicherweise zu einer weit verbreiteten Kontamination führt. Sein Vorkommen in verschiedenen Ökosystemen, einschließlich Ozeanen, Süßwassersystemen und Böden, gibt Anlass zur Sorge hinsichtlich seiner Auswirkungen auf Organismen und ökologische Prozesse. Das Ausmaß dieser Auswirkungen wird jedoch noch untersucht, und es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um das Verhalten und die Auswirkungen von Nanoplastik in verschiedenen Umgebungen zu verstehen.
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit: Die potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Nanoplastik sind noch nicht vollständig geklärt. Einige Studien deuten darauf hin, dass Nanoplastikpartikel möglicherweise biologische Barrieren wie Zellmembranen überwinden und sich möglicherweise in Geweben oder Organen ansammeln könnten. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um das Ausmaß der Exposition, Aufnahme und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen des Menschen zu bestimmen.
Forschung und Vorschriften: Angesichts der relativ neuen Erkenntnis, dass Nanoplastik eine eigenständige Form der Plastikverschmutzung ist, werden derzeit Forschungsbemühungen unternommen, um seine Quellen, sein Schicksal, sein Verhalten und seine Auswirkungen besser zu verstehen. Es werden auch regulatorische Rahmenbedingungen entwickelt, um Nanoplastik in bestimmten Anwendungen wie Konsumgütern oder industriellen Prozessen zu berücksichtigen und dabei potenzielle Risiken zu berücksichtigen und die Freisetzung in die Umwelt zu minimieren.
Wie bei Mikroplastik sind die Reduzierung des Plastikverbrauchs, eine ordnungsgemäße Abfallbewirtschaftung und die Unterstützung von Initiativen zur Reduzierung der Plastikverschmutzung von entscheidender Bedeutung, um die Freisetzung von Nanoplastik in die Umwelt einzudämmen. Kontinuierliche Forschungs- und Überwachungsbemühungen sind von entscheidender Bedeutung für die Festlegung von Richtlinien und Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verschmutzung durch Nanoplastik. https://de.wikipedia.org/wiki/Nanoplastik