Autor Thema: 🌻 MISS SAIGON  (Gelesen 12099 mal)

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Online ★ Ronald Johannes deClaire Schwab

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🌻 MISS SAIGON
« am: 05. Februar 2021, 20:22:27 »
Libretto

Zitat
Libretto
Li·b·ret·to
/Librétto/
Aussprache lernen
Substantiv, Neutrum [das]
    Text[buch] von Opern, Operetten, Oratorien o. Ä.
Zitat
Das Libretto ist der Text einer Oper, eines Oratoriums, einer Operette, eines Musicals oder einer Kantate; im weiteren Sinne werden auch Szenarien für Ballett und Pantomimen gelegentlich als Libretti bezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Libretto

1. Akt

Saigon - April anno

1. Ouverture/ Backstage Saigon

Ein Freitagabend im annoApril.

Die Garderobe eines Nachtclubs in Saigon.
Vietnamesische Bar Mädchen - schlüpfen in ihre Kostüme.



Der Chef-im-Ring, Besitzer des Clubs, tritt mit einem siebzehnjährigen Mädchen , KIM, ein.)
Mädchen :
Eine von uns wird Miss Saigon
Engineer:
Ich hab's erzählt, man weiß davon!
Gigi:
Kein Schwanz mehr da, wo soll man ran?
Engineer:
Halt's Maul und zieh die Hot Pants an.
Gigi:
Täglich verschwinden mehr GI's!
Engineer:
Noch gibt's genug und sie sind heiß.
Mädchen :
Der Chef-im-Ring bestimmt den Preis.
Engineer:
Schaut her!
Die hier ist neu,
zieht sie schön an.
Unschuld vom Lande - unberührt!
Gigi (zu Kim):
Gib bloß nicht so als Jungfrau an!
Mädchen :
Du bist mein erster weißer Mann ...
Engineer:
Allez, Allez, Allez!
Faulenzen zahl ich nicht!
Los, bewegt euren Arsch - bald ist sowieso Schicht!
Mädchen :
Heut' nacht werd' ich die Miss Saigon!
Engineer:
Das letzte Aufgebot für Saigon ist bestellt.
Mädchen :
Heut' nacht werd' ich die Miss Saigon!
Engineer:
Furchtbar, wie jede Nacht der Wert ihrer Hintern fällt.
Ich brauch' ein Visum jetzt - das heißt ich brauche Geld.
Wen haben wir denn hier
Seht, was ich organisier!
Es ist wie damals, ihr gierigen Teens!
Mädchen :
Na klar!
Engineer:
Schaut mal, wer da ist! Ein Haufen Marines.
Mädchen :
Echt wahr?
Engineer:
Der Wettbewerb hat nen tieferen Zweck!
Mädchen :
Yes, Sir!
Engineer:
Einer von denen nimmt euch ins Gepäck!

(wendet sich zu KIM, die das weiße Kleid angelegt hat)

Was willst du in dem Kleid?
Halt mal, das wär gescheit. - Ich hab's!
Dies Hochzeitskleid macht sie bildschön ...
Die Augenlieder tief beim Gehen!
Wie sie auf junges Frischfleisch stehen ...
Allez! Allez! Allez!
Bringt euren Balzgesang!
Macht die Show nicht zu lang!
Voilà! Bühne frei! Willkommen im ... Dreamland!

2. Saigon du fieberst im Licht

(Die Mädchen  betreten den Club. \"Dreamland\" ist ein Lokal voller amerikanischer Marines, Zivilisten und südvietnamesischer

Offiziere. Die Mädchen  stolzieren herum und animieren die Menge, Tombolatickets zu kaufen: Die Gewinnerin des

"Schönheitswettbewerbs\" wird der Preis sein)

Amerikaner und Vietnamesen:

Saigon Du fieberst im Licht,
die Girls sind höllisch und heiß.
Eine der Schlitze
Wird gleich Miss Saigon -
Gott, hier stinkt es nach Spaß
Ganz zu schweigen vom Schweiß.
Saigon du fieberst im Licht.
Ist draußen Krieg oder nicht?
Ich sage nicht was ich weiß.

Engineer:
Ah! Monsieur Chris, Monsieur John!
Gewinnen Sie Miss Saigon!

John:
Mein Freund gehört flachgelegt.
Wär' das kein Souvenir?

Chris:
Ich mag dich, Mann
Doch dein Scheißdreck, der steht mir bis hier!

John, Chris, Engineer:
Saigon du fieberst im Licht ...

John:
... Doch bald schon machen wir dicht,
komm her ich kauf' Dir ne Frau.

Chris:
Kauf' mir lieber ein Bier.

Engineer (gesprochen):
\"Showtime\"!

(CHRIS und JOHN betreten den Club. Die Mädchen  lösen sich von den Männern und begeben sich auf die Bühne)

Mimi:
Hier mein Bikini - wie prall der mir sitzt!

Yvette:
Wie der im Schenkel schön kneift, wo es schwitzt!
Ein Blich von hinten und ihr geifert erhitzt!

Yvonne:
Ich zeig' euch (Hier gibt es)
Trophäen für Air Force und Heer

Mimi:
Marines, ich zeig euch noch mehr!

Amerikaner:
Dich nehm ich ordentlich her!
Saigon du fieberst im Licht,
erzähl mir nicht ich muß raus,
dieser Dreck ist vorbei,
heut abend tob ich mich aus,
hab ich einen Schuß frei.

Engineer (gesprochen):
Und hier ist sie ... Miss GIGI van Tranh!

Gigi:
Nimm mich als Pin-Up, ich blas dir den Marsch.
Gekreuzigt im Spind mit ner Nadel im Arsch.
Wenn Du mich kriegst, ja, dann kriegst du's X-large!
Ich setz dir die Nacht in Flammen, Chérie.

Engineer:
Kauf Tickets, jetzt oder nie!
Der Superhauptpreis ist sie!

Chris:
Fleisch ist nichts wert in Saigon.
Wie oft bin ich hier schon stoned
Mit ner Nutte erwacht.
Doch irgendwie hat mir das
Früher mehr Spaß gemacht.

(Der Chef-im-Ring schubst KIM nach vorn.)

Engineer (gesprochen):
Okay, Jungs - macht Platz für was Frisches aus dem Dschungel - KIM!

Kim:
Ich bin erst siebzehn und neu hier seit heut.
Das Dorf, wo ich herkomm - so unendlich weit.
All diese Mädchen  sind hübsch und gescheit,
doch ich weiß:
Ich hab ein Herz wie das Meer,
von tausend Träumen so schwer.

Chris:
Oh, Jesus, John, wer ist sie?

Amerikaner:
Die Schlinge würgt schon am Hals.
Ist's eine Woche? Ein Tag?
Oder wann ist hier Schluß?
Nicht mehr viel Zeit für Genuß,
einmal noch jedenfalls.

Heut' nacht versteh'n sich du und ich und ganz Saigon
Vergiß die nackte Angst, vergiß mal den Vietcong.
Mimi, Gigi, Yvette und Yvonne -
Erst mal will ich ein Bier
Und danach Miss Saigon.

(Der Chef-im-Ring führt die Wahl durch, indem er seine Hand über den Kopf jedes Mädchen s hält und den Applaus abwartet. Als

KIM bewertet wird, klatscht Chris heftig.)

Engineer:
Yvonne! Yvette! Mimi! Kim! Gigi!
Attention, s'il vous plait!
Hier ist das Resultat:
Miss Gigi van Tranh
Ist die neue Miss Saigon!

(Der Chef-im-Ring legt GIGI eine billige Tiara an, sowie ein Umhängeband mit der Aufschrift \"Miss Saigon\".)

Amerikaner:
Saigon du fieberst im Licht.
Die Dinge stehen nicht gut.
Doch diese Party stirbt lange noch nicht -
Die Abschiedsparty im Blut.

Engineer:
Und - wer kriegt sie??

(Der Chef-im-Ring hebt eine Schüssel empor; GIGI zieht ein Ticket heraus.)

Gigi:
Nummer 666

(Es ist einer der Marines. Er johlt zu seinen Freunden.)

Gigi:
Du bist Number One, Joe. Du bringst mich nach Amerika, ja?

Marine:
Mensch, laß mich in Ruhe!

Gigi:
Hilf mir bitte!

Marine:
Ich brauch Deinen Scheiß nicht.

Engineer:
Halt Dein Maul! Sonst schmeiß ich Dich raus. Ist das klar?

3. Mein Märchenfilm vom Glück

Sie sind nicht nett. Wie laut sie sind.
Beim Fluchen Mann, beim Vögeln Kind.
In ihren Herzen wird's nie warm,
doch immer spielt im Kopf, wenn ich sie fest umarm:

Mein Märchenfilm vom Glück.
Ein Traum bleibt stets zurück.
Ein Bild geht nie entzwei:
Für immer hält mich mein G.I.,
Flieh'n von hier, weit und frei.

Der Film nimmt seinen Lauf,
die Leinwand wird zur Welt:
Er bringt mich nach New York,
er gibt mir Schmuck und Geld.
Die Kinder eisbeschmiert,
ihr Lachen leicht wie Schaum!
Ein Leben wie ein Traum.

Traum -
Ich spiel in diesem Stück,
mein Märchenfilm vom Glück.

Kim:
Ich weine nicht, vergeß mich ganz.
Sie sollen trinken, wenn ich tanz.
Das bin nicht ich, die Liebe macht.
Wenn sie mir wehtun, Augen zu, und er erwacht:

Kim: Mädchen :
Sie sind nicht nett,
Wie laut sie sind.
Mein Märchenfilm vom Glück
Beim Töten Mann,
beim Sterben Kind.
Der Traum, der zu mir spricht.
Sie zahlen bar,
mit Liebe nie.
Er, der kein Blut vergießt -
Doch Nacht für Nacht
Die Melodie ...
Er kämpft nur noch um mich.
Nein er verläßt uns nicht,
und niemand kommt des Nachts,
der diesen Traum zerbricht.

Traum -
Ich spiel in diesem Stück,
im Märchenfilm vom Glück.

Alle Mädchen :
Für immer hält mich mein G.I. -
Flieh'n von hier, weit und frei.

Kim:
In eine ferne Welt,
wo nichts das Herz bedrückt.
Mein Märchenfilm vom Glück.

(Während des Liedes hat CHRIS KIM angestarrt.)

4. Der Handel

Engineer:
Hey, Mister John,
mal ganz ehrlich, wie steht's?
Wär'n Sie gern reich ...?

John:
Warum nicht? Worum geht's?

Engineer:
Ein U.S.-Visum,
das ist doch nicht viel.
Leih'n Sie mir was
Von dem Botschafts-Appeal.

John:
Da gibt's keine Chance, Freund,
du bist bekannt.
Schau, was ich will, ist die Kleine im Kleid

Engineer:
Geschmackvolle Wahl.
Ihr Name ist KIM.
Mein Star ist bereit.
Probier'n Sie sie mal.

John:
Es ist doch Chris,
der den Blues heute hat.

(Am anderen Ende des Raumes schreit ein stumpfsinnig aussehender Marine KIM an.)

Marine:
Wo bleibt denn mein Bier?

Engineer:
Sie kriegt ihn steif ---
Sie ist neu in der Stadt.
Doch warn' Sie gleich, sie hat ihren Preis.
Ich dachte an zwanzig - für so viel Glanz.
Sie ist doch noch Jungfrau. Vielleicht nicht ganz.

(JOHN nimmt Geld aus seiner Brieftasche; der Chef-im-Ring bemerkt, daß da noch mehr zu holen ist)

Engineer:
Für zwanzig mehr sind Raum und Schlüssel dabei.

(JOHN gibt ihm einen weiteren Geldschein.)

Die Menge:
Unser Champion und King
Ist und bleibt der Chef-im-Ring.

(Der Chef-im-Ring ruft KIM zu JOHN, der sie mitnimmt.)

John:
Hör auf zu sülzen,
he, white boy, bleib cool.
Vernasch die Kleine.

Chris:
John, merkst Du denn nicht:
Dies ist der Abschaum schlechthin,
und wir mittendrin.
Die Kleine hier
Macht sich für mich zu Dreck.
Sie ist nicht teurer
Als grad' ein Big Mac.
Wir sollten wirklich hier weg,
du weißt, wie ich bin.

John:
Mir kommen die Tränen
Bei so viel Stil.
Wach auf, alter Junge,
du denkst zuviel.
Uh, uh, uh,
dein Doktor John weiß,
was dich glücklich macht:
Ich schenk' sie dir, Baby,
die ganze Nacht.

Menge:
Wenn der Chef-im-Ring grient,
wirst du bestens bedient.

(Auf der anderen Seite des Raumes spricht der Chef-im-Ring mit KIM.)

Engineer:
Sieh, mein Prinzeßchen, was ich kann!
Du bist als Erste heute dran.
Schau, wie der Sergeant auf dich steht.
Du machst ihn glücklich, bis er geht.
Nenn' ihn Chris.
Kommt gut an.

Kim:
Der Marine
Will sein Bier ...

Engineer:
Wolltest Du nicht einen Job?
Jetzt nehm' ich dich beim Wort!
Zeig, was du drauf hast! Sofort!

(Er führt KIM zu CHRIS.)

5. Tanz von Kim und Chris

(Ein Marine beginnt, Saxophon zu spielen. CHRIS und KIM schicken sich an, zu tanzen. Sie tanzen. Längere Zeit reden sie kein Wort.)

Kim:
Ich heiße Kim.

(Sie bemüht sich ihren Job gut zu machen.)

Ich mag Dich Chris.

Chris (gesprochen):
Komm' mir nicht mit sowas.

Kim (gesprochen):
Was war denn falsch?

Chris (gesprochen):
Nichts. Hier, nimm das - und mach dass du wegkommst.

(Chris wendet sich von ihr ab.)

Engineer:
Was ist denn los?
Du magst sie nicht?

Chris:
Doch, sogar sehr.

Kim:
Ich mag ihn auch.

Engineer:
Dann nimm sie doch!

Kim:
Komm' mit mir mit.
Und sag' kein Wort.
Komm' mit mir fort.

(KIM führt CHRIS aus dem Club, hinein in eine kleine Kabine, in der sich nur ein Bett, ein Tisch und ein Fenster befinden, das den Blick auf die mondbeschienene Stadt freigibt.

Dort ziehen sie sich aus. Die Lichter im Raum verlöschen.)

6. Mein Gott, warum?

Kommt für Saigon nie die Schlafenszeit?
Warum verströmt sie Orangenduft?
Wie kann's mir gutgeh'n bei soviel Leid?
Wie kann sie kühl sein?
Hier steht die Luft!
Vietnam -
Die Antwort hierauf, gibst du sie?
Nur Fragen und sie enden nie.

Mein Gott, warum heut'?
Ich bin durch hier. Abschiedszeit.
Hier gibt's nichts, was mich bleiben macht -
Was schickst du mir nun diese Nacht?

Wer ist sie die hier mit mir schlich?
Zurück im Schmutz - was nur such' ich hier?
Warum bewegt ihre Stimme mich?
Schlechtes Parfum - ich bin high von ihr!
Vietnam -
Auch wenn ich nicht sehr höflich bin:
Warum macht nichts hier jemals Sinn?

Mein Gott, zeig's mir an,
daß auch ich's verstehen kann.
Ich kannte Girls, die wußten mehr -
Und bin verwirrt wie nie vorher.

Nein, Gott. Laß mich ganz.
Wie ihr helfen?
Keiner kann's.
Mir war so klar, woran ich war,
doch nun ist sie da, wenn ich fahr' ...

(CHRIS geht hinaus auf die Straße. Ein Hubschrauber fliegt über die Szenerie. CHRIS wird von Vietnamesen bedrängt, die ihn um Hilfe anflehen, das Land verlassen zu können.

Er macht sich von ihnen los.)

Chris:
Kam nach Haus ohne Sieg.
Keiner sprach mehr von Krieg.
Was das Fernseh'n auch zeigt,
hatte nichts zu tun mit Wirklichkeit.

Stieg ein zweites Mal ein.
In Saigon wird man ein Schwein.
Mittenrein ins Getümmel,
Fahrer für die Botschaft sein.

Weil hier wer sich nur'n bißchen rührt,
ein Leben wie ein König führt,
aber nur solang, wie
er nichts in sich spürt -

(CHRIS hält an und geht zurück in KIM's Zimmer.)

Warum dies Gesicht?
Soviel Schönheit - träum' ich nicht?
Hab' viel erlebt, doch mehr war's nie.
Doch nun, wenn ich geh', gibt es sie -
Nur sie!

(KIM wacht auf. Sie schauen sich an. CHRIS legt etwas Geld auf das Bett.)

7. Dies Geld ist Deins

Chris:
Dies Geld ist deins.
So nimm es doch.
Hey, willst du mehr?

Kim:
Nein, nein, ich will kein Geld dafür.

Chris:
Was ist los mit dir?

Kim:
Ich hab's noch nie getan.

Chris:
Das ist nicht wahr!

Kim:
Ich lüge nicht.

Chris:
Schau, alles hier lügt. (Jede hier lügt)
Sie (Ihr) alle wollt nur weg von hier.
Okay, du bist nicht so.
Doch ich weiß nicht, wer du bist

Kim:
Willst du hör'n, einmal mehr, wie ein Mädchen  hier lebt?
Wie man früh mich versprach meinem fremden Cousin?
Wie mein Dorf niederbrannte, sag, willst du das hör'n?
Wie die ganze Familie im Napalm verglüht?
Wie durch's Reisfeld ich flieh und in Flammen sie seh?
Wie mein Vater ein Körper war ohne Gesicht ...
Nein, mein Schmerz war viel zu schwer.
Nein, zurück schau ich nicht mehr.
Eher sterb' ich gleich!

(Sie fängt an zu weinen)

Chris:
Kann ich dich heut' noch seh'n?

Kim:
Ich bin wieder im Club,
mache \"Beaucoup Amour\" ...

Chris:
Nein, das nicht!
Würdest du gern ...?

Kim:
Was würd' ich gern ...?

Chris:
Würdest Du gern leben mit mir?
Ich fühl Dich so nah,
und endlich mag ich's hier.
Würdest du gern?

Kim:
Ja, ich würd' gern ...

Chris:
Okay, es gilt
So soll es sein.
Vergiß den Chef-im-Ring!
Hier taugt niemand was, außer Dir allein.

8. Sonne und Mond

Kim:
Du die Sonne, und ich Mond.
Dort, wo der Gott des Glücks wohnt,
stört uns die Zeit nicht.
Dunkel und Licht
Wir sind erwählt, du und ich.

Chris:
Dein Geheimnis betört mich.
In meiner Welt
Käme nichts deiner Anmut nur nah.
Was nur im Licht einer Nacht mit uns zwei'n geschah?

Kim:
Schon erhebt sich der Tag.

Chris:
Wie weich das Mondlicht fällt.

Kim:
Der Vogel spricht ...

Chris:
... im Sternenlicht.

Kim:
Wie bebe ich -

Chris:
Ich brauche Dich ...

Beide:
... wie zwei Hälften der Welt!

Kim:
Du die Sonne und ich Mond,
eins hier,
hell wird der Himmel,
wenn Liebe spricht.

Beide:
Sonne
Eins mit
Mondlicht.

Kim:
Wenn wir uns wiederseh'n, ist Vollmond.
Der Raum braucht Segen, Freunde, Luft!
Einhörner aus Papier und Duft!
Möchtest du es so?

Chris:
Einhörner?
Warum nicht?

(Die Lichter verlöschen)

9. Telefon-Song

Chris:
Hey, JOHN, bist du's, Alter?
Hör mir mal zu!
Ich kling' so anders?
Na was denkst denn du?
Die letzte Nacht war ein Leben im Paradies!

Geh', sag dem Chef, ich brauch' ein paar Tage frei!
Wir schließen uns ein - mir ist, als wär' Weihnachtszeit!
Du, ich schwör, wir bleiben im Bett zweit Tage und Nächte!

(Lichter zeigen JOHN in der Botschaft inmitten eines Chaos: Akten werden verstaut oder Schreibmaschinen verpackt usw.)

John:
Sag', Du bist sicher,
daß du noch richtig tickst?
Keiner kriegt Urlaub!
Vielleicht bleibst du zurück!
Saigon geht stündlich zu Bruch,
du gehörst jetzt hierher.
So sieht es aus.
War es nett auf dem Mond?
Draußen in der Wildnis
Ergibt sich, was lebt.
Frau'n und Zivilisten
Werden bald schon verschifft.
Furchtbar, welche Menschenschar
Am Botschaftstor klebt.
Thieu tritt zurück
Das neue Pack hält nichts aus.
Alles im Palast hofft
Auf den Schlag der GI's.
Wir entsenden gar nichts,
soviel hör' ich raus.
Kumpel, bist du da?
Ist dir klar, was das heißt?
Chris, - kipp den Honeymoon!

Chris:
JOHN, paß mal auf, du hast gar nichts kapiert.
Du hast sie doch schließlich für mich organisiert!
Bist du nun mein Freund,
dann egal, was passiert.
Und du hast Probleme,
Kriegst du Hilfe von mir ---

John:
Dabei nicht!
Die Stadt ist heiß!
Für ne Kugel Kongai-Hure,
Alter laß den Scheiß!
Du gehst drauf!

Chris:
Sag' das nie mehr!
Du sahst sie auch.
Sie ist viel mehr,
wie ... ein Frühlingshauch.
Mensch versteh sie doch.
Beide Eltern tot
Was sonst blieb ihr noch?

John:
Bin gerührt!
Und auch noch Waisenkind!
Das kippt den stärksten Mann.
Einen Tag geb' ich Dir,
dann sei hier!

9A. Der Deal

(CHRIS und der Chef-im-Ring, an anderer Stelle)

Engineer:
Der Deal für meine KIM
Liegt jetzt auf Eis.
I'm sorry, Sergeant,
hier der neue Preis!
Ich brauch' ein Visum
Von der Botschaft, schnell.
Du bringst mir eins,
schon kriegst du Mademoiselle.

Chris:
Laß den Scheiß!
Ich geb' dir was ich hab!
Ich geb' kein Visum aus.
Ich bring' dich gleich ins Grab!
Der Deal gilt!

(CHRIS zieht seinen Revolver und zielt auf den Chef-im-Ring.)

Engineer:
Okay, okay,
das Geld ... reicht sicherlich.
Zu blöd, ich hätt'
Ne Rolex-Uhr für dich.
An die Papiere
Komm' ich anders ran.
Ich mach' nen Attaché
Zum reichen Mann.

(CHRIS geht.)

Er gab sechs Wochenlöhne.
Hat er nun davon.
In einer Woche, Mistkerl,
scheiß ich auf Saigon.

10. Die Zeremonie

(GIGI und die BarMädchen  helfen KIM bei ihren Vorbereitungen.)

Mädchen :
Eine von uns kommt heil davon.
Ein Mädchen  hier entgeht Saigon.

Gigi:
Wer ist nun wirklich Miss Saigon?

Mädchen :
Sie kriegt TV und Stereo.
Und Elvis Presley sowieso.

Mädchen  1:
Habt ihr noch Worte für dies Kleid!

Mädchen  2:
Du gabst ihm wohl ne gute Zeit.

Kim:
Er fragte mich.
Ich war bereit.

Mädchen :
Kommt, das Prinzeßchen wird geweiht.

Dju Voi Vay Yu Die My
Dju Voi Vay Yu Die My

Kim:
Die ihr mir Leben gabt, lächelt heut'.
Seht mit gütigem Blick diesen Mann.
Eure Tochter fleht um Vergebung.
Laßt unser Glück
Gnädig weiterblüh'n,
solang die Wolken zieh'n.

Mädchen :
Dju Voi Vay Yu Die My
Dju Voi Vay Yu Die My

Dju Voi Vay Yu Die My
Dju Voi Vay Yu Die My

Chris:
Wie wunderhübsch - sag, was das heißt.

Kim:
Das singen die Mädchen  zur Hochzeit.

(CHRIS sieht überrascht auf.)

Kim:
Sie kennen keins, das besser paßt.

Chris:
Etwas Schöneres
Hab' ich noch nie (niemals) gehört.

(Die Gesellschaft versammelt sich ums Bett und GIGI bringt einen Toast auf Kim aus.)

Gigi (gesprochen):
Miss Saigon!

Mädchen :
Miss Saigon!

11. Du hier!

Thuy:
Du hier! Ich komm',
um dich nach Haus zu hol'n.
Durch Freund und Feind
Hab ich mich hergestohl'n.
Ihr Leute hier,
verschwindet! Es ist Zeit.
Ganz ruhig!
Bei mir bist du in Sicherheit.
Chris:
Nein Kim ist mein!
Du... Thuy:
Dein?
Was?

Zusammen:
Wer bist Du?

Kim:
Halt!

Thuy:
Wer ist der Mann?
Dieser Yankee bei dir?
Ja, begreift ihr nicht, was hier passiert?
Bist du verrückt?
Du umgibst dich mit Pack,
das bald fort ist, wenn nicht massakriert!

Chris (gesprochen):
Verschwinde hier!

Kim:
Du hast kein Recht, hier zu sein.
Du kriegst mich niemals zurück.
Wir waren dreizehn Jahre alt.
Die Frau, die ich jetzt bin,
sie fand ihr Glück.

Thuy:
Die Väter fügten's zusammen,
drum gilt auch ihr Wort.
Du wußtest, ich würd' zurückkehr'n.
Doch du warst nicht dort.

Kim:
Die Eltern waren kaum tot,
schon warst du beim Vietcong.
Was auch gewesen sein mag -
Nichts mehr gilt jetzt davon.

(THUY zieht eine Pistole)

(GIGI und die Mädchen  verschwinden schnell)

Thuy:
Kim, trenn dich von dem Mann.

Kim:
Na los!
Komm schieß!
Ich denke nicht daran!

Thuy:
Du bist noch mein!

Kim:
Nein, niemals mehr!

Thuy:
Auf ewig bleibt's dabei!

Chris (gesprochen):
Raus mit dir!

Thuy:
Saigon fällt bald.
Genau wie dein G.I. .

Chris (gesprochen):
Sie kommt mit mir.

Thuy:
Du brachst des Vaters Wort.
Der Fluch wirkt fort.

(THUY rennt hinaus und die Treppe herab. CHRIS läuft hinaus auf den Balkon. THUY ist verschwunden. CHRIS kommt zurück in den Raum, wo KIM nun weint.)

Chris (gesprochen):
Tolle Party war das!

Kim:
Ich weiß du wirst jetzt geh'n?

Chris:
Ja, ich werde jetzt geh'n - und nehme dich mit mir!

(CHRIS nimmt sie in die Arme.)

12. Die letzte Nacht der Welt

Chris:
Nirgends scheint hier Platz für Gefühl,
Leben hier ist grausames Spiel -
Doch ich fand dich.
Doch ich fand dich.

Kim:
Eine Welt die rasend sich dreht.
Eine Welt, wo nichts lang besteht -
Doch ich halt' dich,
ich halte dich.

Chris:
Nichts bleibt, wie's war,
schon am nächsten Tag.

Kim:
Heut nacht bedroht uns kein Trommelschlag.

Chris:
Und die Musik ist erwacht,
weht durch die Nacht,
ein Lied
singt uns ein Solosaxophon,
verrückter Ton ...

Kim:
Verlor'ner Ton

Beide:
Ein Schrei, der uns erzählt,
daß Liebe siegt.
So singt das Solosaxophon.
Es sagt zu mir:
Halt' ihn (sie) ganz sacht
Und tanz, als wär's die letzte Nacht
Der Welt

Chris:
Wo jetzt Sonne scheint und nicht Mond,
gibt's ein Leben, das sich noch lohnt.
Und ich zeig's Dir.

Kim:
Ich geh mit dir.

Chris:
Du wirst vor so vielen Wundern steh'n
Wir werden alles gemeinsam seh'n.

Beide:
Wenn wir zusammen sind, dann
Fängt es neu an:

Ein Lied
Singt uns ein Solosaxophon,
verrückter Ton,
verlor'ner Ton,
ein Schrei, der uns erzählt,
daß Liebe siegt.

So singt das Solosaxophon,
es sagt zu mir:
Halt' ihn (sie) ganz sacht
Und tanz,
als wär's die letzte Nacht
der Welt.

Kim:
Träume
In der Dunkelheit ...

Chris:
Träume,
sie werden Wirklichkeit.

Beide:
Ganz egal, wo wir sind,
niemals ist es weit:
Das Lied ---

(Sie tanzen auf dem Balkon)

singt uns ein Solosaxophon,
drum bleib' bei mir
und halt' mich sacht
und tanz,
als wär's die letzte Nacht
der Welt.

Ho Chi Minh-City - April Wien

13. Die Dämmerung des Drachens

(Drei Jahre später. Saigon ist in Ho Chi Minh Stadt umbenannt worden. Ein Straßenumzug feiert den glorreichen Sieg Nordvietnams und die Wiedervereinigung des Landes. Ein

Banner proklamiert: \"Dritter Jahrestag der Wiedervereinigung\".)

Erste Gruppe:
Er wuchs durch's ganze Land,
wie eine Feuerwand, der Brand.
Fraß, was dem Recht im Wege war,
legte in Asche hundert Jahr.

Die Dämmerung des Drachens
Hat das Licht gebracht.
Wir hetzten einen Tiger
Aus Papier gemacht.
Dämmerung kam mit
Klarer Glut
Und Blut.

Gruppe 1: Gruppe 2:
Und jeder schloss sich an,
Durch Krieg und Genossen:

Frau und Mann!

Wahrheit die unbesiegbar war

trat in den Staub einhundert Jahr.

Die Dämmerung des Drachens

hat das Licht gebracht.

Wir hetzten einen Tiger

aus Papier gemacht

Dämmerung kam mit

klarer Glut

und Mut
Sieg des Volkes!
Sieg des Volkes!

Sieg des Volkes!

Die Dämmerung des Drachens

riß die Mauern ein.

Bruder fand zu Bruder

in der neuen Zeit.

Tod der Dunkelheit

Durch Mut



Gruppe1: Gruppe 2: Gruppe 3:
Er wuchs durchs ganze Land,
wie eine Feuerwand der Brand.

Fraß, was dem Recht im Wege war,

legte in Asche hundert Jahr.

Die Dämmerung des Drachens

hat das Licht gebracht.

Wir hetzten einen Tiger

aus Papier gemacht.

Dämmerung kam mit

klarer Glut

und Mut.
Sieg des Volkes!
Sieg des Volkes!

Sieg des Volkes!

Die Dämmerung des Drachens

riß die Mauern ein.

Bruder fand zu Bruder

in der neuen Zeit.

Tod der Dunkelheit

durch Mut.
Ihr Kinder,
merkt eucht gut:

Die Wahrheit wird zur Flut

Seid nur stets

auf der Hut.

Mit der Dämmerung der Mut.

(Der Chef-im-Ring wird in Bauernkleidern von zwei Soldaten, HUYNH und PHAM, in die Stadt gebracht.)

Engineer:

(zu den Soldaten die ihn nicht beachten)

Drei Jahre nichts als Reis
Für mich, den Naseweiß.
Ihr schuft ein frommes Lamm
Im Umerziehungsschlamm.

Chor:
Bereu! Parier! Sonst weg mit dir.

Engineer:
Wie rast die Zeit davon!
Wie hold ist heut' Saigon!
Die Sündenkönigin
Heißt glücklich Ho Chi Minh!

Chor:
Bereu! Parier! Sonst weg mit Dir.

Engineer (zu sich selbst):
Doch Mensch bleibt immer nur Mensch,
sie schrubbten mein Hirn,
damit ich mich zähm'.
Doch ich bleib bei dem,
was ich seh'.
Wohin ich auch geh',
ich sag Onkel Ho
und denk' Onkel Sam.

Kommissarassistent:
Hey heißt du Tran van Dinh?

Engineer:
Zu ihren Diensten.

Kommissarassistent:
Man nennt dich CHEF-im-Ring?

Engineer:
Ja, Herr!

Kommissarassistent:
Der Kommissar des Volks ...

Engineer:
Bin ich frei?

Kommissarassistent:
... will, daß man ihm dich bringt.

Chor:
Bereu! Parier'! Sonst weg mit dir.

(Die Soldaten führen den Chef-im-Ring dem Kommissar vor. Es ist THUY.)

Soldat 1:
Hier ist der Mann, den du so sehr gesucht.

Soldat 2:
Und, Kommissar, es war wie du gedacht.

Soldat 1:
Er war nach Norden ins Lager gebracht.

Soldat 2:
Wir holten ihn unterm Schutze der Nacht.

Soldat 1:
Diente den Amerikanern verrucht.

Soldat 2:
Hat uns're Mädchen  mit Schande beschmiert.

Soldat 1:
Wir haben ihn wie der Blitz aufgespürt.

Soldat 2:
Kaum befohlen, und schon ausgeführt!

Thuy:
Schon gut! Schon gut! Das war's! Genug!
Ihr habt gehorcht,
das war's.
Nun hinaus!
Ich mach weiter hier.

(Die Soldaten gehen ab. THUY wendet sich an den Chef-im-Ring.)

Thuy:
Kim ...
Sie ist mit mir verwandt.
Sie fiel jung auf dich rein.
Jedermann, der sie kennt,
ging bei mir aus und ein.
Spür sie auf,
ganz gleich wie.
Denk nach - wo kann sie sein?

Engineer:
Ich hab' sie nie mehr gesehen.
Ich schwör es bei meiner Treu.
Ich bin erleuchtet und neu,
doch - Mann hilft Mann, ist doch klar.
Und weil Sie es sind,
häng' ich mich voll rein.

Thuy:
Ich geb' dir zwei Tage Zeit,
wenn du frei bleiben willst.
Komm nicht wieder allein

(Der Straßenumzug zieht weiter.) Gruppe 1: Gruppe 2: Gruppe 3:
Er wuchs durchs ganze Land,
wie eine Feuerwand, der Brand.

Fraß was dem Recht im Wege war,

legte in Asche hundert Jahr.
Sieg des Volkes!
Sieg des Volkes!

Sieg des Volkes!

Ihr Kinder,
merkt euch gut:

Die Wahrheit wird zur Flut ... .. .

Alle:
Die Dämmerung des Drachens
Hat das Licht gebracht.
Wir hetzten einen Tiger
Aus Papier gemacht.
Dämmerung kam mit
Klarer Glut
Und Blut.

14. Ich glaub an Dich

Kim:
Heut' nacht sah ich ihn schlafen,
ich lag in seinem Arm.
Er hauchte meinen Namen,
er klang im Traum unendlich warm.
Auch wenn ich dich schon seit Jahren vermiß',
wenn der Mond scheint, weiß ich's ganz gewiß:
du bist bei mir.

Bei mir ---
Ich glaub' an Dich.
Du kehrst zurück.
Ich schöpf' daraus
Die Kraft.
Mein müdes Herz
Hält aus.
Hält still.

Ich glaub an Dich.
Denn nur solang
Wie ich noch an Dich glaube, ist Licht.
Kein Leid
Bringt Liebe um.
Du kehrst zurück.
Du kehrst zurück.
Ganz stumm
Weiß ich, warum.

(Die Lichter gehen an und zeigen ein Schlafzimmer auf der anderen Seite der Welt - in Amerika. Eine Frau, die wir vorher noch nicht zu sehen bekommen haben, sitzt neben dem

schlafenden CHRIS. Es ist ELLEN, seine Frau)

Ellen:
Heut' nacht sah ich dich schlafen,
schweißnass, wie unter Zwang.
Ich hörte, wie du aufschriest,
ein Wort, das wie ein Name klang.
Und es schmerzt mehr, als ich sagen kann,
du läßt niemand an die Qual heran,
tief in Dir.

Egal,
ich glaub' an dich.
Es kommt die Zeit,
wo nichts mehr uns noch entzweit,
mein Herz,
in Ewigkeit,
hält aus.

(CHRIS schreckt mit einem Schrei aus dem Schlaf auf. ELLEN nimmt ihn in die Arme und beruhigt ihn.)

Es ist gut, ich bin hier,
keine Angst, nach bei Dir,
sag, wovor dir graust!
Chris, wie furchtbar das ist,
daß du nicht offen bist,
und mir vertraust! Kim: Ellen:
Bei mir ---
ich glaub an Dich.

So lang wie ich,

noch an dich glaube,

ist Licht.

Die Liebe

löscht kein Leid.

Ich kenn den Grund'

bin Dein

für alle Zeit.
Komm ich halte Dich fest,
bis die Angst Dich verläßt.

Bist in Sicherheit,

lass heraus, was Dich hemmt,

sei nicht dunkel und fremd.

Hilfe ist nicht weit,

Du darfst schlafen,

du darfst weinen.

Deine Frau hält zu Dir,

für alle Zeit!

(In Amerika hält CHRIS ELLEN fest; in Vietnam ist KIM allein in einem Raum voller Fremder.)

15. Zurück in der Stadt

Engineer:
Mein Prinzeßchen, hier ist dein King!
Dein auferstand'ner Chef-im-Ring!
Ich bin's, der dich gefunden hat -
Die schärfste Nase in der Stadt.
Greif zu, bevor's dich fortgerissen hat.

Denn Mann bleibt immer nur Mann,
vertausch das Regime,
die Lust bleibt sich gleich.
Du und ich, das glorreiche Team,
unschlagbar zu zweit
und märchenhaft reich.

Kim:
Chef-im-Ring, ich will dich nicht hier,
ich habe zu dir
die Brücken verbrannt.

Engineer:
Vor der Tür steht ein ganz hohes Tier,
rattenscharf, wenn er darf -
frißt dir glatt aus der Hand!
KIM, the good times are back!

Kim:
Dafür ist es zu spät.

Engineer:
Niemals, für meinen Star!

Kim:
Laß mich in Frieden - und frei!

Engineer:
Fick lieber die Polizei!
Kommt rein, Monsieur Kommissar!

(Der Chef-im-Ring öffnet die Tür, THUY in Uniform, tritt ein.)

Thuy:
Ich war drei Jahre fort.
Doch sie führten zu Dir.

Engineer:
Ich, ich fand sie für Euch.

Thuy:
Ihr - raus vor die Tür.

(Der Chef-im-Ring verschwindet.)

Endlich soweit!
Unser Glück ist bereit.
Unsere Zukunft bekommt ein Gesicht.
Kommt Zeit, kommt Rat,
für den tapf'ren Soldat,
dem der Sieg so gewiß wie das Licht.
Nach jeder Schlacht,
in der Stille der Nacht
konnte nur dein Bild meinen Traum still'n.
Endlich wird's wahr
Und wir werden ein Paar
Und den Schwur uns'rer Väter erfüll'n.

Kim:
Nein, diesen Schwur
Wird' ich nie mehr gerecht,
und ich bete, daß Vater vergibt.
Du willst ein Wort,
doch es wäre nicht echt.
Warum lügen, wenn man so nicht liebt?

Thuy:
Sag kein weit'res Wort.
Laß dir Zeit.
Änd're dich.
Lerne noch.
Sieh mich an:
Überstürz' es nicht.

Kim:
Tief im Herzen versenkt,
gibt ein Licht auf mich acht,
und kein Wind bläst es aus,
es brennt leuchtend und warm
durch die dunkelste Nacht.

Dju Voi Vay Vu Die My
Dju Voi Vay Vao Nyay My

Ich werde halten, was ich versprach.
Die Worte überwinden die Zeit.
Er wird kommen, ich weiß.

Thuy:
Sei nicht verrückt!
Dieser Yankee-Bandit
Hat schnell gemerkt,
wer den Kürzeren zieht.
Sie hauten ab,
Hosen voll und verschreckt.
Und die, die blieben,
sind alle verreckt.

(Chef-im-Ring tritt abrupt ein, nachdem er an der Tür gelauscht hat.)

Engineer:
Hör auf Prinzessin,
hier geht's um die Haut.
(zu THUY) Verzeih'n Sie, Sir,
doch sie schwatzte so laut.
(zu KIM) Der Kommissar ist ein mächtiger Mann.
Ein Ding mit Köpfchen greift zu,
wenn sie kann.
Schatz, überschätze dich nicht.
Wir verlier'n das Gesicht.

Thuy:
Sieh mich doch endlich an!
Ein Wort von dir genügt.
Sag mir nur einfach Ja.

Soldaten: Thuy:
Er wuchs durchs ganze Land, Hör' die Soldaten gut an!
Wie eine Feuerwand, der Brand. Sie tun, was immer ich sag'.
Fraß, was dem Recht im Wege war,

Kim:
Ich fühl nun mal, was ich fühl!
Legte in Asche hundert Jahr'.

Thuy:
Unter meinen Augen gibst du auf!
Hinweg, hinweg, Verräter fressen Dreck!

(Die Soldaten betreten den Raum.)

Thuy:
Diese Hur' hielt sich versteckt,
seitdem die Bars geschlossen sind.
Zeigt ihr, wir vergessen nie.
Wir sind auf keinem Auge blind.

Soldat 1:
Schamlose Schlampe, die liebte für Lohn.

Soldat 2:
Offene Wunde, ein blutender Stumpf.

Soldat 3:
Schmutzige Schande für uns're Nation.

Soldat 4:
Nur Umerziehung zieht dich aus dem Sumpf.

Soldat 5:
Jedem das Seine, auch dir Parasit!

Soldat 6:
Hure, bejub'le, was mit dir geschieht!

Engineer:
Reden wie diese, tagein und tagaus -
Willst du hör'n?
Ich kenn' mich da aus!

Thuy:
Ans Werk, Genossen,
kein Pardon!

Soldaten:
Wie rein scheint ihr Gesicht.
Sie muß zahl'n,
und ihr Partner auch!

(Die Soldaten verwüsten den Raum und schlagen den Chef-im-Ring zusammen. Als die Soldaten fertig sind, befielt THUY sie hinaus. Der Chef-im-Ring erhebt sich aus den

Trümmern.)

Engineer:
Sag mal, soll'n die mich erst erschlagen?
Hast du ihm nicht zugehört?
Bei dir ist wohl ne Schraube locker,
reiß sie raus, du bist schwer gestört.
Dieser Bluthund wütet weiter,
wenn du glaubst, er läßt's,
dann gut' Nacht.
Sag schon ja, Mensch ich pfeife auf Liebe,
hätt's noch gern ein paar Jährchen gemacht!

Kim:
Nein, denn ich lieb' meinen Mann,
wahrhaft wie Sonne und Licht.
Nein, ich belüge mich nicht!

Thuy:
(tritt wieder ein)

Siehst du ein jetzt, wer hier Macht hat?
Ist dein Nein dein letztes Wort?

Kim:
Er wird zu mir eil'n wie ein Phönix,
seine Schwingen tragen mich fort.

Thuy:
Du Verräterin des Landes!

Kim:
Wenn ich's bin, dann sei's wie es sei.

Kim, Thuy und Engineer:
Denn hier geht es um Leben und Tod jetzt,
um die Würde, aufrecht und frei.

Engineer:
So weit, so gut jetzt - ihr werdet versteh'n,
ihr braucht mich nicht mehr
ich würde gern geh'n.
Liebende soll man als Fremder nicht stör'n.

Thuy:
Verschwinde hier!

Engineer:
Klar! Kein Mensch wird mich hör'n.

(greift einen Sack und geht ab)

Thuy:
Und nun zu dir.
Komm mit mir!

Kim:
Nein.
Da ist noch eines,
was du nicht weißt,
und es gibt niemand,
der mir's entreißt.
Du nennst mich treulos,
ich hielt mein Wort.
Durch die schweren Zeiten
Schleppte ich mich fort.
Möchtest du den Grund seh'n?
Nun, mein Grund ist dort - TAM!

(KIM zieht den Vorhang zurück. Ein verängstigter zweijähriger Junge kommt herausgerannt. KIM drückt ihn an sich.)

Kim:
Schau, Thuy, dies ist mein Sohn.
Es war leicht, stark zu sein.
Er war mein Lohn:
Und es bleibt bei Nein!

16. Dies ist die Stunde

Thuy:
Was Gutes in dir steckt,
der Bastard hat's befleckt,
spricht unser'm Namen Hohn.

Kim:
Ich tat's.
Und nicht mein Sohn
Hat Schuld daran.

Thuy:
Zeit, daß du in dich gehst,
wo du nun wirklich stehst:
Dies ist ein Hurenkind.

Kim:
Wie roh du bist, wie blind.
Faß ihn nicht an!

Thuy:
Sie wie die Dinge sind,
du weißt genau:
man ächtet dich für's Kind
als meine Frau.
Er steht zwischen Zwei'n:
Dies Kind darf nicht sein.

(Er zieht ein Messer und bedroht den Jungen)

Kim:
Nein!
Komm' ihm nicht näher!
Berühr' ihn nicht!
Für ihn nur leb ich.
Er nur ist mein Licht.
Kim: Thuy:
Komm ihm nicht näher!

Berühr ihn nicht!

Für ihn nur leb ich,

er nur ist mein Licht!
Er ist mein größter Feind.
Wär er nicht, wär'n wir vereint.

Reiß' aus dem Herz ihn raus,

lösch' die Erinnerung in aus.

Schon ein Tropfen der Flut

besudelt unser Blut.

Die Ehe war geschwor'n

Denk' er wär nie gebor'n.

(KIM zieht einen Revolver. Sie schreit: \"Lauf!\". Der Junge flüchtet um die Ecke.)

Kim: Thuy:

Faß meinen Sohn nicht an!

Für ihn vergeß' ich mich.

Ich warne Dich

Ich töte Dich!
Bewaffnet bist du auch,
erschieß' doch den Cousin.

Stammt's aus den USA?

Dann hat's den Krieg verlor'n.

Es ekelt mich vor Dir.

Ziel' gut und schieß' - nur zu.

Schütz' deinen Bastard hier.

Na, worauf wartest du?

Kim:
Ich steh am Erdenrand,
es dreh'n sich Räder ohne Zahl,
ich fühl' nichts in meiner Hand,
nicht mal das Gefühl von Stahl,
du nimmst mir nicht mein Kind ...

Thuy:
Du kennst das Töten nicht.

Kim:
Ich habe keine Wahl. Ich tue meine Pflicht.

(Sie erschießt THUY. Im gleichen Moment geht der Straßenumzug draußen weiter.)

Menge:
Dies ist die Stunde
Für unser Land.
In tapf'rem Bunde
Brüder reicht die Hand.
Aus einem Sturm,
grell und heiß,
wild und weiß,
erhebt er sich,
ein Blitz, ein Licht
die Nacht zerreißt.

Er soll uns führen,
Frau, Kind und Mann.
Sein Wort zu spüren,
spornt zum Jubel an.
Dies ist die Stunde
Für unser Land.

17. Tja wer stirbt nicht gern im Bett

(Der Chef-im-Ring bahnt sich verstohlen seinen Weg durch die Stadt. Überall scheinen Soldaten zu sein.)

Engineer:
Tja, wer stirbt nicht gern im Bett?
Folgt nur meinem Beispiel!
Zeigt der Himmel sich nicht nett,
dann zeig', was in dir steckt.
Dreh' dran, daß man dir
Den Arsch nicht einfriert, sondern leckt.

Tja, wer stirbt nicht gern im Bett
In aufgewühlten Zeiten?
Prunkt das Spruchband rot und fett,
pump' Stolz in deine Brust.
Doch The West is Best,
Du weißt schon wann du abhau'n mußt.

(Er betritt das verlassene Hinterzimmer des ehemaligen \"Dreamland\", öffnet eine Falltür im Boden und holt eine Blechbüchse hervor. Er öffnet sie.)

Ihr lieben Souvenirs,
der gold'nen Jahre hier ...
Rolex-Uhren aus Blech,
also wirklich wie echt.
Ein bißchen Kapital,
Wien wird kolossal!

(Er stopft seinen Schatz in seinen Sack.)

Tja, wer stirbt nicht gern im Bett?
Vergiß' ganz schnell dein Karma.
Balancier'n auf morschem Brett,
das endet leicht fatal.
Sei ein Star, zahl bar,
plan' in den Staaten ein Lokal.

(Er findet einen Stirnreif in der Büchse.)

Nimmt mich glatt'n bißchen mit,
dieses war mein größter Hit.
Miss Saigon, jung und schön,
und ich hab sie gekrönt.
Was zahlten sie mir nur für diese Durchschnittshur'!

(Er findet sein altes Jacket in der Büchse.)

Aufgepaßt,
USA!
Ich werd' Champ!
Bin gleich da!

Der Mensch bleibt immer ein Tier,
die Regeln sind gleich
für König und Knecht.
Gebt mir Francs und Dollars dafür,
ich zaub're ein Reich,
ich mach es euch recht!

Schwach ist dies Volk hier und mies,
wo man nichts will als Reis
und den Tüchtigen haßt!
Ich muß doch ins Paradies,
wo's heißt: Das ist mein Preis,
und du zahlst und es paßt!

Wär' ich doch --- \"American\"!
Wo einfach alles geht,
und jeder Businessman weiß, wo er steht.
Erst mal Wien, dann hinaus -
Meerschaum sieht wie Champagner aus.
Drüben erst ist mein Herz zuhaus.

(Er stopft sein Jacket in den Sack, zusammen mit allem, was sonst noch hineinpaßt.)

Also, stirbst Du gern im Bett,
vor Augen dein Nirvana?
Faß die Chance schnell beim Schopf,
dort profitiert man fix.

(Er verstaut die Blechbüchse wieder in dem Loch im Fußboden)

Himmlisch dort --- doch Mist,
du brauchst ein Visum, sonst geht nichts!

18. Ein Pass in meiner Hand

(KIM stürmt mit TAM in den Verschlag.)

Kim:
Hör mir zu! Thuy ist tot!
Hat versucht, mein Kind zu töten,
ich erschoß ihn!

Engineer:
Du hast was?
Wer ist das?
Die verfolgen dich!
Verschwinde hier, sofort!

Kim:
Hilf' uns raus!
Tam und mir!
Nach Amerika, und zwar noch diese Nacht!

Chef-im-Ring:
Wird gemacht! Kein Problem!
Hättest Du die Güte, mir zu sagen, wie?

Kim:
Die Stimme meines Soldaten
Sagt mir: Bring mir meinen Sohn.

(Er hebt TAM hoch)

Engineer:
Meinst du damit, dies Mischlingsbalg
Hätt' nen Marine als seinen Pa?
Western-Nase, zeig sie mir.
Der Bastard ist ...
Das entzückendste Kind, das ich je sah!

Ein Paß in meiner Hand,
das wird ein Leben sein!
Dein Yankee-Balg als Pfand,
so kommen wir hinein,
rein!
Dort spielt der Mensch verrückt!
Mein Märchenfilm vom Glück!

(zu KIM)

Ich bin Dein Bruder, hab mich lieb.
Wir sind der Rest, der übrig blieb.
Bub küß den neuen Onkel Tran.
Dies Kind ist okay.
Er ist unser Entree
In die Ju-Es-Äih.

(Der Chef-im-Ring reicht TAM zu KIM)

Engineer:
Schon mit zwei Diamanten regle ich das.
Ich buch' uns eine Kreuzfahrt --- \"Boat-People\" - First Class.
Was die Haie da draußen vor'm Merkong betrifft:
Die viel größ're Gefahr sind Piraten für's Schiff.
Du rührst dich nicht vom Fleck.
Halte dich gut versteckt.
Gib acht auf den Kleinen hier.
Ich geh' und ...organisier'.

(Er rennt hinaus. Auf der Straße:)

Also, stirbst du gern im Bett,
vergiß dien Vaterländchen.
Raus auf's off'ne Meer, denn Fett
Schwimmt oben wie'n Stück Kork.
Onkel Ho --- Ho! Ho!
Ich schick ne Karte aus New York!

19. Ich geb mein Leben her für Dich

Kim:
Du, den ich wiegte manche Nacht - du,
schaust mich nur leise fragend an.
Kleiner Knirps, bald ein kleiner Mann,
ich gäb' mein Leben her für Dich.

Du bist geboren ungefragt - du,
was soll'n dich kümmern Krieg und Schmerz?
Und keiner quäle je dein Herz,
ich gäb mein Leben her für dich.

Jenseits der Angst
Hab ich geliebt,
und Liebe ist der Grund,
daß es dich gibt.
Es war ein Glückmoment
Unterm Sternenornat -
Ich wußte was ich tat.
Ich geb dir die Welt,
doch sie gehört nicht mir.
Ich leg dir die Welt zu Füßen,
nimm sie dir.

Du wirst der sein, der du sein willst - du
Wählst, was der Himmel dir gewährt.
Wenn er nur stets dir Glück beschert -
Ich gäb mein Leben her für Dich.

Manchmal erwach ich,
greife nach ihm,
sein Schatten streichelt meinen Kopf -
nur Mond, der auf mein Kissen tropft.
War er ein Geist? Nur Phantasie?
Mein Körper seufzte noch und schrie!
Doch hier bei mir ist die Gewähr,
sein Fleisch und Blut,
oh Sonnengott,
bring' ihn hierher!

Du wirst der sein,
der du sein willst - du
wählst, was der Himmel dir gewährt.
Wenn er nur stets Dir Glück beschert -
Ich gäb mein Leben her für dich.

So sei's und keiner hindert mich.
Ich geb mein Leben her für dich.

(Man hört einen Chor von Vietnamesen, die das Land verlassen)

Erste Gruppe:
Kein Ort, kein Heim
Kein Schutz, Keint Trost
Kein Glück, kein Licht.

Zweite Gruppe:
Kein Bereun,
kein Zurück,
keinen Blick,

Dritte Gruppe:
Einmal
Vielleicht
Einmal ...

(Der Chef-im-Ring erscheint, KIM und TAM schließen sich ihm und dem Boat-People an)

Der Vorhang fällt



Libretto
2. Akt

Atlanta - September Wien

20. Bui Doi (Chor)

(Ein Hotel - Konferenzsaal in Atlanta. JOHN spricht zu einem Auditorium, während ein Film gezeigt wird. Ein Chor singt zur Begleitung.)

Chor:
Genannt Bui-Doi,
der Staub der Zeit,
gezeugt im Grab,
gebor'n im Streit.

Sie sind als Mahnmal lebendig,
ein Schrei im Blick von jedem Kind.
Wir können nicht, wir dürfen nicht
Vergessen, daß sie unser sind.

21. Bui Doi

John:
Ich hab' gedacht, ich hab's geschafft,
was geht mich ihr Elend noch an?
Doch still und grauenhaft
Begleitet mich Vietnam.

Krieg hört nicht auf beim letzten Schuß.
Manch Bild bleibt grell im inn'ren Blick.
Gesichter angstgeschund'ner Kinder,
wir ließen sie zurück.

Genannt Bui-Doi,
der Staub der Zeit,
gezeugt im Grab,
gebor'n im Streit.

Sie sind als Mahnmal lebendig,
ein Schrei im Blick von jedem Kind.
Wir können nicht,
wir dürfen nicht
vergessen, daß sie unser sind.

Sie rennen gegen Mauern an,
die eig'ne Heimat will sie nicht.
Ihr Makel, nackt für jedermann,
steht ihnen im Gesicht.
Heut setze ich mich für sie ein,
wie viele war ich taub und blind.
Dann sah ich Lager für die Kinder,
nur weil sie Mischling sind.

Genannt Bui-Doi,
der Staub der Zeit,
gezeugt im Grab,
gebor'n im Streit.

Wir schulden ihnen ihre Väter,
ein Heim im Schutz vor'm rauhen Wind.
Denn jeder weiß
Im tiefsten Herz,
daß sie auch uns're
Kinder sind.

Hier herrscht höchste Not.
Um sie steht es schlecht.
Jemand muß bezahl'n
Für ihr Lebensrecht.
Helft dabei.

John und Chor:
Genannt Bui-Doi,
der Staub der Zeit,
gezeugt im Grab,
gebor'n im Streit.

Sie sind ein lebendes Mahnmal
Des Guten, das uns so mißriet.

John: Chor:
Wir wissen wohl,
die Kinder dort,

verdienen,

dass etwas geschieht.
Wir wissen wohl,
die Kindert dort,

sie brauchen viel.

AH.

22. Die Enthüllung

(Hinter der Bühne des Hotels. JOHN stellt ELLEN und CHRIS seinen Mitarbeitern vor. CHRIS nimmt JOHN beiseite. ELLEN geht mit den anderen ab.)

Chris:
John, du hast viel in Bewegung gebracht.
Am Telefon hast du's spannend gemacht.
Du sagst, du hast was erfahr'n,
es beträfe auch mich.

John:
Mein Team in Wien hilft, wo es kann.
Die sind hautnah an Problemen dran.
Wir kriegten das von der Botschaft rein -
Mann, wie soll ich's Dir sagen? Sieh selber hinein.

Chris:
Kim! Es geht um Kim, nicht wahr?
Du allein weißt Bescheid, ich hab soviel versucht.
Bitte sag mir sie lebt, ist sie außer Gefahr?

John:
Chris lies erst den Bericht, doch
Sie lebt, das ist wahr.

Chris:
John, du ahnst nicht, was ich nachts
In Alpträumen sah.
Ihr verbranntes Gesicht,
mein Revolver, ein Schuß.
Straßenjagd, sie ist fort,
Schreie rings um mich her.
Was ist? Los sag's.
Du verschweigst mir doch was.

John:
Sie hat ein Kind.
Es ist dein Sohn.

Chris:
Unglaublich, doch ich hab' geträumt davon.
In jedem Alptraum lebt er in Saigon.
Jesus, John, meine Ehe -
Wie soll das weitergeh'n?

John:
Ich sag dir auch nur, was ich selber,
doch die Recherchen drüben stimmen meist.
Kim ist Bargirl in Wien.
Mann, ich kann dich versteh'n.

Chris:
Nein, zu spät! Ich fing hier ganz neu an.
Ich liebe meine Frau. Wieviel verdank' ich ihr.

John:
Hör mir zu, ich weiß, der Schock war groß,
doch wenn du wirklich willst, gibt's eine Lösung hier.

Chris:
Oh, John, ich hab's verschwiegen!
Wie soll ich es ihr nur sagen?
Ein Kind - was soll ich tun?
Erst brach ich Kim - und Ellen nun ...

Chris: John:
Es wird Zeit, zu sagen. Es ist wohl am besten
Ich muß ihr's sagen. Für ein Paar zu versteh'n,

John:
Wenn ihr's durchsteht in Wien.
Ihr müßt beide geh'n.

Chris:
Zu zweit?

John:
Ihr beide, ja.

Ellen:
Hey ihr, was ist? (Ihr zwei, kommt ihr?)

Chris:
Doch erst ...
Erfährt sie, was geschah.

(JOHN geht ab; CHRIS geht zu ELLEN und beginnt mit ihr zu sprechen. Die Szene verdunkelt sich.)

Wien - Oktober Wien

23. Ist's das wert?

Türsteher:
Girls! Ich hab Girls!
Tolle Girls!
Extra heiß!

Touristen:
Hey, wow! Das sieht nach Action aus!

Türsteher:
Girls! Ich hab Girls!
Levis Jeans!
Shrimps und Reis!

Touristen:
Zum Glück ist meine Frau zuhaus.

Engineer:
Ist's das wert?
Ich roste hier nur,
schlepp' Schafe zur Schur
hienieden in Wien.
Bin entehrt!
Ich bring's nicht ins Lot,
und nichts ist so tot
wie Frieden in Wien.

Zehn Cents die Stunde - dafür steh ich da.
Soll ich denn schwimmen nach Amerika?

(Zu einigen Touristen)

Hey, darf es für Euch
Was Sündhaftes sein?
Bei uns kommt ihr schnell,
also los, kommt schon rein.

(Touristen ziehen vorbei; er versucht, ihnen seine Handzettel anzubieten.)

Türsteher:
Girls! Ich hab Girls!
Tolle Girls!
Extra heiß!

Engineer (zu den Touristen): Türsteher:
Hey, ist nicht Wien wie ein Traum?
Für jede Sodomie ist Raum.

Dass jeder seines Trieb's sich freu.

Ein Girl und wenn Du willst...

ein Boy.
Girls!
Ich hab Girls!

Girls!

Wert den Preis!

Türsteher:
Hey, kommt zu mir!
Ich zahl ein Bier


Engineer (zu zwei japanischen Touristen):
Dann wird gebumst, bis es rummst,
für ne kleine Gebühr.
Bumsi, Bumsi ...

Ich krieg Wut.
Verkupp'le hier Puppen
An japanische Gruppen,
ein Graus hier ist Wien.

Ich bin gut!
Die Mösen sind naß,
doch wie bringt mich das
heraus hier aus Wien?
Zehn Cents die Stunde ...

(Der CLUBBESITZER, Boss des Chef-im-Ring, kommt vorbei.)

Engineer (gesprochen):
N'abend Boss!

Clubbesitzer (gesprochen):
Also was ist? Wo bleibt die Kundschaft?

Engineer (gesprochen):
Schon im Anmarsch, Boss!

Clubbesitzer (gesprochen):
Mach dich an die Arbeit, Mischling!

(Der Besitzer geht.)

Engineer:
Siamesenschwein!
Zu einem Flüchtling so grausam sein!
Hey, darf es für Euch was Sündhaftes sein?
Bei uns kommt ihr schnell,
also los, kommt schon rein.

Engineer: Türsteher:
Hey Boys, steht nicht wie Nieten rum,
die da sind Luden, seid nicht so dumm.

Ihr sucht doch Kicks und keine Mätzchen,

Zwei Girls in Leder mit nem Kätzchen.
Girls!
Ich hab Girls.

Girls!

Halber Preis!

Türsteher:
Hey, kommt zu mir!

(Sie präsentieren aufklappbare Nacktfotos.)

Was seht ihr hier?

Engineer:
Meine bläst Rauch aus dem Bauch
Für ne kleine Gebühr.

Touristen:
Ein Lustmenü, du wirst es merken.
Und jeder Club hat seine Stärken.

Engineer: Touristen:
Hey Jo, wir bringen dich schweinisch in Rage,
die absolute Entspannungsmassage.

Die Girls sind gut und ein bißchen perversisch.

Die Positionen sind angeblich persisch.

Ich zahl ein Bier!

Top Girls - bei mir!

Was wollt ihr noch? - Ihr kriegt mich,

für ne kleine Gebühr!

Oh ja!

Oh wow!

Oh nein!

(JOHN kommt, er sucht nach genau diesem Club)

Engineer:

(zeigt ihm Bilder von Mädchen )

Sie woll'n ein Girl, Sir? Wie wär es denn mit dem?

John:
Du hast ne KIM hier, und die will ich seh'n.

Engineer:
Sehr gut gewählt, Monsieur John, hey seid ihr's?

John:
Der Chef-im-Ring! Jesus, was machst du hier?

Engineer:
Wie keinen sonst hab' ich grad' sie vermißt.

John:
Hör auf mit dem Scheiß!

Engineer:
Ich lieb sie so, Sie und ihren Freund CHRIS.

John:
Um ihn geht es mir.

(Er öffnet die Akte, die er bei sich trägt.)

Kim hat ein Kind ...

Engineer:
... 75 gebor'n
Das ist von mir, und es ging nicht verlor'n.
Das was sie suchen, ist hier
In unsrem Quartier.

(betrachte JOHN'S Akte)

Ich bin platt!
Sie sind so perfekt,
die Yankees, Respekt,
nichts läuft aus dem Ruder.

John:
Alter, spar dir die Luft,
hat sie wirklich ein Kind?

Engineer:
Ja, sie hat.
Sie kämpft fieberhaft
Um Staatsbürgerschaft.
Und ich bin ihr Bruder.

John:
Du ihr Bruder, du Schuft?
Also, zeig, wo sie sind.

(Der Chef-im-Ring führt JOHN in den Club, wo Girls auf einer winzigen Bühne go-go-ing praktizieren.)

Engineer:
Hey KIM, wer ging mir in die Falle?
Ich sagte, ich erlös uns alle!

(KIM ist bei einem Kunden; als sie JOHN sieht, ist sie völlig verblüfft.)

Kim:
Oh mein Gott! Monsieur John,
sicher schickte er Sie.

John:
Nicht hier drin ...
Kann ich dich mal sprechen - allein?

Kim (zu dem Kunden):
Finger weg! Wir sind fertig!
Hey, laß mich jetzt gehen!

John:
Komm mit mir,
da ist viel für dich zu erkär'n ...

Kim:
Chris ist hier!
Sag es stimmt!
Oh mein Gott es ist wahr!

Engineer:
Ich schlag vor,
daß ich übernehm.
Mach du dir's bequem
Als liebende Mutter.

John:
Das was ich wissen muß,
sagt sie mir besser selbst.

Kim:
Bringen sie mich zu CHRIS?
Ich folg' ihnen sofort.
Wir sind so lange hier,
dieser Job war so schwer ...

John (gesprochen):
KIM!

Kim:
Ein Monat auf See,
und der Tod war nah,
doch ich dachte an CHRIS,
und drum sind wir noch da.
Ich hab schlimmes getan,
doch nun trafen wir uns,
all die Götter so scheint's,
fangen an zu verzeih'n ...

(Der Clubbesitzer tritt ein.)

Hat der Gentleman Champagner bestellt?

Engineer:
Sie wollt ihn grade holen.

Clubbesitzer (zum Engineer):
Hinaus mit dir, auf deinen Platz, verdien' Geld!

Kim: Enginieer:
Monsieur John,
ganz gewiß,

wenn Sie's sehen,

sehen Sie Chris!
Dieser Arsch macht mich krank!
Los, zeig John, dass am Kind keine Schlitzaugen sind!

Überrasch ihn geschwind,

dass sein Mund offen steht.

(KIM führt JOHN hinter die Bühne zu einem kleinen Raum, in dem TAM schläft.)

Engineer:
Schau, Onkel Sam,
bei meiner Treu,
ich tu doch all dies nur für Tam,
den American Boy.

(Der Chef-im-Ring folgt widerwillig dem Befehl des Besitzers und geht hinaus auf die Straße.)

Kim:
Schau John, dies ist sein Sohn.
Ist ihr Lächeln nicht gleich?
Und er hofft auf seinen Vater
Wie auf's Himmelreich.

24. Bitte

John:
Ich bin nicht hier als Freund,
ich hab' nen Job zu tun.
Verrückt - mein Auftrag führt
Hierher - da bist du nun.
Chris weiß alles von Dir
Er hat Bilder geseh'n.
Und ich glaub nun wird's Zeit
Für Dich, Chris zu versteh'n.

Kim:
John - er ist das, wofür ich lebe.
Ich hab' ihn, nur ihn allein.
Nachts taucht alles, was nicht er ist,
fremd und kalt im Nebel ein.

John:
Kim - er ist fast daran zerbrochen.
Sprach mit niemand für ein Jahr
Endlich sagte er: \"hier leb ich
Vorwärts schau'n, egal, was war.\"

Kim,
bitte hör' mich erst mal an,
Dies ist schon drei Jahre her.

Kim:
Ja, es war schwer.
Der Schmerz macht krank und leer.
Das, woran du dich klammerst,
nur im Traum ist es nah.
Glaub mir, ich weiß genau, was du erzähl'n willst,
bring' uns nach Amerika.

John:
Hör mich an. Dann wirst du sehen:
Chris kam mit mir. Er ist da.

Kim:
Tam! Er ist da!
John hat ihn hierher gebracht wir atmen gemeinsam heut nacht!
Er ist so nah!

Kim: John:
Ich hab's geträumt,
ich blieb uns treu

und nun ist's war.

Ja,

jemand lenkte unser Schicksal,

Wildes Meer du gabst uns frei.

Sogar Gott wünschte uns zusammen,

ist die Reise bald vorbei.
Ich bring's nicht über's Herz,
bin der falsche dafür.

Chris, Dein Sohn wartet hier!

Was in Akten nie steht:

Kim verdient solche Qual nicht,

was in ihr vor sich geht,

Chris, Du ahnst es nichtmal.

Ist die Reise bald vorbei?

John:
Nur wenn ich's tu, wird sie's versteh'n. (wirst du versteh'n)
Ich hole Chris, er muß dich seh'n.

Kim (gesprochen):
Oh John!

25. Chris ist hier!

(Der Clubbesitzer erscheint wieder)

Clubbesitzer:
Ich habe gesagt, das Kind muß raus!
Laß bloß verschwinden dieses Ding.
Mach keinen Blödsinn (Unsinn) in meinem Haus.
Du und dein CHEF-IM-RING!
Sir, eine schöne Massage?

John:
Nein, ist nicht meine Welt.

Clubbesitzer:
Ich hole euch Boys vom La Cage

(zu Kim)

weg mit dem Kind!

(Der Clubbesitzer führt JOHN durch eine Hintertür hinaus.)
(Der Chef-im-Ring kommt zurück.)

Engineer:
Wo ist er? Was wird gespielt?
Wir war'n beinah am Ziel,
warum ist er nicht hier?

Kim:
Chef-im-Ring, er ist hier,
John hat Chris herbegleitet
Und bringt ihn zu mir.
Nie war mein Herz so voll,
weiß kaum, was ich ihm sagen soll.

Engineer:
Daß du dem Kerl bloß nicht traust,
oder einem, dem's graust
weil er jetzt Vater ist!
Du mußt zu Chris, und zwar schnell,
ich erfahr' sein Hotel,
ehe er sich verpisst!

Kim:
John belügt uns doch nicht.
Keine Sorge, ich denk an dich.

Engineer:
Miststück, hier wird nicht gelinkt!
Irgendwas dabei stinkt.
Jeder auf seinen Platz!
Du gehst zu ihm hinauf,
und ich paß so lang auf ihn auf
auf den kostbaren Fratz.

Kim:
Sag, wohin soll ich geh'n?
Denn ich spüre, er will mich seh'n.
Liebe Eltern, ihr beschützt mich,
seid in keinem Sturm mir fern.
Ihr wißt alles und vergebt mir,
ihr habt mich noch immer gern.

Kim: Engineer:
Helft -
gebt der Tochter euren Segen,

die sich euch zu Füßen legt.

Auf uns wartet neues Leben

und ich mach mich auf den Weg.
Red nur - Geister sind taub.
Du bescheuertes Gör -

Deine Chance steht hier!

Besser rede mit mir,

bin auf dem Weg.

(Der Chef im Ring geht ab)

Saigon - April 1975

26. Kim's Alptraum

(Der Geist von THUY erscheint.)

Glaubtest du, du wärst mich los?
Ich bleib' dein Schatten riesengroß.
Du wirst schonungslos angestarrt,
versteck' dich tagsüber,
doch wenn die Nacht dich narrt:

Dein Verbrechen an mir,
es verfolgt dich, und nie weicht der Makel von dir.
Frei wirst du niemals sein.
Du bleibst ewiglich mein.
Glaubtest du, du könntest dich dem Urteilsspruch entzieh'n?
Glaubtest du, du könntest schuldlos vor der Wahrheit knie'n?
Du kannst deinem Land, doch nicht der Rächerhand enftflieh'n?

Schau her! Mich gibt's ich sterbe nie!
Bin hier, die Schuld in deiner Phantasie!
Du glaubst, dein Marine sei phänomenal.
Er betrog dich schon, und er tut's noch mal.
Denk an jene Nacht - half er deiner Qual?

Chris (gesprochen):
Los, komm - wir verschwinden hier!

27. Kim's Alptraum (II)

(Ein Büro in der Botschaft; KIM und CHRIS vor einem Schreibtisch.)

Captain Schultz:
Sorry, Sergeant, da alles kollabiert,
alles, was ich tun kann, ist: Raus mit ihr
ganz ohne formalen Mist,
schreib' hier!

Chris (gesprochen):
Das reicht noch nicht!

Captain Schultz:
Hiermit kommst du ohne Problem an Bord,
du erklärst, du heiratest sie sofort,
sobald du weg von hier bist,
schreib' hier!

(stempelt, stempelt.)

Marines:
Der Alte ordnet es an:
Die Botschaft wird geschlossen, alles nach Plan.

Captain Schultz:
Ich drück' ein Auge zu, der Paß lacht sie an.
Das war's, o.k.
Geiler Arsch! (gesprochen)
Wer's dran?

Marines + Schultz:
Der Alte will's kurz und knapp.
Wir fertigen die Gook's so schnell wie's geht ab.

Captain Schultz:
Ich meine Vietnamesen! Ist doch klar.
Zu schade für'n Vietcong, nicht wahr?

(Später: CHRIS und KIM sind im Bett; CHRIS springt auf.)

Chris:
Gott, ich muß in der Botschaft sein, ich bin spät dran.

Kim:
Du sollst heute nicht fortgeh'n von mir.

Chris:
Onkel Sam zahlt den Honeymoon, denke daran.

Kim:
Geh' nicht fort, Ich bleib' nicht allein hier.

Chris:
Ich laß dir den Revolver. Pack ein, du hast Zeit.

Kim:
Also gut, ich gehorche ganz dir.

Chris:
Der Vietcong steht schon lange zum Angriff bereit.
Ich will dich hier im Bett,
warte, ich bin nicht weit.

(Chris geht; unmittelbar danach, in der Botschaft:)

Offizier 1:
Sorry, Sergeant wir müssen das forcier'n.
State Department sagt, wir evakuier'n.
Befehl: Bei Dämmerung sind wir fort.

Chris (gesprochen):
Ich muß zu meiner Frau!

Offizier 2:
Sorry, Sergeant, direkt aus Washington:
Keiner macht sich jetzt noch von hier davon.
Wir laden ein und dann geht's ans Bord.

Chris (gesprochen):
Meine Frau ist draußen!

(Eine große Menge von Vietnamesen ist vor den Botschaftstoren.)

Marine-Captain:
(zur Menge)

Okay! Bleibt ruhig! Harrt aus!
Der Herr Botschafter verläßt als letzter das Haus.
Wir fliegen euch hier raus, ihr könnt uns vertrau'n.

Marine 1:
Sie steigen über den Zaun!
Zurück!

Mehrere Marines:
Zurück! Für euch sieht's gut aus!
Der Herr Botschafter verläßt als letzter das Haus.

Marine 2:
Er gab grade den Befehl: Das wäre es nun!

Marine 3:
Das war's!
Mehr könn'n wir nicht tun!
Kommt rein!

(Auf der Straße vor der Botschaft gelingt es KIM nicht, durch dir Reihen der Polizei zu gelangen.)

Kim:
Hört, mein Mann ist dort drinnen.
Er ist ein Soldat.
Helft mir, wen muß ich zahlen?
Weiß keiner hier Rat?

Chris (zu einem Offizier):
Laßt mich raus hier! Ich gehe nicht weg ohne Frau!
Offizier (gesprochen):
Verpiss dich!

Kim:
Ich werd' von ihm erwartet
Ich weiß es genau!

(Chris telefoniert aus dem Botschaftshof.)
Chris:
Los Kim! Melde dich!
Ich sitz fest hier.
Hörst du mich?!
Kim:
Chris, komm, ich brauch' dich.
Bin verlor'n hier,
finde mich.
Beide:
Ich komm nicht durch, ich weiß nicht wie.
Nehmt mir das liebste nicht so früh.
Kim: Chris:
Oh Chris,
ich schaff es nicht.
Ich will zu Dir,
wart auf mich!
Oh Kim,
hörst Du nicht?
Ich will zu Dir,
wart' auf Dich!

28. Kim's Alptraum (III)
Marine 4:
Sorry Sergeant, rein in die Botschaft jetzt!
Gleich hat unser Hubschrauber aufgesetzt,
sonst ist's zu spät.
Chris:
Ich bleib, bis der Alte geht!
John:
Chris, sei kein Idiot -
Der Botschafter flüchtet schon.
(CHRIS wird in die Botschaft gedrängt, deren Türen dann verbarrikadiert werden. Die Vietnamesen schreien nun durch die Botschaftstore.)
Jungen:
Ich will weg hier.
Mädchen :
Meine Kinder ...
Jungen:
Ich habe einen Brief ...!
Mädchen :
Ich half dem CIA!
Mädchen  und Jungen:
Sie töten hier alle!
Helft uns aus der Falle!
Jungen:
Meine Frau ist
Außer Landes.
Mädchen :
Mein Onkel lebt in New York!
Jungen:
Ich hab' Gold, ich bezahl'!
Mädchen  und Jungen:
Keiner mehr zu entdecken!
Und uns läßt man verrecken!
(KIM hat sich einen Weg durch das Tor.)
Kim:
Ich muß dort hinein zu meinen Mann!
Hier, sein Revolver - faß mich ja nicht an!
Ein Vietnamese:
Geh' aus dem Weg, du ahnst nicht, was mir droht.
Mädchen  und Jungen:
Sind sie erst hier - auf mich wartet der Tod!
(Im inneren des Hofes: Marines bewachen den Hubschrauberlandeplatz. (wr.neustadt/hsns))
Chris:
Laß mich gehen John!
Ich muß zu ihr.
Warum werd ich gerettet, sie bleibt hier allein?
Mädchen  und Jungen:
Sie töten hier alle!
Helft uns aus der Falle!
John:
Krieg ist grausam,
du bist machtlos.
Er tötet manchen Traum,
vielleicht muß das so sein.
Mädchen  und Jungen:
Keiner mehr zu entdecken!
Und uns läßt man verrecken!
John:
Komm zu dir Mann,
dein Mitleid killt dich noch.
Du kannst hier nichts mehr tun,
so glaub mir doch.
Es ist nicht sie allein, die wir betrogen.
Mädchen  und Jungen:
Rauf auf das Dach, kommt, sie haben gelogen!
(Die Menge versucht Die niederzureißen.)
Kim:
Oh Chris -
Ich glaub an dich!
Dein Herz bleibt hier,
verläßt mich nicht.
Mein Herz gibt niemals auf,
hält aus.
(Auf dem Botschaftsdach landet der letzte Hubschrauber. CHRIS läuft an der Brüstung entlang und schreit nach KIM. Endlich wird er gezwungen, den Hubschrauber zu besteigen,

der dann abhebt. In diesem Augenblick bricht die Menge in den Hof ein.)
29. Kim's Alptraum
(KIM wacht auf. Sie ist in ihrem Zimmer hinter der Bühne des Clubs. Sie sieht nach TAM: Ihm geht es gut. Alles ist in Ordnung.)
Kim:
Du die Sonne, und ich Mond.
Dort, wo der Gott des Glücks wohnt,
stört uns die Zeit nicht.
Wir sind uns nah.
Heilig die Nacht, wo soviel geschah.
Schon erhebt sich der Tag,
und die Nacht hat verlor'n.
Ich fühl' dich nah,
ich wein' nicht mehr,
denn du bist da,
es zog dich her,
wir sind wiedergebor'n.
Hell wird der Himmel, wenn Liebe spricht.
Sonne
Eins mit Mondlicht.
(Der Chef-im-Ring erscheint mit Chris's Hoteladresse.)
Engineer:
Kim! Kim! Ich hab Chris gefunden! Das ist sein Hotel!
Kim (gesprochen):
Kümmer' dich um TAM!
(KIM rennt quer durch Wien zu CHRIS's Hotel - während CHRIS und JOHN unterwegs sind, um sie zu finden.)
Wien - Oktober Wien
Zimmer 7
Kim:
Verzeih'n Sie Ma'am.
Ellen:
Ich deck' schon selbst auf.
Kim:
Sie irren sich.
Ellen:
Was woll'n Sie sonst hier?
Kim:
Dann hab ich mich wohl im Zimmer geirrt.
Ich such Christopher Scott, ja hier steht es genau.
Dreihundertsiebzehn, verzeih'n Sie, doch halt -
Richtig, so muß es sein, Sie sind sicher Johns Frau?
Ellen:
Gott, ich versteh'.
Es mußte kommen.
Dann bist du Kim.
Chris ging dich suchen.
Komm doch herein.
Mußt dich nicht fürchten.
Bin Chris's Frau.
Ich heiße Ellen.
(KIM ist regungslos.)
Ellen:
Irgendwie bin ich froh, dich als Erste zu seh'n
Denn du warst doch für mich nur ein Name bis heut'.
Wär' es umgekehrt, frag' ich mich: Wir würd's mir geh'n?
Kim:
Sag' daß du mich anlügst.
Ellen:
Nein, wir sind Mann und Frau,
schon ein Jahr ist es nun.
Kim:
Er wollte mich holen.
Ellen:
Er sagt, er tat sein Bestes - was konnte er tun?
Kim:
Sag mir, daß das nicht wahr ist!
Du weißt nicht, was ich tat, nur um heut' hier zu sein.
Ellen:
Sein Neubeginn mit mir
Nahm ihm den Schmerz.
Kim:
Mauern rings um mein Herz
Schnür'n mich ein,
ich erstick'
bleib allein.
Ellen:
Du hast gesagt,
dein Kind sei Chris's.
Kim:
Oh ja, Madame,
mein Sohn ist Chris's.
Ich seh' im Traum, wohin mein Sohn gehört,
zu den Ratten im Straßendreck jedenfalls nicht.
Ellen:
Wir sind nicht reich, doch wir schultern die Last.
Chris und ich sind uns einig, wir tun uns're Pflicht.
Kim:
Dann nehmt Tam mit euch!
Ellen:
Ihn der Mutter entreißen - Kim, denk' nicht daran!
Kim:
Ihr nehmt das Kind zu euch.
Und ihr gebt ihm das,
was ich nicht kann.
Ellen:
Doch Kim, dein Kind braucht dich.
Chris und ich möchten eigene Kinder, schon bald.
Kim:
Tam's Glück hängt von euch ab, euch allein!
Ellen:
Nein! Sieh doch ein:
So wird's nie, kann's nicht sein.
Kim:
Wenn Du sagst, Chris steht zu dem neuen Entschluß,
daß er mich und seinen Sohn hier zurücklassen muß;
wenn du sagst, daß meinen Mann und Dich nichts mehr entzweit
und Tam's Schicksal endet im Staub der Zeit
dann sagt er's mir heut noch ins Gesicht,
denn sonst glaub ich es nicht.
(KIM geht ab.)
Ellen:
Ich (Plural) ... .. .

https://www.youtube.com/watch?v=q3lTV-da5Kw
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• 16.07.2014

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