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Nachrichten - ★ Ronald Johannes deClaire Schwab

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★ 1.c / 🔝 KommunikationsÜbung 6
« am: 02. November 2020, 00:20:29 »
ZWECK: Vollständige Bestätigung.
ÜBUNG: Der Coach verwendet eine Zeitung oder anderes geeignetes Material, aus dem er Äußerungen, Kommentare und Bemerkungen auswählt. Er sagt diese zum Studenten. Der Student muß in solch einer Weise bestätigen, daß der Coach davon überzeugt ist, es ist nicht nötig, dieses Material zu wiederholen, und daß es vollständig und endgültig empfangen und verstanden worden ist. Geben Sie einen „Flunk"
Zitat
flunk: (von engl. flunk, Nichtbestehen, Versagen) einem Studenten anzuzeigen, daß er einen Fehler gemacht hat oder darin versagt hat, die gelernten Materialien anzuwenden. Bei Trainingsübung, wenn der Student etwas anderes macht, als in der Übung verlangt wird oder es unterläßt, einen Teil der Übung zu machen, dann sagt sein Studierpartner „flunk", was der Fehler war und beginnt wieder mit der Übung.
für zu große Lautstärke, für Mißemotion oder eine Reaktion des Studenten, die die Person, die vollständig bestätigt werden soll, verstimmen oder bestürzen würde.
COACH EN: Die Fertigkeit zu erwerben, eine Äußerung, eine Bemerkung oder einen Kommentar in solch einer Weise vollständig, vollumfänglich und abschließend zu bestätigen, daß die Person, die diese Äußerung gemacht hat, zufrieden ist, daß die Äußerung vollständig empfangen und verstanden worden ist, und es nicht für nötig hält, die Äußerung zu wiederholen oder fortzusetzen.     
ENDPHÄNOMEN: Zuversicht, in solch einer Weise bestätigen zu können, daß ein anderer es nicht für nötig hält, das Thema zu wiederholen oder weiterzuverfolgen, und damit zufrieden ist und nicht in irgendeiner Weise bestürzt oder verstimmt ist. Das Endphänomen ist die Fähigkeit, Äußerungen, Bemerkungen oder Kommentare abschließend zu beenden, ohne daß es zu schmerzlichen Empfindungen oder Verstimmungen kommt.
Zitat
Mißemotion: ein geprägtes Wort, das oft lose verwendet wird und sich auf alles bezieht, was eine unangenehme Emotion ist, wie zum Beispiel Antagonismus, Wut, Furcht, Gram, Apathie oder Todesstimmung. Die volle Bedeutung von Mißemotion ist eine Emotion oder eine emotionelle Reaktion, die in der gegenwärtigen Situation nicht angemessen ist. Es kommt von Miß-(falsch) + Emotion. Wenn man sagt, daß jemand mißemotional sei, würde das bedeuten, daß die Person nicht die Emotion zeigte, die aufgrund der tatsächlichen Umstände der Situation erforderlich war.

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✅ SmallTalk & Community / Kategorie
« am: 01. November 2020, 18:09:08 »
Unter Kategorien versteht man in der Logik Grundbegriffe, innerhalb der Ontologie
Zitat
1. Philosophie
Lehre vom Sein, vom Seienden
2. Informatik
System (6a) von Informationen mit logischen Relationen
Die Ontologie ist eine Disziplin der Philosophie, die sich mit der Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit befasst. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie
und Metaphysik.
Zitat
Die Metaphysik ist eine Grunddisziplin der Philosophie.
[Plural selten] philosophische Disziplin oder Lehre, die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt Liegende, die letzten Gründe und Zusammenhänge des Seins behandelt
"die Metaphysik Platons"
1b. die Metaphysik (1a) darstellendes Werk
Zitat
Es geht darum zu erfassen, was hinter der natürlichen Welt liegt um das Sein zu erklären. Themen in der Metaphysik sind beispielsweise die Existenz von Gottheiten und das Leben nach dem Tod.
Synonym für die Metaphysik ist die Ontologie, die Lehre vom Seienden. Das Gegenteil vom Sein ist der Tod oder das Nichts.
[/i]
Metzler Lexikon Philosophie Metaphysik. (griech. ta meta physika: dasjenige nach der Physik), die philosophische Disziplin, die sich mit den über alle einzelnen Naturerscheinungen hinausgehenden Fragen des Seins beschäftigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Metaphysik
Grundmerkmale des Seienden.
Da das Verb kategorein ins Lateinische übersetzt praedicare lautet, heißen Kategorien insbesondere im Mittelalter auch Prädikamente.
Zitat
1. Philosophie
(nach Aristoteles) eine der zehn möglichen Arten von Aussagen über einen realen Gegenstand
2. Philosophie
eines der Prädikamente der scholastischen Logik und Ontologie

Kategorie (Philosophie), Grundbegriff der Logik, in der Ontologie und der Metaphysik die Grundmerkmale des Seienden
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie_(Philosophie)

Kategorie (Psychologie), Grundform von Aussagen, ein grundlegender Allgemeinbegriff zur Ordnung von Erkenntnisinhalten
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie_(Psychologie)

Zitat
Kategorie (altgriechisch für „Anklage, Aussage, Eigenschaft“) steht für:
Zitat
Kategorie (Philosophie), Grundbegriff der Logik, in der Ontologie und der Metaphysik die Grundmerkmale des Seienden
    Kategorie (Psychologie), Grundform von Aussagen, ein grundlegender Allgemeinbegriff zur Ordnung von Erkenntnisinhalten
    lexikalische Kategorie, Grundbegriff der grammatischen Klassifizierung von Wörtern, siehe Wortart
    Kategorie (IFRS), in der Wirtschaft die Bilanzierungsregel der IAS 39

Zitat
Fundamentalkategorie, grundlegende Klassen und Begriffe bei der Indexierung und Erschließung von Dokumenten
    Klasse in der kategoriellen Algebra, siehe Kategorientheorie #Kategorie
    Sozialkategorie, demographische Gruppe, eine Menge von Personen mit gleichen sozialen Merkmalen
    Turnierkategorie (Schach), Einstufungsmethode für die Stärke eines Schachturniers

Kategorisierung steht für:
Zitat
    Kategorisierung (Kognitionswissenschaft), kognitive Fähigkeit, unterschiedliche Sachen zu sortieren und einzuordnen
    Soziale Kategorisierung, Studie zum Zwischengruppenverhalten (1971)
    Klassifizierung, Zusammenfassen von Sachen zu Klassen, Gruppen, Mengen
    Klassifikation, Typifikation oder Systematik: eine Gesamtheit von Kategorien

https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie

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★ 1.c / Der Emotion
« am: 01. November 2020, 01:13:18 »
   ★   Die Emotionen   ★★
Wenn Sie schon glauben, einen Mitmenschen verachten zu müssen, dann brauchen Sie nicht erst die Emotionsskala zu studieren, um zu erfahren, dass da irgendetwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. Aber Sie können an hand der Emotionsskala Ihre Gefühle besser verstehen und brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Sie ihn zu Ihrer nächsten Gesellschaft nicht einladen. Es gibt gewisse Leute, die wir zu lieben glauben – ungeachtet der ständigen Enttäuschungen, die sie uns bereiten. Wenn das liebevoll gekochte Essen auf dem Herd erkaltet, sind wir niedergeschlagen und fragen uns: Wie, um alles in der Welt, konnten wir uns eigentlich mit einem Menschen einlassen, der noch nicht einmal anruft, wenn er nicht kommen kann? Selten begreifen wir, dass wir einfach zuviel von den Leuten erwarten, denen wir unsere Zuneigung geschenkt haben. Wir alle kennen auch jene etwas eigenartigen Zeitgenossen, die sich auf nicht recht erkennbare Weise in unser Leben eingeschlichen haben. Sie scheinen ganz nett zu sein: Immer denken sie daran, zum Geburtstag eine Karte zu schicken, und sie vergessen auch nie, vor der Haustür ihre Schuhe gründlich zu säubern. Doch irgendwie macht es keinen Spaß, einen ganzen Abend mit ihnen zu verbringen. Das Auf und Ab des Lebens Jeder Mensch hat seine gefühlsmäßige „Kurve“. Das heißt: Jeder bewegt sich sozusagen wie ein Wetterfrosch auf der Emotionsskala hinauf und hinab. Und das geht so von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Gewinnt einer beim Skat, dann schnellt er in die Höhe. Ein anderer plumpst in die Tiefe, wenn er einen wichtigen Kunden verliert. Der Dritte verliebt sich bis über beide Ohren und glaubt in den siebten Himmel empor zu schweben. Lässt ihn jedoch sein Mädchen wegen eines andern sitzen, dann stürzt er augenblicklich in tiefe Melancholie. Kleine Kinder hüpfen oft wie mit Lichtgeschwindigkeit auf und ab. Wenn sie älter werden, pegeln sie sich allmählich auf einem Emotionsniveau (oder auf einem schmalen Abschnitt der Emotionsskala) ein und verharren dort längere Zeit. Eines Tages fallen oder steigen sie wieder – ganz so, wie das Leben mit ihnen spielt. Ein Mensch auf hohem Gefühlsbereich wird sich nicht auf einem bestimmten Punkt der Emotionsskala einpendeln. Er interessiert sich für alles (oder wenigstens für vieles) und kann sich für die verschiedensten Dinge begeistern. Auch wenn er einmal außer Fassung gerät und auf einen tieferen Punkt der Emotionsskala rutscht (bedingt meist durch eine Umgebung mit niedrigerem Emotionsniveau), verliert er doch seine Spannkraft nicht. Er wird sich bald wieder erholen, nachdem er die fremden Einflüsse hat abgleiten lassen. Ein derartiger Mensch zeigt in einer bestimmten Situation die jeweils entsprechende Emotion. Erleidet er einen Verlust, dann empfindet er Trauer. Wird er das Opfer eines hinterhältigen Betrugs, dann erwacht der Zorn in ihm. Mit andern Worten: Seine Reaktion ist der Lage durchaus angepasst. Also: Jemand, der mit den Dingen fertig wird, schwankt ständig auf der Emotionsskala; er ist beweglich. Je besser seine Verfassung, desto flexibler ist er. Wenn er sich einmal ärgert, dann aber richtig. Er kommt indessen über die Misslichkeit hinweg. Falls ihm bange wird, braucht ihn dies nicht weiter zu beunruhigen, denn über kurz oder lang wird er wieder Herr seiner Stimmung. Hin und wieder mag er ohne ersichtlichen Grund deprimiert sein, doch geht auch dieses Stimmungstief schnell vorbei. Wenn man versucht, einen Menschen zu „bessern“, darf man natürlich nicht den Fehler machen, ihn auf der Emotionsskala herabzuziehen. Wir können einen Menschen nur dadurch „läutern“, indem wir es ihm möglich machen, Kontrolle, Beweglichkeit, Aufgeschlossenheit in allen Gefühlsbereichen zu gewinnen. Fällt der Ausdruck „Kontrolle über die eigenen Gefühle“, dann wird es automatisch Leute geben, die behaupten: „Gefühle sind bloß dann echt, wenn sie spontan geäußert werden. Wer seine Gefühle beherrscht, ist einfach nicht aufrichtig!“ Es ist jedoch gerade der Mensch mit niedrigem Emotionsniveau, der sich unaufrichtig verhält – er erlebt noch nicht einmal das seiner Situation gemäße Gefühl. Er ist der Typ, der wahrscheinlich bei einer Hochzeit vor lauter Rührung in Tränen ausbricht und der vermutlich hämisch kichert, wenn einer die Treppe hinabstürzt und sich ein Bein bricht. Nun, ist dies etwa eine aufrichtige Regung? Wenn wir davon sprechen, dass ein Mensch auf niedriger Gefühlsebene lebe, meinen wir nicht den Chef, dem neulich der Kragen platzte, als er die unausgefüllten Lieferaufträge für die Kunden im Papierkorb entdeckte. Das allein rangiert ihn noch lange nicht in die „Zorn“ Stufe ein . Die Stufe Wut bezeichnet vielmehr jemanden, der nahezu ununterbrochen außer sich ist vor Wut. Reden wir hingegen von Furcht, dann meinen wir nicht den Großwildjäger, der vor einem Bären davon hetzt, weil seine Büchse Ladehemmung hat. Wir meinen damit einen Dauerzustand: die Unfähigkeit, seine eigene Einstellung und seine eigene Umgebung zu ändern. Der tatkräftige Mensch kann handeln und auf die Handlungen anderer angemessen reagieren. Der Mensch mit niedrigem Emotionsniveau dagegen bedient sich immerzu derselben Sätze für alle Szenen des Schauspiels. Er handelt also der Vernunft zuwider. Was bei Leuten mit niedrigem Emotionsniveau im Grunde nicht stimmt, ist ihre Unbeweglichkeit, ihre Starrheit. Wenn einer Angst bekommt, ist er dann imstande, diese Angst auch zu überwinden? Wenn er im Zorn jemanden beschimpft hat, kann er seinen Groll dann auch wieder vergessen? Menschen, die im hohen Gefühlsbereich „zu Hause“ sind, kommen auf der Emotionsskala immer wieder nach oben. Menschen auf tieferen Stufen jedoch verweilen dort dauernd. Sicher mögen auch sie sich manchmal ein wenig nach oben oder noch weiter nach unten verändern, doch werden sie für längere Zeit ihr Stadium wohl kaum verlassen können.

Geistig normal?

Es ist leicht gesagt, ein Mann sei verrückt, wenn er behauptet, Napoleon zu sein oder wenn er bei einem Amoklauf Menschen tötet. Es besteht indessen kaum ein Zweifel daran, dass sich heutzutage eine weitaus gefährlichere Verrücktheit der gesamten Menschheit bemächtigt: Wir haben eine Gesellschaft, die rücksichtslose Zerstörung von Menschenleben und ganzen Städten erlaubt (durch Kriege und Umweltverschmutzung): eine Gesellschaft, die Millionen in die „Erforschung“ der Psychohygienie steckt, während die Nervenheilanstalten zum Bersten gefüllt sind, die Kriminalität ansteigt und der Selbstmord immer häufiger vorkommt. Wir verfügen über staatliche Einrichtungen, die dafür sorgen, dass falsch etikettierter Honig von den Regalen der Reformhäuser konfisziert wird, während sie andererseits die Aufschrift „angereichertes Brot“ auf einem Produkt gutheißen, das zumeist aus undefinierbaren Chemikalien besteht. Das Gesetz betrachtet einen Menschen dann als verrückt, wenn er „richtig“ von „falsch“ nicht unterscheiden kann. Dies aber ist kaum eine geeignete Grundlage für Urteile die wir alltäglich treffen müssen. Gemeinsam mit andern Vorteilen gibt uns die EmotionsEmotionsskala einen verlässlichen Maßstab zur Beurteilung der geistigen Norm. Je weiter sich ein Mensch unten auf der Emotionsskala befindet, desto weniger ist er geistig normal. Eine scharfe Trennlinie zwischen „geistig normal“ und „geistig anomal“ gibt es freilich nicht. Jeder Mensch ist mehr oder weniger geistig normal. Er kann in einem Lebensbereich durchaus vernünftig und in einem andern völlig unvernünftig sein. Meist ist es die Intensität einer Emotion, welche die Gesellschaft veranlasst, jemanden einzusperren. Das bedeutet, dass ein Mensch auf niedriger Emotionsstufe gemeinhin für verrückt erklärt wird, wenn er alles lauthals von sich gibt, was in seinem Oberstübchen vor sich geht. Ein tobender Mann walkt zum Beispiel seine Frau mit einem Teppichklopfer durch. Ein anderer (der gleichfalls tobt) macht seine Eheliebste hingegen lediglich mit üblen Worten zuschanden. Beide verhalten sich nicht „normal“, aber die Gesellschaft sieht nur in dem ersteren eine Bedrohung. „Nach außen hin“ Die meisten Menschen verbergen ihr übliches Emotionsniveau hinter einem liebenswürdigen, nach den gesellschaftlichen Regeln bestimmten Wohlverhalten, um im täglichen Leben besser zurechtzukommen. Der Verkäufer lächelt (wenn auch nicht immer) selbst dann noch höflich, wenn er dem Kunden seine Meinung am liebsten ins Gesicht brüllen würde. Treffen wir einen Bekannten auf der Straße, dann versichern wir normalerweise, es gehe uns ganz ausgezeichnet – auch wenn wir uns elend fühlen. Mit ein wenig Übung werden Sie jedoch bald in der Lage sein, den Kern – also das konstante Gefühlsniveau – trotz der schützenden Hülle zu erkennen.
Zitat
Nicht genannte
Vielleicht fällt Ihnen auf, dass einige nicht auf der Emotionsskala angeführt sind. Die meisten von ihnen tauchen indessen als verschlüsselte Nuancierungen auf. Beklemmung, Verlegenheit, Besorgnis, Schrecken und Schüchternheit stellen mehr oder weniger starke Formen des FurchtKomplexes dar. Gefühle wie Liebe, Hass oder Eifersucht äußern sich jeweils durch das individuelle Emotionsniveau in vielfacher Klangfarbe und Schattierung. Ein Mensch, der chronisch zum Mitleid neigt, liebt ganz anders als einer, der gewohnheitsmäßig aufbraust. Ein eifersüchtiger Ehemann kann auf einen Rivalen schießen, sich aber ebenso gut auch in aller Stille vollaufen lassen. Ein Psychiater an einem Universitätskrankenhaus der Vereinigten Staaten nahm eine fünf Jahre dauernde Untersuchung vor, bei der mehr als vierhundert todkranke Patienten befragt wurden. Zweck war es, herauszufinden, wie man den Sterbenden am besten helfen könne, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Dabei stellte sich heraus, dass die meisten dieser Menschen fünf Stadien durchmachten, bevor sie starben: Trotz, Zorn, Feilschen um Zeit, Trauer und schließlich Ergebung. Innerhalb der ersten vier Stufen – so der Psychiater hatten die Patienten immer noch einen Hoffnungsschimmer. Im Endstadium „sei der Mensch meist bereit, sich mit seinem Los abzufinden“. Zusammenfassung Menschen auf niedrigem Emotionsniveau werden stets viele Gründe für ihr Verhalten nennen: Sie werden dank ihrer Intelligenz alles tun, um ihre Überzeugungen zu verteidigen. In Wahrheit trachten sie jedoch danach, ihr emotionelles Verhalten zu erklären, über das sie gar keine Kontrolle haben. Der chronisch zornige Mensch wird Sie mit den Worten warnen: „Nimm dich bloß in acht!“ Der ständig Apathische wird – wenn überhaupt ein Wort über i seine Lippen kommt lediglich murmeln: „Man kann ja sowieso nichts ändern.“ Und jeder glaubt, was er sagt. Wenn er lange auf einer derartigen Stimmungsebene lebt, fühlt er sich dort vertraut und ist davon überzeugt, es sei sein Recht, diese Haltung einzunehmen. Menschen mit niedrigem Emotionsniveau sollte man beileibe nicht verachten. Es wäre andererseits jedoch eine Selbsttäuschung, nur das Beste von ihnen zu denken, wenn die Tatsachen ihnen offensichtlich Unrecht geben. Das Vernünftigste für sie und uns ist, sie richtig einzuschätzen. Nur so bleibt uns die Möglichkeit, sie auf der Emotionsskala „anzuheben“. Wenn Kinder vier oder fünf Jahre alt sind, kann man beginnen, mit ihnen über die Einstufungen zu reden. Gewöhnlich sind sie sogleich begeistert bei der Sache, wenn sie die farbige Emotionsskala sehen. Das ist ein guter Start ins Leben. Ich habe meine Söhne mit ihr vertraut gemacht und weiß nun, dass sie nie für einen Menschen arbeiten werden, der in einer niederen Empfindungsregion daheim ist. Es wird ihnen später auch nicht einfallen, Leute dieser Wesensart einzustellen. Und ganz gewiss werden sie niemals auf den Gedanken verfallen, sich einen Ehepartner auszusuchen, der unentwegt in den Niederungen der Emotionsskala watet. Sagen Sie, um Himmelswillen, keinem Menschen jemals ins Gesicht hinein, wie Sie ihn einschätzen. Vielleicht irren Sie sich, und der Betreffende wird dann tief deprimiert sein. Stimmt Ihr Urteil dagegen, so hilft ihm das auch nicht weiter. (Sie haben sicher schon einmal jemanden getroffen, der Ihnen selbstgefällig grinsend bescheinigte: „Ach, machen Sie doch keine vielen Worte. Sie durchschaue ich allemal.“ Waren Sie nach dieser liebenswürdigen Eröffnung etwa hocherfreut? Mitnichten: Sie werden diesen Burschen heftig verabscheut haben – was Ihnen niemand verübeln kann.) Studieren Sie die Emotionsskala, um jene Menschen auszuwählen, die Ihnen wahrscheinlich etwas zu „geben“ haben. Fahnden Sie mit ihr als Hilfsmittel wie ein Detektiv in Ihrer Familie, in Ihrem Büro, in Ihrem Freundeskreis nach „faulen Stellen“. Lernen Sie, wie man Leute erkennt, und Sie werden dann nicht mehr von ihnen erwarten, als sie Ihnen ihrer Anlage nach zu offerieren haben. Es liegt bei Ihnen, andern Menschen bei dem „Erklettern“ der Emotionsskala behilflich zu sein. Versuchen Sie nicht, sich allzu viel mit Ihrer eigenen Person und deren Einordnung zu beschäftigen. Naturgemäß werden Sie bei der Lektüre gelegentlich das Gefühl bekommen, man halte Ihnen einen Spiegel vors Gesicht. Zucken Sie dann nicht zurück. Und lassen Sie sich vor allem nicht entmutigen.
Zitat
Apathie
„Apathie: Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, Abstumpfung.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch „Ich begreife jetzt manches besser“, sagte mein junger Freund. „Mich stört eigentlich gar nichts mehr. Ich nehme das Leben, wie's halt kommt. In den letzten Monaten bin ich viel reifer geworden. Ich hab all die Verrücktheiten aus meinem System rausgeschmissen und bin jetzt dabei, ernsthaft zu studieren. Das ist doch wirklich das einzige, was zählt.“ Wäre mir seine Emotionsebene nicht bekannt gewesen, dann hätte mich diese Beteuerung (gereift zu sein) vielleicht überzeugt. Aber ich musste an einen überschäumenden Ausbruch seiner Gefühle denken, der ihn vier Monate zuvor hingerissen hatte. Damals war er nach New York abgereist – voller Vertrauen in sein Talent, voller Hoffnungen auf den großen Erfolg. Schon bald danach hatte er einen „Knacks“ bekommen. Und zwar in aller Stille. Irgendetwas hatte ihn, so schien es, zerbrochen. Ein Mensch oder ein Erlebnis hatte seine Träume zerstört. Die philosophische „Erkenntnis, von der er mir soeben gesprochen hatte, war nichts als ein Schlag ins Wasser. In Wirklichkeit hatte er nämlich aufgegeben. Ein typischer Fall von Apathie... Wenn ein Mensch einen schweren Verlust erleiden muss und seine Trauer nicht ausdrücken kann, dann bleibt ihm – so glaubt er zumeist gar keine andere Wahl, als seinen Gram zu unterdrücken. Die Folge: Der Mann verliert sich in Depressionen. In dieser Phase kann er nun behaupten, ihm sei alles gleichgültig geworden. Apathie bedeutet: abschalten von allem – vom Lieben, Hoffen, Weinen, Lachen und Träumen. Jeder Mensch kann nach einem tiefen Schmerz auf eine Empfindungsebene abgleiten, die unter seinem üblichen Niveau gelegen ist. Auf der Stufe der Apathie hat er jedoch nicht nur etwas verloren, sondern er weiß dann auch, dass er nie wieder fähig sein wird, zu siegen. Apathie ist der allergefährlichste Zustand. Er bringt viele Menschen an den Rand des Abgrunds, und nicht wenige stürzen sich über die letzte Barriere ins Nichts. Was hat das leben ihnen denn noch zu bieten? Gibt es überhaupt auf Erden noch einen Schimmer von Hoffnung und Hilfe Oft ist der Selbstmord der einzige Ausweg. Im Abgrund der Depressionen Wenn alle „apathischen“ Menschen in einer Nervenklinik lägen, wären sie leicht zu identifizieren. Seien Sie aber nicht überrascht, selbst einen brillanten Intellektuellen auf dieser Stufe anzutreffen. Die Apathie lässt sich in zwei Stufen unterteilen. Die tiefste (zuweilen „vorgetäuschter Tod“ genannt) ist bloß noch durch eine kaum wahrnehmbare Schwelle vom körperlichen Sterben entfernt. Ein Mensch liegt im Bett, hat sich von der Welt und den Menschen zurückgezogen, ist nicht mehr imstande, für sich selbst zu sorgen, und wird von Halluzinationen gepeinigt. In dieses Stadium geraten häufig Menschen nach einer schweren Operation oder einem gefährlichen Unfall. Sie lassen sich verhältnismäßig leicht identifizieren. Der unter Apathie leidende Mensch von höherem Niveau, welcher dem Treiben der andern noch nicht ganz entsagt hat, vermag uns hingegen zu täuschen. Denken Sie an einen, der barfüßig, mit wild wucherndem Bart und im Drogen rausch durch die Gegend taumelt. Stellen Sie sich aber auch einen Geschäftsmann vor, der tagsüber durchaus seriös wirkt in seinem eleganten Anzug – ihm werden Sie auf den ersten Blick wohl kaum ansehen, dass er sich jeden Abend bis zur Besinnungslosigkeit besäuft. Wieder ein anderer greift zur Pistole und macht kurzerhand Schluss, weil er die Nase voll hat. Nicht selten passiert es auch, dass ein Mensch entschlossen die Fahrbahn betritt, wenn die Ampel auf Rot steht: Er hofft, ein anderer werde ihn so oder so aus der Welt schaffen... Neulich traf ich einen gesprächigen Menschen, der chronisch niedergeschlagen ist, auf einer Gesellschaft. Fast jede seiner Bemerkungen zeigte, auf welcher Stimmungsebene er behaust war. Wir sprachen über Autos. Er tat das Thema mit den Worten ab: „Das Autogeschäft ist kaputt. Da ist nichts mehr zu holen.“ Als die Unterhaltung auf die Probleme des Baugewerbes kam, meinte er lapidar: „Der kleine Unternehmer ist erledigt. Er hat keine Chance mehr.“ Später diskutierten wir über ein politisches Problem: „Versuchen Sie bloß mal, so etwas zu bereinigen, und schon sind Sie ruiniert.“ Dieser Mensch war leicht in seiner Kategorie unterzubringen. Nicht nur sein absoluter Pessimismus, sondern auch der ständige Gebrauch der Worte „kaputt“, „erledigt“, „tot“ verrieten alles über ihn. Selbstverständlich vermag der apathische Mensch wie jeder andere seinem Beruf nachzugehen. Doch meist versucht er, sich auf irgendeine Art und Weise selbst zu zerstören. Rauschgift und Alkohol Drogensüchtige und schwere Alkoholiker sind apathische Menschen. Lassen Sie sich nicht durch den äußeren Schein trügen: durch rührselige Liebenswürdigkeit und überschwängliches Gehabe. Wie verhält sich ein derartiger Mensch, wenn er aus seinem Rausch erwacht? Meist sieht das Leben und die Welt für ihn dann so erschreckend aus, dass er sogleich wieder nach dem „chemischen Ausweg" sucht: Er begeht also langsam Selbstmord. Er wartet auf den Zusammenbruch, trinkt jedoch immer weiter, damit er ihn nicht zu fühlen braucht. Bis das Fiasko eintritt, bereitet er seiner Umgebung Höllenqualen: Wer ihn liebt oder schätzt, bemüht sich verzweifelt, ihn zurückzuhalten. Doch nur selten ist diesen erschöpfenden Hilfeleistungen Erfolg beschieden.
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Jenseits von Richtig und Falsch
Gelegentlich begegnen wir einem Menschen, der in apathischem Zustand dahindämmert, jedoch glaubt, er habe das Stadium des „Erhabenseins“ erreicht. Da er sich außerstande sieht, sein Gefühl der Hoffnungslosigkeit einzugestehen, versucht er, es durch „tiefsinnige Reden“ zu rechtfertigen. Ich nenne dies „intellektuelle Apathie“. Alfred, ein Student, erzählte mir von seinem Freund, der Theologie und Philosophie studiert hatte, bis er zu einer ganz persönlichen „Lebensanschauung“ fand. Weitschweifig beschrieb er seine Erkenntnisse vom „endgültigen Bewusstsein“, Tief beeindruckt meinte Alfred: „Wenn du jetzt selber in diesem Stadium bist, wundert es mich, dass du nicht auch andern zu dieser Erkenntnis verhilfst.“ – „Warum sollte ich?“ versetzte der Freund. „Die andern sind sowieso alle wie ich.“ Derartige „Erkenntnisse“ scheinen mir jenseits von richtig und Falsch zu sein. Solche Leute sind ganz einfach apathisch, halten sich indessen für Apostel. Verantwortung Es gibt gewisse Philosophien (zum Beispiel die östlichen Religionen), die auf den höchsten Emotionsniveaus der Emotionsskala basieren. Leute auf niedrigeren Gefühlsebenen können deren Bedeutung (das heißt: ihren Sinn) derartig verdrehen, dass das Resultat zur völligen Apathie führt. Wer weniger Aktivität, geringeren Kontakt zu den Mitmenschen, schwächeren Einsatz befürwortet, darf kein Anrecht geltend machen, Gehör zu finden. All seine „geIehrsamen“ Redereien enden ja doch bloß in der Apathie. Manche Doktrinen scheinen geradezu einer apathischen Grundhaltung Vorschub zu leisten. Der Fatalist klammert sich an den Glauben, alle Geschehnisse seien vorbestimmt und die Menschen nicht imstande, etwas am Verlauf der Dinge zu ändern. („Ich bin noch nicht mal für mich selber verantwortlich.“) Die Anhänger vieler sektiererischer Vereinigungen starren unentwegt in die Sterne, rätseln über Zahlen, grübeln über Farben, beobachten Kristallkugeln (in denen sich Ihrer Meinung nach das eigene Schicksal offenbart). Apathische Menschen verfallen nur allzu leicht derartigen „Lehren“. Ursache und Wirkung Wer glaubt, er würde allein von äußeren Einflüssen beherrscht, befindet sich bereits auf dem besten Weg zur Apathie. Gelassen wird er Verluste hinnehmen und seufzend murmeln: „Es ist Gottes Wille. Da kann man nichts machen. Es hat halt so kommen sollen.“ (Das ist kein echter religiöser Standpunkt, denn jede Religion, die diese Bezeichnung verdient, bietet dem Menschen einen Ausweg: die Erlösung.) Der ganz in der Apathie befangene Mensch hält sich für geringer als die Sterne und Planeten, als die erzielten Fußballtore oder die Fliege auf seinem Bein. Wer dagegen hoch oben auf der Emotionsskala angesiedelt ist, sieht sich eher als „Gefahr“ für seine Umwelt. Er möchte sie gern nach seinem Gusto verändern. Doch je stärker der Glaube eines Menschen ist, er sei lediglich „Objekt“, desto näher befindet er sich der Apathie –und über kurz oder lang vielleicht seinem eigenen Untergang. Eigentum Menschen mit niedrigem Emotionsniveau haben häufig seltsame Vorstellungen von Eigentum. In apathischem Zustand jedoch glauben viele Leute, ihnen gehöre rein gar nichts. Das kann zutreffen. Sie können freilich auch viel besitzen und dennoch jammernd behaupten: „es hat ja überhaupt keinen Sinn, irgendetwas anzuhäufen.“ Wer so veranlagt ist, meint auch, dass andere Leute sich gleichfalls nicht mit Habe „belasten“ sollten. Er vergeudet Ihre Zeit, lässt Ihre laufenden Rechnungen in die Höhe schnellen, das Licht brennen und den Motor laufen, und ab und zu bittet er Sie auch kaltblütig, doch einmal ganz rasch auf Ihrem Apparat einen Bekannten in Australien anrufen zu dürfen. Sollten Sie daran Anstoß nehmen, wird er obendrein noch verblüfft sein und Ihnen den Vorschlag machen, „sich doch endlich von dem ganzen Kram zu trennen“. Ein neureicher Filmschauspieler sagte: „Eigentlich sollte ich ja Geld für meine alten Tage zurücklegen. Aber das schaffe ich einfach nicht. Alles, was ich verdient habe, rinnt mir unter den Fingern weg, als ob es gar nicht mein wäre. Ich habe keine Lust, mich abzusichern. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen.“ „Ich bin machtlos“ Zuweilen erklären Leute kühn und herausfordernd: „Mich .kann gar nichts erschüttern.“ Das sind die „Verwendungsunfähigen“ Sie leiden unter der extremsten Form der Apathie. Emil, auch ein Student, hatte das Gefühl, sein Leben verliere allen Glanz. Nichts machte ihm mehr Spaß. Seinem Freund Georg teilte er mit, dass er es jetzt einmal mit einem LSD Trip versuchen wolle. Beide wussten, dass die Droge lang anhaltende Geistesstörungen verursachen kann, und bis zu diesem Tage hatten sie auf dieses Experiment verzichtet. Georg jedoch war gerade auch ziemlich melancholisch und entgegnete: „Ich stimme zwar dem, was du vorhast, nicht zu, aber ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann.“ Wäre er in einem höheren Gefühlsbereich gewesen, dann hätte es Georg durchaus vermocht, seinem Freund das Vorhaben auszureden. Zumindest hätte er einen ernsthaften Versuch unternommen.
Der „abgeklärte“ „Apathie“ Mensch wird beteuern, er sei gelangweilt: „Ich habe das Leben satt. Mich amüsiert einfach nichts mehr. Was kann man schon tun, um diese oberflächliche Menschheit ein bisschen aufzuregen?“ Die unwirkliche Wirklichkeit Ein Jahr nach der ersten Landung amerikanischer Astronauten auf dem Mond machten Reporter siebenhundert Interviews zu dem Thema: „Was denken Sie über dieses Ereignis?“ Es stellte sich heraus, dass eine außergewöhnlich große Zahl von Leuten an der Realität der „Apollo – Mission zweifelte. Besonders bei alten und armen Menschen war dies der Fall. Eine ältere Frau aus Philadelphia glaubte, die Mondlandung wäre in der Wüste von Arizona inszeniert worden. Ein stellungsloser Bauarbeiter aus Miami erklärte: „Ich hab das im Fernsehen betrachtet, aber ich glaub kein Wort davon. Kein Mensch war jemals auf dem Mond.“ Mehr als die Hälfte aller Bewohner eines Gettos von Washington hatte Zweifel an der Richtigkeit des „Spazierganges auf dem Mond“. Ein Mann, der bemüht war, seinen Gefühlsbereich nicht deutlich werden zu lassen, meinte: „Die versuchen doch nur, uns von unseren Problemen abzulenken. Die Menschen sind unglücklich, und so' ne Show lässt sie für einen Moment ihr eigenes Elend vergessen.“ Die Wirklichkeit erscheint einem apathischen Menschen nur selten glaubwürdig. Der Spieler Auch der wie unter einem Zwang stehende Spieler ist apathisch. Wenn jemand ständig gewinnt, befindet er sich naturgemäß auf einem höheren Emotionsniveau, da er in diesem Falle eher Ursache als Wirkung des Spiels ist. Niemand kann jedoch immer gewinnen. Ein Mann, der am Zahltag das Geld für die Miete und den Lebensunterhalt am Spieltisch verpulvert, enthüllt durch sein Verhalten seine abgestumpfte Einstellung gegenüber dem Eigentum: „Besser wär's, ich hätte überhaupt nichts.“ Vor einiger Zeit unternahm ein Schiff eine Kreuzfahrt nach Südamerika. Plötzlich erhielt der Funker die Nachricht dass unweit ein Dampfer in Seenot und in Brand geraten sei. Der Kapitän änderte den Kurs. Achthundert Passagiere und die Besatzung des brennenden Schiffes rangen in den Wellen um ihr Leben. Sie hatten außer dem, was sie auf dem Leibe trugen, alles verloren. Sie konnten indessen gerettet werden. Die Passagiere des zur Hilfe herbeigeeilten Dampfers drängten sich an der Reeling, um das Schauspiel zu beobachten und – wenn möglich – mit Hand anzulegen. Einige stellten spontan Kleidung und Quartier für die Opfer bereit. Während der ganzen Aktion blieb das Spielkasino geöffnet. Ein paar Spieler von der harten Sorte, die gar nichts umwerfen kann, blieben auf ihren Stühlen kleben – die Augen wie hypnotisiert auf die Tische gerichtet. Das Drama, welches sich nur wenige Meter vor ihrer Tür abspielte, berührte sie in keiner Weise. Und dabei war dies ein wirkliches Drama, das mit dem Nervenkitzel im Kasino nicht im Geringsten zu vergleichen gewesen wäre. So etwas nennt man Apathie. Kein Mensch auf anderem Emotionsniveau hätte sich so teilnahmslos angesichts von Leben und Tod benehmen können.
„Der Mensch ändert sich nie“ Wer schon als junger Mensch die Emotionsskala zu verstehen gelernt hat, der weiß auch, ob er den Rat eines Älteren zu beherzigen hat oder nicht. Eines Tages schilderte mein damals siebzehnjähriger Sohn den Vortrag eines Lehrers, der verkündet hatte: „Der Mensch ändert sich nie. Er macht immer wieder die gleichen Fehler. Niemals lernt er etwas dazu. Er wird sich sein Lebtag nicht wandeln.“ „Auf welcher Stufe der Emotionsskala befindet er sich denn?“ fragte ich. Mein Sohn lachte und erwiderte: „Apathie natürlich.“ Also wieder einer, der seine Bildung und Erfahrung dazu verwendete, eine Verhaltensweise zu stützen, über die er letztlich selber keine Kontrolle hat. Durch die Geschichte und anhand von Dokumentarberichten können Sie freilich jedes Tun auf der Emotionsskala rechtfertigen. Wollten wir jedoch alles, was vor uns geschehen ist, voll und ganz als „Beweis für die Richtigkeit“ akzeptieren, dann brauchte sich kein Lehrer mehr mit dem Unterricht abzuplacken, kein Wissenschaftler müsste mehr mit Reagenzgläsern hantieren, und auch ich wäre heute im Bett geblieben. Zusammenfassung Gleichgültig, wie begabt er sein mag: kein apathischer Mensch vermag mehr zu sein als ein Imitator jener lebenssprühenden Menschen, die auf den höheren Stufen anzutreffen sind.
Zitat
Wiedergutmachen
„Wiedergutmachen: (Schaden, Böses) ersetzen, erstatten (Verlust).“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Lisa entschließt sich, nicht mehr mit Oskar „zu gehen“. Er ist vernichtet. Schluchzend und voller Selbstmitleid schwört er: „Ich werde alles tun, damit du mich wieder liebst.“ Er ruft sie an. Er schickt ihr Geschenke. Er schreibt ihr glühende Briefe. Er wartet an der Ecke, damit er sie „zufällig“ trifft, wenn sie das Haus verlässt. „Bitte, Lisa“, fleht er, „sag mir doch bloß, warum du mich nicht mehr liebst. Ich mach ja alles, was du willst. Sag mir, dass du mir noch eine Chance gibst.“ „Oskar, kapierst du denn nicht, dass es aus ist zwischen uns? Ich will dich einfach nicht mehr sehen.“ Er lässt den Kopf hängen wie eine Primel, die man nicht mehr gegossen hat. "Mein Gott! Was hat das Leben dann noch für einen Sinn! Am liebsten wäre ich tot. Da kann ich mir ja gleich eine Kugel durch den Kopf jagen.“ Ein Mensch, der „wiedergutmachen“, also sühnen will, lebt in einem Zustand der ständigen „Entschuldigung“. Dass er dabei schmeichlerisch, kriecherisch, schmarotzerisch wirkt, merkt er gar nicht. Er will unbedingt für ein wirkliches oder eingebildetes Unrecht Buße tun. Seine Demut und Unterwürfigkeit ist so lästig, dass wir von Glück reden können, wenn nur wenige Leute für längere Zeit auf einem solchen Niveau verharren. Im Allgemeinen handelt es sich um ein Durchgangsstadium, denn falls Gesten wie "Wiedergutmachung“ nicht zum Erfolg führen, bemitleidet sich der Betreffende mehr und mehr und verliert sich ganz (wie unser Oskar). Der Mensch auf Wiedergutmachen will sich versöhnen. Ihn hungert nach Gunstbeweisen. Auf dieser Ebene finden wir blinde Loyalität, Selbstaufopferung, Märtyrertum. Eine stehende Redensart dieser Menschen lautet: „Nie im Leben werde ich Sie ganz entschädigen können.“ Sie schmieren den Leuten den Brei ums Maul, schmeicheln und erniedrigen sich, um Mitleid oder Hilfe einzuheimsen. Auf dieser Ebene begegnet uns auch der Säufer, der bettelnd durch die Straßen zieht, und die Heroinsüchtige, die der Prostitution verfällt, um sich den nächsten „Schuss“ leisten zu können. Hilfe für den Alkoholiker? Der Säufer begibt sich auf Wiedergutmachen, wenn er sich noch ein Glas erbettelt (das natürlich das allerletzte sein wird). Aber auch der Trinker, der seinem Laster entsagen möchte, muss diese Region durchwandern, damit er geheilt werden kann. Der stets zum Trübsinn geneigte Mensch fühlt, dass schlechterdings alles schmerzlich ist. Rutscht er auf Wiedergutmachen ab, dann versichert er: „Ich werde alles tun, um davon loszukommen.“ Wenn sich ihm jedoch keine echte Hilfe anbietet, wird er seinen Schmerz durch ein Betäubungsmittel los: durch den Alkohol (natürlich immer nur für kurze Zeit, versteht sich). Hat er Glück, dann begreift er in einem nüchternen Moment, dass seine Enthaltung sich zu einem Problem entwickelt, das größer ist als jenes, dem er ursprünglich hatte entfliehen wollen. Seine Reue treibt ihn eine Stufe höher: Er will wiedergutmachen. Er will sühnen. Und eben dies ist die Ursache dafür, dass die meisten Drogen und Alkoholentziehungskuren keinen Erfolg haben. Jemanden von Drogen abzuhalten, ist nur eine Zwischenlösung. Will er hingegen wirklich geheilt werden, dann muss er den festen Willen haben, selber etwas zu unternehmen, um seiner Apathie zu entrinnen. Gelingt ihm dies, muss er sich an der Emotionsskala weiter hinaufbewegen. Bleibt er auf den unteren Stufen, dann wird er beim nächsten Anlass wiederum seine alten Gewohnheiten annehmen. Zuweilen fassen Trinker von sich aus den Entschluss, dem Alkohol zu entsagen. Fast immer aber werden sie binnen kurzem wieder rückfällig. In solchen Fällen kann das Wissen um die EmotionsEmotionsskala von Nutzen sein. Das eigentliche Problem stellt nämlich gar nicht der Alkohol dar, sondern die Gefühlslage des Trinkers: Viele können das Leben einfach nicht ertragen, solange sie nüchtern sind. Sie brauchen den Rausch wie die Luft zum Atmen. Die „Kur" besteht darin, diese Leute auf eine höhere Stimmungsebene zu heben. Unter allen Umständen müssen sie unter Menschen kommen, die imstande sind, sie geistig und seelisch zu unterstützen. Bleiben derart gefährdete Personen jedoch unter ihresgleichen – das heißt: unter Menschen von niedrigem Emotionsniveau , dann werden sie wohl nie geheilt. Ich kannte einen gewissen Herbert, der den falschen Beruf gewählt hatte, um seine Eltern zufrieden zu stellen. Er dachte, es fiele ihm nicht besonders schwer, sein persönliches Ziel – nämlich Fotograf zu werden – aufzugeben. Zwanzig Jahre später war er ein Alkoholiker und befand sich zu seiner sechsten Entziehungskur im Krankenhaus. Der Arzt warnte ihn: „Wenn Sie jetzt nicht endlich Schluss machen, werden Sie in einem Jahr tot sein, denn ihre Leber lässt sich diese Sauferei nicht länger gefallen.“ Er schaffte den Aufstieg zu Wiedergutmachen und sah sich nach einer wirklichen Hilfe um. Als er den Grund seiner Apathie begriffen hatte, gab er seinen ungeliebten Beruf auf und wurde freier Fotograf. Seit fünf Jahren nun hat er keinen Alkohol mehr angerührt. Er ist guter Dinge, und die Arbeit macht ihm Spaß. „Die anonymen Spieler“ Während einer Pokerpartie setzte ein Spieler sein ganzes Vermögen auf eine Karte. Gleichmütig wartete er auf den Ausgang. Nachdem er gewonnen hatte, nickte er nur kurz. Ein Zuschauer, den die Apathie dieses Mannes bestürzte, erkundigte sich: „Wie können Sie denn einfach bloß nicken, wenn Sie gerade 250.000 Euros eingestrichen haben?" Der Spieler zuckte mit den Achseln und entgegnete: „Wissen Sie, was mir am meisten gefiel? Der Moment, als wir auf das Ausspielen der letzten Karte gewartet haben. Da habe ich Leben in mir gefühlt. Nur in solchen Sekunden spüre ich, dass ich wer bin. Aufs Geld, aufs Gewinnen oder Verlieren, kommt's mir nicht an. Das lässt mich ziemlich kalt.“
Diese Auffassung „ich bin niemand“ ist bezeichnend für apathische Menschen. Finden sie irgendetwas, von dem sie glauben, es biete ihnen einen Ausweg (wenn auch nur für kurze Zeit), dann werden sie süchtig. Wer seiner Sucht entfliehen will, muss also unbedingt auf der Emotionsskala „klettern“. Es gibt Organisationen, die sich „Anonyme Spieler“ oder ähnlich nennen. Sie haben sich die Aufgabe gesetzt, Ehen, Familien, sogar in besonders krassen Fällen – Menschenleben zu retten. Das System funktioniert allerdings nur dann, wenn der Spieler offen zugibt, dass er keine Macht über seine Spielleidenschaft hat, und dass er, der Hilfe anderer bedarf, um seiner Schwierigkeiten Herr j zu werden. Außerdem muss er begreifen lernen, dass er auch dann „wer“ ist, wenn er nicht mehr spielt. Und dies erfordert natürlich ein Anheben seines Emotionsniveaus. Folglich muss er zunächst das Stadium der Wiedergutmachung erreichen, bevor er etwas für sich selber tun kann. Im Berufsleben Wenn jemand für einen schroffen Chef arbeitet, kann er sein Selbstvertrauen verlieren. Dann ist der Weg nicht mehr weit bis zur Apathie: Er traut seinem eigenen Urteil nicht mehr und glaubt auch nicht mehr an seine Leistungsfähigkeit. Gibt es jedoch einen Hoffnungsschimmer, den Job behalten zu können, dann wird er vermutlich nur allzu leicht ein schwächlicher „Ja Sager“. In einem fort verteidigt er seine entwürdigende Existenz in diesem Unternehmen und übernimmt willig selbst die beschämendsten Handlangerdienste, um ja nicht hinausgeworfen oder „bestraft“ zu werden. Wahrscheinlich wird er trotzdem scheitern. Bei seinen verkrampften Bemühungen, um jeden Preis zu „gefallen“ und nicht anzuecken, verhält er sich wie ein Stiefelputzer, dem der Stiefel dennoch dauernd wieder in den Schmutz fällt. Zusammenfassung Ein Mensch, der tief enttäuscht, ungerecht behandelt oder betrogen wird, streicht oft die Segel und verfällt der Apathie. Solange er traurig und bekümmert ist, findet er auch nicht die Kraft, Missverständnisse oder Irrtümer aufzuklären (weder die seinen noch die der andern). Erst wenn er die Stufe der Wiedergutmachung erklommen hat, bietet sich ihm eine Chance. Eines Tages kam ein zwanzigjähriger Bekannter zu mir. „Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist“, klagte er. „Mir ist, als ginge das Leben an mir vorbei, ohne dass ich's überhaupt merke. Was wird denn da eigentlich gespielt? Jeder andere Zustand wäre besser als der. Was soll ich bloß machen?“ Obwohl seine augenblickliche Verfassung ziemlich hoffnungslos schien, war er doch schon auf dem Weg der Besserung. Einige Wochen lang befand sich dieser junge Mann in einer apathischen Stimmung: „Mir ist alles wurscht“, schien jede seiner Gesten auszudrücken. Nun aber war er sich wenigstens seiner Lage bewusst geworden und gesonnen, etwas zu unternehmen. Wir plauderten eine Weile miteinander, und er erzählte mir von der großen Enttäuschung, die ihn in diesen Zustand der Gleichgültigkeit und Abgestumpftheit gestürzt hatte. Danach weinte er – und bald danach war seine Gefühlswelt wie umgewandelt. Voller Zuversicht ging er davon. Wer sich im Stadium der Sühne und Wiedergutmachung befindet, ist naturgemäß geschwächt. Kein Grund indessen, alle Hoffnung fahren zu lassen.
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Gram Traurigkeit
„Gram: nagender Kummer, tiefe Traurigkeit.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Martha beklagte sich in einem fort über ihr Eheleben. „Er liebt mich nicht! Er behandelt mich schlecht! Und wenn ich daran denke, dass ich meine Karriere seinetwegen aufgegeben habe! Es war alles besser, als ich noch ledig war.“ Nur um etwas zu sagen (damals war ich noch ziemlich naiv), fragte ich, weshalb sie denn noch bei ihm bleibe, wenn sie so übel dran sei. Als ich sie ein Jahr später wieder sah, erklärte sie mir: „Weißt du, ich werde deinen Rat befolgen: Ich lasse mich jetzt scheiden.“ Das war ein Schock für mich, denn ich hatte ihr ja gar nicht geraten, sich scheiden zu lassen. Doch ein bekümmerter Mensch schluckt oft wie unter Suggestion begierig alles in sich hinein, was man ihm sagt, und macht sich dadurch das Leben noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Ein Jahr darauf jammerte Martha immer noch. Geschieden war sie mittlerweile, doch ihr Sohn weigerte sich, bei ihr zu wohnen. Obendrein löste sie ein von vielen Schauspielerinnen begehrtes Engagement in einem erfolgreichen Stück, weil ihr das „ja auch nichts half“. Und nun, nachdem sie diese ganze Misere angerichtet hatte, quengelte sie: „Ich hatte mal einen Mann, einen Sohn, Geld und Beruf. Und jetzt? Jetzt hab ich gar nichts mehr.“ Gram schreit nach Hilfe, fleht um Mitleid. Der von ihm Befallene ist ein potentieller Selbstmörder. Immerzu klagt er und zerfleischt schier vor Selbstmitleid. Er hat versagt. Man hat ihn betrogen. Er hat alles verloren. Er ist am Ende. Gram und Apathie sind Stimmungsbereiche, die viel Gemeinsames haben und oft nicht voneinander zu unterscheiden sind. Die Stufe bedeutet Apathie, die vom Kummer ausgelöst worden ist. In diesem Zustand ringt der Mensch gewissermaßen ohne Unterlass die Hände. Er fühlt, dass er bald nicht mehr wissen wird, was er überhaupt noch anfangen soll, doch einen letzten Protestschrei behält er sich immerhin noch vor. Wer einen geliebten Menschen durch Tod oder Trennung verloren hat, kann für eine Zeitlang auf die „Kummer“ – Ebene sinken. (Dasselbe gilt für Personen, denen es versagt geblieben ist, ein gestecktes Ziel zu erreichen.) Leute, die jedoch beharrlich auf dieser Stufe verweilen, verkörpern das Negative. "Was habe ich denn bloß falsch gemacht? Warum straft mich der Herrgott auf diese Weise?“ I Eine vom Gram überwältigte Frau ist ständig den Tränen nahe. Das sieht man auf den ersten Blick. Wenn Sie ihr nähere Fragen stellen, wird sie sogleich zu weinen beginnen. Freilich reagieren nicht alle Menschen auf dieser Stufe der Emotionsskala so. Einige verbleiben kurz unterhalb der Tränengrenze (womit sie der Apathie einen weiteren Schritt entgegenkommen). Bei Männern kann man diese Beobachtung häufig machen, denn viele sind der Meinung, „dass große Jungen niemals weinen“(dergleichen hat man ihnen im Elternhaus oder in der Schule eingebläut). Sie können ihren Gemütszustand freilich an ihren Mienen ablesen: hängende Mundwinkel, melancholisch blickende Augen. Schon der Ton ihrer Stimme verrät sie und das mehr oder weniger oft zu hörende Seufzen. Wenngleich sie also nicht immer unbedingt zu weinen brauchen, sind sie doch ständig weinerlich gestimmt. Nur die Vergangenheit zählt Wer sein Gemütsleben auf der Stufe Gram führt, wandelt über einen schmalen Grat: Er kann weder hinauf noch hinunter. Sein Stimmungsniveau bleibt sich stets gleich. Er vermag weder Hilfe zu spenden, noch welche anzunehmen. Ihm bleibt nur eines übrig: sich fest anzuklammern. Vor allem klammert er sich an die Vergangenheit. Er sammelt Souvenirs aus besseren Zeiten: ein Theaterprogramm, einen Handschuh, den sie trug, als er sie zum ersten Male küsste, gepresste Blumen, den alten Sessel von Tante Melitta und so weiter und so fort. Außer Gegenständen sammelt der chronisch traurige Mensch auch Erinnerungen. Sehr häufig spricht er von vergangenen Tagen. Er hängt der guten alten Zeit nach. Ein Mann trauert um seinen Hund, der an Altersschwäche starb. Er hebt die Leine auf und wirft auch den Fressnapf nicht fort. Er hängt Fotos von seinem Tier an die Wände und gedenkt wehmütig der schönen Tage, die beide gemeinsam verbracht haben. "Mein Hund war der beste Freund, den ich jemals hatte. Immer war er bei mir. Nie hat er mich verlassen“ Schließlich glaubt der Mann, er habe alles verloren. Wenn Sie ihm nun den vernünftigen Rat geben, sich doch einen andern Hund anzuschaffen, dann wird er abwehren: "Nein, nein. Kein Hund kann meinen alten Bello ersetzen. Ich möchte mich nicht an einen neuen gewöhnen. Außerdem wird der ja auch eines Tages sterben.“ Einsamkeit und Sehnsucht nach dem Vergangenen sind Anzeichen von Gram. Wer seine ehemalige Schule wieder sieht, seine Heimatstadt oder sein früheres Bürohaus, findet alles verändert. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Er wird traurig. Wehmut überkommt ihn. Immer dann, wenn ein Mensch schweren Herzens etwas aufgeben muss, zeigt sein Widerstreben, sich von dem Vergangenen zu trennen, eine mehr oder weniger tiefe Traurigkeit. Aufrichtigkeit Die Mitteilungen von chronisch traurigen Menschen sollte man mit einer gewissen Vorsicht aufnehmen. Wer um Mitleid bettelt, ist imstande, die tollsten Geschichten zu erzählen, um seine missliche Lage zu rechtfertigen. Einmal hörte ich zwei Jungen zu, die sich mit einem Mädchen unterhielten, das dauernd die „traurige“ spielte. Sie beklagte sich über ihre Mutter und jammerte: "Sie schlägt mich.“ Betroffen und mitleidig fingen die Jungen an, sie auszufragen: „Im Ernst? Wie oft hat sie dich denn schon verhauen?“ „Na, einmal bisher.“ „Ach. Und wie oft hat sie dich denn dabei geschlagen?“ „Einmal.“ „Hat sie dich mit der Faust oder mit der flachen Hand gehauen"!“ „Na ja, mit der flachen Hand, aber es hat ganz schön wehgetan.“ „Also hat sie dich bloß einmal geschlagen. Stimmt das?“ „Ja, schon, aber es hat wirklich furchtbar wehgetan.“ Das ist der Grad der Ehrlichkeit bei Gram. Aus einer Ohrfeige werden Schläge. Der chronisch bekümmerte Mensch sucht immerfort Gründe, um seine Stimmung verständlich zu machen. Eine Witwe beispielsweise piesackte ihren Mann mit ihrem Gekeife so lange, bis er starb. Kaum war er unter der Erde, als sie ihn auch schon als Muster eines Ehemannes zu glorifizieren begann. Dadurch erschien ihr Verlust größer, und das wiederum half ihr zur Rechtfertigung ihrer trübsinnigen Gemütslage. „Das Leben hat mich schwer mitgenommen“ Heiratet jemand von hohem Emotionsniveau einen ewig traurigen Partner, dann wird er seinen Schritt bald bereuen, denn wie soll er ihn jemals aus seiner Misere befreien? Eine Ehefrau auf Stufe Gram erwartet viel Zuneigung und die ständig wiederholte Beteuerung der Liebe. Wird sie indessen diesen Versicherungen Glauben schenken? Wenn sie nur die geringste Zurückweisung und Ablehnung fühlt (ob mit Recht oder nicht), wird ihre Lebensspirale sinken. Fortan muss man sie als Schmarotzerin bezeichnen, die im Zustand der Abhängigkeit vegetiert. Gibt der Mann schließlich auf und packt sein Bündel, dann gilt er als herzloser Schuft. Was hat dieser Mann ihr nicht alles angetan! So oder ähnlich wird sie nun unermüdlich jammern, um das Mitleid anderer zu erregen. Gemeinsam geht's besser Zuweilen schließen sich Menschen dieser Art zu Gruppen zusammen und fordern Mitleid und Hilfe. Sie selbst jedoch denken gar nicht daran, ihrerseits etwas zu tun. Nichts genügt ihnen: Kein Entgegenkommen stellt sie zufrieden. Und so geht das Gejammere weiter. Solche Personen sind introvertiert. Ihr Benehmen ist unverantwortlich. Barmherzigkeit, Mitgefühl und Zuneigung saugen sie geradezu wie ein Schwamm in sich auf. Ihr Hunger nach Nächstenliebe ist unersättlich. Bessern aber werden sie sich nie. (Die wahre Nächstenliebe äußert sich darin, einen anderen Menschen auf eine höhere Empfindungsstufe zu heben – nicht aber, ihm den Kopf zu streicheln und ihn mit Dauerlutschern zu versehen.) Besitztümer Ich kannte einige traurige Vögel, die ihr Nest tadellos in Schuss hielten, weil sie dazu erzogen worden waren, auf eine saubere Umgebung zu achten. Wäre ein derartiger Mensch freilich nicht dazu erzogen worden, dann würde es nicht lange dauern, bis sich sein Hang zum Abgleiten lassen offenbarte. Bald wären ihm zerschlissene Kleider ein willkommener Vorwand, um Mitleid zu wecken.
Er möchte es sich nicht „erlauben“, Besseres zu besitzen.
Manchmal sieht man ein Elendsviertel, das wiederaufgebaut wurde, in Kürze jedoch abermals verkam. Die Ursache: Abgestumpfte Menschen, denen alles gleichgültig ist, hatten darin Wohnung genommen. Das Äußere eines Menschen In diesen niedrigen Emotionsbereichen finden wir das Mädchen, das eigentlich recht hübsch sein könnte, „wenn sie nur etwas aus sich machen wollte“. Das aber will sie gerade nicht: Sie lehnt es ab, sich zu schminken. Sie hat Probleme mit ihrer Frisur. Sie kauft sich die unvorteilhaftesten Kleider. Wenn Sie einer Frau begegnen, deren Kleider schon vor zwanzig Jahren unmodern waren, können Sie getrost wetten, dass sie ein chronisch trauriger Mensch ist. Sicher sind es jene Kleider, die gerade schick waren, bevor ihr Mann starb. Auch so kann man dem Verlorenen nachhängen. Einmal kannte ich zwei Schwestern, die sich in Größe, Haarfarbe und Aussehen ziemlich glichen. Sie ähnelten sich so sehr, dass sie Zwillinge hätten sein können. Dennoch waren sie leicht zu unterscheiden: Die eine stand auf hohem Emotionsniveau und wirkte demnach elegant und gepflegt, während ihre Schwester sich sehr schlicht kleidete, an eine Maus erinnerte und viel älter erschien, als sie war. Als ich eine Bemerkung über die große Ähnlichkeit machte, antwortete mir die Ungepflegte: „Das mag schon sein, aber bloß Maria hat die Schönheit geerbt.“ Diese Worte verrieten so gut wie alles über das Gefühlsleben des Mädchens. Sie hätte genauso großartig aussehen können wie ihre Schwester. Sie hatte sich jedoch entschlossen, unattraktiv zu sein: Sie heischte um Mitleid, denn das Leben hatte ihr übel mitgespielt. Der chronisch traurige Mensch bevorzugt Anteilnahme in Form von Mitleid statt Bewunderung. Freundschaft Derartige Typen kennen wir wohl alle: Der so genannte Freund wirkt als Hemmschuh. Er hängt sich an Sie wie eine Klette. Er wünscht Ihren Rat, Ihre Leitung, Ihre Fürsorge. Da er abhängig ist wie ein Kind, lehnt er sich buchstäblich an Sie. Wenngleich er Demut vorschützt, ist er überzeugt davon, dass er ein „ganz besonderer“ Mensch sei. Demnach ist es die Aufgabe der andern, sich seiner anzunehmen. Er verliert seine Arbeit, weil er sie nie richtig gemacht hat. Von Ihnen jedoch erwartet er, dass Sie ihn durchfüttern. Man kündigt ihm die Wohnung, weil er die Miete nicht bezahlt hat. Er hingegen erzählt in herzzerreißendem Ton, die Vermieterin sei grausam. Folglich liegt es nun natürlich bei Ihnen, diesen armen Tropf unterzubringen. Seine Freunde wollen nichts mehr von ihm wissen. Selbstverständlich ist es nun Ihre Pflicht, ihn in seiner Verlassenheit zu trösten. Er stiehlt Ihnen die Zeit, Güte, Kraft, Geld. „Sie lassen mich ja nicht!“
Der immerzu in seinem Gram befangene Mensch erweckt den Anschein, als gebe er sich selber stets die Schuld an allen Widrigkeiten seines Daseins. Wäre er jedoch imstande, wirklich die Verantwortung für sein destruktives Treiben zu tragen, dann könnte er auch auf der Emotionsskala steigen. ächte er es über sich, offen einzugestehen, dass er im Büro Geld unterschlagen hat und seine Entlassung demnach kein Wunder sei, dann ginge es ihm vermutlich besser. Doch eben dies will ihm nicht über die Lippen. Stattdessen meint er verdrießlich: "Ich habe wirklich mein Bestes versucht. Aber sie lassen mich ja nie richtig zum Zuge!" kommen! Ich weiß nicht, wieso ich versagt habe. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass sie mich gefeuert haben. Anscheinend mach ich nie was richtig.“ Und damit klebt er noch fester an seinem Gram. Falsche Ratschläge Der Mensch auf Stufe Gram geht sozusagen mit der Scham und der Angst hausieren. Er erregt sich über die Verhältnisse. Seine Unterhaltung dreht sich bis zum Steinerweichen um Krankheiten, Tod und Tragödien. Er selbst allerdings unternimmt gar nichts. Er bedient sich seiner Ängste, um Arglosen Fallen zu stellen. "Ach, was soll ich bloß machen?“ jammert er. Schlagen Sie ihm jedoch eine Lösung vor oder wollen Sie ihm eine Arbeit verschaffen, dann vergießt er heiße Tränen und beteuert Ihnen, dass sei ganz und gar unmöglich. Ich bekam einst einen Brief von einer Lehrerin in New York. Sie berichtete mir, dass sie an einer Privatschule für schwer erziehbare Kinder tätig sei. In bitteren Worten beklagte sie sich über die Rebellion ihrer Schüler, über ihre trotzigen Widerwillen, über das endlose Debattieren und über die „leeren Gehirne“ ihrer Prüflinge. Dann schilderte sie die vergammelte Einrichtung der Schule: Die Fensterscheiben seien eingeschlagen, die Pulte demoliert, die Abwasserrohre verstopft, und all diese Schäden würden nie behoben. Die Unterrichtsstunden seien auf knappe dreißig Minuten beschränkt, in denen sie nichts Vernünftiges anfangen könne. Die Hälfte aller vorgeschriebenen Lehrbücher sei überhaupt nicht vorhanden. „Ich bin entsetzlich nervös und entmutigt. Was soll ich nur tun?“ Hier unternahm offenbar irgendein Anonymus alles nur Denkbare, um den Unterricht zu stören. Nur eine resolute Person mit hohem Emotionsniveau würde in der Lage sein, dieses heillose Durcheinander zu beseitigen. Die Briefschreiberin schaffte es offensichtlich jedoch bloß bis zur Stufe des Mitleids (weswegen sie wohl auch diesen Posten übernommen hatte). Höher kam sie gewiss nicht – und das war in diesem Fall zu wenig. Ich antwortete ihr: „Wechseln Sie die Stellung. Um eine solche Situation zu meistern, müssten Sie besser ausgebildet sein. Suchen Sie sich einen Posten, auf dem Sie wirklich etwas ausrichten können.“ Ich wusste, dass sie meinen Rat angenommen hätte, wenn, sie flexibler gewesen wäre. Dies aber war sie nicht, und deshalb befolgte sie meine Empfehlung auch nicht. Ihre Antwort war typisch für jemanden, der sich in der Wirrnis von Gram und Mitleid verfangen hat. Diese Antwort lautete nämlich so: „Ich kann meine Stellung nicht aufgeben, denn es ist schwierig, woanders etwas zu finden.“ Dann fügte sie hinzu, dass sie auf den Verdienst angewiesen sei. Und schließlich meinte sie: „Ich möchte diesen Kindern doch wirklich helfen.“ Wie jeder Mensch auf der Stufe des Grams vermochte sie sich nicht von ihrem Problem zu lösen. Sie genoss gerade zu die Kläglichkeit ihrer Lage. Sie hätte eine gewaltige Anstrengung auf sich nehmen müssen, um etwas zu erreichen. Mein Ratschlag war natürlich zu einfach gewesen: Keine Person auf niedriger Gefühlsebene akzeptiert eine einfache Lösung. Und ein traurig veranlagter Mensch akzeptiert überhaupt keine Lösung. Zusammenfassung Traurigkeit und Gram kann man – wenn überhaupt – nur dadurch beheben, indem man das Emotionsniveau zu steigern trachtet. Machen Sie sich weiter keine Sorgen über die Ursachen, die der Betroffene nennt, um seine Misere zu erklären. Was er erzählt, wird wahrscheinlich nicht stimmen: Menschen in derartigen Situationen neigen zum Erfinden „interessanter Geschichten“. Jede Person auf niedriger Stimmungsstufe versucht, die Probleme des Lebens durch Gefühle zu lösen. Der Mensch auf Gram tut es, wobei er durch die Welt trippelt und sich an seinen Gram klammert wie an eine Geliebte, die er zu verlieren fürchtet. Er „sammelt“ Ungerechtigkeiten wie ein anderer Briefmarken oder Bierdeckel.
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Sich um Gunst bemühen
„Gunst: Wohlwollen, freundliche, gnädige Gesinnung, Gönnerschaft; Zeichen des Wohlwollens, Gunstbezeigung, Gnade, Bevorzugung; Vorteil, Erlaubnis, Genehmigung. Sich um Gunst bemühen: bewerben.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Vor einigen Jahren lud mich eine ältere Freundin nach meiner Arbeit häufig zum Abendessen ein. Sie war zuvorkommend, großzügig und obendrein eine hervorragende Köchin. Ich wunderte mich, weshalb ich mich nach diesen Besuchen immer so deprimiert fühlte. Als ich wieder einmal zum Essen kam, bot ich ihr an, in der Küche zu helfen. „Oh, das würde ich nie zulassen“, wehrte sie ab, „Du siehst müde aus. Warum legst du dich nicht auf die Couch und ruhst dich ein wenig aus?“ Im Allgemeinen widerstand ich ihrer besorgten Aufmerksamkeit. An diesem Abend jedoch beschloss ich, ihren Vorschlag anzunehmen und legte mich also brav auf die Couch. Bald erschien sie mit einer Decke. Kurz darauf brachte sie mir ein Kopfkissen. Sie flatterte nur so um mich herum, erkundigte sich besorgt nach meinem Befinden, und schließlich wollte sie mir gar das Essen auf einem Tablett servieren, damit ich nur ja nicht aufzustehen brauchte. Jetzt begriff ich plötzlich: Wenn ich noch länger bei dieser Frau bliebe, würde ich mich tatsächlich krank fühlen. Und dabei war ich bei meinem Eintritt ins Haus ein recht glücklicher und gesunder Mensch von dreiundzwanzig Jahren gewesen... Nun, durch Freundlichkeiten bringt man zwar niemanden um, ein sich immerzu um Gunst bemühender Mensch scheint Ähnliches jedoch im Sinn zu haben. Und dabei tut er noch so, als handle er selbstlos, indem er uns einfach alles anbietet: sich selbst, seine Dienstfertigkeit, seine Talente, seine Zeit, seine eigene Habe. Was ist daran so schlimm? Ist dies nicht jener Typ Mensch, den wir immer gesucht haben? Sind diese großzügigen Leute nicht letzten Endes die besten Kameraden? Die verborgene Absicht Personen dieser Art wirken auf den ersten Blick bewundernswert. Am oberen Ende der Emotionsskala finden wir oft Menschen, die mehr geben als nehmen: Sie brauchen weniger. Hilfe und Großzügigkeit auf hohem Emotionsniveau entspringen dem echten Wunsch, die Verhältnisse zu bessern. Es gibt hier jedoch einen Unterschied, und der liegt in der Absicht. Das zwanghafte „sich um Gunst Bemühen“ der Stufe Günstigstimmen wird von der Absicht motiviert, den andern zu „dämpfen“. Wir kennen die liebenswürdige Nachbarin, die selbstgemachte Marmelade oder Kuchen bringt, ohne je ein Gegengeschenk anzunehmen. Wir kennen die allzu nachsichtigen Eltern, die zu viel für ihr Kind tun und dadurch mit Sicherheit ein Muttersöhnchen großziehen. Wir kennen den spendablen Gastgeber, der uns nötigt, doch noch einmal richtig zuzulangen. Und wir kennen die sich selbst aufopfernden Wohltäter. Allesamt befinden sie sich auf niedrigem Emotionsniveau. Das „sich um Gunst Bemühen“ ist eigentlich ein Teil des „Furcht“Bereichs (der auf der Emotionsskala zwischen Günstigstimmen und Kein Mitleid verläuft). Der Mensch auf diesem Niveau ist sich seiner Furcht allerdings nicht bewusst. Er kann seine Erinnerungen an traurige Erlebnisse nicht vergessen und strebt durch sein ganzes Verhalten danach, die Gunst anderer zu erkaufen, um nicht immer wieder von neuem Gramvolles durchmachen zu müssen. Instinktiv scheut er vor jedem Einfluss zurück. Ich hatte einmal eine Nachbarin, die zwar häufig meine Kinder beaufsichtigte, es jedoch stets ablehnte, eine Dienstleistung von mir oder gar Geld anzunehmen. Eines Tages klagte sie über die hohen Preise des Friseurs. Sofort erbot ich mich, ihren drei Jungen die Haare zu schneiden. Hier war nun endlich einmal eine Gelegenheit, mich zu revanchieren. Ich freute mich, dass sie meine Offerte nicht wiederum abschlug. Einige Tage danach überreichte sie mir freilich ein Geschenk, das mindestens das Doppelte gekostet hatte als „dreimal Haarschnitt“ beim Friseur. Ich beschloss, mit der Friseurspielerei aufzuhören, damit sie nicht pleite ging. „Dämpfen“ oder „Stoppen“ Wenn man jemandem Sachen gibt, die er zwar nicht verdient hat, sich jedoch wünscht, vermag man ihn zu „dämpfen“ oder zu „stoppen“. Das heißt: Je mehr man ihm schenkt, umso unglücklicher wird er. Wieso das? Weil er seine eigenen Fähigkeiten verkümmern lässt, dank derer er sich diese Sachen selber verdienen könnte. Hat man ihm genug gegeben, läuft er entweder davon (falls er noch genug Eigeninitiative aufbringen kann), oder er versinkt in Apathie, weil er sich seiner Gabe, selber zu schaffen, nicht mehr sicher ist. Die Ehefrau auf der Ebene Günstigstimmen wird sich bemühen, ihren Mann zu „stoppen“: Er soll sie nicht verlassen, er soll sie nicht bekritteln, er soll sie immer lieben. Diesen Wunsch drückt sie dadurch aus, dass sie seine Schuhe auf Hochglanz bringt, sein Leib und Magengericht auf den Tisch l stellt und ihm untertänig dient. Dies führt dazu, dass er selbst in seinen mürrischsten Stunden zugeben muss, er habe halt doch eine "Perle“ geheiratet. Der sich um Gunst bemühende Ehemann geht auf ähnliche Weise vor: Just in dem Augenblick, da sie sich zu dem Entschluss durchgerungen hat, ihn zu verlassen, beglückt er sie mit einem Nerz. Das Verhalten der Eltern Allzu wohlwollende Eltern ziehen unbewusst ein schwächliches Kind heran. Der Junior will von zu Hause weglaufen. Vielleicht phantasiert er gar von einer Weltreise. Der Herr Papa erklärt: „Eigentlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, dir ein Auto zu schenken. Welche Marke möchtest du denn gern?“ Wenn der Sohn schwach genug ist, des Chromglanzes wegen seine Absicht aufzugeben, geht er in die Falle.
Später wird der Vater fragen: „Willst du eigentlich nicht in mein Geschäft einsteigen? Denk mal darüber nach. Es gibt! Schlechteres auf dieser Welt. Wenn du mein Werk fortführst, wird es dir nie an etwas fehlen.“ Gibt der Sohn nach, weil ihm ja etwas sozusagen auf dem Servierteller präsentiert wird, um das er sich gar nicht erst zu bemühen braucht, dann wird er in seinem Ehrgeiz gestoppt. Und bald landet er apathisch am Fuß der Emotionsskala. Ich habe miterlebt, wie dergleichen einem jungen lebenslustigen Mädchen widerfuhr. Die Eltern schenkten ihr nach dem Abgang von der Schule einen kleinen Laden, der florierte. Dieses Geschenk gaben sie jedoch nicht „aus der Hand“: Immerzu umschwirrten sie das liebe Töchterlein, denn sie wollten ja „helfen“. Immerzu erinnerten sie das Mädchen an die Hausarbeiten, die zu kurz kamen. Wenn diese freundlichen Ermahnungen ihr zuviel wurden, antwortete sie eigensinnig: „Ich habe euch ja schließlich nicht um das Geschäft gebeten.“ Jetzt hat das Mädchen alle Lebenslust eingebüßt. Die meiste Zeit schleicht sie apathisch durchs Haus und hat beinahe schon vergessen, was sie mit ihrem Leben ursprünglich hatte anfangen wollen. Wenn ein Vater Überstunden macht, weil ihm dies Spaß bereitet, dann sollte man dagegen nichts einzuwenden haben. Wenn er jedoch wie ein Galeerensklave schuftet, damit es seinen Kindern ja niemals an etwas fehle, dann muss von unangebrachtem Eifer gesprochen werden. Das Kind allzu nachsichtiger Eltern wird träge. Es faulenzt und meint, die Welt sei ihm alle Genüsse schuldig. Seine Versuche, selbst etwas „beizutragen“, werden abgewürgt. Weshalb denn arbeiten? Der Sprössling bastelt sich eine bequeme Lebensanschauung zurecht: „Lass den Alten sich um Gunst bemühen doch abrackern. Wenn er mir partout Geld geben will, kann's mir nur recht sein. Anscheinend fühlt er sich dabei recht wohl in seiner Haut.“ Steht dieser Sprössling jedoch auf einem höheren Emotionsniveau, dann wird er eines Tages die Klinke putzen und weitere Hilfe ablehnen. Wenn das geschieht, versinken die Eltern freilich in tiefem Gram. "Wie kann man bloß so undankbar sein! Wir haben doch wirklich alles für ihn getan!“ Eltern auf höherer Stimmungsebene indessen lassen ihre Kinder arbeiten und lernen, damit sie für ihre eigenen Bedürfnisse sorgen können. Nur so fühlt sich ein junger Mensch wohl: Er spürt, dass er etwas wert ist. Der Weg zum Glück Die Stufe Günstigstimmen ist durchaus in Ordnung, falls man sie als vorübergehendes Stadium ansieht. Wer über etwas Verlorenes klagt, sich nach einiger Zeit aber wieder fängt und von neuem Interesse für seine Mitmenschen aufbringt, ist auf dem Weg nach oben. Und wenn er Ihnen auch nur eine Tasse Kaffee anbietet oder sich nach Ihrem Befinden erkundigt – auf alle Fälle zeigt dies, dass er gesonnen ist, weiterzumachen.
Ich las einmal einen Artikel, in dem das Geheimnis des „Glücklichseins“ verheißen wurde. Der Autor schrieb über Witwen, die sich grämten, dann aber doch ihr Glück fanden, weil sie sich für Leute interessierten, die noch schlimmer dran waren. Sie machten sich in Krankenhäusern nützlich, unterrichteten zurückgebliebene Kinder oder wirkten in Wohltätigkeitsvereinen. Fazit des Berichts: Der Leser sollte sich mehr für andere als für sich selber interessieren. Zweifellos ein guter Ratschlag für vergrämte Leute. Wer allerdings im Zustand des „sich um Gunst Bemühens“ stehen bleibt und nicht weiter auf der Emotionsskala hoch klettert, wird nie das versprochene Glück finden. Geben und Nehmen Ein Mensch auf hoher Empfindungsstufe wird vor allem deshalb „gedämpft“ und „gedrückt“, weil die Strömung der Gunstbemühung nur in einer Richtung fließt. Am gesündesten und glücklichsten fühlen wir uns, wenn wir die ausgewogene Balance zwischen Geben und Nehmen erreichen. Oft besuchte ich eine Freundin, die mich immer „füttern“ wollte. Wenn ich bereits gegessen hatte, lehnte ich ab. Dies hinderte sie jedoch nicht daran, dennoch zu kochen. Und wenn ich nichts aß, war sie sehr betrübt. Auch das ist eine Art, den Menschen zu „stoppen“: Man mästet ihn so, dass er sich kaum noch rühren kann. Im Geschäftsleben Wer seine Mitmenschen immer besänftigen will, scheint ein idealer Angestellter zu sein. Er arbeitet offenbar aus reiner Freude und gibt sein Bestes. Aber dem ist nicht so. Obwohl er ein ausgeprägtes Pflichtgefühl zur Schau trägt, ist er für seine Arbeit in den meisten Fällen untauglich. Er macht Fehler, ist Krisen nicht gewachsen und kann – unter Umständen – den ganzen Laden an den Rand des Ruins bringen. Die meisten Menschen auf niedrigem Emotionsniveau neigen zur Verschwendung. Die „sich um Gunst Bemühenden“ aber müssen geradezu so sein, denn dieses Verhalten ist sozusagen ihr Leitmotiv. Ein derartiger Mensch wird Werbematerial entwerfen, das keinen Groschen wert ist, und es tonnenweise unter die Leute bringen. Er wird teure Annoncen aufgeben und dabei den Namen oder die Adresse der Firma vergessen. (Ich kenne eine Frau aus Detroit, die in einem einzigen Jahr mit drei Läden „baden ging“, was sie nicht davon abhielt, kürzlich einen vierten zu eröffnen. Sie ließ riesige Anzeigen in den Zeitungen placieren, die ihre Waren in den höchsten Tönen anpriesen. Die genauen Geschäftszeiten waren vermerkt. Allerdings kam sie nicht auf den Gedanken, ihren Namen und die Adresse des Ladens anzugeben.) Eine Person, die „sich um Gunst bemüht“, verteilt Gratisgaben, ehe der Verkauf getätigt ist. Just dann, wenn Sie es sich nicht leisten können. verschenkt sie ihre Dienstleistungen als „Service“. Sie verschickt Angebote, die aber erst zwei Tage nach Verkaufsschluss bei dem eventuellen Kunden eintreffen. Sie unterbreitet hervorragend ausgearbeitete Vorschläge, um Profite einzustreichen. Diese Empfehlungen kosten Sie jedoch ein Vermögen (wenn es ganz schlimm wird). Ein solcher Mensch muss eben alles von sich „wegströmen“ lassen. Er verschenkt Ihr Geld so, wie er sich selber verschenkt. Gunstbemühung Viele Menschen sind in diesem Gefühlsbereich angesiedelt, vor allem Mitglieder von Wohltätigkeitsvereinen und staatlichen Einrichtungen, deren Aufgabe es ist, sich um Gestrauchelte zu kümmern. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn sie dem Unglücklichen wirklich helfen, wieder auf die Beine zu kommen und sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Wohltätigkeitsvereine jedoch, die nur geben, ohne an Rehabilitation zu denken, tragen lediglich dazu bei, dass die Verlierer auch weiterhin Verlierer bleiben. Also gibt es zwei Parteien: jene, die geben müssen, und jene, die auf Gram und Apathie gewissermaßen eingeschworen sind: die immerfort jammern, sie fänden keine Arbeit, sie bekämen nie eine Chance und sie kennten keinen Menschen, der sich ihrer annähme. Es scheint, als könnten sich diese beiden Parteien recht gut gegenseitig zufrieden stellen. Bis zu einem bestimmten Grund tun sie das auch tatsächlich, aber sie verschwenden dabei zuviel Zeit: Sie beschämen nämlich Leute mit höherem Emotionsniveau, die vielfach der Meinung sind, es bleibe ihnen gar nichts anderes übrig, als solchen „weniger gesegneten“ Zeitgenossen unter die Arme zu greifen. überdies tragen die weiter auf der Emotionsskala Gestiegenen das Ihre dazu bei, Steuergelder und mildtätige Gaben in „Hilfsaktionen“, für Menschen zu verpulvern, die sie von Rechts wegen nicht verdienen. Je mehr wir Programme nach dem Gießkannenprinzip unterstützen, umso mehr schwindet das Selbstvertrauen des Einzelnen, und mit der Gesellschaft geht es bergab. Das heißt natürlich nicht, dass wir dem Gestrauchelten noch zusätzlich einen Tritt versetzen sollen. Andererseits jedoch dürfen wir ihn auch nicht in eine warme Decke hüllen, damit ihm ja kein Wehwehchen widerfährt. Wir müssen ihn vielmehr auf seine eigenen Füße stellen. Barmherzigkeit, die für körperliche Bedürfnisse sorgt, es indessen unterlässt, Unabhängigkeit und Selbstachtung des Einzelnen wieder herzustellen, ist die grausamste Form menschlicher Anteilnahme überhaupt. Sie hält den Betroffenen am Boden der Emotionsskala fest, wo er weiter nach Almosen begehrt. Deshalb ist den meisten Wohlfahrtsaktionen gegen Armut und Arbeitslosigkeit auch kein Erfolg beschieden. In Wirklichkeit fördern sie ungewollt diese beklagenswerten Verhältnisse. Eine Gesellschaft, die lediglich an leiblichen Hunger denkt, muss allmählich verfallen. Der Mensch bedarf auch der Würde: Er muss das Gefühl haben, „jemand zu sein“.
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Das Beschwichtigen
Günstigstimmen – eigentlich eine Stufe der Beschwichtigung, ein Emotionsniveau, das zum „Stoppen“ benutzt wird – ist die am häufigsten anzutreffende Ebene, um Zorn und Trauer zu mindern (sogar von Menschen auf höherem Niveau). „Wenn ich nett zu ihm bin, schlägt er mich vielleicht nicht.“ Oder: „Na, komm schon. Hör doch auf zu weinen. Ich geb dir auch was zum Naschen.“ In diesen Bereich gehört der Verkäufer, der den lauten und aufgebrachten Kunden als ersten bedient. Das Verhalten von Universitätsprofessoren, die sich den Forderungen einer aufsässigen StudentenMinderheit unterwerfen, um ihre Ruhe zu haben, ist hier einzuordnen. Aber auch der Manager, der gewalttätigen Drohungen von Gewerkschaften nachgibt, zählt zu dieser Kategorie. Nicht anders ist es um eine Regierung bestellt, welche vor jenen kapituliert, die am schrillsten jammern, auf der andern Seite aber ruhige und anständige Bürger schröpft. Wer in einem fort Leute beschwichtigt, die lautstark auf ihre eigenen Nöte hinweisen, fixiert beide Parteien auf ein niedriges Emotionsniveau. Zusammenfassung In banger Sorge ist ein Mensch der Klasse Günstigstimmen mit Worten der Entschuldigung und mit Geschenken rasch bei der Hand. Es sieht beinahe so aus, als bäte er die andern um die Erlaubnis, überhaupt weiterleben zu dürfen. Sein Grundmotiv bei allem ist jedoch sein Bestreben, die Mitmenschen zu „stoppen“. Lassen Sie sich nicht durch seine scheinbare Güte täuschen. Er tut andern Leuten lediglich dann einen Gefallen, wenn er von seiner eigenen Haut Gefährdungen abwehren will. Er hastet durchs Leben und gibt sich dem sanftmütigen Glauben hin, ihm werde schon nichts passieren, wenn er einmal andern etwas „Gutes“ tue. Er wird Sie in Ihrem Eifer, ein höheres Emotionsniveau zu erreichen, allemal behindern. Er möchte ja nichts anderes, als Sie bei sich ganz unten auf der Emotionsskala zu sehen, wo Sie ihm nichts mehr anhaben können. Und eben dies ist das übel bei den ewig nach Gunst strebenden Menschen: Immerzu suchen sie Leute, die noch unter ihnen selber stehen und die sie umsorgen können. Gehen wir ihnen nicht in die Falle.
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Mitleid
“Mitleid: Teilnahme an fremdem Leid; Mitgefühl.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Michael war ein fröhlicher Mensch, der Tag für Tag zu seiner Arbeitsstätte trottete und abends Kurzgeschichten schrieb, die er bekannten Zeitschriften schickte. Ganze zwei wurden ihm abgenommen. Alle andern kamen postwendend zurück. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen und schrieb beharrlich weiter. Er gelobte sich, eines Tages seinen langweiligen Job aufzugeben und nur noch der Literatur zu leben. Dann heiratete er ein nettes, gutes und verständnisvolles Mädchen. Er wusste, sie würde ihm immer zur Seite stehen, was auch kommen mochte. Und dies tat sie wirklich. Sooft er eine Absage erhielt, tröstete sie ihn: „Armer Schatz! Sie wissen halt dein Talent nicht zu würdigen.“ Eines Tages kam er heim und sah, dass man vier seiner besten Geschichten zurückgewiesen hatte. Völlig niedergeschlagen warf er sich auf einen Stuhl und seufzte: „Ich glaube, dass ich einfach nicht das Zeug dazu habe.“ Seine zärtliche Frau setzte sich zu ihm. „Weißt du, mir scheint, du hast dich überarbeitet. Du brauchst eine Entspannung. Warum nimmst du nicht Urlaub?“ Also nahm er Urlaub – vom Schreiben. Michael verbringt nun seine Abende missmutig vor dem Fernsehapparat und trinkt Bier. Die liebevolle Frau begreift, warum er seinen Ehrgeiz an den Nagel gehängt hat. „Du hast dir soviel Mühe gemacht, und du bist ganz bestimmt ein guter Schriftsteller. Ich bin sicher, dass die Leute, die heutzutage veröffentlichen, die Verleger persönlich kennen.“ Sie hat echtes Mitgefühl. Sie ist in der Tat ein „Schatz“. Und sie übt einen verheerenden Einfluss aus. Es ist nicht einfach, die Worte „Mitgefühl“ und „Übereinstimmung“ klar zu definieren. Oft, wenn wir uns höchst harmonisch mit jemandem unterhalten haben, sagen wir: „Ich verstehe mich ausgezeichnet mit ihm.“ Oder: „Er sympathisiert mit unserer Sache.“ Doch sehr leicht kann sich der Gesprächspartner bloß deshalb so aufgeschlossen zeigen, weil er sich davon einen Vorteil für sich selbst verspricht. Und wer von uns wäre schon so stoisch veranlagt, dass es ihn nicht freuen würde, ein Wort des Mitgefühls zu hören, wenn ihm etwas abhanden gekommen ist, das er geschätzt hat? Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Übereinstimmung sind ungemein liebenswerte Empfindungen, die unser Herz erwärmen. Doch Mitleid ist etwas anderes. Der Mensch auf Stufe Mitleid ist ein Fälscher. Er ist nicht auf spontane Weise freundlich: Er empfindet unentwegt Mitleid. Er kann überhaupt nur bedauern. Übereinstimmung? Das besondere Merkmal dieser Emotion ist der besessene Wunsch zur Zustimmung und Übereinstimmung um jeden Preis. Wir haben es hier mit dem „Furcht“ Bereich der Emotionsskala zu tun, und der Mensch auf Stufe Mitleid wird von der Furcht beherrscht. Auf dieser Ebene bedeutet Mitleid nicht etwa Mut sondern eher Feigheit, die der Angst entstammt. Man will dem andern nicht wehtun. Personen, die sich auf dieser Stufe bewegen, leiden unter dem zwanghaften Wunsch, verständnisvoll und einsichtig gegenüber allen Leuten zu sein, deren Gefühlslage wir dem unteren Skalenbereich zurechnen. Solche Personen drängt es, auch Verständnis für brutalste Mörder aufzubringen. Mitgefühl bedeutet, „gemeinsam mit einem andern Menschen empfinden zu können“. Wer demnach imstande ist, sich in die Mentalität eines Menschen mit hohem Emotionsniveau einzufühlen, ist gut dran: Das gemeinsame Empfinden hebt auch ihn. Doch jemand auf Mitleid kann die Leute auf hoher Stimmungsebene nur gerade eben noch tolerieren. Am wohlsten ist ihm zumute, wenn er bekümmerte und apathische Mitmenschen bedauern kann. Natürlich bewirkt diese wechselseitige Art des gemeinsamen Fühlens, dass er wie ein Betrunkener durch die niedrigen Emotionsbereiche taumelt – hin und hergerissen zwischen selbstgefälliger Zärtlichkeit und plötzlichen Tränenausbrüchen. Er wirkt harmlos. Und genau dies will er. Verzweifelt möchte er verhindern, dass man ihn irgendwie beschuldigt. „Siehst du, wie gut ich dich verstehe? Siehst du, dass ich niemanden verletzen kann?“ Seine Sucht nach Lob und seine Furcht vor Schelte machen ihn notgedrungen verständnisvoll. Wir unterhielten uns auf einer netten und ruhigen Gesellschaft über die Zukunft der Religionen, als unser Bekannter Carl verächtlich das Gespräch unterbrach: „Ihr habt doch sicher Schermerhorns Theorie über Strafen und Missstände gelesen?" Keiner war im Bilde, aber Carl redete auch schon verworren weiter. Als er einmal Atem schöpfen musste, nahmen wir unsere Unterhaltung wieder auf. Einer sagte: „Ich finde, die meisten Menschen müssen an etwas glauben, ob man es nun Religion nennt oder nicht. Wenn also. .." Spöttisch fiel Carl dem Sprecher ins Wort: „Das ist doch kindisch! Meiner Meinung nach gibt es nur einen vernünftigen Standpunkt. Vosgartens Abhandlung über die große Besessenheit sagt alles. ..“ Nachdem er zwei Stunden lang Carls unverschämte Arroganz und seine unverständlichen Reden ertragen hatte, fuhr ihm ein anderer Gast scharf in die Parade: „Menschenskind, warum sagen Sie nicht endlich, was Sie eigentlich wollen? Wir verstehen Sie nicht. Wissen Sie denn überhaupt, was Sie da von sich geben?" „Es ist genau so, wie Wumvoogen sagt..." „Fangen Sie nur nicht von neuem an! Ich versuche gerade, Ihnen klarzumachen, dass wir Sie nicht verstehen können. Ihr Geschwätz ist sinnlos. Sie haben zwar die Unterhaltung an sich gerissen, aber nicht das Geringste gesagt. Außerdem hören Sie ja gar nicht zu, wenn die andern Ihnen etwas sagen. Was ist denn mit Ihnen los?" Zu unserer größten Verwunderung fielen Carls Rechtfertigungsversuche wie ein Kartenhaus zusammen, und in seine Augen traten Tränen. Obwohl nun jeder ein wenig Mitleid für ihn empfand und sich bemühte, das Gespräch wieder in allgemeine Bahnen zu lenken, fand sich nur ein zwanghaft mitleidiger Mensch. Eine hübsche junge Frau namens Judith, die sich bis jetzt sehr still verhalten hatte, beugte sich zu ihm. „Carl“, sagte sie, „ich sehe in Ihnen große Qualitäten.“ „Meinen Sie das etwa im Ernst?“ „Ja, natürlich.“ „Ach, viele Leute behaupten das, aber letzten Endes ist es doch bloß Gerede. Es bedarf mehr als nur schöner Worte, um mich zu überzeugen.“ „Ich möchte aber wirklich, dass Sie mir glauben. Ich meine es nämlich ehrlich.“ Hier erlebte ich den Beginn einer Verbindung, die zweifellos komplizierte Folgen haben würde. Judith hatte in Carls grober Anmaßung nichts „Großes“ sehen können. Erst seine hilflose Traurigkeit hatte sie aufgerüttelt. Reizvoll würde dieses Verhältnis gewiss sein. Allerdings würden diese „Reize“ sehr zu Lasten von Judiths (und auch Carls) Seelenleben gehen. Eine unglückliche Geschichte Mitleid wirkt destruktiv, weil es dem Menschen auf niedrigem Emotionsniveau suggeriert: „Die Hilflosigkeit, die du dir selber gegenüber fühlst, ist so gerechtfertigt, dass auch ich sie empfinde.“ Eine derartige Hilfe braucht niemand, denn sie hilft ihm nicht weiter. Sie verstärkt vielmehr die Probleme, nicht aber die Fähigkeit zu deren Lösung. Sie entzieht ihm die Verantwortung. „Ach, du Armer. Die Welt behandelt dich so schlecht.“ Der Mensch in höherem Empfindungsbereich sagt: „Na gut. Das ist eine unglückliche Geschichte. Aber sehen wir doch mal nach, was eigentlich bei der ganzen Sache falsch gelaufen ist. Dann können Sie es ja noch einmal versuchen.“ Doch der chronisch mitleidige Mensch liebt die Gesellschaft. Deshalb gestattet er keinem, sich von einem Fehlschlag zu erholen und nochmals neu zu beginnen. Täte er dies, dann hätte er ja niemanden mehr, dem er sein Mitleid angedeihen lassen könnte. Wer auf hoher Stimmungsebene lebt, wirft dem Ertrinkenden ein Rettungsseil zu. Der stets Mitleidige jedoch springt ins Wasser und ertrinkt gleichfalls. Die Lebensuntüchtigen Es kommt vor, dass uns mitleidige Leute lieber sind als die aggressiven zwischen Versteckte Feindselligkeit und Antagonismus auf der Emotionsskala. Sie machen uns weniger Schwierigkeiten. Sie verlangen nicht, dass wir uns ändern. Sie sind nicht übertrieben kritisch. Wenn wir meinen, den Kopf betten zu müssen, um uns einmal richtig auszuweinen, ist der mitleidige Freund schon da. Es ist ja so bequem, jemanden zu haben, der uns kritiklos akzeptiert, wenn es uns schlecht geht. Doch ein derartiger Mensch ist mehr oder weniger lebensuntüchtig. Er unternimmt nichts, um die Zustände zu verbessern. Eine Person mit hohem Emotionsniveau sagt: „Sie sind angeschlagen, aber wir werden das schon wieder hinkriegen.“ Der Mann auf Stufe Mitleid hingegen nähert sich auf derselben Wellenlänge und meint: „Ach, du bist ja ganz erschöpft. Wir müssen uns um dich kümmern." Wohlweislich sagt er nicht „in Ordnung bringen“, sondern „kümmern“. Dadurch drückt er eine deprimierende Unbestimmtheit aus. Mitleidige und sich um die Gunst anderer Bemühende findet man vor allem unter kranken Menschen. Und wenn die Leute noch nicht krank sind, dann hilft ein solcher Mensch ihnen, es zu werden. Wird der Empfänger all dieser Freundlichkeiten davon überzeugt, dass er diese „Fürsorge“ braucht, dann bleibt er unten auf der Emotionsskala. Der Mitleider ist zu ängstlich, andern weh zu tun, so dass er nichts Wirkungsvolles zustande bringt. Er stimmt nur immer sogleich zu, wenn jemand behauptet, alles sei doch schrecklich. Leute auf hohen Stimmungsebenen scheuen sich nicht, einem andern Menschen einer guten Sache zu liebe einmal Schmerz zu bereiten. Sie vermögen die notwendigen Schritte zu unternehmen. Der Mitleidige dagegen setzt sich zum Alkoholiker und betrinkt sich mit ihm, anstatt ihm zu helfen. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, um herauszufinden, ob ein Mensch aus Mitleid handelt oder sich Wohlwollen erkaufen möchte. Zwar weisen beide Stufen einige Unterschiede auf, aber sie liegen dicht beieinander. Eine Mutter sagt beispielsweise. „Es ist heute zu kalt. Du kannst nicht zu Fuß fortgehen.“ (Das ist Mitleid.) Dann aber fährt sie fort: „Ich werde dich in die Schule fahren.“ (Diese Äußerung fällt in die Kategorie des Wohlwollens.) Ein Student meint: „Es ist zu dumm, dass du während der Vorlesungen immer einschläfst. Na ja, nimm meine Notizen. Du kannst sie ruhig abschreiben.“. Die Sünde des Mitleids Mitleid kann zu einer Sünde werden, nämlich zur Sünde der Unterlassung. Wer nicht handelt, nicht kontrolliert, nicht zur Ordnung ruft, keine Widerstandskraft aufbringt, der begeht eine Sünde. Die Barmherzigkeit und die Nachsicht des chronisch mitleidigen Menschen bestärken den auf niedrigen Gefühlsebenen Stehenden in seiner Haltung. Der Mitleidige wirkt destruktiv, wenn er mit Leuten zusammen ist, die ihm emotionell überlegen sind. Denn im Geheimen möchte er sie so beeinflussen, dass sie sein Mitleid benötigen. Geduldig wartet er, bis andere einen Rückschlag erleiden – dann wird nämlich er lebendig: Er „dämpft“ sie, indem er sie bemitleidet. Das Mitleid kennt viele Mittel, um Menschen auf höherer Stufe zu „verstümmeln“. Der Chef wird böse, wenn er hört, dass der „pichelnde“ Verkäufer einen Kunden unsanft behandelt. Er möchte ein für allemal reinen Tisch machen. Doch schon naht der Mitleidige und schnurrt besänftigend: „Aber, aber, Chef. Natürlich ist die Sache ärgerlich, aber lassen Sie das mich mal in die Hand nehmen. Ich habe mehr Geduld als Sie.“
An der Spitze der Emotionsskala mag Geduld eine Tugend sein, aber bei Mitleid ist sie nur ein beschönigender Ausdruck für, Schwäche. Der tödliche Kreislauf Jeder Mensch, auch jener, der sich oben auf der Emotionsskala befindet, verfällt zuweilen in Niedergeschlagenheit. Der Mitleidige jedoch neigt stärker als jeder anders Gestimmte dazu, sich in einem ständigen Kreislauf von Glück und Melancholie zu drehen. Sein „Glücklichsein“ ist nicht besonders wünschenswert: Es ist meist Selbstgerechtigkeit. „Ach, wie bin ich doch so barmherzig und mitleidig! Keinem, der mich brauchte, habe ich jemals den Rücken gekehrt.“ Magisch zieht er die Außenseiter der Gesellschaft an. Er schenkt sein Interesse den Kriminellen, den Invaliden, den Pennern, den Süchtigen, den Trinkern und allen traurigen und apathischen Typen überhaupt, die er nur auftreiben kann. Ihren Lügen geht er sogleich auf den Leim. Ein vom Gram Verzehrter klagt: „Ich habe kein Geld, keine Arbeit, keine Freunde.“ Der Mitleidige erwidert umgehend: „Armer Teufel. Das Leben hat Ihnen bös mitgespielt. Aber ich werde Ihnen selbstverständlich helfen.“ Dann besorgt er eine Bleibe, schafft Essen herbei, steckt dem Gestrandeten Geld in die Tasche – vielleicht sein ganzes Leben lang. Bald fällt auch er dem großen Jammer anheim, und wir hören ihn beteuern: „Ich habe alles nur Mögliche getan, aber nichts scheint zu helfen.“ Wenn der mitleidige Mensch nicht gerade die Armen in der Tiefe umsorgt, verteidigt er doch rücksichtslos die destruktiven Typen auf Furcht bis Antagonismus der Emotionsskala. Er besteht darauf, dass niemand durch und durch schlecht sei. In Zweifelsfällen gibt er ihnen Recht. Dieser Mensch ist das leichtgläubigste Opfer der im Gefühlsbereich Versteckte Feindselligkeit operierenden Schwindler. Da er im Handumdrehen zu beeinflussen ist, lässt er sich rasch bestechen. Der redegewandte Versteckte Feindselligkeit er kann ihn zu allerlei Perversionen und Verbrechen verführen. Derartige Taten bringen den Mitleidigen naturgemäß in Schwierigkeiten. Und schon hören wir ihn wieder klagen. Da er zu schwach ist, mit den Leuten auf niedrigem Niveau (die er anzieht) richtig umzugehen, bleibt er wie in einem Aufzug eingeschlossen, der vom obersten Stockwerk „Mitleid“ in den Keller „Apathie“ auf und abfährt. Seine zwanghafte Verständnisbereitschaft gestattet ihm keinen Rückzieher. Man vermag ihn an seiner schwankenden Haltung zu erkennen. Selbst wenn Sie ihm klarmachen, dass er sich mit Leuten auf niedrigem Gefühlsbereich abgibt, sieht er sich doch außerstande, sich von ihnen zu lösen. (Er ist dazu auch nicht gewillt, denn dadurch könnte er seine Partner ja kränken.)
Aus diesem Grunde wird ein solch netter Mensch auch so oft an der Nase herumgeführt. Aber er ist ja so edel. Bald kriecht er wieder auf die Stufe des Mitleids zurück und fängt das alte Spiel von neuem an. Im Geschäftsleben Wenn Sie ein Unternehmen leiten und zahlungsfähig bleiben wollen, dann setzen Sie nie einen „Mitleid“ – Menschen als Abteilungsleiter ein. Seine übergroße Angst, andern wehzutun, kann gefährlich werden. Er wird auf seinem Posten nicht viel ausrichten können. Vermutlich wird er Ihre Gewinne verschleudern und „Verlierer“ Typen einstellen, denn er sympathisiert ja so sehr mit ihnen. Er wird nicht eher Ruhe geben, bis Sie das jammernde Mädchen engagiert haben, das im Leben schon so viel Pech gehabt hat. Schützend wird er sich vor einen Mitarbeiter stellen, der seine Zeit vertrödelt, denn er hat „eine kranke Frau und eine ganze Kinderschar.“ Im Familienleben Mitleidige Menschen machen häufig schlechte Partien. Ein reizendes Mädchen heiratet einen Mann, der „auf den Hund gekommen ist“, weil sie es einfach nicht ertragen kann, seine Gefühle zu verletzen. Die Mitleider gehören zu den denkbar schlechtesten Eltern. Ihre Neigung, schlechthin alles zu erlauben, züchtet ein unbeherrschtes Kind heran, das später seinerseits destruktiv handeln wird. Liebevolle Eltern sind rasch mit dem Mitleid bei der Hand. Wer von uns bleibt schon unbeteiligt, wenn wir ein kläglich schluchzendes Kind sehen, dessen Eistüte in den Schmutz gefallen ist? Automatisch tröstet man: „Na, komm. Hör doch auf zu weinen. Ich kauf dir ein neues Eis.“ Damit tun wir dem Kind freilich keinen wirklichen Gefallen: Zwar besänftigen wir es für den Augenblick, aber wir vergessen dabei, dass das Kind aus unserer spontanen Reaktion einen falschen Schluss ziehen kann, der ihm in der Zukunft schaden wird. In den meisten Fällen sagt sich das Kind nämlich im Stillen: „Aha. Es ist also egal, ob ich nachlässig oder vorsichtig bin. Wenn ich bloß laut genug schreie, kommt schon einer an, der mich bedauert und mir hilft.“ Grausam wäre es allerdings, wollten wir lediglich mit den Achseln zucken und brummen: „Da hast du aber Pech gehabt. Du musst künftig besser acht geben.“ Wie verhält sich ein Mensch auf hohem Emotionsniveau in einer solchen Situation? Nun, er gibt dem Kind Gelegenheit, die Situation mit Würde zu meistern und ihn nicht zum Bettler werden zu lassen. Er wird vielleicht fragen, ob der Kleine nicht rasch eine Besorgung machen möchte, um sich dadurch ein neues Eis zu verdienen. Kinder, die immerzu quengeln, verraten dadurch ungewollt, dass sich ihre Eltern in den Regionen des Mitleids und des Gunstbemühens festgefahren haben. Offenbar haben sie dem Begehren ihres Sprösslings bereits wiederholt nachgegeben. Deshalb benimmt sich das Kind weiterhin so. Seine Eltern belohnen es demnach gewissermaßen für seine Schwäche. Woher soll es später einmal eigene Kraft beziehen? Mitleidige Eltern fragen oft verwundert: „Was haben wir denn nur falsch gemacht?“ Das Kind entwickelt sich zu einem unreifen Erwachsenen, der sich jammernd durchs Leben schlägt und Ausschau hält nach einer Aufsichtsperson, die natürlich gleichfalls der Meinung sein muss, dass dieses Dasein einfach schauderhaft sei. Als Kind kannte ich einen Jungen, der immer wieder von den Buben der Nachbarschaft durchgeprügelt wurde. Als er eines Tages wieder heulend nach Hause kam, entschloss sich seine Mutter, diesmal kein Mitleid zu haben. „Du gehst jetzt sofort zurück und verhaust einen dieser Burschen. Wenn du das nicht tust, dann lege ich dich übers Knie.“ Diese Reaktion erschreckte den Jungen: Sie erschreckte ihn mehr als die Wut seiner Widersacher. Also ging er tatsächlich davon und verprügelte einen der kleinen Rowdies nach allen Regeln der Kunst. Es war das erste Mal, dass er sich zu einer solchen Heldentat aufgerafft hatte. Die Wirkung zeigte sich sogleich: Er selber gewann eine ihm bislang fremde Zuversicht, und die Jungen der Nachbarschaft respektierten ihn bald als den „besten Kämpfer“. Wenn ich mich recht entsinne, wusste er es mit jedem Raufbold aufzunehmen. Dennoch wurde er ein friedfertiger Mensch der sich freilich in allen Lagen verteidigen konnte. Eine Mutter, die von ihrem chronischen Mitleid nicht loskommt, zieht in ihrer „Verständnisinnigkeit“ einen Jungen groß, der im Existenzkampf versagen wird. Selbstverständlich empfehle ich keineswegs, unsere Kinder zu Rowdies zu machen. Wir sollten jedoch erkennen, dass „Kämpfen“ anständiger ist als „Kapitulieren“. Wer nicht kämpfen kann, vermag auch nicht auf der Emotionsskala nach oben zu steigen. Zusammenfassung Wir halten den für einen netten Jungen, der das hilflose „Mauerblümchen“ heiratet, weil „es ihn braucht“. Doch nicht jeder, der blinden Kindern Märchen vorliest, ist ein chronisch mitleidiger Mensch. Auch Leute auf hoher Gefühlsebene kümmern sich um ihre Mitmenschen. Wahrscheinlich werden sie die ersten sein, die Kindern das Lesen der Blindenschrift beibringen. Falls Sie jemandem begegnen, der sich nur schwer auf der Emotionsskala einordnen lässt (ein Mensch, der zu edlen Taten und löblichen Zielen neigt, aber körperlich und geistig Mitgenommene aufliest), dann irren Sie sich vermutlich nicht, wenn Sie auf einen „Mitleid“Menschen tippen. Bevor ich mich intensiver mit diesem Gefühlsbereich befasste, war ich der Meinung, hier seien wohl nur wenige Leute anzutreffen. Ich dachte an jene Sorte von Menschen, die Gefallen daran finden, an Beerdigungen teilzunehmen und Kränze auf Gräber zu legen. Schlimmer hätte ich mich gar nicht täuschen können. Ich kam zu der einigermaßen schockierenden Erkenntnis, dass diese Stufe eine der am dichtesten bevölkerten der Emotionsskala ist. Wer nicht schon dort angesiedelt ist, wird häufig durch die Hilfsaktionen der Öffentlichkeit zum Mitleid geradezu gezwungen. Beim näheren Studium bemerkte ich, dass sehr viele Leute, die ich besonders gern mochte, bei Mitleid einzustufen waren. Ich hatte sie für "höherstehend“ gehalten. Das Mitleid überzeugt einen Menschen davon, dass er verloren hat. Und glaubt er erst einmal, dass er verlieren kann, dann wird er zum Siegen nicht mehr imstande sein. Wenn ein Mensch die wohlige Wärme des Mitleids entdeckt hat, beginnt er alsbald, sich nach ihr zu sehnen. Er kann derart abhängig von ihr werden, dass er sich einen Unfall oder eine Krankheit herbeiwünscht, damit er ja noch mehr von dieser anheimelnden Wärme bekommt.
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Furcht – Angst
„Furcht: Gefühl des Bedrohtseins durch etwas Bestimmtes, im Unterschied zur unbestimmten Angst, verbunden mit dem Wunsch, es abzuwehren oder zu fliehen. Angst: Große Sorge, unbestimmtes, oft grundloses Gefühl des Bedrohtseins, im Unterschied zur Furcht“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch „Achtung, Fred! Fahr langsamer! Pass auf! Das Auto da drüben! Es wäre besser, wenn du die linke Spur nehmen würdest. Nach dem achten Häuserblock müssen wir ab biegen. Siehst du den Hund da? Vielleicht will er über die Straße laufen. Pass doch auf, Fred!“ Der Fahrer gerät in Panik – nicht etwa durch die Gefahren des Straßenverkehrs – und tritt scharf auf die Bremse. Fast wäre der Wagen hinter ihnen aufgefahren. Beide Insassen des Autos sind mittlerweile zu Nervenbündeln geworden. Die Furcht zeigt sich in vielen Verkleidungen auf den unteren Stufen der Emotionsskala, wo sie den „Mitleid“ Menschen (der sich scheut, andere zu verletzen) und den um die Gunst seiner Bekannten Buhlenden beeinflusst. Der Letztere versucht sich durch versöhnliche Gesten von einer eingebildeten Gefahr loszukaufen. Aber auch auf den höheren Ebenen ist die Furcht zu finden. Dort verbirgt sie sich auf den Stufen „Versteckte Feindseligkeiten“ und „Gefühlslosigkeit“. Die meisten Menschen sind mit vorübergehenden Ängsten vertraut. Da gibt es den rauen, prahlerischen Studenten, der wie ein aufgescheuchter Schmetterling in seinem Sessel herumrutscht, wenn das Flugzeug startet. Hier treffen wir die robuste Hausfrau an, die einer Gruppe junger Wanderer Quartier gibt, jedoch das große Zittern kriegt, wenn sie eine harmlose Schlange sieht. Wir haben auch schon erlebt, wie die Bullenstärke des „sicheren“ Managers wegschmilzt gleich Schnee im Frühling, sobald er eine Rede halten muss. Derartige Ängste sind natürlich unvernünftig, und sie währen zum Glück ja auch nur kurze Zeit. Keine Sorge also: Wer darunter leidet, braucht nicht gleich auf der Stufe Furcht rubriziert zu werden. Neben Stunden der Freude und der Trauer gibt es natürlich auch Stunden der Angst. Es ist vernünftig, eine echte Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Wenn Sie in einem brennenden Haus eingesperrt sind, ist es selbstverständlich von größtem Nutzen, dass Sie die Situation sogleich richtig einschätzen und danach handeln. Schließlich geht's hier um Ihr Leben. Akute Angst – ob begründet oder unbegründet – verursacht Herzklopfen, Schweißausbrüche und Schüttelfröste. Man ängstigt sich vor dem nahenden Tod, vor einer Verletzung, vor einer Bedrohung (die sich hinterher als harmlos heraus stellen mag).
Panik ist der stärkste Ausdruck von Angst. Weniger große Angst äußert sich durch extreme Bescheidenheit, übertriebene Schüchternheit oder ungerechtfertigte Verdächtigungen. Dergleichen erlebt man bei Menschen, die leicht sprachlos werden, die sich vor andern Leuten zurückziehen, die beim Zuknallen einer Tür zusammenzucken. Die chronische Furcht Der chronisch furchtsame Mensch zeigt diese Erscheinungsform der Angst ohne Unterlass. Ständig lebt er im Schatten des Schreckens. Ihm erscheint schlechthin alles gefährlich. Er hat Angst vor dem Leben. Er hat Angst, etwas zu besitzen (er könnte es ja verlieren). Seine Philosophie lautet: Vorsichtig sein – bei allem. Deshalb steckt er bis zum Hals im „Furcht“ Bereich, ob er nun Entsetzen empfindet, leichte Besorgnis oder Unsicherheit. Er redet über furchterregende Geschehnisse ganz gleich, ob sie wirklich passiert sind oder ob er sie sich bloß einbildet. Auf der Stufe „Traurigkeit“ nimmt die Angst eine demütige Ausdrucksform an. („Mein Gott, wie soll ich das nur anstellen? Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“) Der Mensch im oberen „Furcht“Bereich hingegen versucht, seiner Ängste Herr zu werden. Das gelingt ihm nicht, aber er versucht es ständig. Zerstreutheit Ein zerstreuter Mensch ist niemals ganz „da“. Wo er auch gerade ist, er möchte lieber woanders sein. In dieser Minute schenkt er seine Aufmerksamkeit einer bestimmten Angelegenheit. In der nächsten hat er sie aber auch schon vergessen und widmet sich einer andern Sache, die ihn nun gleichfalls aufs äußerste interessiert. Bei der Unterhaltung springt er wie ein Eichhörnchen von Ast zu Ast (das heißt: von einem Thema zum nächsten). Manchmal (wenn auch nicht immer) können Sie die Zerstreutheit an den Blicken erkennen. Wenn er mit Ihnen plaudert, wandern sie ruhelos von rechts nach links, von unten nach oben – nur nicht geradeaus: Er kann Ihnen nicht in die Augen sehen. Das Leben ist bedrohlich Der furchtsame Mensch verhält sich vorsichtig, weil er glaubt, dass nahezu alles Gefahren für ihn mit sich bringt. Ich kannte einen Mann, der darauf bestand, alle Fenster und Türen bei Tag und bei Nacht verschlossen zu halten. Ein dutzend mal am Tag rief er seine Frau an, um zu erfahren, ob auch wirklich alles in Ordnung sei. Wenn sie einmal „außerplanmäßig“ eine Freundin besuchte, rief er solange bei allen Bekannten an, bis er sie endlich an der Strippe hatte. Aus seinem Mund flossen nur Phrasen: „Man kann nie vorsichtig genug sein“. –„Man kann nie wissen, was passiert“. –„Es lohnt sich nicht, ein Risiko einzugehen“. Wenn am andern Ende der Stadt ein Raubüberfall stattgefunden hat, dann schraubt ein solcher Mensch Zusatzschlösser an seine Türen. Wenn er von tödlichen Moskitostichen in den Tropen hört, befällt ihn das bleiche Entsetzen. Das ganze Universum bezieht er in seine Aufmerksamkeit ein und tut alles, um jede nur denkbare Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
Wenn Sie glauben, es gäbe gar nicht so viele furchtsame Menschen, dann erinnern Sie sich doch an die berühmte Radiosendung von Orson Welles „The War of the Worlds”, aus dem Jahre 1938. Dies war ein realistisch dargestellter, doch frei erfundener Bericht über eine Invasion von Marsmenschen. Etwa eine Million Zuhörer gerieten in Panik, weil sie die dreimaligen Ansagen, dass alles Fiktion sei, verpasst hatte. Leute dieser Art fallen auf vieles herein. Sie hören „selektiv“ – also nur das, was ihrer Emotionsstufe entspricht. Ein gerissener Versicherungsvertreter reibt sich genüsslich die Hände, wenn er auf einen derartigen Zeitgenossen trifft, denn an diesem Tag heimst er Prämien ein: Der arme Teufel, den er in die Mangel nimmt, schließt nämlich jede erdenkliche Versicherung ab. Der ewig furchtsame Mensch hat Angst, seiner Habe verlustig zu gehen. Also fürchtet er, schlechte Nachrichten zu bekommen. Er fürchtet selbst die Mitteilung, sein Haus sei abgebrannt. Er hat Angst vor der Entlassung. Er fürchtet, ein Bekannter könne jeden Augenblick sterben. Er fürchtet, seine Frau werde ihn sitzen lassen. Ich wohnte einmal einem Ehepaar gegenüber, das von der Furcht geradezu besessen war. Das Gesicht des Mannes war von tiefen Sorgenfalten durchzogen. Mit neunundzwanzig Jahren war er bereits völlig kahl. Er und seine Frau machten sich ständig Sorgen über alles Mögliche: über Bazillen, Krankheiten, Einbrüche, Unfälle, Katastrophen jeder Art. Man brauchte bloß etwas Unangenehmes zu erwähnen, und schon fürchteten sie sich davor. Ihre Kinder durften erst dann im Freien spielen, wenn sie eingemummt worden waren wie Eskimos – es bestand ja schließlich die Gefahr, dass sie sich eine Erkältung holten. Interessant war freilich, dass ihre beiden Kinder weitaus öfter an Erkältungen und andern Krankheiten litten als alle übrigen Kinder in der Nachbarschaft. An einem stillen Sonntagmorgen beobachtete ich, wie mein Nachbar vorsichtig das Haus verließ. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Haustür auch richtig verschlossen war, ging er zur Garage und schloss sie auf. Dann schloss er seinen Wagen auf, fuhr bis zum Gartentor und schloss es auf. Er fuhr das Auto auf die Straße und kehrte zur Garage zurück, um sie abzuschließen. Dann legte er die Sicherheitskette ans Gartentor und fuhr davon. Tief beeindruckt dachte ich: Wahrscheinlich verreist er für ein paar Wochen. (Ich muss hinzufügen, dass wir nicht gerade in einem Verbrecherviertel lebten. Das schlimmste Vergehen während der vergangenen sechs Monate war von einem Dreijährigen verübt worden: Er hatte sich das Dreirad eines andern Dreijährigen angeeignet und war damit davon gezockelt. Unser verschlafenes Städtchen hatte einen ergiebigen Gesprächsstoff gefunden.) Zu meiner größten Verwunderung kam der Nachbar jedoch nach wenigen Minuten mit der Sonntagszeitung zurück. Nun veranstaltete er den ganzen Zirkus mit dem Auf und Zuschließen von neuern. Er war nicht zum Mitansehen. Eines Abends kam ein Vertreter und wollte uns ein Feueralarmgerät aufschwatzen. Wir mussten ihn enttäuschen, aber ich entließ ihn mit der geheimen Hoffnung: Vielleicht klingelt er gegenüber – die kaufen bestimmt! Nun, er klingelte, und sie kauften tatsächlich.
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Furchtsame Kinder
Menschen auf Furcht der Emotionsskala reagieren auf Zeichen der Zuneigung oft mit Misstrauen. Paul will Monika einen Freundschaftsring schenken. Anstatt ihn freudig entgegenzunehmen, erkundigt sie sich argwöhnisch: „Was soll denn das bedeuten?“ Er sagt ihr, dass er sie gern habe, und sie wundert sich, was dies wohl heißen soll. „Ich möchte nicht sagen, dass ich dich gern habe. Es könnte ja sein, dass es gar nicht stimmt.“ Von einem derart furchtsamen Partner kann man nicht erwarten, dass er seine Liebe offenbart. Er ist viel zu vorsichtig, um spontan sein zu können. Eltern, die in der „Furcht“ Region behaust sind, beeinflussen ihre Kinder in negativem Sinne. Ich kannte einst eine Frau, die sich im Kleiderschrank versteckte, wenn ein Gewitter tobte. Ihre ängstliche Mutter hatte ihr nämlich beigebracht, sich so zu verhalten. Und ich kannte eine andere Frau, die vor Katzen Angst hatte, denn ihre Mutter hatte ihr stets eingebläut, Katzen seien gefährlich, weil sie alle möglichen Krankheitserreger mit sich herumschleppten. Furcht steckt an. Wenn sich ein Kind nicht die Mühe macht, alles „Neue“ und „Unbekannte“ selbst zu untersuchen, wird es mit der Überzeugung aufwachsen, alles sei gefährlich. „Die Zeit ist zu gefährlich“ Ein furchtsamer Mensch ist ein schlechter Arbeiter. Er ist immerzu damit beschäftigt, sich selber zu schützen. Er hat Angst vor Entscheidungen. Er macht sich Sorgen bei neuen Projekten. Er lässt sich die erstaunlichsten Dinge einfallen, um jeden Plan im Keim zu ersticken. „Die Zeit ist zu gefährlich, um diesen Markt zu erschließen. Wir könnten bankrott machen.“ – „Ich fürchte, wenn wir das versuchen, wird man uns wegen eines Verstoßes gegen das Patentgesetz verklagen.“ –„Die Idee ist ja ganz gut, wenn sie bloß nicht so riskant wäre.“ Da er in der Gewissheit lebt, es bedürfe großer Anstrengungen, seine Schranken zu überwinden, schiebt er das Problem auf die lange Bank, anstatt es bei den „Hörnern zu packen“. Er sucht nach Ausflüchten, weshalb er einen Auftrag nicht ausführen kann. Um jeden Preis bemüht er sich, Verantwortung abzulehnen, denn dabei könnte er ja am Ende zu Schaden kommen. „Oh, nein, mich bringen Sie nicht dazu, diese Sache zu übernehmen. Alle würden mir die Verantwortung aufhalsen. Und wenn etwas schief geht, muss ich die Suppe auslöffeln.“ Wenngleich er positiver ist als die Leute auf niedrigeren Emotionsniveaus, stellt er ein Risiko für Ihr Geschäft dar.
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Die drei Stufen der Furcht
Die Furcht ist ein Übergangsstadium zu jener Stufe, wo man sich entscheiden muss. Im tiefsten Bereich fürchtet sich der Mensch, überhaupt etwas zu unternehmen. Meisterlich versteht er es, den Ereignissen aus dem Wege zu gehen. Am oberen Ende dieser Emotionsregion hingegen bangt er, etwas zu unterlassen. Er wappnet sich gegen jede Eventualität. Etwa in der Mitte der „Furcht“ Zone finden wir den Menschen, der stets das „Vielleicht“ auf der Zunge hat. In dieser Phase erstarrt er in Unentschlossenheit: Er bringt es einfach nicht über sich, eine Entscheidung zu fällen. Es geht dabei jedoch nicht um die apathische Unentschlossenheit des chronisch bekümmerten Menschen, der in einem fort die Redensart „Ich weiß nicht, was ich machen soll“ im Munde führt. Der von der Furcht Befallene ist zwar aktiv, schwankt aber zwischen „Soll ich?“ und „Soll ich nicht?“ Wenn ein emotionell höher stehender Mensch auf diese Stufe sinkt, empfindet er Unbehagen. In dieser Landschaft begegnet man dem jungen Mädchen, das die Wahl zwischen zwei „guten Partien“ hat. Sie liebt beide (das glaubt sie wenigstens), kann sich jedoch für keinen entscheiden. Schließlich wird die Situation so brenzlig, dass sie sich entscheiden muss: Also nimmt sie den, der gerade in der Nähe ist. Eine impulsive Handlung demnach, die keiner rationalen Überlegung entspringt. Es kann aber auch passieren, dass sie mit einem Dritten davonläuft, der ganz und gar nicht zu ihr passt. Fazit: Sie tut alles, um sich von diesem nervenzermürbenden „Vielleicht“ zu lösen. Andere furchtsame Menschen jedoch leben jahrelang in Unentschlossenheit und warten auf das „große Ereignis“. Sie fürchten sich davor, das Rechte zu machen, wagen andererseits aber auch nicht, etwas zu unternehmen, was sie ins Unrecht setzen könnte. Sie haben Angst vor Taten und zur nämlichen Zeit Angst vor dem Nichtstun. Es gelingt ihnen einfach nicht, sich „festzulegen“. Sie können auch nicht für die Zukunft planen. Ebenso wenig vermögen sie sich den Anforderungen des Alltags zu stellen. Wenn Sie einen solchen Menschen ein paar Tage im Voraus um einen Termin bitten, sieht er sich dazu außerstande. „Rufen Sie mich später noch einmal an. Bis dahin sehe ich klarer.“ (Je höher das Emotionsniveau ist, desto bereitwilliger legt sich der Mensch auf Dinge fest, die das Morgen betreffen.) In diesen Emotionsbereich gehört auch das Paar, das schon seit siebzehn Jahren intim befreundet ist, aber noch immer nicht ans Heiraten zu denken wagt. Hier finden wir den Mann, der seine Stellung wechseln will, doch den Mut dazu nicht aufbringt. Er wird so lange warten, bis er zu alt geworden ist, um sich noch einer andern Umgebung anpassen zu können. Auch jene unglücklichen Ehen wären anzuführen, die trotz aller Misslichkeiten nicht getrennt werden, weil keiner der Partner es über sich bringt, Klarheit zu schaffen.
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Hoffnung
Die Hoffnung ist eine wunderbare Sache, falls sie sich sogleich in Taten äußert. Jeder große „Macher“ fängt mit einem Traum an. Auf der Stufe der Furcht jedoch finden wir lediglich blinde Hoffnung. Sie tötet jedwede Initiative. Der Mensch kommt nicht voran. Er gibt indessen auch nicht auf. Er „verschiebt“ sein Leben anstatt es wirklich mit Leben zu erfüllen. Was auch immer geschehen mag: Für ihn ist es zu beängstigend. Er wartet, doch worauf wartet er? Auf irgendein Ereignis. Doch auf welches Ereignis? Ich habe Menschen Jahr um Jahr warten sehen, aber das große Ereignis blieb aus. Sie verbringen ihre Tage, indem sie – was ihren Geist betrifft – sozusagen „aus dem Koffer leben“. Niemals packen sie ihn aus. Sie werden auch nirgendwo sesshaft, um etwas Handfestes in den Griff zu bekommen. Ebenso wenig jagen sie einem Ziel nach. Sie warten einfach. Sie träumen in den Tag hinein. Sie schmachten sehnsüchtig: Die nächste Minute, die nächste Stunde, der nächste Tag werden ganz gewiss das große Ereignis bringen, das ihre Zweifel aus der Welt schaffen muss. Das verstehen wir unter blinder Hoffnung: Warten und Unentschlossenheit. Wer dort angelangt ist, befindet sich am „toten Punkt“ der Furcht.
Wo immer dieser Typ auftaucht, er wird eine Tarnkappe tragen. Falls Sie großzügig sind, werden Sie versucht sein, ihn schonend zu behandeln. Lassen Sie das aber besser bleiben. Denn diese Stufe darf man wohl als die gefährlichste und gemeinste bezeichnen. Solche Menschen schwanken zwischen Furcht (der Ursache ihrer Gefühlsebene) und Zorn (den sie verbergen müssen). Ihre Veranlagung nötigt sie, immerfort zu lächeln und ein liebenswürdiges Gesicht zu machen. Sie lügen schamlos, um jeden wirklichen Kontakt von vornherein auszuschalten. Diese Lügen können zustimmend klingen (natürlich nur zum Schein). Etwa: „Eine prima Idee.“, Versteckte Feindselligkeiter verstehen es auch vortrefflich zu schmeicheln. („Welch ein schönes Kleid Sie heute tragen, meine Liebe.“) Außerdem beherrschen sie die ganze Klaviatur der Beschwichtigung. („Machen Sie sich deswegen bloß keine Gedanken. Ich bringe die Sache wieder in Ordnung.“)
Der Mensch auf dieser Stufe errichtet eine trügerische Fassade. Er baut sich eine künstliche Persönlichkeit auf. Er ist der stets fröhliche Heuchler. Hüte dich vor falschen Freunden Vertrauen Sie dem Versteckte Feindselligkeiter weder Ihr Geld, Ihr Ansehen und erst recht nicht Ihre Frau an. Er ist ein Mensch, der hasst, aber unfähig ist, dies zuzugeben. Er macht mit dem Verrat Geschäfte und hält es für selbstverständlich, dass Sie ihm das nicht übel nehmen. Er wird Ihnen die Ohren voll blasen: Ach, was hat er sich doch für Sie eingesetzt! In Wirklichkeit hat er alles getan, um Ihrem Ruf zu schaden. Mit schmeichelnden Redensarten umschwänzelt er Sie und wartet gleichzeitig auf den Moment, Sie in die Pfanne zu hauen. Und er wird immer Mittel und Wege finden, Sie in die Pfanne zu hauen. Der Versteckte Feindselligkeiter nimmt Privilegien als gegeben hin. Dabei stört es ihn nicht im Geringsten, alle Regeln des Anstands zu brechen. Die ungeschriebenen Gesetze der Ehe, der Partnerschaft, der Gesellschaft sind ihm schnuppe. Auf den ersten Blick gefällt uns der Mensch der Gruppe Versteckte Feindselligkeit recht gut, denn er gibt vor, auf hohem Emotionsniveau zu stehen. Doch schließlich müssen wir ihn verachten (falls wir kein ausgesprochener „Mitleidsmensch“ sind). Zuweilen fällt es uns allerdings schwer, unsere Abneigung zu definieren, weil wir nur selten sagen können, worin das Verächtliche eigentlich besteht, das dieser so reizend erscheinende Mensch tut. Obwohl er arrogant ist, weiß er verblüffend gut zu schauspielern. Kein Wunder also, dass wir uns leicht von seiner geheuchelten Demut täuschen lassen. Er ist allen Leuten mit tieferen Gefühlslagen überlegen und nutzt sie gewissenlos aus, um sie davon zu überzeugen, dass er selber ja ganz harmlos sei und es gut mit ihnen meine. Auf diese Weise lässt er „die Puppen tanzen“. Er manipuliert die Menschen nach Lust und Laune. Sein heimliches Bestreben gilt der Kontrolle über sie. Er kann je nach Bedarf weinen, flehen, um Wohlwollen buhlen oder Mitgefühl an den Tag legen. Er vermag Empörung und Verachtung so „echt“ zu äußern, dass es schwer fällt, in ihm einen Schwindler zu sehen. All seine Künste haben indessen nur den einzigen Zweck, die Leute auf das Niveau zu zerren, wo er sich ihrer bedienen kann. Falls Sie wütend werden, greift er zu den Mitteln des Versteckte Feindselligkeiter „Gunstbemühens“. Dann scheut er keine Mühe, Ihnen gefällig zu sein. Vielleicht bringt er Ihnen gar ein Präsent ins Haus. Möglich, dass er auch zur Stufe „Gram“ Zuflucht nimmt. Dann hören Sie ihn beteuern: „Ich wollte wirklich nichts Böses anrichten.“ Es geht ihm darum, sich von neuem in Ihr Vertrauen einzuschmeicheln. Sie können sicher sein, dass er Ihre Schwächen kennt und mit Ihnen sein gewieftes Spiel treibt. Besorgte Fragen Es gibt eine simple Methode, einen Versteckte Feindselligkeiter zu demaskieren, der es plötzlich auf Sie abgesehen hat. Da er danach trachtet, Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre eigene Person zu lenken, wird er sich erkundigen, ob Sie nicht etwa zugenommen haben. Vielleicht fragt er auch: „Ich kann mir gar nicht erklären, wie du dich so verändern konntest.“ Am Telefon beginnt er das Gespräch mit den Worten: „Deine Stimme hört sich heute aber so komisch an. Bist du etwa erkältet?“ Unter dem Deckmäntelchen der freundlichen Anteilnahme kaschiert er sehr geschickt, dass es ihm lediglich darum geht, Sie einzulullen: Sie sollen sich um sich selber kümmern und nicht um ihn. Fallen Sie auf seine Tricks herein, dann werden Sie sich bald selbst fragen, ob etwas mit Ihnen nicht mehr stimme. Sie werden besorgt. Ein Versteckte Feindselligkeiter reißt meist die Unterhaltung sogleich an sich: Er will das große Wort führen. Hat er seine Pfeile abgeschossen, ist er weniger der Gefahr ausgesetzt, seinerseits beschossen zu werden. Ich habe einmal zwei Menschen dieser Emotionsstufe miteinander bekannt gemacht. Im Stillen fragte ich mich, welcher von beiden wohl den unvermeidlichen Kampf um das erste Wort gewinnen werde. Nun, sie fingen wie auf Kommando gleichzeitig zu parlieren an. Eine Weile plapperten sie unermüdlich, obwohl keiner auch nur ein einziges Wort des Partners verstehen konnte. Gleich und gleich gesellt sich gern. .. Ein Mensch im Bereich der versteckten Feindseligkeit verziert seine Geschichten mit getarnten Komplimenten. „Dieser Kuchen ist vorzüglich – mindestens so gut wie einer, den man in der Konditorei kauft.“ Ein Versteckte Feindselligkeiter hat das geradezu klassische Bonmot von sich gegeben: „Du hast wirklich ein entzückendes Kleid an. Ich bewundere es schon seit Jahren.“ Der auf dieser Stufe stehende Mensch verspürt das Bedürfnis, in nervöser Weise nahezu jede Bemerkung zu konterkarieren. Wenn Sie versuchen, etwas zu sagen, das Hand und Fuß hat, wird er entgegnen, er verstehe durchaus, was Sie meinen, aber...
Er wird auch hilfreich Ihre Aussprache zu verbessern suchen, desgleichen Ihre Wortwahl (er ist ein fanatischer Anhänger der Semantik). Er ist förmlich von der Idee besessen, Sie ständig zu korrigieren. Er liebt Wortspiele und erzählt gern Witze, die (natürlich) auf Ihre Kosten gehen. Er unternimmt alles, um Ihnen jede Verständnismöglichkeit mit andern Personen zu nehmen. Selbstverständlich hat er dabei absolut nichts Böses im Sinn: Er will ja bloß ein bisschen nett sein. ..
Dieser Mensch lügt, obwohl es dazu nicht den geringsten Grund gibt. Er verdreht und verheimlicht. Tatsachen serviert er ungeniert zusammen mit Geschichten, die er sich aus den Fingern gesogen hat. Gleichzeitig jedoch versichert er aller Welt seiner Ehrlichkeit, seiner Ethik, seiner Tugend. Er zögert auch nicht lange, Ihnen sein „Ehrenwort“ zu geben, während er sich schon den Kopf darüber zerbricht, wie er Ihnen am besten in den Rücken fallen könnte. Stellen Sie ihn wegen seiner Lügenhaftigkeit zur Rede, dann überschüttet er Sie wiederum mit einem Wortschwall: Er habe sich doch nur ein Späßchen erlaubt. Ein guter Spion Ein Mensch auf hohem Emotionsniveau kann als Spion agieren. Hat er sich dazu einmal entschlossen, dann spielt er seine Rolle gut (wenngleich ihm dieses Metier durchaus nicht gefällt). Der Versteckte Feindselligkeiter jedoch ist von Natur aus für das Spionieren anfällig. Wenn Sie einen derartigen Menschen glücklich machen wollen, brauchen Sie ihm bloß eine Aufgabe zu stellen, die List, Verschlagenheit und Tücke erfordert. Lassen Sie ihn in die Fenster anderer Leute gucken, lassen Sie ihn schnüffeln und lauern – er wird mit ganzem Herzen bei der Sache sein und Ihre kühnsten Erwartungen übertreffen. Wenn es einen geraden Weg zu einem Ziel gibt, dann wird ihn der Versteckte Feindselligkeiter gewiss nicht einschlagen. Das fällt ihm gar nicht ein. Stattdessen tüftelt er eine möglichst verzwickte Methode aus. Ich arbeitete einmal in einem Büro, dessen Vorsteher ein Mann auf der Stufe Versteckte Feindselligkeit war. Er hatte allen Angestellten streng untersagt, ihre Aschenbecher in die Papierkörbe zu entleeren. Zunächst dachte ich, diese „Vorschrift“ sei darauf zurückzuführen, dass sich jemand über diese Unsitte beschwert habe. Vielleicht wollte der gute Mann auch den Ausbruch einer Feuersbrunst verhüten. Endlich kam ich dahinter, dass der Bürovorsteher jeden Abend alle Papierkörbe auf „Herz und Nieren prüfte“: Er wollte erfahren, was „wirklich“ in seinem Büro geschah. (Dieser sonderbare Mensch setzte sogar zerrissene Papierfetzen zusammen, um sie zu lesen.) Es war ein \Hochgenuss für ihn, ein „schönes Geheimnis“ zu entdecken. Natürlich sprach sich diese abwegige Marotte rasch herum, was zur Folge hatte, dass alle Angestellten sich einen Heidenspaß daraus machten, die verrücktesten „Beweise“ auf Papierschnitzel zu kritzeln und sie danach wegzuwerfen.
Wenn gleich der Versteckte Feindselligkeiter seine Motive und Handlungen verbirgt, sieht er sich genötigt, die Geheimnisse anderer zu lüften. Keine Frage: Dieses Emotionsniveau ist das der Verräter und Umstürzler. Da er keine Rücksicht auf das Privatleben seiner Mitmenschen nimmt, freut er sich stets auf eine Gelegenheit, sie bloßstellen zu können. Wenn einer von dieser Sorte eine „heimliche“ Liebesaffäre hat, wird er immer „Indizien“ herumliegen lassen, damit die Leute auch ja herausfinden, was los ist. Dies tut er mit besonderem Vergnügen dann, wenn eine solche Entdeckung seinem Partner Schwierigkeiten macht. Der Versteckte Feindselligkeiter ist fast ein Genie, wenn es darum geht, den Leuten Informationen aus der Nase zu ziehen. Vor einigen Jahren arbeitete ich in einer Firma, die sich mit einem geheimen Forschungsprojekt befasste. Nur zwei meiner Kollegen waren wirklich eingeweiht. Keiner von uns Dreien war ein Klatschmaul. Umso größer war meine Überraschung, als mir eines Tages beim Mittagessen die Telefonistin beiläufig sagte: „Na, ich habe gehört, dass Sie jetzt endlich hinter die Sache gekommen sind.“ Und während sie eifrig quasselte, musste ich zu meinem Schrecken erkennen, dass sie dem Sachverhalt ziemlich nahe kam. Sie konnte nicht einfach „geraten“ haben. Ich leugnete jedes Wissen, worauf sie erwiderte: „Sie brauchen mir doch nichts vorzumachen. In diesem Laden weiß doch jeder, was gespielt wird.“ Erst später dämmerte es mir: Sie musste die Telefongespräche abgehört haben. Was sie sonst noch geäußert hatte, war Vermutung gewesen.
Ein Mensch auf Stufe Versteckte Feindselligkeit der Emotionsskala stellt seine Vermutungen so dreist auf, dass man glauben muss, er sei über alles im Bilde. Auf diese Weise verführt er sein argloses Opfer häufig dazu, mehr zu erzählen, als gut tut. Wie man ein Gerücht in die Welt setzt Den Versteckte Feindselligkeiter kitzelt es nicht nur, Gerüchten nachzugehen: Er setzt auch gern welche in die Welt. Ich war einmal zugegen, als ein Mensch dieser Emotionsstufe das Manuskript eines meiner Freunde las, der begierig auf seinen Kommentar wartete. Als er zu Ende gelesen hatte, lächelte der Versteckte Feindselligkeiter wissend und erklärte: „Eine endgültige Beurteilung behalte ich mir vor. Ich muss mir das Ganze noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.“ Natürlich war dies ein schwerer Schlag für den Schriftsteller. Aber er gewann seine Fassung wieder, als ich ihm den Empfindungsbereich dieses so genannten Kritikers andeutete. Auf diese raffinierte und boshafte Art kann man einen schöpferischen Menschen gewissermaßen „aus dem Verkehr ziehen“: Man lässt ihn in der Ungewissheit schmoren. Klatschbasen lassen durchblicken, dass sie „allerhand wissen“. Ein Mensch auf höherem Emotionsniveau wird wahrheitsgemäß von gemeinsamen Freunden berichten. Der Versteckte Feindselligkeiter indessen „schmückt“ die Tatsachen aus, und zwar so geschickt, dass die Leute meist darauf hereinfallen. Ein Exempel: „Hast du eigentlich gewusst, dass Hans und Mathilde Schluss machen?“ Dies kann wahr sein. Doch die Klatschbase auf Versteckte Feindselligkeit wird hinzufügen: „Also mal ganz unter uns: Es würde mich nicht erstaunen, wenn sie sich heimlich mit Willy getroffen hätte.“ Ihr Gehabe soll andeuten, dass sie mehr weiß, als sie sagt.
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Die Schwätzer
Die chronische Klatschbase, der es Spaß macht, den guten Ruf eines Menschen durch halbe Wahrheiten und Verdächtigungen zu ruinieren, befindet sich auf Stufe Versteckte Feindselligkeit. Oft begegnet man ihr, wenn sie sich gerade über den Gartenzaun beugt, um zu sehen, ob es im Nachbargarten etwas zu sehen gibt. Man trifft sie auch im Büro bei einem Schwätzchen, das besonders munter von den Lippen geht, wenn Kaffee getrunken wird. Viele Reporter und Quizmaster sind in dieser Region beheimatet. Sie lassen ihren Charme spielen, bevor sie die Leute „auseinander nehmen“. Man muss geradezu stoisch veranlagt sein, um der Ausfragerei eines Versteckte Feindselligkeiters zu widerstehen. Vor Jahren zog ich in eine neue Wohnung und kaufte die Möbel des Vormieters. Es dauerte nicht lange, bis meine Nachbarin mir eine Visite abstattete. „Wie ich sehe, haben Sie ihre Möbel gekauft“, stellte sie fest. Ich nickte und wechselte das Thema. Einige Minuten später kam sie jedoch wiederum auf die Möbel zu sprechen. „Ich habe gehört, dass sie 1.500 Euros dafür verlangt haben.“ Da ich diesen Typ kannte, beschloss ich, sie mundtot zu machen. Ich entgegnete in aller Gemütsruhe: „So?“ und sprach dann von etwas anderem. Vorsicht bei der Arbeit Ein Versteckte Feindselligkeiter kann ein ganzes Unternehmen auf den Kopf stellen. Zuerst infiziert er die Leute in seinem Büro, indem er den einen gegen den andern ausspielt. Danach macht er sich daran, alle Angestellten gegen die Geschäftsleitung aufzubringen. Er selber freilich hält sich im Hintergrund, denn ihm soll ja nichts passieren. Obwohl er seine Arbeit verrichtet und im Allgemeinen den Eindruck eines Schwerarbeiters zu erwecken versucht, ist das alles doch Bluff. Geben Sie ihm einen Auftrag, und er wird Ihnen antworten: „In Ordnung. Das mache ich gern für Sie.“ Aber er wird nie etwas machen. Er lässt die Zügel schleifen. Er tut so, als übernähme er willig Aufträge, denkt jedoch gar nicht daran, sie zu erledigen. Die Last der Verantwortung Ein Mensch, der auf versteckte Art feindselig ist, empfindet kein Verantwortungsgefühl, obwohl er diesen Anschein erweckt. Ich nahm an einer Hochzeit teil, wo niemand die Plätze zuwies. Eine Verwandte des Bräutigams hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Leute an der Tür zu begrüßen. „Da man anscheinend darauf verzichtet hat, eine Platzanweiserin kommen zu lassen, müssen Sie sich schon selber einen Stuhl suchen.“ Ich schätzte diese Person auf Versteckte Feindselligkeit ein. Ihre Stimme hatte eine gewisse Schärfe. Sie tat, als fühle sie sich verantwortlich, doch ihr Unterfangen war destruktiv. Sie wollte den Gästen zu verstehen geben, dass diese Hochzeit falsch organisiert sei.
Hätte ein Mensch auf hohem Emotionsniveau bemerkt, dass die Leute ein wenig verwirrt waren (und ich glaube nicht, dass dies hier der Fall war), dann wäre seine Reaktion eine andere gewesen. Er hätte etwa gesagt: „Nehmen Sie doch bitte irgendwo Platz.“ Boshafte Anspielungen waren nicht angebracht. Die eigene Person Der Versteckte Feindselligkeiter ist so sehr damit beschäftigt, andere Leute zu beeindrucken, dass ihn sein Geltungsbedürfnis regelrecht „auf die Bühne“ stellt. Nie ruht er sich aus. Ständig beobachtet er sein Publikum, um sich von seiner Wirkung zu überzeugen. Es kommt ihn hart an, lediglich Zuhörer zu sein. In der Schule bereits ist er meist jener, der die erste Frage stellt: „Herr Lehrer, meinen Sie nicht...“ Die Antwort interessiert ihn gar nicht: Er will nur zeigen, welch ein helles Köpfchen er ist. Erfragt um des Effektes willen. Viele Versteckte Feindselligkeiter drängt es, möglichst große Aufmerksamkeit zu erregen. Ich kannte einen, der sich die komischsten Kleider anzog. Er scharwenzelte durch die Gegend und prahlte dann: „Alle haben mich angestarrt.“ Solche Typen schockieren gern durch Bemerkungen. Freilich gibt es auch Versteckte Feindselligkeiter, die sich konservativ kleiden und wie normale Menschen reden. Wenn derartige Leute nicht selbst im Rampenlicht stehen, heften sie sich an die Fersen schöpferischer und erfolgreicher Menschen und bearbeiten sie solange, bis sie auf der Emotionsskala abrutschen. Im Showgeschäft findet man viele Versteckte Feindselligkeiter. Häufig zählen Kritiker zu dieser Kategorie: Sie verstehen nicht allzu viel vom Metier, bemühen sich indessen eifrig, einen bestimmten künstlerischen Bereich unter ihre Kontrolle zu bekommen. Hämisch sagen sie dann talentierten Personen abfällige Dinge – „natürlich nur zu Ihrem Besten“. Gelingt es ihnen jedoch nicht, sich an Erfolgreiche heranzumachen, dann rühmen sie sich trotzdem deren Gunst. Sie gehen – laut eigener Behauptung – bei ihnen ein und aus. Sie stehen auf vertrautem Fuß mit berühmten Filmstars. Der Präsident bittet sie um ihren Rat. Und selbstverständlich haben sie Affären mit den schönsten Frauen. „Der große Mann“ Weil er unter dem Zwang steht, den „großen Mann“ spielen zu müssen, boxt sich der Versteckte Feindselligkeiter oft den Weg in die Großindustrie frei. Nicht anders verhält es sich mit der Politik oder gewissen Gesellschaftsschichten. Er weiß, wie man die Dinge „drehen“ muss, um ans Ziel zu gelangen. Da er aber nur über wenig Ausdauer verfügt, ist er selten auf einem Gebiet gründlich bewandert. Er giert nach Beifall, obwohl er niemals tanzen gelernt hat. In diesem Bereich treffen wir Leute, die sich als Dilettanten mit der Musik befassen, ihr Studium jedoch bald wieder aufgeben. Ein anderer beschäftigt sich vier Wochen lang mit der Malerei und verliert dann das Interesse daran. Er ist zu flatterhaft, um sich für längere Zeit konzentrieren zu können. Er zieht ein oberflächliches „Studium“ vor, das keines ist. Allerdings hindert ihn diese Tatsache nicht daran, sich als Fachmann auszugeben Tricks und allerlei geschickte Manöver helfen ihm bei seinen Hochstapeleien.
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Die Kriminellen
Alle Kriminellen lassen sich unter Antagonismus auf der Emotionsskala einordnen (sofern sie sich noch aktiv betätigen). Viele von ihnen sind Versteckte Feindselligkeiter. Selbst wenn eine Person der Stufe „Versteckte Feindseligkeit“ die Gesetze nicht bricht, muss sie als unethisch und unaufrichtig bezeichnet werden. Diese Menschen neigen zu selbstmörderischen Handlungen, wobei sie darauf bedacht sind, ihre Umgebung mit in den Abgrund zu reißen. („Ich glaube, ich werde unterliegen, aber vielleicht nehme ich dich mit.“) Hier finden wir den Mörder, der nach und nach Menschen und Kulturen zerstört. Er tarnt jedes Vergehen durch langatmige Erklärungen. Hierher gehören auch jene Zeitgenossen, die am lautesten die Pornographie befürworten (und sich an ihr ergötzen). Vergessen wir nicht den Kuppler, der junge Mädchen solange beschwatzt, bis sie auf die Straße gehen. Schließlich muss der gerissene „Dealer“ genannt werden, der neugierige Teenager zum Rauschgiftgenuss verführt: So etwas sei nun einmal „in“ und obendrein doch „harmlos“. Gute und schlechte Nachrichten Der Mensch auf Stufe Versteckte Feindselligkeit gibt am liebsten die schlechtesten Nachrichten weiter. Gute dagegen vergisst er rasch oder verschweigt er absichtlich. Wenn Sie einer Firma ein Sonderangebot schicken und es fällt dort einem Versteckte Feindselligkeiter in die Hände, dann wird er wahrscheinlich dafür sorgen, dass der eigentliche Empfänger es nie zur rechten Zeit erhält. Feindselige Menschen halten sich mit Vorliebe an Orten auf, wo sie eingehende Nachrichten kontrollieren können. Das befriedigt nicht nur ihren Instinkt zum Schnüffeln, sondern auch ihre Lust an heimlicher Überwachung.
Eines Morgens beobachtete ich eine Versteckte Feindselligkeiterin, die allein einen kleinen Laden führte. Es war ein geschäftiger Tag. Die Kunden gaben einander die Klinke in die Hand. Ständig gingen Bestellungen ein. Ein wütender Arbeiter rief an, weil er seinen Vorarbeiter nicht auftreiben konnte. Einige Minuten später meldete sich der Besitzer des Geschäfts. „Junge, Junge“, berichtete das Fräulein mit sichtlichem Wohlbehagen, „heute geht's hier aber ganz schön rund...“ Sie ließ sich des Langen und Breiten über den lästigen Telefonanruf aus, vergaß jedoch völlig, ihrem Chef vom guten Gang der Geschäfte zu berichten.
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Sinn für Humor
Der Versteckte Feindselligkeiter besitzt keinen echten Sinn für Humor. Doch just auf seinem Emotionsniveau hören wir jenes zwanghafte Gelächter, das immer dann herausplatzt, wenn es eigentlich gar nichts zum Lachen gibt. Vielleicht unterhalten wir uns gerade über das Wetter oder über die Fußballergebnisse, und mit einemmal fängt der Versteckte Feindselligkeiter zu kichern an, ohne dass es dazu einen Grund gäbe. Er lacht oft länger als andere über einen Witz. In Wahrheit aber findet er gar nichts komisch. Ich kenne viele Leute des Gefühlsbereichs Versteckte Feindselligkeit, die nicht darauf aus sind, andern einen Streich zu spielen. Hingegen habe ich noch nie einen getroffen, der andern Streiche spielte und nicht auf Versteckte Feindselligkeit gewesen wäre. Diese Leute finden ihr stilles Vergnügen daran, möglichst ausgeklügelte AIbernheiten zu ersinnen, um ihre Opfer zum Narren zu halten, in Verlegenheit zu bringen, bloßzustellen oder zu demütigen. Natürlich geschieht dies alles nur zum Spaß, wie sie beteuern. Der Leiter einer Versicherungsgesellschaft erzählte mir einmal, wie er zu Beginn seiner Laufbahn in einer Zweigstelle tätig war. Offensichtlich veranlasste eine allgemeine Abneigung die Leute jener Gegend dazu, keine Lebensversicherungen abzuschließen, obwohl sie fleißig Rentenversicherungen erwarben. Mein Gewährsmann hatte von diesen Gebräuchen keine Ahnung und tat zwei Wochen lang alles, um Lebensversicherungen an den Mann zu bringen.
Aber seine Bemühungen schlugen allesamt fehl. Bestürzt und niedergeschlagen erzählte er im Büro seinen Kollegen von diesen Misslichkeiten. Endlich lüfteten sie das „Verkaufsgeheimnis“ dieser Stadt. Es gehörte zur „Routine“, einen neuen Mann eine Zeitlang zappeln zu lassen. Wenngleich mein Bekannter durchaus nicht einzusehen vermochte, was denn bei dieser Sache so lustig sei, kugelten sich seine Kollegen – Menschen der Stufe Versteckte Feindselligkeit – geradezu vor Lachen. Der Versteckte Feindselligkeiter spielt den Erstaunten, wenn man über seine tückischen Dummheiten nicht lacht. Wenn Sie sich ärgern, rechnet er noch damit, dass Sie ihm sein blödes Verhalten nachsehen. Sex Man könnte Bücher über die sexuellen Eigenheiten des Versteckte Feindselligkeiter schreiben, und viele haben dies auch schon getan. Manche Leute dieses Gefühlsbereichs geben sich äußerst prüde und machen den dreisten Anspruch geltend, die Moralprediger für andere zu sein. Doch auf diesem Niveau gibt es auch viele, die einen Hang zu abwegigen Praktiken haben. Beim eigentlichen Geschlechtsakt empfindet der Versteckte Feindselligkeiter keine Lust. Dennoch ist er immerzu darauf versessen. Er plädiert für die so genannte „freie Liebe“. Wer wahllos dem Geschlechtsverkehr frönt, befindet sich meist auf der Ebene Versteckte Feindselligkeit. Sein Mangel an Beständigkeit zeigt sich deutlich darin, dass er unfähig ist, sich auf längere Zeit innig mit einem andern Menschen zu verbinden. Er fiebert ständig nach sexuellen Lüsten, die neu und „anders“ sein müssen. Solche Leute können die Gesellschaft gefährden, denn ihr abartiges Benehmen wirkt ansteckend. „Freie Liebe“ und häufig wechselnder Geschlechtsverkehr sind Signale, die beachtet werden sollten, denn sie stellen den Sinn der Liebe und der Ehe auf den Kopf. Heutzutage wird soviel über die Promiskuität geschrieben, dass ein Mensch auf höherem Emotionsniveau sich allein schon von der Vielzahl dieser Publikationen abgestoßen fühlt. Das „sich ausleben“ wird verherrlicht, propagiert, gefordert. Wer sich bislang noch nicht hat infizieren lassen, sieht plötzlich seinen natürlichen Instinkt für Treue und Beständigkeit in Frage gestellt. Ist er selber am Ende altmodisch? Die offene Erörterung von Problemen wie Abtreibung, Geburtenkontrolle und frühzeitiger sexueller Aufklärung ist weitaus gesünder als das heimliche Getue, das vor hundert Jahren für angebracht gehalten wurde. Die Vorboten des „liberalen“ Zeitalters jedoch (meist sind es Journalisten der Stufe Versteckte Feindselligkeit) wollen uns glauben machen, dass jetzt „alles möglich sei“. Ebenso wortgewandt wie unverantwortlich berichten sie über die schändlichsten Begebenheiten und lassen dabei außer Acht, dass ihr Geschwätz mitunter einen verheerenden Einflusshaben kann. Niemand vermag soviel honigsüßen Schmus zu verzapfen wie der Mensch auf Ebene Versteckte Feindselligkeit. Als Partner ist er für längere Zeit sehr schädlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er seine Frau betrügen oder ihr Vertrauen auf heimtückische Art missbrauchen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er wird erst dann zufrieden sein, wenn all ihre Träume zerstört sind und sie apathisch geworden ist. Der Umgang mit Kindern Obwohl der Mensch der Gefühlsregion Versteckte Feindselligkeit Kinder nicht leiden kann, gelingt es ihm doch zuweilen, die Rolle des Vaters (oder der Mutter) überzeugend zu spielen. Freilich darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Neigung zum Destruktiven dennoch nicht aufhört (so gut der Betreffende sie auch zu kaschieren vermag). Um die Zukunft solcher Kinder sieht es trübe aus. Innerhalb der Familie von Versteckte Feindselligkeitern kommt es immer wieder zu Vorfällen, die den Kindern ihre Sicherheit nehmen, von der ihr künftiges Verhalten schließlich abhängt (Ehebruch, Streitereien). Manchmal kümmert sich der Versteckte Feindselligkeiter sehr um das körperliche Wohlbefinden seines Kindes. Gleichzeitig jedoch ist er schuld an der emotionellen und ethischen Vernachlässigung. Solche Menschen bemühen sich, aufsteigenden Zorn bei ihren Kindern zu unterdrücken, wodurch die Kleinen unter Wut der Emotionsskala hinabgepresst werden. Der Versteckte Feindselligkeiter sorgt sich auf übertriebene Weise um das Äußere der Kinder: Aussehen und Manieren sind ihm wichtig. Letztlich jedoch versucht er, seinen Nachwuchs apathisch und unterwürfig zu machen. Bestenfalls stoßen derartige Eltern ihre Kinder auf das Niveau der versteckten Feindseligkeit hinab.
Da es nun einmal „unschicklich“ ist, Kinder nicht zu mögen, verbirgt der Versteckte Feindselligkeiter seine Grausamkeit hinter neckischen Späßchen. Er ärgert, kritisiert und quält ein Kind solange, bis es zu weinen anfängt. Eines Tages kam eine Vertreterin zu uns und sagte spaßeshalber zu meinem jüngsten Sohn: „Ich nehm dich jetzt mit zu mir heim.“ Der Junge blickte sie an, als glaube er, sie habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, und ging dann fort zum Spielen. Diese Frau erzählte mir, dass sie am selben Tag einem Mädchen gedroht habe, dessen kleinen Bruder „mitzunehmen“. Daraufhin sei die Kleine in Tränen ausgebrochen. Es war typisch für diese Person auf Versteckte Feindselligkeit, dass sie jetzt, nachdem sie bereits ein Kind erschreckt hatte, auch noch versuchte, dieselbe Methode bei meinem Jungen anzuwenden. Unter der Maske scherzhafter Freundlichkeit wollte sie die Kleinen verstören. Zusammenfassung In einer geborgenen, auf höherem Emotionsniveau liegenden Umgebung vermag ein Versteckte Feindselligkeiter bis zur Stufe Wut zu steigen. Im Allgemeinen ist er zu Zornesausbrüchen nicht imstande. Irgendwann einmal in der Vergangenheit ist sein Temperament mit ihm durchgegangen, und dieses Ereignis war ihm eine schlimme Lehre. Nun fürchtet er, dergleichen könne ihm noch einmal passieren. Die Feindseligkeit jedoch bleibt stets gewärtig – sie liegt gewissermaßen auf der Lauer, wenngleich der Mensch sie dadurch zu meiden trachtet, dass er den „guten Kumpel“ spielen will. Wenn es ihm gelänge, auch nur ein einziges mal „richtig aus der Haut zu fahren“, könnte er vielleicht auf der Emotionsskala steigen und ein recht netter Mensch werden. Doch solange er sich nicht in direkter Konfrontation aussprechen kann, sorgt sein Wesen dafür, dass andere gekränkt (und in schlimmen Fällen kaputtgemacht) werden. Wenn Sie sich im Unklaren darüber sind, ob Sie es mit einer Person der Stufe Versteckte Feindselligkeit zu tun haben, dann beobachten Sie sich selber:
Wie ist Ihnen in Gegenwart dieses Menschen zumute?
Bringt er Sie gar aus dem Gleichgewicht?
Fühlen Sie sich befangen?
Sind Sie auch witzig, gelassen, spitzfindig genug?

Auf Leute dieses Emotionsniveaus stößt man häufig. Wer auf einer höheren oder niedrigeren Ebene angesiedelt ist, gibt sich bei oberflächlichen Kontakten oft auf eine unaufrichtige Weise sehr höflich. Solche „guten Manieren“ wirken indessen nicht so destruktiv wie die bewusste Schädigung durch den chronischen Versteckte Feindselligkeiter. Die darunter liegenden Stimmungsebenen sind gefährlicher, denn von ihnen gehen zerstörerische Einflüsse aus vor allem für jene bedauernswerten Leute, die auf ihnen zu Hause sind. Aber sie sind trotzdem nicht von so nachhaltiger Kraft. Wenn Sie nicht gerade persönliche Beziehungen zu Menschen dieser Art unterhalten, werden Sie wohl kaum negativ beeinflusst werden. Der Mensch auf Versteckte Feindselligkeit hingegen kann selten ignoriert werden: Er drängt sich nämlich auf. Je widerstandsfähiger Sie sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass er sich in Ihrer Umgebung einnisten kann. Sind Sie jedoch nicht auf Ihrer Hut, dann stiehlt er Ihnen Ihre Zeit. Gleich einem gefährlichen Virus dringt er in Ihr Blut ein. Der vermutlich beste Rat lautet: Schaffen Sie sich diesen Menschen vom Hals. Machen Sie sich nicht die Mühe, sanft mit ihm umzugehen. Einem Wink gegenüber spielt er den Verständnislosen, und die Verlegenheit kennt er überhaupt nicht. Er kehrt immer wieder zu Ihnen zurück, bis Sie ihm unverblümt erklären, dass Sie seine Gesellschaft nicht wünschen. Finden Sie den Mut zu dieser Offenheit, dann wird er selbstverständlich hinter Ihrem Rücken über Sie stänkern. Doch lassen Sie sich dadurch ja nicht stören: Er stänkert schon lange über Sie. Denken Sie stets daran: Das liebenswürdige Augenzwinkern darf Sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass sein Herz kalt ist wie Stein.
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Gefühllosigkeit (Kein Mitleid)
„Gefühllosigkeit: gefühllose Beschaffenheit; gefühlloses Wesen, Verhalten, Grausamkeit, Rohheit.“Wahrig: Deutsches Wörterbuch „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Welches von den beiden Mädchen soll ich denn nun eigentlich heiraten?“ Mein ziemlich konservativer Freund wurde durch dieses unerwartete Vertrauen seines Arbeitskollegen verwirrt und fragte zurück: „Na, welche liebst du denn?“ „Ach, du meine Güte! Wer spricht hier von Liebe? Ich frage mich doch nur, welche mir von größerem Nutzen sein kann.“ Dieser junge Karrieremacher heiratete später ein schönes Mädchen aus einer reichen und angesehenen Familie. Nicht lange danach war er ein bekannter Mann im Unterhaltungsgewerbe. Er scheute sich nicht davor, seine Wohltäter mit Füßen zu treten. Hüten Sie sich vor einem Zusammentreffen mit Leuten dieser Gattung. Sie sind kalt, gleichgültig und bar jeglichen Gefühls. Sie haben weder Gewissen noch Gemüt. Auf dieser Stufe finden wir eine interessante Mischung der Eigenschaften von Wut und Versteckte Feindselligkeit Ein derartiger Mensch legt mehr Feindseligkeit an den Tag als ein Apatischer, aber er platzt auch nicht vor Wut. Er bewegt sich vielmehr auf einem schmalen Grat und ist an seiner kühlen Selbstbeherrschung zu erkennen. („Ihre Sorgen interessieren mich nicht.“) Er errichtet eine Mauer zwischen sich und den andern, die er verletzt hat, damit er ja kein Mitleid empfindet und er wird seine Mitmenschen ganz gewiss verletzen. Wenn sich die Leute über seine Handlungen erregen (und viele tun dies), dann zeigt sich der Kein Mitleider keineswegs erstaunt. Solche Gefühle erscheinen ihm irrationell. Seine undurchdringliche Starrheit ist auf sein ständiges Bemühen zurückzuführen, einen gewaltigen Zorn zu unterdrücken. Dieses Bemühen verlangt ein so hohes Maß an Anstrengung, dass er gleichzeitig alle Gefühle unterdrückt – sowohl die positiven als auch die negativen. Daraus ergibt sich natürlich ein Widerspruch: Wir haben also einen Menschen vor uns, der gefühllos wirkt, weil seine Gefühle eigentlich überstark sind. Er verdrängt alle Gewissensbisse wegen seiner früheren Taten. Er wagt einfach nicht, sich einmal zu entspannen, weil „Gefühl“ für ihn gleichbedeutend ist mit heftigem und unkontrollierbarem Zorn. Ich war einmal auf einer Gesellschaft, wo alle Anwesenden eine kurze Schilderung ihrer eigenen Person gaben. Einer der Gäste wies auf sein Emotionsniveau mit dieser Bemerkung hin: „Die meisten Leute meinen, ich sei ein Snob, aber ich bin ganz einfach nicht zur Geselligkeit geschaffen.“ Später sagte derselbe Mann zu mir: „Gewöhnlich verhalte ich mich gleichgültig und gefühllos, obwohl ich manchmal auch aus der Haut fahre. Hinterher muss ich dann immer dafür büßen. Es ist wirklich schlimm.“
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Das Liebesspiel
Einige Leute auf Stufe Kein Mitleid der Emotionsskala lässt so ziemlich alles kalt, was mit der Liebe zu tun hat. Andere wiederum sind zwanghaft promiskuös. Wenn ein „Gefühlloser“ sich entschließt, den Liebhaber zu spielen, dann wird er meist zum „Herzensbrecher“, denn er hat genug Charme zu verströmen, der im allgemeinen nur dem Versteckte Feindselligkeiter zu Gebote steht. Er versteht es demnach, sein Opfer zu ködern. Doch seine bald darauf einsetzende Gleichgültigkeit muss den Partner schockieren. Gibt sich ein solcher Mann gleichzeitig mit mehreren Mädchen ab, dann erzählt er der einen unbekümmert von den Intimitäten, die er mit der andern austauscht. Aus ihrer gegenseitigen Eifersucht macht er sich ein boshaftes Vergnügen. Manche Frauen auf Kein Mitleid der Emotionsskala sind in ihrem Verhalten schroff und erscheinen maskulin. Finden wir indessen eine Frau, bei der die dem Kein Mitleider eigene Unnahbarkeit mit Weiblichkeit und Schönheit gepaart ist, dann wird diese Mixtur zu einem wahren Unheil für Männer. Ein junger Mann spielte einst erfolgreich die Rolle des Versteckte Feindselligkeiters („Liebe sie, und vergiss sie wieder“). Schließlich begegnete er einem Mädchen, das der Stufe Kein Mitleid zuzuordnen war. Ihre kalte Schönheit und eisige Zurückhaltung wirkten auf ihn wie eine Herausforderung. Er war überzeugt davon, hinter diesem verschlossenen Panzer müsse sich ein warmes Herz verbergen. Auch zweifelte er nicht daran, sie „herumzukriegen“. Aber er hatte seine Meisterin gefunden: Sie verstand das Spiel noch besser als er. Eine Weile nahm sie seine Aufmerksamkeiten hin. Dann jedoch ließ sie ihn kurzerhand sitzen. Sogleich sackte er auf der Emotionsskala ab. Zwar erholte er sich wieder, behielt aber die wehmütige Erinnerung an den Verlust seiner „einzigen wahren Liebe“. Jahre später erst lernte er die EmotionsEmotionsskala kennen. „Ich bin ein bedeutender Mensch“ Leute dieser Sorte legen ihre Ansichten in knappen Worten dar. Falls Sie nicht mit ihnen übereinstimmen, dann haben Sie eben Pech gehabt. Wahrscheinlich werden Sie fortan ignoriert. Solche Menschen machen den Eindruck, starke Persönlichkeiten zu sein. Sind sie ehrgeizig, dann haben sie oft „Erfolg“, denn sie überrennen gnadenlos jeden, der sich ihnen in den Weg stellt: Sie wollen an ihr Ziel gelangen, und zwar um jeden Preis. Da sie so überaus vertrauenerweckend auftreten, ziehen sie häufig Leute mit niedrigerem Emotionsniveau an. Sie denken: „Hier ist endlich einmal ein Mann, der genau weiß, was er will.“ Nach kurzer Zeit aber sind sie verwirrt, verärgert und fragen sich: „Wie kann man nur so herzlos sein?“ Die „starken Persönlichkeiten“ jedoch verhalten sich weiterhin frostig und unfreundlich gegenüber den weniger Glücklichen. Sie beziehen Stellung zwischen dem Menschen, der offen zugibt, er sei „zu gut“ für andere (also Typ Wut), und jenem, der ganz ichbezogen ist (also dem Versteckte Feindselligkeiter). Manchmal können diese Typen auch Exhibitionisten sein. Dann bringen sie ihre ganze Umgebung in Verlegenheit. Doch ist ihnen auch das egal. Ihre Gefühllosigkeit macht es ihnen beinahe unmöglich, selbst einmal verlegen zu werden. Deshalb können sie die Verlegenheit anderer gar nicht nachempfinden. „Das ist mein“ Ein solcher Mensch mag viel oder wenig besitzen – immer wird er sich wie ein Wuter verhalten: „Das ist mein“ – egal, wem die Sache wirklich gehört. Wenn es darum geht, sich die Habe, das Geld oder die Zeit anderer Leute anzueignen, kann er sehr skrupellos sein. Im täglichen Umgang Der Kein Mitleider ist immun gegen Regungen wie Mitleid oder gar Verständnis. Er lebt in einer verschlossenen abseitigen Welt und schwankt zwischen gezwungener Freundlichkeit und vernichtendem Hass. Erzählen Sie ihm von irgendwelchen Schwierigkeiten, dann wird er Ihnen lediglich antworten: „Nun ja, das haben Sie sich schließlich selber eingebrockt.“ Er weigert sich, andere zu unterstützen. „Sie haben sich Ihr Bett selber gemacht. Jetzt legen Sie sich auch gefälligst hinein.“ Gewöhnlich meidet er den Umgang mit seinen Mitmenschen es sei denn, sie kommen seinem eigenen Gefühlsbereich nahe. Wenn er zuhören muss, dann wippt er ungeduldig mit dem Fuß und drängt zur Eile. Ist das Thema indessen skandalös oder aufregend, dann hat er schon eher Geduld. (Berichte über Gewalttätigkeiten faszinieren ihn.) Der Zorn auf Abwesende Oft erleben wir, dass sich ein derartiger Mensch über fern liegende Geschehnisse aufregt. Da er unfähig ist, jemandem seinen Zorn offen zu sagen, äußert er ihn indirekt. Beispielsweise sagt er: „Von mir aus können die eingehen.“ Bezeichnenderweise erzählt er dies jedoch andern Leuten, also nicht jenen, die „eingehen“ können. Ich war einmal Zeuge, wie ein Mann auf diesem Gefühlsniveau Unverschämtheiten über einen Dritten vom Stapel ließ, der noch in der Nähe stand. Vor einiger Zeit sah ich einen solchen Kein Mitleider in einer Schlange vor dem Kassenschalter einer Bank warten. Plötzlich begann er, lauthals über den Schlendrian zu schimpfen, wobei er sich an die Umstehenden wandte. „Anscheinend arbeiten hier lauter Idioten. Was soll diese blöde Warterei? Die haben wohl bloß darauf gewartet, bis der ganze Saal voll ist, um dann ihren Kaffee zu trinken.“
Diese indirekte Form von Zorn ist charakteristisch für die Stufe Kein Mitleid. Ein Tobender auf Wut würde seine Wut dem Kassierer ins Gesicht hineinschreien. Ein Versteckte Feindselligkeiter würde seine kritischen Bemerkungen erst nach Verlassen der Bank von sich geben. Gefühllosigkeit, die zwischen Prahlerei und Feigheit schwankt, drückt sich auch negativ aus – aber nicht in direkter Konfrontation. Fragwürdige Freundschaften Eine echte Freundschaft werden Sie mit einem Kein Mitleider niemals schließen können. Er vermag Ihre Freuden nicht zu teilen und Sie auch nicht über Ihre Sorgen hinwegzutrösten. Kann er eine Verabredung nicht einhalten, dann denkt er gar nicht daran, Sie rechtzeitig anzurufen. Er reist urplötzlich nach Hongkong, ohne sich von Ihnen auch nur zu verabschieden. Er verschwendet keinen Gedanken an kleine Aufmerksamkeiten. Er ist im höchsten Grade rücksichtslos. Wie ein Pferd, das Scheuklappen trägt, betrachtet er alle Dinge dieser Welt allein aus seinem Blickwinkel. Verstört oder bestürzt er andere durch sein Benehmen, dann merkt er dies überhaupt nicht. Wenn er sich einmal dazu herablässt, eine Freundschaft mit Ihnen zu pflegen, dann wahrscheinlich nur deshalb, um Sie auszunutzen. Der Drang zum Zerstören Auf jedem Emotionsniveau gibt es einen Punkt, den man das eigentliche Erwachen nennen könnte: Auf dieser Basis erst kann der Mensch seine Eigenschaften richtig ausspielen. Ergreift er einen Beruf, der seinem Gefühlsbereich voll entspricht, dann wird sein Benehmen wegen seiner großen Aktivität sozusagen offiziell sanktioniert: In diesem Fall ist er meist fleißig. Findet ein 1 ,2er den Weg zum Journalismus, dann kann er ein ausgezeichneter Verfasser von „Enthüllungsberichten“ werden. Eine solche Arbeit erfordert die List des Versteckte Feindselligkeiters und die Abscheu eines Wuters. Sein Wahlspruch lautet: „Ich möchte nur soviel wissen, damit ich zerstören kann.“ Derartige RevolverJournalisten arbeiten mit entwaffnender Freundlichkeit, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. Sie rühmen sich auch, die „Wahrheit“ an den Tag zu bringen. Indem sie ihre Begabung zum Schnüffeln (Versteckte Feindselligkeit) einsetzen, beginnen sie zunächst behutsam: Sie lüften fürs erste lediglich einen Zipfel. Dann freilich knallen sie ihren Lesern Schlag auf Schlag die unwahrscheinlichsten Dinge auf den Schädel: Gerüchte, Klatsch, Halbwahrheiten – alles „Nachrichten“, die sie ihren Informanten aus der Nase gezogen haben. Dreist bestehen sie darauf, sie wachten über der Moral der Allgemeinheit. Ihr destruktives Treiben entschuldigen sie (wenn überhaupt) mit der Phrase: „Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.“ Solche Schmieranten erklären, sie griffen bloß deshalb zu schamlosen Mitteln, um die „richtigen Leute“ und die „richtigen Dokumente“ in ihren Besitz zu bringen. Sie reden sich und andern ein, dass das Resultat jedes Mittel rechtfertige, denn „Demokratie berechtigt die Leute, informiert zu werden“. Alles geschieht nur, um der Öffentlichkeit einen Dienst zu erweisen. Wird durch solche Darstellungen Schaden angerichtet, lehnen die Autoren jedwede Verantwortung ab. Ein guter Berichterstatter – so kann man dann hören – brauche sich nicht um die Folgen seiner Arbeit zu kümmern. Wenn es nicht anders geht, arbeitet er auch mit faulen Tricks. Man müsse so listig wie möglich sein, belehren solche „Aufklärer“ ihre Mitmenschen. „Vor allem müssen Sie an die Fakten kommen.“ Dieser Standpunkt ist der Wahrheit immerhin so nahe, dass er von vielen intelligenten Menschen geglaubt und akzeptiert wird. Wir sollten jedoch wissen, dass Journalisten auf niedrigem Emotionsniveau immer nur Nachrichten wiedergeben, die sich auf ihrer eigenen Gefühlsebene abspielen: also möglichst schmutzige und sensationelle Meldungen. In Wirklichkeit gibt es nämlich für sie gar keine Ereignisse auf hohem Niveau. Machen Sie doch einmal abends einen Rundgang durch ein kleines Städtchen. Dabei werden Sie wohl kaum jemanden treffen, der einen Mord, eine Vergewaltigung oder einen Diebstahl begeht. (Selbstverständlich gibt es auch hier Ausnahmen.) Stattdessen werden Sie erfahren, dass manche Mutter an einer Elternbeiratssitzung teilnimmt, dass mancher brave Familienvater über seiner Zeitung eingenickt ist, dass mancher Filius vor dem Fernsehapparat hockt und ein Pfund Plätzchen verdrückt. „Aber das sind doch keine Nachrichten“, wird uns ein Journalist der genannten Art entgegenhalten. Es ist bezeichnend für unsere Gesellschaftsordnung, dass das Wort „Nachricht“ meist nur noch Sensationsmache übelster Sorte bedeutet. Leben nach der Routine Ich dachte stets, Betty beobachte andere Leute nur deshalb so aufmerksam, um herauszufinden, wie sie selbst sich zu benehmen habe. Sie erinnerte an ein junges Mädchen, das zum ersten Mal ganz „groß“ ausgeht und jedermann im Auge behält, um festzustellen, welche Gabel man zu benutzen habe. Am Tag ihrer Hochzeit sagte sie zu mir: „Unter einer Hochzeit habe ich mir eigentlich nie etwas Richtiges vorstellen können. Geht es dabei so feierlich zu wie beim Gottesdienst in der Kirche oder so ausgelassen wie auf einer Gesellschaft?“ „Ich glaube, es kommt darauf an, wie du selbst dich fühlst“, erwiderte ich. „Aber das ist es ja gerade: Ich fühle gar nichts. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich benehmen soll.“ Als sie reifer wurde, erlernte sie allmählich die gesellschaftlichen Regeln, aber nie vermochte sie sich spontan zu geben. Auch ging ihr die natürliche Anmut völlig ab. Einmal erzählte sie mir: „Mein Mann behauptet, ich sei nicht feinfühlig genug. Ich würde nie merken, wenn die Leute sich über etwas ärgern. Wahrscheinlich hat er damit sogar Recht, aber wie soll ich denn wissen, was in den „Köpfen anderer Leute vorgeht?“
Ihre sonderbare Teilnahmslosigkeit den Menschen gegenüber erschien mir rätselhaft – bis ich die EmotionsEmotionsskala kennen lernte. Diese junge Frau war derart eng vom Wall der Kein MitleidStufe umgeben, dass sie keine natürlichen Reaktionen empfinden konnte. Sie musste sich ihre Reaktionen mechanisch durch andere aneignen. Sie führte ein Leben der fremden Routine. Der Kriminelle Der gut aussehende junge Mann saß still da. Während der Gerichtsverhandlung zeigte er keinerlei Gefühl. Als die Geschworenen ihn aufgrund von Indizien schuldig sprachen, einen Sexualmord an einem Mädchen verübt zu haben, saß er immer noch ungerührt auf seinem Stuhl. Viele fragten sich, ob er denn wirklich schuldig sein mochte. Ehemalige Nachbarn von ihm erklärten, sie könnten sich einfach nicht vorstellen, dass er etwas so Grausiges getan haben sollte. „Er machte immer so einen netten, ruhigen Eindruck.“ Auch ich wusste natürlich nicht, ob der Mann ein Mörder war, aber ich war mir über eines klar: Seinem Emotionsniveau nach hätte er ein solches Verbrechen durchaus begehen können. Natürlich sind nicht alle Kein Mitleider Sexualmörder (auf dieser Gefühlsstufe treffen wir auch die mürrische Matrone an, die von Sex überhaupt nichts wissen will), aber im Allgemeinen sind derartige Verbrecher in dieser Gefühlsregion einzustufen. Hier sind Sadisten heimisch: Menschen, denen es Spaß macht, andere Leute zu verletzen und zum Krüppel zu schlagen. Kinder, die Freude daran haben, Fliegen die Beine auszureißen. Wer ohnehin hilflos ist, reizt abwegig Veranlagte (Kein Mitleider) erst recht auf: Sie tun immer noch weher. Sie sind der aggressiven Brutalität des Wuters unfähig, machen sich jedoch hinter den Kulissen zu schaffen. (Die Kriegsverbrechen und die grausame Behandlung von Kriegsgefangenen sind Beispiele für die Natur des Menschen auf Stufe Kein Mitleid). Heimliche Verbrechen, bei denen das Risiko der Entdeckung gering ist, zeigen, dass sich das Wesen solcher Kreaturen aus Verschwiegenheit und Brutalität zusammensetzt. Zusammenfassung Sollten Sie versuchen, einen Kein Mitleider seiner herzlosen Taten wegen zu stellen, dann lässt ihn dies kalt. „Ich tue das, was mir gefällt. Wenn Ihnen das nicht passt, dann ist das Ihre Sache.“ Er will nicht wissen, was andere empfinden, denn er will für den von ihm angerichteten Schaden nicht verantwortlich gemacht werden. Seine jähen Exzesse mögen die Mitmenschen aus der Fassung bringen – ihm ist das gleichgültig. Der Versteckte Feindselligkeiter gibt oft vor, Mitleid zu haben, verständnisvoll oder gar traurig zu sein (um verborgene Ziele zu erreichen). Der Kein Mitleider hingegen befasst sich höchst selten mit derartigen Vortäuschungen. Den Schwächen und Sorgen anderer kehrt er gleichmütig den Rücken zu. Merkwürdig ist freilich, dass er bei seinen destruktiven Handlungen auf Verständnis hofft. Leute auf dieser Gefühlsebene sind oft schweigsam. Sie weigern sich hartnäckig, den Mund aufzumachen. Trotzig schweigen sie vor sich hin. Sie können auch nicht zuhören. Für den gefühllosen Menschen gibt es überhaupt bloß einen Standpunkt: den eigenen.
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Zorn
„Zorn: Heftiger Unwille. aufwallender Ärger.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Der Mensch auf dem chronischen Emotionsniveau „Zorn“ ist ständig schlechter Laune. Unentwegt wütet, tobt, rast, tadelt und klagt er. Wer kennt nicht den schrulligen Nachbarn, der Kinder beim Ballspiel stört und sie von einer verlassenen Baustelle jagt. Oder den ungeduldigen Autofahrer, der sofort nach dem Wechsel der Verkehrsampel von Rot auf Grün wie ein Irrer zu hupen anfängt und ordinäre Worte aus dem Fenster brüllt. Oder den tyrannischen Vater, der sein Kind ausschimpft und demütigt. Oder den Chef, der die ganze Belegschaft in Angst und Schrecken versetzt. Oder den Ehemann, der seine Frau verprügelt. Dem ewig Zornigen kommt es darauf an, die Dinge zu „stoppen“. Wenn er nicht gerade überkocht in seiner Raserei, dann brodelt er doch. Sein Gefühlsbereich dehnt sich vom aufwallenden Ärger über offen gezeigten Zorn bis zum tobsüchtigen Wüten aus. „Ich habe immer Recht.“ Ein solcher Mensch setzt Ihnen klipp und klar auseinander, was anderswo nicht in Ordnung sei. Das ist aber auch alles, was er Ihnen mitzuteilen hat. Sie sind im Unrecht, alle sind im Unrecht, nichts ist im Schuss. Das einzige, was er niemals sagt, ist: „Ich bin im Unrecht.“ Denn er hat immer recht, selbst dann, wenn er unrecht hat. Versuchen Sie gar nicht, ihn durch Tatsachen zu verwirren. Ihn beeindruckt nämlich gar nichts. Nicht nur die Leute auf dieser Stufe bemühen sich, das Unrecht bei andern zu suchen (alle Personen auf den Emotionsniveaus unter Antagonismus tun dies auf die eine oder andere Weise), aber die Wuter gehen dabei sehr direkt vor. Bei derartigen Leuten wissen Sie wenigstens gleich, woran Sie sind. Sie haben grundsätzlich und ein für allemal Unrecht. Allein schon Ihr Vorhandensein wirkt auf den Wuter wie das rote Tuch auf den Stier. Verdrehte Tatsachen Haben Sie jemals einen zornigen Mann die Wahrheit sagen hören? Ich habe mir einmal ausgedacht, wie wohl ein Disput zwischen Mann und Frau entstehen könnte, wenn beide bei der Wahrheit blieben. Gewöhnlich geht ein häuslicher Streit etwa folgendermaßen vor sich: Er: „Wann wirst du endlich lernen, anständig zu kochen? Dieser Fraß ist ja wieder einmal entsetzlich.“ Sie: „Immer hast du etwas an meiner Kocherei auszusetzen. Du lobst mich nie für all die Arbeit, die ich mir deinetwegen mache.“ Er: „Sicher tue ich das. Ich sage dir so oft, dass du eine gute Hausfrau bist.“ Sie: „Nein, das tust du eben nicht. Du liebst mich ja noch nicht einmal.“ (Sie verlässt den Raum und knallt die Tür hinter sich zu.) Er: „Mein Gott, diese Frauen! Sie sind einfach unmöglich!“ Wollte man die Verallgemeinerungen durch Tatsachen ersetzen, dann hörte sich das Ganze anders an: Er: „Die Soße ist aber ein bisschen dünn heute Abend.“ Sie: „Das ist das fünfzigste Mal, dass du mein Kochen kritisierst. Zum hundertachtundsiebzigsten Mal während unserer Ehe hast du mir bewiesen, wie wenig du meine Bemühungen zu würdigen weißt.“ Er: „Das stimmt. Aber ich habe dir dreihundertachtundsiebzig Mal Komplimente gemacht.“ Sie: „Nach meiner Rechnung waren davon aber bloß dreihundertvierzehn echte Komplimente und siebenundfünfzig eine Art stillschweigender Billigung. Die restlichen sieben Komplimente waren keine Schmeicheleien für mich. Daraus schließe ich, dass du mich nicht liebst.“ (Sie geht ab.) Er: „Diese Frau! Dreiundvierzigtausendzweihundertundsiebenundachtzig Mal war es mir nicht möglich, sie zu begreifen und mich vernünftig mit ihr zu unterhalten.“ Ein Streit, bei dem nicht ein wenig geschwindelt wird, ist kein richtiger Streit: Ihm fehlt die Würze. „Ich bin wer“ Sein allzu stark ausgeprägter Egoismus und seine Aggressivität verschaffen dem Wuter häufig einen Chefposten. Er macht den Eindruck, ein Mann der Tat zu sein. Tatsächlich aber wirbelt er lediglich Staub auf – viel Lärm um nichts also. Wenn sich der Staub wieder gelegt hat, stellt man fest, wie wenig der Mann doch im Grunde zustande gebracht hat. Da sein aufbrausendes Temperament sich erst in brenzligen Situationen so recht austoben kann, führt er nicht selten solche Zustände herbei. Er weiß übrigens genau, wie man mit seinen Mitmenschen umzugehen hat: „Schnauzt sie an! Ich sage euch: Schießt sie alle einfach ab! Man muss hart sein, wenn man in dieser Welt vorankommen will." Unbedingter Gehorsam Der zornige Mensch besteht auf Gehorsam. Ich habe einmal in einer Firma gearbeitet, deren Besitzer sich auf der Stufe Wut befand. Er war ein fanatischer „Saubermacher“ und „Ordnungshüter“. Wenn er in unserer Zweigstelle erwartet wurde, sauste das Personal atemlos herum, damit der Laden ja auf Hochglanz poliert war. Bei einem dieser Kontrollbesuche marschierte der große Boss durch die Flure. blickte in alle Büros hinein und kam zuletzt in das Zimmer des Verkaufsleiters. Auf dessen Schreibtisch lag ein Hut. Sofort bekam der Chef einen Tobsuchtsanfall und schrie: „Was ist denn mit diesen Idioten eigentlich los? Was glauben die, wofür wir Garderoben haben?“ Und immer noch brüllend nahm er den Hut, riss das Fenster auf und schleuderte die ihn störende Kopfbedeckung aus dem einundzwanzigsten Stockwerk ins Freie. Just in dem Moment, als der Verkaufsleiter mit einem der wichtigsten Kunden des Unternehmens zurückkehrte, wurde der Hut eben dieses Kunden vom Wind erwischt und segelte nun wie ein Drachen über die Dächer von Detroit. Natürlich war dieser Kunde zum letzten Mal da gewesen. Schwierige Geschäfte Schöpferische Menschen auf hohem Emotionsniveau wollen nicht für einen Wuter arbeiten. Denn Zorn drückt sie auf der Emotionsskala nach unten und beraubt sie ihrer besten geistigen Kräfte. Außer seiner Forderung nach Gehorsam bedient sich der Wuter allerlei Drohungen, Bestrafungen, Lügen, um unangefochten „herrschen“ zu können. Er gibt unklare und unvollständige Anweisungen. Ist der Auftrag schließlich erledigt, kritisiert und nörgelt er: „Ich habe nicht gesagt, dass Sie das so machen sollen.“ Ein Freund berichtete mir, wie er seinem Chef etwas vorführte, worauf dieser Mensch gleichfalls einer auf der Stufe Wut – lediglich zu meckern wusste: „Das ist falsch von vorn bis hinten. Ändern Sie es gefälligst.“ Nachdem mein Freund die Änderungen vorgenommen hatte, legte er die Unterlagen abermals zur Genehmigung vor. Diesmal schrie sein Chef: „Woher, zum Teufel, haben Sie denn diese verrückten Ideen?“ Der Wuter wird im Geschäftsleben nie Verantwortung auf Untergebene übertragen. Er will die Kontrolle über alles in eigenen Händen halten, was ihn freilich nicht daran hindert, in einem fort zu jammern, keiner in der ganzen Bude bringe etwas zustande und er müsse alles allein machen. Durch diese ständigen Drohungen und den Mangel an klaren Anweisungen werden Menschen, die einem Wuter ausgeliefert sind, über kurz oder lang konfus. Sie verlieren ihr Selbstvertrauen, und damit sinkt natürlich auch ihre Leistung. Man setzt sie so oft ins Unrecht, dass die meisten von ihnen mit der Zeit auf die Gefühlsstufen Furcht, Gram oder Apathie abrutschen. Sie können von Glück reden, wenn sie noch bei Versteckte Feindselligkeit landen. : Der immer zornige Mensch ist geradezu von dem Verlangen besessen, andere am Vorwärtskommen zu hindern. Eltern dieses Gefühlsbereichs fahren ihre Kinder beispielsweise an: „Hör auf zu rennen!“ „Lass das sein.“ Der Wuter will seine Mitmenschen auf die Stufe der Apathie herunterdrücken. Ist ihm dies gelungen, dann bringt er die Dinge dadurch in „Ordnung“, indem er blinden Gehorsam fordert. Ich kannte einen Chef, der seine Angestellten immerzu auf Trab brachte. („Los! Los! Mehr Bewegung!“) Die Folge dieser Schinderei war, dass die Leute nervös und geschäftig wurden, letzten Endes aber weniger arbeiteten, was ganz natürlich war, denn der Chef hatte ihnen die Ruhe zur inneren Sammlung genommen. Als dieser Antreiber einmal vier Wochen nicht im Betrieb war, änderte sich das Klima schlagartig. Die Angestellten waren pünktlich, liebenswürdig, entspannt und leisteten das Doppelte. Die Lust am Zerstören Wer Mord und Totschlag plant und Revolutionen schürt, gehört dem Gefühlsbereich Wuter an. Er wird das Land retten (indem er es zerstört). Er ist außerstande, sich einen konstruktiven Plan anzuhören es sei denn, er sieht darin eine Chance, ihn ins Gegenteil umzukehren, wodurch er destruktiv wird. Auf dieser Ebene finden wir die Kriegshetzer und die Diktatoren. Der Wuter verbreitet Schreckensnachrichten und unterschlägt im Allgemeinen erfreuliche Neuigkeiten. Er zieht es vor, Unruhe zu stiften. Er behauptete, man stehe vor dem Chaos und nur das Chaos könne vor dem Chaos retten. Sie werden sagen, dies sei Wahnsinn, und das ist es auch. Ich habe einmal in einer UndergroundZeitung einen Artikel über den „Frieden“ gelesen. Darin hieß es: „Wir werden den Krieg beenden, selbst wenn wir dafür kämpfen müssen.“ Der Wuter wird jede Ethik zu vernichten suchen (was übrigens jeder Mensch möchte, der auf niedrigen Emotionsebenen behaust ist). Er ist durch und durch unehrlich. In einer andern UndergroundZeitung, die von so genannten Anarchisten herausgegeben wurde, las ich: „Schon viel zu lange werden die Brüder und Schwestern dieser Gemeinde beklaut. Die kriminellen Elemente sind zu einer Horde tollwütiger Hunde geworden. Nach Belieben lochen sie unsere Leute ein und quälen sie. Es wird Zeit, dass wir uns zusammentun, damit unsere Kultur ein wenig „Polizeischutz“ bekommt. Mit andern Worten: Wir brauchen Schutz vor der Polizei (diesen Schweinen). Der LSDTrip bietet eine Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen. Zunächst müssen wir jede uns nahe stehende Gruppe bewaffnen und ausbilden. Der Karabiner M1 ist die ideale Waffe für Situationen, in denen wir uns bald befinden werden.“ Weiter wurden regelmäßige Schießübungen und Unterricht im Gewehrreinigen vorgeschlagen. Der Artikel schloss mit einem „Marktbericht über Drogen“. Darin wurden die Preise und die Qualität der verschiedenen Rauschgifte genannt, welche gegenwärtig auf dem lokalen Markt zu haben waren. Unter einer typischen WutFührung würde diese Gruppe den Feind (also die reguläre Polizei) mit Waffen vernichten und ihre eigenen Anhänger durch Drogen allmählich aus dem Verkehr ziehen. Die Menschen lassen sich nun einmal stets von solchen führen (und verführen), die auf der Emotionsskala eine Stufe höher stehen. Gutgläubige Seelen des "Furcht“Bereichs können nur allzu leicht von einem Wuter beeinflusst und zu Aktionen überredet werden. Sinn für Humor Sein Sinn für Humor (falls man diese Bezeichnung überhaupt verwenden darf) erschöpft sich in einem boshaften Lachen über das Missgeschick anderer. Wenn einer stürzt und sich dabei das Genick bricht, wird der Mensch auf Wut dies so ergötzlich finden, dass er sich fast totlacht. Sein eigentliches „Vergnügen“ hat er dann, wenn er seinem Zorn freien Lauf lassen kann. Er liebt es, den „gefährlichen Mann“ zu spielen. Genüsslich schildert er, wie diesen oder jenen einmal „so richtig zusammengestaucht“ oder ihm „die Fresse poliert“ hat. Auf dieser Stufe treffen wir absolut vernunftwidrige Tapferkeit an. Es macht derartigen Leuten Spaß, hohe Risiken einzugehen, vor allem dann, wenn sie dabei andere Leute oder Gegenstände zerstören können. Viele Kriegshelden (nicht alle) haben nichts anderes eingesetzt als die trotzige Herausforderung des Wuters. Mit wahrer Tapferkeit hat das nichts zu tun. Tollkühnheit erweckt indessen Ehrfurcht bei Leuten mit niedrigerem Emotionsniveau. Falls Sie in einem Wutanfall jemals einen Teller auf den Fußboden geknallt oder eine Tür ins Schloss geworfen und dabei große Befriedigung gefunden haben, dann werden Sie diese Gefühlsregion verstehen. Wut ist am oberen Ende der Emotionsskala bei Wut angesiedelt. Wenn ein Mensch hier für immer verharrt, findet er sein helles Vergnügen am Zertrümmern von heilen Dingen. „Ich besitze Menschen“ Da ihn die Ansichten anderer Leute wenig interessieren (falls sie ihn nicht in den seinen bestärken), beendet er Gespräche abrupt oder hört einfach nicht länger zu. Hat er sich einmal entschieden, dass Sie nicht der sein sollten, der Sie sind, oder nicht das tun dürften, was Sie tun, dann wehrt er jede Entschuldigung oder Erklärung barsch ab. Als ich noch für die Firma arbeitete, die ich schon erwähnt habe (deren Besitzer ein Wuter war), erfuhr ich diese Geschichte über einen unserer jungen Ingenieure: Er hatte sich Urlaub genommen, war jedoch noch einmal ins Büro gekommen, um sein Gehalt abzuholen. Da er nicht wusste, dass sich der Chef gerade bei uns aufhielt, trug er eine legere Hose und ein buntes Hemd. Beim Verlassen des Fahrstuhls lief er dem Boss in die Arme. Mit einem finsteren Blick auf die lässige Kleidung knurrte er: „Sagen Sie mal, junger Mann, arbeiten Sie für mich?“ Geistesgegenwärtig antwortete der Ingenieur wie aus der Pistole geschossen: „Nein. Ich glaube, ich habe mich in der Etage geirrt.“ Und damit wandte er sich rasch um und verschwand im Treppenhaus. Ein typischer Fall: Der Wuter glaubt nur allzu gern, er „besäße“ die Menschen zum Eigentum. Informationen Wenn Sie einen solchen Menschen bitten, eine Bestellung auszurichten, dann sollten Sie wissen, dass er mitnichten das ausrichtet, was Sie ihm gesagt haben. Ersuchen Sie etwa einen Wuter, er möchte doch den Hausmeister auffordern, die Fenster zu putzen, wird er dies sogleich als Drohung weitergeben: „Lieber Mann, da sitzen Sie ja ganz schön in der Tinte. Wenn Sie nicht sofort die Fenster im vorderen Büro saubermachen, fliegen Sie raus!“ Die eigene Habe Da derartige Typen scharf darauf sind, Menschen oder Gegenstände zu besitzen, werden sie notfalls sogar ihre eigene Habe zerstören, wenn sie bedroht wird. Versucht man, einem Kind sein Spielzeug abzunehmen, dann schreit es: „das gehört mir!“ Ein zorniges Kind wird oft eher seine Spielsachen kaputtmachen, als sie mit andern teilen. Keine Drohung nützt dann etwas. Die Devise solcher Menschen lautet: Entweder gehört alles mir, oder ich lasse es vor die Hunde gehen. Jedenfalls soll kein anderer Hand an meinen Kram legen. Die unerbittlichen Eltern Zu diesem Emotionsniveau zählt der Vater, dessen Erziehungsmethoden noch aus den Tagen unserer seligen Urgroßväter stammen: Er herrscht mit „eiserner Hand“. Lärm, Unordnung, Spielen verärgern ihn so, dass er sein Kind brutal behandelt. Er schreckt auch vor schwerer körperlicher Züchtigung nicht zurück. Selbstverständlich tut er dies „zum Besten“ seines Kindes: Er will ja schließlich einen „Musterknaben“ vorzeigen können. (Wenn Eltern auf der Stufe des Zorns es nicht wagen, andern ihre Gefühle zu offenbaren, lassen sie ihre Wut häufig an ihren Kindern aus, denn ein „Ventil“ müssen sie ja haben.) Ich habe miterlebt, wie eine ganze Familie durch die Herrschsucht eines Wuters zur Heimtücke getrieben wurde. Der Vater war davon überzeugt, dass jedes Kind den Tag mit einer großen Schüssel Haferflocken zu beginnen habe. Wenngleich seine vier Jungen das Zeug bald nicht mehr sehen konnten, blieb er doch unerbittlich. Das Resultat: Jahrelang wurde Morgen für Morgen dieses Ritual zelebriert: Der Vater überwachte seine Frau beim Zubereiten und wartete, bis sie den Kindern die Haferflocken servierte. Dann machte er sich befriedigt auf den Weg in sein Büro. Kaum war sein Wagen jedoch verschwunden, da wurden die vier unberührten Schüsseln mit Flocken in den Napf des Hundes geleert, und die Mutter schlug Spiegeleier mit Schinken in die Pfanne. Freilich ist mir nicht bekannt geworden, wie dem bejammernswerten Hund diese eigenartige Diät bekommen ist. Liebe und Zärtlichkeit Zeigt sich bei einem Wuter mit einemmal menschliche Wärme oder gar Zuneigung zu einem andern Wesen, dann darf man sicher sein, dass sich sein Emotionsniveau geändert hat.
In siegreichen Armeen ist es schon beinahe zu einer traurigen Tradition geworden, dass manche ihrer Angehörigen vor Vergewaltigungen nicht zurückschrecken. Oft hören wir auch von geisteskranken Verbrechern, die über Frauen herfallen. Der Wuter von heute ist allerdings viel zu zivilisiert, um sich derart roher Mittel zu bedienen. Er äußert seine „weichen“ Gefühle anders: Indem er seine Frau nämlich ohne jede Zärtlichkeit „nimmt“. Rücksichtnahme kennt er nicht. Die Frau auf Stufe Wut hingegen „straft“ mit Sex: Sie verweigert sich ihrem Mann. Männer dieses Gefühlsbereichs können auf geradezu unverschämte Weise treulos sein. Obwohl sie meist recht klägliche Liebhaber sind, halten sie sich für unwiderstehlich und streichen ruhelos gleich dem Don Juan durchs Land. Sie leben in der heiligen Überzeugung, ein wahres Göttergeschenk für alle Frauen zu sein. (Männer der Stufen Versteckte Feindselligkeit und Kein Mitleid verhalten sich ähnlich.) Zusammenfassung „Halt!“ schrie der Filmregisseur die Schauspieler an. „Verdammt noch mal! Spielt die Szene endlich richtig!“ In einer psychologischen Abhandlung wurde das Benehmen dieses Regisseurs als eine „Mischung von Wut, Abscheu und Ungeduld“ bezeichnet. In Wirklichkeit setzt sich diese Mischung jedoch aus verschiedenen charakteristischen Merkmalen zusammen, die allesamt zum „Zorn“ – Niveau gehören. Sie sind demnach keine selbständigen Emotionen, sondern zählen zur Stufe Wut. Schlagen Sie einem Wuter einen Spaß vor, dann wird er Sie anzischen: „Für so was hab ich keine Zeit.“ Er beschwert sich viel lieber. Was immer er auch erreicht haben mag, er empfindet keine rechte Freude daran. Er ist stattdessen der Ansicht, dass er von Rechts wegen viel mehr verdient habe. Wo er einen Fehlschlag einstecken muss, schiebt er andern die Schuld in die Schuhe. Er staut unentwegt Groll auf. Entschuldigen Sie sich bei ihm mit den Worten: „Es tut mir leid. Ich nehme alles zurück“, dann gestattet er Ihnen gar nicht, etwas von Ihren Äußerungen zurückzunehmen. Er braucht seinen Groll nämlich wie das tägliche Brot. Wenn jemand zu Ihnen sagt: „Sie sind im Unrecht“, dann ist dieser Mensch auf Wut oder Antagonismus einzuschätzen. Niemand, der auf einem anderen Emotionsniveau heimisch ist, würde eine solche Bemerkung so unverblümt aussprechen. Der Mensch auf hoher Stufe sinkt auf „Zorn“, sobald er „gestoppt“ wird. Aber er fasst sich bald wieder und vergisst die Angelegenheit. In Schwierigkeiten gerät er bloß dann, wenn er eine wichtige Entscheidung trifft oder Differenzen beizulegen versucht, solange er sich noch auf diesem tieferen Niveau befindet. Als ich einer Schulklasse die EmotionsEmotionsskala erklärte, bat ich die Kinder zugleich, mir einige ihnen bekannte Verhaltensweisen auf niedriger Ebene zu nennen. Ein Schüler erzählte von seinem Nachbarn, den er eines Morgens beim Anlassen seines Automotors beobachtet hatte. Der Mann drehte den Zündschlüssel, trat ein paar Mal aufs Gaspedal, aber der Motor sprang nicht an. Nun öffnete er die Motorhaube, fummelte eine Zeitlang im Innern herum und versuchte danach sein Glück aufs Neue. Vergeblich. Nachdem er eine Weile hin und herhantiert hatte, bekam er einen Wutanfall. Er machte den Kofferraum auf, riss einen schweren Hammer heraus, rannte um den Wagen und schlug wie ein Tobsüchtiger unter wildem Gebrüll auf die Motorhaube ein. Und das solange, bis seine Arme erschlafften. Das ist freilich auch eine Methode, verfahrene Dinge wieder in „Ordnung“ zu bringen. Und zwar eine höchst gründliche.
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Schmerz 
„Schmerz: unangenehme, peinigende körperliche, Empfindung.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Wenn Sie sich jemals eines Menschen angenommen haben, der Schmerzen erdulden musste, dann werden Sie auch wissen, wie fordernd, launisch und gereizt ein sonst gutmütiger Mensch sein kann. Der Schmerz an sich ist keine Emotion, sondern eine Wahrnehmung, die den Menschen warnt: Sein Leben ist bedroht. Der Schmerz löst jedoch eine besondere gefühlsmäßige Reaktion aus, die zwischen den Bereichen Zorn und Antagonismus eingeordnet werden kann. Die verlorene Kontrolle Wer Schmerzen hat, vermag nicht auf hohem Emotionsniveau zu bleiben: Unweigerlich muss er die Stufe „Schmerz“ tiefer sinken. Er ist nicht mehr so aufmerksam wie bisher. Er möchte woanders sein (ganz gleich, wo auch immer). Er wird verdrießlich, ruhelos, ungeduldig. Er kämpft gegen den Schmerz an, aber er ist dermaßen zerstreut, dass all seine Bemühungen erfolglos sind. Hans schafft gerade in der Garage Ordnung, da sticht ihn eine Biene. Er holt nach ihr aus, verfehlt sie jedoch und wirft dabei eine Ölkanne um. Er stellt die Kanne wieder auf, aber sie rutscht ihm aus der Hand. Fluchend stürzt er sich auf die schon halbtote Biene und rennt mit dem Kopf an die offen stehende Schranktür. Natürlich tobt er nun wie ein Irrer. Der Schmerz lähmt die Kontrollkraft, die der Mensch gegenüber seiner Umwelt hat. Also sieht er sich zu irgendwelchen Verteidigungsmaßnahmen gezwungen. Da er indessen nicht „auf der Höhe“ ist, bestehen diese Maßnahmen lediglich aus ziemlich hilflosen, wenn auch heftigen und böswilligen Schlägen, die er wahllos austeilt. Extreme Wärme etwa (eine Form des Schmerzes) verändert das übliche Verhalten. Denken wir nur an jemanden, der an einem Sommertag in seinen Wagen steigt, in dem die Hitze wie in einem Backofen glüht: Der Mann wird sogleich mürrisch und nervös. An solchen heißen Tagen geschehen auch sehr oft jene Kurzschlusshandlungen, die man „Verbrechen aus Leidenschaft“ nennt. Das Ertragen von Schmerzen Ein Mensch mit hohem Gefühlsniveau kann mehr Unbehagen in Form von großer Hitze, ungewöhnlicher Kälte, grellem Licht und polterndem Lärm ertragen als andere, die auf tieferen Gefühlsstufen beheimatet sind. Ein bekümmerter Mensch empfindet nahezu alles als schmerzlich. Er hadert mit Gott und der Welt. Sie dürfen ihn also nicht mit dem Schmerzer verwechseln, dessen Schmerz echt und tief und dessen Empfindungswelt viel lebhafter ist. Der vergrämte Mensch wird sich über Schmerzen beklagen, wenn ihn der Schuh ein wenig drückt. Wer auf einer höheren Stufe steht, kümmert sich vielleicht gar nicht darum. Zusammenfassung Es ist ziemlich einfach, Personen auf dem Niveau Schmerz zu Identifizieren: Werfen Sie – bildlich gesprochen – Leute der Stufen Furcht und Antagonismus in einen Topf, und streuen Sie ein wenig Salz in ihre offenen Wunden. Das tut dann wirklich weh.
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Antagonismus
„Antagonismus: Widerstreit, Gegensätzlichkeit, Gegenwirkung; Antagonist: Gegner, Widersacher.“Wahrig: Deutsches Wörterbuch Als einer meiner Freunde von einer Party aufbrach, hörte er, wie sich ein anderer Gast überschwänglich bei der Frau des Hauses verabschiedete: „Das Diner war köstlich. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken.“ Darauf versetzte die Gastgeberin trocken: „Wirklich nicht?“ Nachdem ich diesen kleinen Vorfall gehört hatte, erklärte ich meinem Freund, dass sich diese Frau auf der Stufe des Antagonismus befände. Meine rasche Einschätzung überraschte ihn, doch er bestätigte meine Ansicht. Der Schlüssel zu ihrer Beurteilung war nicht allein die Entgegnung, sondern auch der Anlass. Das charakteristische Merkmal der AntagonismusEbene ist die Zurückweisung, die Widerlegung, die offen gezeigte Feindseligkeit. Ein derartiger Mensch nimmt nicht etwa den Ball auf und wirft ihn dem Partner wieder zu: Er schlägt ihn mit voller Wucht zurück. Er modelt die Realität so um, dass sie in sein antagonistisches Konzept passt. Stets äußert er in Worten seine Zweifel. Während er seine eigene Meinung verteidigt, stellt er die der anderen in Frage. Alle diese Eigenschaften waren bei der Gastgeberin vorhanden. Sie war nicht gesonnen, den freundlichen Dank entgegenzunehmen. Ihre herausfordernde Erwiderung drückte verbalen Zweifel aus. Dadurch versuchte sie, die liebenswürdige Bemerkung des Gastes herabzusetzen. Sie verdrehte die Tatsachen, indem sie es kurzerhand ablehnte, den Mann zu verstehen. Sie lehnte damit zugleich auch jeden echten Kontakt ab. So kann man sich mit zwei Worten äußerst beliebt machen. „Was meinen Sie eigentlich?“ Der Antagonismus ist jene Region, wohin sich der „Zornige“ in seinen besseren Stunden begibt und der „Langweiler“, wenn er sich provoziert glaubt. Diese Emotion ist viel lebhafter als alle andern, die wir bis jetzt behandelt haben. Zuweilen finden wir Leute auf Antagonismus recht amüsant, doch nur selten angenehm. Dieses Emotionsniveau ist sozusagen mit Fußangeln und Widerhaken reich bestückt. Hier prasseln sarkastische Wortspiele auf den Verdutzten herab. Der Antagonismuser zahlt Ihnen alles heim. An diesem Symptom können Sie ihn allerdings auch leicht erkennen. Befindet er sich ganz unten, dann zeigt er seinen Ärger ungeniert jedermann. Ist er dagegen am oberen Ende eingependelt, benimmt er sich geradezu unverschämt. Während er die niedrigeren Emotionsniveaus noch unterscheiden kann, meint er, jede Verständigung auf höherer Ebene müsse genau so sein wie die unter seinesgleichen. Versuchen Sie, ein paar nette Worte zu sagen, dann missversteht er Sie und glaubt gar, beleidigt worden zu sein. „Was meinen Sie eigentlich mit Ihrer Bemerkung?“ werden Sie zu hören bekommen. Er nörgelt, droht und kritisiert in einem fort. Immer muss er debattieren. Er gehört zu jenem Typ, der die Leute gern ins „Kreuzverhör“ nimmt. Spielen und Gewinnen Zwei Jungen treffen sich auf einem Schulhof. „Wie heißt du denn?“ fragt der eine. „Was geht das dich an?“ entgegnet der andere. „Ich bin aber stärker als du.“ „So? Na, dann komm doch her, du Großmaul.“ Ein Mensch auf der Stufe Antagonismus vermag keiner Herausforderung zu widerstehen. Wenn Sie wollen, dass er etwas Bestimmtes unternimmt, dann schlagen Sie ihm am besten das Gegenteil vor. Wenn Sie ihm eine Ware verkaufen wollen, lassen Sie klugerweise durchblicken, dass Sie sie ihm nicht beschaffen können. Geben Sie ihm einen Grund, sich herausgefordert zu fühlen, und er wird „auf Touren kommen“. Nichts feuert ihn so an wie ein Wettkampf, den er gewinnen kann. „Ich wette, dass Sie das nicht bis um zwei Uhr schaffen werden“ oder „Ludwig wird vermutlich mehr erreichen als du.“ Sein großes Spiel heißt Wettbewerb. Er wird nicht nachgeben, wenn es sich darum handelt, besser als sein „Gegner“ zu sein. Der Antagonismuser ist einer, der grundsätzlich Nein sagt, wenn alle übrigen für Ja stimmen. Er ist jener Menschentyp, der ausgerechnet dann eine Hundeausstellung besuchen muss, wenn alle andern sich ein Konzert anhören wollen. Immer muss er widersprechen und aufbegehren. Seine Existenz – so meint man – hänge davon ab, einen Widerpart aufzuspüren. Wo ein Mensch auf der Stufe Zorn Sie kaltschnäuzig mundtot zu machen versucht, zieht es der Antagonismuser vor, mit Ihnen zu diskutieren. (Die dem Emotionsbereich „Zorn“ verhafteten Menschen argumentieren nicht, denn sie wähnen sich ohnehin im Recht.) Die „Antagonisten“ dagegen lieben das lange Streitgespräch, um sich selbst zu beweisen. Personen auf höherem Niveau folgen niemals jemandem blindlings. Oft opponieren sie gegen die gemeinsamen Vorurteile einer Gruppe. Sie handeln jedoch aus Oberzeugung so, und zwar zu einem bestimmten Zweck. Menschen auf der Stufe des Antagonismus indessen gehen gegen andere vor, weil ihnen nun einmal nichts größeres Vergnügen bereitet, als dagegen zu sein. Der Antagonismuser spielt niemals aus Freude am Spiel, sondern lediglich, um zu gewinnen. Das Spiel ist für ihn eine ernste Angelegenheit. Er möchte immer „bestimmen“. Wo dies nicht geht, fängt er erst gar nicht an. Er zählt zu jenen liebenswerten Zeitgenossen, die andern jeden Spaß verderben. Er ist ein miserabler Verlierer. Wenn er beim Kartenspiel bloß miese Blätter bekommt, stöhnt er gepeinigt auf. Wenn er einen Stich verliert, wird er „sauer“. Hat er einmal Pech, schiebt er flugs die Schuld daran 'I andern zu. Gewinnt er jedoch, dann freut er sich hämisch und prahlt mit seiner „Geschicklichkeit“. Notfalls betrügt er auch. In ihm steckt der Zwang, stets und überall gewinnen zu müssen, koste es, was es wolle. Nur das Gewinnen zählt für ihn, nicht das Spiel. Jemand auf höherem Emotionsniveau freut sich auch, wenn er gewinnt. Er nimmt die Sache aber nicht tragisch, falls er einmal verliert. Auf der Stufe Antagonismus ist der Mensch derart überzeugt davon, entweder Besiegter oder Sieger zu sein, dass Sie ihn kaum vom rüden Vorgehen gegen seine nächsten Familienangehörigen oder Freunde abhalten können. Stets muss er jemanden haben, gegen den er sich wenden kann. Schwieriges Familienleben Ein verheirateter Antagonismuser traut der Liebe nicht so recht. Oft stellt er zärtliche Gefühle ernsthaft in Frage. („Woher soll ich wissen, dass du mich wirklich liebst?“) Er reagiert auf weiche Empfindungen sogar manchmal mit Abneigung oder einem gänzlichen Umschwang seines bisherigen Verhaltens. Wenn Sie ihm die Wange streicheln wollen, stößt er schroff Ihre Hand von sich. An kleinen Kindern hat er ständig etwas auszusetzen. Sie bringen ihn leicht in Aufregung und machen ihm das Leben noch schwerer. Falls Sie so jemanden heiraten, dürfen Sie kein friedliches Beisammensein erwarten. Der Antagonismuser kommt erst dann richtig zu sich, wenn er die Gelegenheit zu einem „schönen“ Streit sieht. Weigern Sie sich jedoch, mit ihm zu streiten, dann fängt er zu meckern an und hackt auf Ihnen herum, bis Sie zu einer Reaktion gezwungen sind. Er bearbeitet Menschen auf höherem Emotionsniveau solange, bis er sie hinabgezogen hat. Er sucht einen Gegner, keinen Partner. Unangenehmer Mitarbeiter Seine Aggressivität und sein Wettbewerbsdenken bringen ihm häufig Beförderungen ein, aber gern arbeitet niemand mit ihm zusammen. Anweisungen kleidet er in Drohungen: „Sie erledigen diese Aufgabe bis Ende der Woche, oder Sie können sich Ihre Gehaltserhöhung in den Schornstein schreiben.“ Wenn Sie ihm einen Auftrag geben, wird er sogleich ein Argument parat haben: „Warum warten wir damit nicht bis zum nächsten Monat? Jetzt wird uns die Sache bloß noch mehr Kopfschmerzen machen.“ Er ist ein Meister im Erfinden von Ausreden, um sich vor der Arbeit zu drücken.
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Freude am Negativen
Wie gibt ein Antagonismuser Weisungen weiter? Können Sie sich auf seine Berichte verlassen? Nun, in dieser Hinsicht ist er verlässlicher als alle Leute auf niedrigeren Emotionsniveaus, denn er leitet wenigstens einen gewissen Teil der Information weiter. Freilich verbringt er die meiste Zeit mit feindseligen und drohenden Gesprächen. Während er destruktive Nachrichten mit Freude dem Empfänger zukommen lässt, behält er die konstruktiven für sich. Er wird Ihnen beispielsweise nicht mitteilen, dass die Forschungsabteilung endlich ein schwieriges Problem gelöst hat. Statt dessen bringt er Ihnen mit flüchtigen Worten bei, die Forschungsabteilung habe „irgendetwas“ entdeckt, aber diese Leute lägen noch immer im Streit mit der Produktionsabteilung, denn niemand wisse, wie alles weitergehen solle. Humor Auf dieser Gefühlsebene lacht der Mensch auch über das Unglück anderer. Er schätzt brutale und beißende Äußerungen, aber er hat weder den Sinn noch das Ohr für feineren und geistreichen Humor. Als mein ältester Junge etwa vier Jahre alt war, spielte er mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Die Kleine schloss ihn eines Tages in einen Schrank ein und hielt ihn solange gefangen, bis er einen hysterischen Anfall bekam. Ich erzählte diesen Vorfall später einer Nachbarin. Ihre einzige Reaktion: Sie lachte hell auf. Zusammenfassung Der Antagonismuser ist geradeheraus, aber auch taktlos. Er lauert auf den geringsten Anlass, um einen Disput vom Zaun zu brechen. Den Antagonismus dürfen wir als eine Art Trennlinie bezeichnen. Wer sie überschritten hat, verhält sich meist vernünftig. Wer jedoch unterhalb der Stufe Antagonismus verharrt, wird wohl weitaus häufiger unvernünftig handeln. Die Unvernunft des Menschen auf niedrigem Emotionsniveau ist daran zu erkennen, dass er nur über einen engen Horizont verfügt. Er mag leichtgläubig, störrisch oder stets unentschlossen sein. Nur selten ist er flexibel. Wer diese Trennlinie hinter sich gelassen hat, sieht die Dinge aus vielen Gesichtswinkeln.
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Langeweile 
„Langeweile: Mangel an Abwechslung, Überdruss, nicht wissen, womit man sich die Zeit vertreiben soll.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Man fährt für zwei Wochen ans Meer. Manchmal hört man erst bei der Ankunft auf, sich Gedanken darüber zu machen, ob man auch ja den Gashahn zugedreht hat. Meist dauert es noch einige Tage, bis man beim Erwachen nicht mehr von dem erschreckenden Gedanken geplagt wird, zu spät ins Büro zu kommen. Schließlich entspannt man sich und erfreut sich an der Tatsache, dass man jetzt endlich einmal „abgeschaltet“ hat und nicht mehr unter Druck steht. Man schläft lange, geht zum Schwimmen oder Angeln oder bummelt ziellos durch die Landschaft. Wenn Sie so ruhig geworden sind, dass der Besuch im Krämerladen ein großes Ereignis bedeutet, dann haben Sie den Zustand der Langeweile erreicht. Nun interessieren Sie sich nicht einmal mehr für die wichtigsten Probleme der Menschheit. Viele Leute gelangen auf diesem Emotionsniveau zu einem gewissen Sättigungsgrad: Sie wollen bald wieder aktiver werden. Anders reagiert eine Person, die chronisch auf der Stufe der Langeweile lebt. Sie kennt eigentlich nur ein Lebensziel: nämlich die Zeit totschlagen. Und das verstehen solche Leute meist ganz vortrefflich. Langeweile, die keine ist Allerdings wäre es ein Fehler, wollten Sie Menschen diesem Emotionsniveau zuordnen, die gar nicht dorthin gehören. Zuweilen erweckt jemand den Anschein, er sei ein „Langweiler“, während er sich in Wirklichkeit auf seiner normalen Stimmungsebene befindet und nur die Intensität seiner Empfindungen ein wenig gedrosselt hat. Es geschieht halt im Moment nichts, das imstande wäre, sein chronisches Niveau bloßzulegen. Ein stets apathischer Mensch wird Ihnen berichten, dass nahezu alles auf Erden langweilig sei, weil es eines starken Anstoßes bedarf, um bei ihm eine Reaktion auszulösen. Ein immerzu trauriger Mensch wird sich darüber beklagen, dass ein komischer Film langweilig sei, denn er hatte ja keinen Grund zum Weinen. Wenn man dem Versteckte Feindselligkeiter nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt, so dass er „Feuer fängt“, dann täuscht er eine weltkluge, übertrieben kritische Langeweile vor. „Was suchen wir eigentlich noch hier? Wollen wir nicht woanders hingehen, um etwas zu erleben?“
Derartige Leute sind gelangweilt (wie es in den meisten Definitionen heißt), weil nichts passiert, das sie anzuregen vermag. Aber sie befinden sich keineswegs auf Langeweile der Emotionsskala. Der wirklich gelangweilte Mensch beklagt sich nicht und ist auch nicht ungeduldig. Er fühlt sich ganz wohl. Werfen wir doch einmal einen Blick in ein Klassenzimmer. „Gerda, ich hab mich noch nie im Leben so gelangweilt wie jetzt. Wenn der Kerl da vorn nicht bald seine Klappe hält, krieg ich einen Schreikrampf. Quasselt dieser Mensch doch tatsächlich über die Beine der Heuschrecken! Du liebe Güte! Und ich hab mir immer eingebildet, in der Biologie würde man was über Sex zu hören kriegen!“ Drei Reihen hinter dieser jungen Dame, die ihre Empfindungen so drastisch auf einem Zettelchen ihrer Freundin mitteilt, macht ein langer Lulatsch ein Nickerchen. In einer andern Reihe wippt ein finster dreinblickender Jüngling ungeduldig mit dem Fuß. Jeder dieser Drei wird beteuern, wie gelangweilt er sich fühle. Dennoch befinden sie sich nicht auf der Stufe der Langweile. Der wirkliche Langeweileer sitzt hinten an der Wand und malt Männchen in sein Heft. Dann schaut er interessiert einer Fliege zu, die über den Tisch summt. Er fragt sich, ob der Lehrer wohl eine Perücke trägt und kommt zu dem Schluss dass das eigentlich völlig egal sei. Er untersucht Staubkörnchen, die in einem Sonnenstrahl tanzen. Er denkt kurz über Heuschrecken nach und sagt sich dann, dass er wohl irgendwann einmal die Lektion durchlesen sollte. Erfinden wir einen denkbaren Vorfall, um das wahre Emotionsniveau kennen zu lernen: Plötzlich zerschmettert ein Stein die Fensterscheibe und landet auf dem Tisch des Lehrers. Papiere flattern durch die Luft. Eine Blumenvase zerschellt am Boden. Der Lehrer springt entgeistert zurück. Ein frostiger Wind peitscht durch den Raum. Ein Mädchen fängt an zu schreien. Andere brechen in Tränen aus. Ein paar Schüler lachen. Einer läuft nach vorn, um nachzusehen, ob der Lehrer verletzt ist. Der Versteckte Feindselligkeiter indessen heuchelt bloß Besorgnis. Er überlegt schon, wie er die Geschichte später schön ausschmücken kann. Nach dieser Begebenheit geht jeder gewissermaßen aus seinem Emotionsbereich heraus: Er zeigt sein wahres Gesicht. In der letzten Reihe sitzt unser Langeweileer und betrachtet sich gelassen die ganze Bescherung. Er weiß natürlich, dass die Angelegenheit auch gefährlich hätte enden können. Doch stürzt er bei diesem Gedanken keineswegs in Panik. Er blickt aus dem Fenster und fragt sich, woher der Stein wohl geflogen kam, aber er gelangt zu der Folgerung, dass das eigentlich völlig egal sei. Für ihn war dies eine interessante Stunde. Ausgeglichenheit Er ist ein ausgeglichener Mensch. Er schenkt allem seine Aufmerksamkeit. Er möchte unterhalten werden. Ihm gefällt ein gewisses Maß an Aktivität in seiner Umgebung. Sich selber kann er stunden, tage oder gar jahrelang mit ganz unbedeutenden Dingen beschäftigen. In aller Gemütsruhe wäscht er sein Auto, schneidet die Hecken, spielt eine Partie Bridge und betrachtet sich im Fernsehen ein Fußballspiel. Hin und wieder gehen ihm zwar prächtige Ideen durch den Kopf, aber er wird vermutlich kaum einen neuen Treibstoff erfinden, der das Benzin ersetzt. Er wird auch keiner revolutionären Bewegung beitreten. Menschen auf dieser Stimmungsstufe führen im Allgemeinen ein recht zielloses Leben. Sie sind sorglos, gleichgültig und wirken nicht unangenehm. Wahrscheinlich werden sie Ihnen gefallen. Sie brauchen keinen Angriff von ihnen zu befürchten. Ebenso wenig werden sie versuchen, Sie ummodeln zu wollen. Andererseits werden solche Leute Sie aber auch in einer Gefahr nicht warnen. Vielmehr bleiben Sie von ihnen gänzlich ungeschoren. Keine Bange – Aufdringlichkeit ist die Sache derartiger Menschen nicht. Sie geben sich auch gar keine Mühe, Sie in ihren Kreis einzubeziehen. Sie haben nämlich keinen Kreis, und sie geben sich keinem Spiel hin: Sie schauen lediglich den andern (und dem Leben) Beim Gespräch Mit Tatsachen geht ein Mensch der Stufe „Langeweile“ ziemlich nachlässig um. Sie werden ihn jedoch trotz dieser Nachlässigkeit für liebenswürdig halten. Er wird niemals mit Ihnen streiten, weil es ihm gleichgültig ist, ob Sie einer Meinung sind oder nicht. Wenn Sie auf Ihrer Ansicht beharren, wird er lediglich erwidern: „Geraten wir uns doch wegen dieser Lappalie nicht in die Haare.“ Seine Unterhaltung kreist meistens um unwichtige Themen. Wenngleich Ihnen dieser friedfertige Mensch vielleicht alles über die Nachbarn brühwarm auftischen könnte, ist sein Klatsch doch nie bösartig. Ihm ist es auch egal, ob er sich mit Ihnen verständigen kann oder nicht. Wenn Sie sich in irgendeiner Angelegenheit um Klarheit bemühen, wird er Ihre Versuche mit den Worten abtun: „Ach, kommen Sie, das ist doch alles nicht so wichtig.“ Er nimmt die Menschen, wie sie sind – nicht etwa, weil er sich für sie interessiert, sondern weil es gar zu beschwerlich wäre, sich anders zu verhalten. Fragen Sie ihn, ob er es für ratsam hält, diesen oder jenen Mann für eine bestimmte Tätigkeit zu engagieren, und er wird Ihnen gleichmütig antworten: „Ich glaube, der Bursche ist schon in Ordnung.“ Wenn es gefährlich wird Der Langeweileer unterschätzt das Ausmaß gefährlicher Situationen. Wenn einer zu ihm gestürzt kommt und keucht: „Ihr Haus steht in Flammen! Beeilen Sie sich! Unternehmen Sie etwas!“, dann wird er entgegnen: „Sachte, sachte. Immer mit der Ruhe.“ Ihm steht eine Auswahl von Plattitüden zur Verfügung, die er in ernsten Lagen zitiert, damit er in nichts „hineingezogen“ wird und folglich auch keine Verantwortung zu übernehmen braucht. Wenn Sie ihm erzählen, dass Sie gerade dabei sind, ein Tätigkeitsfeld zu suchen, wo Sie mehr verdienen können, dann wird er lediglich mit den Achseln zucken und das Thema von sich weisen: „Wo nichts ist, gedeiht auch nichts.“ Er verspürt kein Bedürfnis, sich anzustrengen. Fragen Sie ihn, was er in der letzten Zeit gemacht habe, so wird er Ihnen antworten: „Ach, nichts besonderes. Es ist halt immer noch dasselbe.“ Er trödelt und bummelt. Er hascht nach unnützen Informationen und beschäftigt sich mit Nebensächlichkeiten. Vielleicht erinnert er sich an jedes Fußballtor, das irgendwann und irgendwo einmal gefallen ist, aber es gelingt ihm nicht, sich einer Aufgabe zu widmen, die seine Existenz auf eine solidere Grundlage stellen könnte. Er wird niemals etwas Großes zustande bringen – es sei denn, man zwingt ihn dazu. Sinn für Humor Es gibt einen uralten Witz über die Unterhaltung zweier Engländer. „Es tut mir sehr leid, dass Sie Ihre Frau gestern beerdigt haben“, murmelt der eine. „Nun, was sollte ich machen?“ versetzt der andere. „Schließlich war sie ja tot.“ Der Langeweileer wird sich köstlich über diesen Witz amüsieren (und ihn vermutlich auch weitererzählen). Sein Sinn für Humor zeigt sich in seiner Vorliebe für Kalauer. Wenn er selbst witzig sein will, kommen zwar ganz lustige, aber zumeist abgedroschene Wortspiele heraus. Mehr als Plattitüden hat er selten zu bieten. Und obwohl seine Witzchen kaum originell sind, bringt er sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit an den Mann. Wirklich originelle Wortspiele gelingen im Allgemeinen nur Personen auf der Stufe Versteckte Feindselligkeit. Eines Tages stand ich vor einem Bauernhaus und wählte ein paar Maiskolben, die auf einem Schubkarren zum Verkauf angeboten wurden. Plötzlich trat der Bauer zu mir. „Dieser Mais sieht aber gut aus“, bemerkte ich. „Richtig. Er ist auch ganz frisch. Erst vor einer knappen Stunde geschnitten. Das weiß ich zufälligerweise ganz genau.“ Dann beugte er sich wie ein Verschwörer zu mir und gab mir sein großes Geheimnis preis: „Ich hab ihn nämlich selber geschnitten. Deshalb weiß ich so gut Bescheid.“ Während er den Mais einpackte und mir das Wechselgeld reichte, freute er sich noch immer über den guten Witz, den er da gemacht hatte. Mit diesen liebenswürdigen Worten hatte der Mann den Gipfel seines Humors erreicht. Noch witziger kann ein Langeweileer nicht werden. Nun, dieser Mann war nicht gerade ein Witzbold, aber doch ein ganz netter Kerl.
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Liebe und Leidenschaft
In seiner Eigenschaft als Vater ist an dem Langeweileer wenig auszusetzen. Er ist freundlich und liebenswürdig zu Kindern, mischt sich jedoch nicht weiter in ihre Angelegenheiten. Sollten Sie indessen eine leidenschaftliche Verbindung vorziehen, Schlagfertigkeit, Esprit und übermut erhoffen, dann angeln Sie sich lieber keinen Menschen aus dem Gefühlsbereich „Langeweile“. Er ist nämlich viel zu bequem, um Sie mit glühender Leidenschaft zu verfolgen. Er wird sich auch nie darüber Gedanken machen, ob Sie ihn lieben oder nicht: Er hat einen gesunden Schlaf, der durch Sorgen dieser Art in keiner Weise beeinträchtigt wird. Will der Langeweileer im Fernsehen eine langweilige Unterhaltungssendung so recht von Herzen genießen, dann stellt er den Kasten eben an – was Sie darüber denken, ist ihm schnuppe. Nein, ein großartiger Kavalier ist er wahrlich nicht. Immerhin hält er jedoch den Rasen in Ordnung. Im Geschäftsleben Er wirkt zwar nicht so aktiv wie Leute auf niedrigeren Emotionsebenen, macht seine Sache in einem Routinejob aber ganz gut. Seine Mitarbeiter verstehen sich mit ihm. Als Chef ist er weniger geeignet, denn er vermag andere nicht mitzureißen, und er ist auch zu gleichgültig, um sich für ein Unternehmen begeistern zu können. Wenn Sie jemanden mit Ideen suchen, dann zählen Sie besser nicht auf ihn. Es fällt ihm schwer, Entscheidungen zu treffen. Falls Sie ihn fragen: „Was halten Sie von einer großen Verkaufskampagne?“, dann wird er Ihnen wahrscheinlich antworten: „Meinetwegen.“ Er ist nicht sehr beständig, ziemlich träge und kann sich auch nicht recht konzentrieren. Dennoch ist er bemüht, seine Arbeit anständig zu erledigen. Aber nur das – mehr nicht. Zusammenfassung Die Langeweile ist eine Art Apathie auf höherer Stufe. Der „langweilige“ Mensch legt jedoch auch eine gewisse Leichtfertigkeit an den Tag. Seine Aufmerksamkeit wendet sich andern zu. Er ist viel lebhafter und sorgloser als ein in Apathie Versunkener. Dieser Typ ist eigentlich der netteste, dem wir bisher bei unserer Kletterpartie auf der Emotionsskala begegnet sind. Wenn es Ihnen schwer fällt, sich an „Langweiler“ zu erinnern, die Sie einmal getroffen haben, dann hat dies einen einleuchtenden Grund: Solche Leute sagen oder tun nur seIten etwas, das im Gedächtnis haften bleibt.
Der Langeweileer ist ein Mensch, der seinen Ehrgeiz ruhen lässt. Er ist freundlich und müßig. Er wird die Welt ganz sicher nicht aus den Angeln heben. Er ist weder zufrieden noch unzufrieden. Er möchte vor allem unterhalten werden. Mit einem Wort: Er ist ein Zuschauer.
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Konservatismus
„Konservatismus: Geistige oder politische Haltung, die die bestehende Ordnung bejaht und zu erhalten sucht.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Er ist nicht der Welteroberer. Vermutlich gefällt er Ihnen, wenn Sie nicht gerade an drastische Reformen denken. Da ihm nichts ferner liegt, als den Kahn zum Schwanken zu bringen, hält er auch nichts von Begeisterung und Erfindungsgabe. Wenngleich er lebhafter ist als die Menschen auf niedrigeren Empfindungsstufen, ist sein Standort doch noch nicht der beste auf der Emotionsskala. Versuchen Sie, ihm etwas zu verkaufen, ihn zu einem Unternehmen anzuregen, ihn zu einer impulsiven Tat anzufeuern – er wird Ihnen gelassen erwidern: „Das muss ich mir erst genau überlegen. Wir sprechen später noch einmal darüber.“ Er ist vorsichtig, zurückhaltend, tolerant und anpassungsfähig. Nie wird er sich in ein Abenteuer stürzen, dessen Eventualitäten er nicht im Voraus bis ins kleinste durchdacht hat. Vermutlich wird er kein Vermögen zusammenraffen, ebenso wenig aber wird er finanziell vor die Hunde gehen. Er investiert sein Geld in dreiprozentigen Kommunalobligationen, während andere mit neuen, noch unsicheren Ölaktien spekulieren. Wie die vielzitierte Schnecke legt er ein Stückchen des Weges ums andere zurück. Sein Dasein verläuft in vorgeschriebenen Bahnen auf schablonenhafte Weise. Die Phantasie ist ihm fremd. Ein nach der neuesten Mode gekleideter Mensch, der sich obendrein das Haupthaar so verrückt wie möglich hat stutzen lassen, ist ganz gewiss keiner auf Stufe Konservatismus. Er zählt nicht zu jenen, welche die Richtung bestimmen. Und er trägt eine neue Mode erst dann, wenn sie allgemein anerkannt worden ist. Er tut nichts, um aufzufallen. Im Gegenteil: Er verabscheut es geradezu, Aufmerksamkeit zu erregen. Viel lieber ist er einer der vielen, von denen man keine Notiz nimmt. Offen und ehrlich Er ist ein Mensch von guten Sitten und handelt stets nach den Grundsätzen, die ihm anerzogen wurden. Um welche Geschäfte es auch gehen mag – Sie können sich auf seine Ehrlichkeit verlassen. Doch rechnen Sie nicht damit, dass er Ihnen auch sagt, Ihre neue Frisur sei grauenhaft. Dergleichen liegt ihm einfach nicht. Er gibt höchstens ein paar gesellschaftliche Lügen weiter und behält alles für sich, was die Gefühle eines andern verletzen könnte.
Kürzlich traf ich einen typischen Konservativen, der mir berichtete, seine Frau habe sich einen neuen Kleiderstoff gekauft, den er persönlich allerdings zu auffällig fände. „Das Dumme an der Geschichte ist, dass ich ihn einfach nicht so elegant finden kann wie sie, und jetzt nimmt sie natürlich an, der Stoff gefalle mir überhaupt nicht. Aber um nichts in der Welt möchte ich sie kränken.“ Mit Problemen dieser Art müssen Menschen der Stufe Konservatismus fertig werden. Verständnis für Jeden Im Allgemeinen vermeidet der Konservatismuser Debatten. Stattdessen hört er sich die Bemerkungen eines jeden an und verkündet danach, „dass eben jeder mehr oder weniger recht“ hat. Obwohl er zu seiner Meinung steht, vermag er doch viel leichter beide Seiten der Medaille zu betrachten, als dies Leuten auf tieferen Stimmungsebenen möglich ist. Wenn seine Mitarbeiter über das Betriebsklima diskutieren, wird er lediglich zu bedenken geben: „Schon gut. Andererseits kann ich aber auch die Schwierigkeiten der Direktion verstehen. Diese Leute haben ebenfalls ihre Probleme.“ Als Gesprächspartner Der Konservatismuser spricht in ruhigem, reserviertem Ton und bevorzugt Plaudereien über das Wetter und die Straßenverhältnisse. Handfestere Themen vermeidet er nach Möglichkeit Wenn Sie ihm mitteilen, dass Sie Ihre Stellung kündigen, Ihr Haus verkaufen oder in einem Boot über alle Meere segeln, dann wird er zwar höflich zuhören. Wenig später jedoch setzt er seinen ganzen Charme ein, um Ihnen Ihr Vorhaben auszureden. (Selbstverständlich wendet er keinerlei Druck an und macht Sie auch nicht lächerlich.) Er argumentiert zugunsten von Sicherheit, Schutz und andern Faktoren, die es Ihnen gestatten, ungeschoren davonzukommen. „Wir haben keine Probleme“ „Die Dinge entwickeln sich gut. Wir haben keine Probleme. „Auf dieser Ebene unterhält sich der Konservatismuser mit Vorliebe. Wenn Sie ihn bitten, Nachrichten weiterzuleiten, wird er dies zuverlässig tun. Schlechte oder sensationelle Nachrichten hingegen bagatellisiert er gern, und wirklich großen, schöpferischen Ideen gegenüber verhält er sich misstrauisch. Ich hörte einmal ein paar Männern zu, die darüber Klage führten, dass Indianer angeblich zu oft Lachs aus den Grossen Seen fischten. Einer von ihnen (Stufe Wut) meinte: „Wenn wir die Indianer nicht endlich daran hindern, werden bald überhaupt keine Lachse mehr in den Seen leben.“
Der Konservatismuser lehnte es indessen ab, Partei zu ergreifen. Vielmehr erklärte er: „Ich glaube, es ist schwierig, in dieser Angelegenheit ein gerechtes Urteil zu fällen. Ich bin mit der Sache nicht vertraut genug, um mitreden zu können. Aber ich bin sicher, dass beide Seiten ihre ernsthaften Argumente haben.“ Bei der Arbeit Falls Sie einen Menschen suchen, der eine kühne Werbeaktion für Sie aushecken soll, dann wählen Sie keinen Konservatismuser, denn ihm fehlt der rechte Mumm für diesen Job. Brauchen Sie hingegen jemanden für die Buchhaltung, der alle Extravaganzen auf ein Minimum beschränken soll, dann wird der Konservative der richtige Mann sein. Ist nämlich das Endresultat vorausschaubar, dann wird er tüchtig arbeiten. Falls er nicht allzu viele Hindernisse vor sich sieht, wird er sich mit Ausdauer ans Werk machen. Er gibt sich auch mit seiner Arbeit zufrieden. Sie können sicher sein, dass er zu einem guten Teil Verantwortung tragen wird. Das Verhalten eines Menschen der Stufe Konservatismus wird in wissenschaftlichen Kreisen sehr geschätzt: Auf umsichtig durchdachte Weise wird er dem Fortschritt dienen. Stellen Sie sich vor, Sie seien der Chef und beabsichtigten, einem Ihrer Angestellten zu kündigen. Der konservative Mensch zieht es vor, etwas derartiges nicht selbst zu tun: Er möchte niemandem zu nahe treten. (Verwechseln Sie ihn nicht mit dem Menschen auf der „Mitleid“Ebene Mitleid, der sich bemühen wird, Ihnen die Sache auszureden: „Na, so schlecht ist der Mann wiederum auch nicht. Wir sollten ihm doch noch eine Chance geben. Er gibt sich alle Mühe.“) Der Konservative sieht ein, dass der Angestellte im Interesse des Ganzen gehen muss. Sobald er aber Ernst machen soll, wird er über diesen wahren Sachverhalt hinweggehen, damit kein Streit und Ärger entsteht. Statt kurzerhand zu sagen: „Sie sehen doch, dass Sie nichts Vernünftiges zustande bringen“, wird er ein paar trostreiche Worte über die leider notwendig gewordenen Einschränkungen murmeln und dem Entlassenen alles Gute für die Zukunft wünschen. Verlangen Sie von dem Konservatismuser auch nicht, dass er im Geheimen Nachforschungen anstellen möge: Er schätzt das DetektivSpiel durchaus nicht. Da er überhaupt nicht neugierig ist, glaubt er fest daran, dass man die Rechte anderer zu respektieren habe. In der Familie Die Kinder von konservativen Eltern wachsen meist zu recht tüchtigen Erwachsenen heran. Der Konservatismuser interessiert sich nämlich für seinen Nachwuchs. Er zwingt den Kindern seinen Willen nicht auf: Vielmehr ermuntert er sie dazu, ihre eigene Meinung zu äußern. Er wird schockiert sein, wenn sein Sohn in Lumpen herumläuft und seine Tochter keinen Büstenhalter trägt. Doch wird er (wenn überhaupt) nur milde Vorwürfe machen. Zwar steht er seinen Kindern mit Rat und Tat zur Seite (konservativem Rat und Tat selbstverständlich). Andererseits jedoch gestattet er ihnen, sich ihre Freunde nach Belieben auszuwählen. Er mischt sich auch höchst selten in ihre Lebensführung und ihre Beschäftigungen ein. Sie könnten etwas weitaus Schlimmeres anstellen, als einen Menschen der Stufe Konservatismus zu heiraten. Er wird Ihre Zuneigung ebenso warm beantworten, wenngleich es ihm vielleicht ein wenig schwer fällt, seine Empfindungen zu zeigen. In der Öffentlichkeit wird er Ihnen wohl kaum je ein Ständchen bringen. Handelt es sich bei der konservativen Person um eine Frau, dann wird sie vermutlich auch keine modischen Albernheiten mitmachen. (Sie brauchen also nicht zu befürchten, dass sie eines Tages oben, unten, vorne oder hinten „ohne“ angetanzt kommt.) Ihre Liebe indessen wird beständig sein und sich bewähren. Zwei Menschen auf diesem Emotionsniveau werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach die Treue halten. Sie sind schlicht gesagt zufrieden. Zusammenfassung Sollten Sie je auf den Gedanken verfallen, einem Menschen der Stufe Konservatismus weiszumachen, es gäbe auf dem Saturn Leben, dann wird er Ihnen entgegnen: „Natürlich haben Sie ein Recht auf Ihre Meinung. Aber ich möchte nicht behaupten, dass auf dem Saturn Menschen leben. Dazu müsste ich zunächst Beweise haben.“ Der Konservative ist der Auffassung, man solle nie den ersten Schritt tun. Er ist ein Mitläufer, kein Entdecker.
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Interesse und Enthusiasmus
„Interesse: Aufmerksamkeit, Beachtung, Anteilnahme, Wissbegierde, Neigung. Enthusiasmus: Begeisterung, Entzücken.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Unser neuer Mathematiklehrer sprach bedächtig. „Dies ist angeblich eine wahre Geschichte. Ein Mann saß mit seiner Frau in der Kirche und schlief bei der Predigt ein. Er träumte, dass er während der Französischen Revolution lebte. Man sperrte ihn ein und schleifte ihn sodann zur Guillotine. Der Tod schien also unvermeidlich zu sein. Just in diesem Augenblick bemerkte seine Frau, dass er die Augen geschlossen und den Kopf vorgeneigt hatte. Sie hob seinen herabgefallenen Strohhut auf und gab ihm einen leichten Klaps in den Nacken. In seinem Traum hielt der Mann diese Berührung für die Schneide der Guillotine, die herabsauste und ihn tötete.“ Der Lehrer lächelte und fuhr fort: „Der Mann war auf der Stelle gestorben.“ „Nun, woran erkennen Sie, dass es sich dabei nicht tatsächlich um eine wahre Geschichte handelt?“ Der Lehrer lachte und beobachtete die Wirkung dieser Erzählung in unserem Mienenspiel. Wenn der Mann wirklich im Schlaf gestorben wäre, hätte ja niemand wissen können, was er geträumt hatte. Unsere erste Begegnung mit diesem jungen Lehrer war recht ungewöhnlich. Die Mädchen waren natürlich begeistert und freuten sich, in seiner Klasse zu sein. Allerdings graute es uns doch ein wenig vor dem grässlich aussehenden Lehrbuch der Geometrie. Zu unserer Überraschung beachtete er dieses Buch jedoch länger als acht Tage überhaupt nicht. Stattdessen erzählte er uns Geschichten, deren Pointe wir herausfinden sollten. Wir waren allesamt verdutzt: War das etwa Schulunterricht? Bald warteten wir begierig auf seine erste richtige „Lektion“. Nachdem er uns also eine Woche lang mit Rätseln amüsiert hatte, waren wir davon überzeugt, dass das Lösen von Problemen geradezu Spaß mache. Und als er schließlich zum ersten Mal das Lehrbuch aufklappte, hatten wir ein echtes Interesse am Unterricht. So geht ein Mensch auf hohem Emotionsniveau mit andern um: Er führt sie auf eine Stufe, wo sie sich für ein Thema interessieren. Er bedient sich lieber der Beweisführung als der emotionellen Überredung. („Entweder machst du jetzt diese Arbeit, oder ich lasse dich durchfallen“ – das ist die Taktik der Leute mit niedrigem Niveau.) Am oberen Ende der Emotionsskala finden wir eine Region, die sowohl das Interesse (Vergnügen) als auch den Enthusiasmus (Frohsinn) umschließt. Ich fasse diese Begriffe in einem Kapitel zusammen, weil sie in ihren charakteristischen Eigenschaften miteinander verwandt sind. Der Mensch auf Stufe heitere Gelassenheit des Seins steht noch ein wenig höher. Treffen wir mit einem Menschen zusammen, der in diesem Empfindungsbereich heimisch ist, dann sollten wir uns freuen und unsere Zeit nicht dadurch verschwenden, dass wir nun bis aufs i Tüpfelchen genau herauszufinden trachten, ob er sich auf der Ebene des „Interesses“ oder des „Enthusiasmus“ befindet. Interesse Selbstverständlich kann man sich auf jeder Stufe der Emotionsskala für die mannigfachsten Dinge interessieren. Der eine möchte gern Näheres über die Suahelisprache erfahren, der andere ist scharf auf pornographische Bilder. Doch wer es dabei belässt, hat noch lange nicht Fröhlichkeit erreicht. Wer wirklich auf hohem Emotionsniveau lebt, zeigt ein tätiges Interesse für alles, was von Wert ist. Auf dieser Ebene ist der Mensch aktiver, teilnahmsvoller, schöpferischer. Er vermag weitreichende Pläne und Ideen zu entwickeln, die seine eigene Zukunft (und möglicherweise die der gesamten Menschheit) bessern. Seine Interessen sind vielleicht ungewöhnlicher und umfassender als die der Leute auf niedrigeren Stimmungsstufen. Er gibt sich nicht mit der passiven Rolle des Zuschauers zufrieden: Er greift in das Geschehen ein. Der Fröhlichkeiter ist imstande, sich lange Zeit mit gleich bleibendem Interesse einer Angelegenheit zu widmen. Er beschäftigt sich nicht heute mit einer Sache, die er morgen oder übermorgen wieder in die Ecke wirft (wie dies bei Menschen mit tieferen Empfindungslagen der Fall ist). Ich kannte einmal einen jungen Mann, der plötzlich an der Ornithologie Interesse nahm. Er studierte das Verhalten der Vögel mit einem solchen Eifer, dass er schon bald jeden einzelnen Vogel ruf zu unterscheiden wusste. Binnen weniger Monate war er zu einem Fachmann geworden. Später erlernte derselbe junge Mann Karate und errang den begehrten Schwarzen Gürtel. Er war noch keine zwanzig und beherrschte zwei Fähigkeiten, die ihm gewiss sein Leben lang Vergnügen bereiten und Selbstsicherheit geben würden. Mir ist eine ganze Reihe von Leuten bekannt, die doppelt so alt sind wie er und sich auf dilettantische Weise mit Dutzenden von Liebhabereien befasst haben, ohne auch nur auf einem einzigen Gebiet ein vergleichbares Wissen zu erwerben. Wie ist es zu erklären, dass der Fröhlichkeiter auf ein angestrebtes Ziel mehr Aufmerksamkeit verwendet? Nun, zu einem gewissen Teil ist dieser Elan darauf zurückzuführen, dass er sich nicht so sehr um die eigene Person kümmert: Er ist nicht introvertiert. Ihm liegt mehr daran, selber interessiert zu sein, als interessant zu erscheinen. Enthusiasmus Auf diesem Emotionsniveau begegnen wir dem Mann, der gerade sechs Richtige im Lotto hatte (bevor er einen Steuerbescheid ins Haus geschickt bekommt). Er ist eifrig, begeistert, heiter und lebhaft. Stellen Sie sich jetzt unter einem enthusiastischen Menschen nur ja keinen ständig grinsenden Burschen vor. Dazu neigt eher der Versteckte Feindselligkeit er mit seiner vorgetäuschten Freundlichkeit. (Das unechte Gelächter und verlegene Grinsen gehört zu allen tieferen Stufen.) In der Regel beginnt der Enthusiasmuser den Tag gut gelaunt und freut sich auf seine Arbeit. Er ist flexibel und vermag alle Empfindungen zu gegebener Zeit zu erleben. Meist ist er jedoch an der Spitze der Emotionsskala behaust und hat seine „Intensität“ auf eine wohltuende Heiterkeit gedämpft. Er ist ein Mensch, der andere durch seinen Tatendrang anfeuert. Falls er noch keinen leitenden Posten hat, wird er über kurz oder lang einen solchen haben. Er arbeitet gern und übernimmt auch willig die Verantwortung für einen großen Wirkungskreis. Den Enthusiasmuser werden Sie nicht in einer schäbigen Wohnung antreffen, denn er weiß die leiblichen Genüsse des Lebens durchaus zu würdigen. Auch geistig ist er absolut gesund. Er braucht nicht Partei zu ergreifen. Er empfindet kein Bedürfnis zum Kämpfen. Freilich wird er eher kämpfen, als Ungerechtigkeiten dulden. Da er den Beifall seiner Mitmenschen nicht braucht, ist er dank seiner Überzeugung imstande, „alles in den Griff zu bekommen“ was der Tag ihm bietet. Hat er es einmal notgedrungen mit Leuten auf niedrigerem Emotionsbereich zu tun, wird er dadurch weder deprimiert, zwanghaft mitleidig oder grausam. In San Francisco gab es einst einen Club der Geld und Lebensmittel für notleidende Familien sammelte. Eines Tages meinte ein Mitglied (ein Mensch auf hoher Empfindungsstufe): „Wisst ihr, ich habe natürlich nichts dagegen, wenn wir diesem Mann da helfen. Aber ich würde es viel lieber sehen, wenn er sich sein Geld selber verdienen wollte.“ Der Mann untersuchte den Fall und erfuhr, dass der Verarmte von seiner Firma entlassen worden war, aber wirklich arbeiten wollte. Mit Unterstützung der übrigen Clubmitglieder wurde er bewogen, ein „RasenpflegeUnternehmen“ zu eröffnen. Rasch stieg er auf der Emotionsskala nach oben, und sein Kundenkreis vergrößerte sich. Nach zwei Jahren besaß er zwei Lastwagen, gab mehreren Hilfskräften Arbeit, und sein florierendes Geschäft kam der ganzen Gemeinde zugute. So etwa sieht Hilfe auf höherem Emotionsniveau aus. Da er nicht daran denkt, andere unter seine Fuchtel zu bringen (um seiner Eigenliebe zu schmeicheln), feuert der Mensch auf Stufe Enthusiasmus die Leute seiner Umgebung an: Er möchte, dass auch sie auf höhere Ebenen gelangen und sich selber helfen können. Er übt einen beruhigenden Einfluss auf besorgte Mitmenschen aus. Da er schnell reagiert, wird er nur selten das Opfer von Unfällen. Er ist nicht nur ein hervorragender Sportler, sondern zeichnet sich bei allem aus, was er einmal in Angriff genommen hat. Im Allgemeinen ist er gesund, denn er pflegt seinen Körper.
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Angenehm im Umgang
Ein Mensch auf hoher Stimmungsebene kann sich leicht verständigen. Ihm ist kein Thema zu ernst. Allerdings wahrt er in der Unterhaltung dennoch einen gewissen Abstand. Er beschäftigt sich am liebsten mit konstruktiven Dingen. Alles Negative empfindet er als störend. Während ein auf niedrigem Emotionsniveau lebender Schwarzseher sich über alle möglichen schlechten Neuigkeiten des Langen und Breiten auslässt, betont der Enthusiasmuser Aktivitäten, die dem Positiven förderlich sind. Er weist zum Beispiel auf ein Buch hin, das wertvolle Ratschläge zur beruflichen Weiterbildung enthält. Er beschreibt eine neue Erfindung zur Fabrikation stabilerer Autos. Er diskutiert lieber über Lösungen, anstatt immer nur über die übel dieser Welt zu lamentieren. Er kann auch andern Leuten zuhören und ihre Probleme verstehen. Selbst wenn deren Niveau weit unter dem seinen liegt, wird er nicht ungeduldig oder ärgerlich: Er ist ausgeglichen und lauscht, um zu helfen, wo es etwas zu helfen gibt. Mein Sohn erzählte mir einmal von einem Lehrer, der seinen Schülern regelmäßig die Gelegenheit verschaffte, .frei mit ihm zu debattieren. Eines Tages beklagte sich ein Mädchen in mürrischem Ton: „Ich glaube nicht, dass Sie uns richtig zu Wort kommen lassen.“ Der Lehrer hielt es nicht für nötig, sich zu verteidigen, sondern versetzte ruhig: „Ja, du hast ganz recht. Ich spreche oft zu viel.“ Ein Mann, der auf hohem Emotionsniveau zu Hause war. Wie ist die Lage? Wenn ein so veranlagter Mensch jemanden beauftragt, ihm einen umfassenden Bericht über eine Situation zu geben, erwartet er Fakten und – falls dies möglich ist – auch Vorschläge, um Missstände abzustellen. Von einem I Bericht, der lediglich auf Verallgemeinerungen, Vermutungen und Andeutungen beruht, will er nichts wissen. Der Fröhlichkeiter wird die Urheber solcher Elaborate ermahnen, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Unnütze Mitteilungen über schlechte Neuigkeiten interessieren ihn nicht. Auf Stufe Enthusiasmus lehnt es der Mensch kategorisch ab, sich mit verleumderischem Geschwafel zu befassen. Er macht einfach nicht mit. Er weigert sich, Geschwätz dieser Art auch nur anzuhören. Vielleicht bemüht er sich, das Niveau des andern zu heben. Ist dies nicht möglich, dann verkehrt er nicht mehr mit der betreffenden Person. Liest der Fröhlichkeiter einen subjektiv gefärbten Zeitungsartikel, der alle Welt negativ beeinflussen muss, dann setzt er sich entweder kurz entschlossen hin und schreibt dem Chefredakteur einen geharnischten Brief. Der Enthusiasmuser kündigt sein Abonnement auf der Stelle und sieht sich nach einer andern Zeitung um, die seinen Wünschen und Bedürfnissen eher entspricht.
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Unter Freunden
Ein Mensch auf dieser Ebene findet rasch Freunde, denn seine Persönlichkeit zieht andere an. Manche Typen Interessen (solche auf niedrigeren Emotionsniveaus) werden sich in seiner Gegenwart nicht wohlfühlen, denn sie können ihn ja nicht zu sich hinabziehen. Wer ohne große Schwierigkeiten auf der Emotionsskala leicht beweglich ist, wird den Enthusiasmuser als einen anregenden Zeitgenossen schätzen: Er sucht seine Gesellschaft, um von ihm zu „profitieren“. Befreunden Sie sich mit ihm. Engagieren Sie ihn. Wählen Sie ihn. Befördern Sie ihn. Arbeiten Sie für ihn. Wenn er die Zügel in der Hand hat, wird so leicht nichts schief gehen. Wenn Sie mit ihm Karten spielen und aus Versehen Ihr, Blatt sehen lassen, wird er ihm keinen Blick gönnen, denn er ist ehrlich. „Nimm, was du kriegen kannst“ – dieser Leitspruch so vieler Leute – ist ihm fremd. Der Enthusiasmuser ist aufrichtig. Und zwar ist er aufrichtig auch dort, wo keine Gesetzestafeln und Verbotsschilder angebracht sind. Sie können ihm vertrauen. Im beruflichen Alltag Wenn ein Mensch auf der Stufe des Enthusiasmus nicht schon Ausschussvorsitzender ist, dann sollte er es bald werden. Seine Arbeit macht ihm Spaß, und er trägt gern Verantwortung. Bereitwillig übernimmt er die Leitung. Andererseits lässt er sich jedoch auch ohne weiteres anleiten. Anordnungen, die gegen das Erhaltenswerte gerichtet sind, lehnt er freilich entschieden ab. Mit Ausdauer verfolgt der Fröhlichkeiter konstruktive Ziele. Wenn ihm jemand erzählt, eine Sache sei unmöglich und sinnlos, wird er diesen hinderlichen Menschen links liegen lassen und einen andern Weg suchen, um seine Pläne zu verwirklichen. Neulich beobachtete ich einen solchen Mann, der gerade einen Lieferanten anrief: Er bestellte Ersatzteile für eine seiner Maschinen. Im Auftragsbüro der Lieferfirma saß offenbar ein Mensch der Stufen „Gram“ und „Apathie“. Jedenfalls wusste er dies mitzuteilen: „Nun, ich weiß nicht, ob Sie diese Ersatzteile jemals kriegen werden. Wir haben sie schon vor einer halben Ewigkeit nachbestellt. Sie müssen nämlich wissen, dass diese Maschinen längst veraltet sind.“ „Wollen Sie mir etwa erzählen, dass diese Firma keine Ersatzteile mehr für Maschinen herstellt, die noch überall in Betrieb sind?“ „Ja, darauf kommt's letzten Endes raus. Wir kriegen unsere Lieferungen nicht mehr so wie früher.“ „Und was soll ich jetzt machen?“ „Das weiß ich auch nicht. Am besten wär's, Sie kauften sich eine neue Maschine.“ „Kann ich meine jetzige dabei eintauschen?“ “Na, viel werden Sie dafür wohl kaum kriegen. Ich sag's Ihnen doch: Diese Dinger sind veraltet.“ „Das ist ja lächerlich! Meine Maschine ist noch tadellos in Ordnung.“ „Na ja. Also mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Da lässt sich leider nichts machen.“ Der Auftraggeber legte entrüstet den Telefonhörer auf die Gabel, aber er ließ es dabei nicht bewenden. Er war keineswegs gesonnen, eine derartige Schlamperei hinzunehmen und rief sogleich bei einem anderen Lieferanten an, der seinen Auftrag auch prompt erledigte. Ein tiefer auf der Emotionsskala angesiedelter Mensch hätte sich mit dem negativen Bescheid wohl abgefunden. Nicht so der emotionell reicher Begabte. Er wirft die Flinte nicht so rasch ins Korn. Denn der Fröhlichkeiter und der Enthusiasmuser streben nach höheren Zielen als alle andern, deren Gefühlsbereich weiter unten liegt. Stellen Sie einen solchen Menschen ein, dann dürfen Sie in den meisten Fällen damit rechnen, dass Sie ihn bald befördern können: Mittelmäßigkeit ist seine Sache nicht. Wenngleich weder geizig noch habgierig, ist er weit eher imstande, Besitz zu erlangen als die Menschen auf den tieferen Rängen der Emotionsskala. Er erfreut sich nämlich seines Eigentums. Er verdient meist viel Geld und nimmt seine Chancen wahr. Auf den tieferen Stufen treffen wir Leute an, die sich sagen: „Wenn ich nur ein bisschen mehr Geld oder größere Besitztümer hätte!“ Der eine oder andere schafft es früher oder später tatsächlich und wird „ein gemachter Mann“. Die meisten jedoch meinen, sie könnten es sich gar nicht „erlauben“, viel zu besitzen. Dies ist für Fröhlichkeiter und Enthusiasmuser kein Problem. Sie haben längst erkannt, dass es nicht damit getan ist, nur das Allernotwendigste ihr Eigen zu nennen: Dieser Zustand ist ihnen zu unsicher. Also arbeiten sie härter, um mehr zu bekommen. Ein solcher Mensch kann unerfreuliche Geschehnisse leichter verdauen als andere. Sollte er gar ein Vermögen verlieren, dann springt er im Nu wieder auf die Beine und ruht nicht eher, als bis er abermals ein wohlhabender Mann geworden ist. Nicht selten ist er die Zielscheibe von Angriffen: Leute, die emotionell niedriger eingestuft sind, missgönnen ihm Rang und Stellung. In solchen Fällen setzt er sich, wenn nötig, zur Wehr und macht sich im Übrigen nicht allzu viel aus derartigen Attacken. Liebe und Ehe Wenn Sie einen solchen Partner finden können, nehmen Sie ihn (oder sie) und bauen Sie sich gemeinsam eine Zukunft. Sie werden vermutlich keinen Irrtum begehen. Hier, auf der höchsten Stufe der Emotionsskala, begegnen wir der Standfestigkeit und dem natürlichen Instinkt, sich ausschließlich einer Frau (oder einem Mann) zu widmen. Der Enthusiasmuser genießt die sexuellen Freuden. Er reagiert auf alle geschlechtlichen Dinge gesund. Seine Liebe ist spontan und überschwänglich. Sie hat nichts zu tun mit den ausschweifenden Bedürfnissen des Wüstlings. Denn der Mensch auf Stufe Enthusiasmus ist auch imstande, seinen sexuellen Drang auf schöpferische Weise zu sublimieren.
Sein Interesse für Kinder ist groß. Er kümmert sich nicht bloß um ihr körperliches und seelisches Wohlergehen: Er sorgt sich auch um die Gesellschaft, in der sie einmal leben werden. Demnach beschäftigt er sich mit Reformen, denn er möchte, dass sein Nachwuchs es besser haben wird als er selber. Zusammenfassung Er steckt voller Tatkraft und freut sich des Lebens. Er täuscht keine falsche Bescheidenheit vor und spielt sich auch nicht auf (weil er dies gar nicht nötig hat). Er weiß genau, wozu er fähig ist, und schätzt sich richtig ein. Er gibt sich so, wie er ist. Er ist ein flexibler Mensch. Muss er einen Verlust hinnehmen oder eine Niederlage einstecken, dann trifft ihn dies nicht in seinem Lebensnerv: Rasch fängt er sich wieder. Wird er von andern Leuten absichtlich „gestoppt“ oder „gebremst“, setzt er sich zur Wehr, ohne nachtragend zu sein. Dieser Mensch ist kein willenloses Werkzeug, aber erführt vernünftige Weisungen aus, ohne lange darüber zu diskutieren. Voraussetzung ist allerdings, dass sie nicht gegen seine Moral verstoßen. Er ist unabhängig und hilfsbereit. Er steht auf gutem Fuß mit andern, ohne seine Prinzipien über Bord zu werfen.
Entschließt er sich eines Tages, weniger zu essen, damit er abnimmt, dann isst er auch in der Tat weniger. Ebenso verhält es sich mit andern Vorsätzen: Ob er nun sparen oder nicht mehr um Geld spielen will – stets wird er bei seinem einmal gefassten Entschluss bleiben. Er ist ein fröhlicher, unvoreingenommener Mensch, der auch hin und wieder durchaus bereit ist, seine Ansichten zu ändern und neue Gesichtspunkte zu erwägen.


Er handelt intuitiv.
Er darf sich auf sein Gefühl verlassen und wird am Ende meist Recht behalten.
Können Sie sich noch an Ihren letzten Schultag erinnern?
Endlich lag der düstere Bau hinter ihnen. Vergessen waren die langweiligen Themen, die lästigen Hausaufgaben, die quälenden Konjugationen der Verben, die gleichgültigen Vorträge.
Sie empfanden eine Erleichterung wie nie zuvor. Sie fühlten sich so beschwingt, als könnten Sie durch die Lüfte davon schweben.
Nichts bedrückte Sie mehr.
Die Zukunft strahlte hell auf vor Ihnen in rosigem Licht.
Ein Gefühl der Großmut überkam Sie: Die ganze Welt schien Ihnen zu gehören.
Eine Welt, die Sie erforschen würden.
Eine Welt, in der Sie leben, lieben, spielen und lachen würden.
Das ist die Spitze!
Der Emotions.

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★ 1.b / 🔝 KommunikationsÜbung 5
« am: 31. Oktober 2020, 00:08:01 »
ZWECK: Die Fertigkeit zu erwerben, die Äußerungen, Bemerkungen und Kommentare eines anderen zu bestätigen
ÜBUNG: Der Coach verwendet eine Zeitung als Quelle für Äußerungen, Bemerkungen und Kommentare. Er wählt daraus einzelne Äußerungen, Bemerkungen und Kommentare aus, die nicht restimulierend sind.
Zitat
Restimulation: etwas, das restimulierend ist, hat den Effekt, daß man an vergangene Geschehnisse erinnert wird, die schmerzhaft sein mögen oder einen vielleicht aus der Fassung bringen.
Sogar medizinische Drogen wie Schlankheitspillen, Kodein, Novocain und viele andere sind, Jahre nachdem sie genommen und angeblich ausgeschieden worden sind, in Restimulation getreten.
Der reaktive Verstand ist der Verstand, der auf einige Reize aus der Umgebung reagiert und die analytischen Fähigkeiten von jemandem unterdrückt und stillegt.
Die Definition der Restimulation im Wörterbuch ist die Handlung oder der Vorgang der erneuten Stimulation; Reaktivierung.
Restimulation
Ruhende (zur Zeit nicht aktive, aber im Fall noch vorhandene) Ladung aus einem Geschehnis in der Vergangenheit wird durch ein Erlebnis in der Gegenwart wieder aktiviert. Es kann sich um ein Engramm
Zitat
    Im Zentralnervensystem hinterlassene Spur eines Reiz- oder Erlebniseindrucks; Erinnerungsbild
    Engramm ist eine allgemeine Bezeichnung für eine physiologische Spur, die eine Reizeinwirkung als dauernde strukturelle Änderung im Gehirn hinterlässt. Die Gesamtheit aller Engramme es sind Milliarden ergibt das Gedächtnis.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Engramm
handeln oder um andere geladene Erlebnisse.
Ein typisches Beispiel wäre die Restimulation eines Autounfalls in der Kindheit durch quietschende Bremsen oder die Geräusche eines Autounfalls vor dem offenen Fenster. Es können sich dabei die Schmerzen längst verheilter Verletzungen wieder einschalten, und vor allem werden alte Ängste und andere negative Emotionen wieder aufgerührt.
und nicht verstimmend sind, und läßt den Studenten jede Äußerung oder Bemerkung und jeden Kommentar bestätigen. Die Bestätigungen müssen passend und angemessen sein, und sie müssen den Coach erreichen.
COACHEN: Arbeiten Sie auf reibungslose, klare, angemessene Bestätigung der geäußerten Dinge hin, und geben Sie ein „Flunk"
Zitat
    flunk: (von engl. flunk, Nichtbestehen, Versagen) einem Studenten anzuzeigen, daß er einen Fehler gemacht hat oder darin versagt hat, die gelernten Materialien anzuwenden. Bei Trainingsübung, wenn der Student etwas anderes macht, als in der Übung verlangt wird oder es unterläßt, einen Teil der Übung zu machen, dann sagt sein Studierpartner „flunk", was der Fehler war und beginnt wieder mit der Übung.
für alle unangemessenen Bestätigungen oder für Bestätigungen, die erst nach einer Pause gegeben wurden, den Coach nicht hörbar erreichten oder eine Überbestätigung waren. Starten Sie nach einem „Flunk" erneut, bis das Endphänomen erreicht ist.
ENDPHÄNOMEN: Zuversicht haben, daß man alles, was zu einem gesagt wird, ohne Angespanntheit oder Anstrengung bestätigen kann.

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★ 1.b / 🔝 KommunikationsÜbung 4
« am: 30. Oktober 2020, 13:26:44 »
ZWECK: Die Fertigkeit zu erwerben, einem anderen zuzuhören.
ÜBUNG: Der Coach sagt zufällige Zahlen in verschiedenem Tonfall, als ob sie verbale Äußerungen wären. Der Student hört dem Coach zu und versteht die Zahlen, die gesagt werden, und den Tonfall, in dem sie gesagt werden, ohne daß er auf irgend etwas Aufmerksamkeit gerichtet hat, angespannt ist oder einen Drang zum Unterbrechen verspürt oder irgendwelches Unbehagen empfindet, während er weiterhin Aufmerksamkeit und Interesse zum Ausdruck bringt. Für jede nichtoptimaie Erscheinung beim Studenten wird ein „Flunk" gegeben, und die Übung wird neu begonnen.
COACHEN: Versuchen Sie durch Verwendung von unterschiedlichem Tonfall, einschließlich Monotonie,
Zitat
Monotonie: Gleichheit in Tonfall oder Stimmlage, oder unverändertes Fortsetzen des gleichen Tonfalls
Das Monotonieverhalten beschreibt, ob der Graph der Funktion steigt, fällt oder konstant verläuft. Somit hat die Monotonie viel mit der Steigung der Funktion zu tun. Es gibt Funktionen, die ausschließlich monoton steigend/ zunehmend /wachsend sind und Funktionen, die ausschließlich monoton fallend/ abnehmend sind.
Eine monotone Abbildung ist in der Mathematik eine Abbildung zwischen zwei halbgeordneten Mengen, bei der aus der Ordnung zweier Elemente der Definitionsmenge auf die Ordnung der jeweiligen Bildelemente der Zielmenge geschlossen werden kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Monotone_Abbildung
Arten von Kommunikation zu finden, die den Studenten veranlassen, nichtoptimale Erscheinungen aufzuweisen, und geben Sie einen „Flunk" dafür.
ENDPHÄNOMEN: Der Student ist sich völlig sicher und ist voll  ständig davon überzeugt, daß er allem be quem und entspannt zuhören kann.

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★ 1.b / Der Umgang mit Menschen
« am: 29. Oktober 2020, 13:50:58 »
Wie können Sie einen lustlosen Verkäufer wieder auf Trab bringen?
Wie verhalten Sie sich gegenüber einem apatischen Menschen, der Sie zu schädigen versucht?
Wie erwehren Sie sich eines „antagonistischen“ Interviewers?
Wie veranlassen Sie einen gleichgültigen Kunden dazu, eine Ware zu kaufen?
Wie heitern Sie einen Freund auf?
Was unternehmen Sie, wenn jemand zornig oder böse wird?
Anders ausgedrückt: Wie begegnet man Menschen auf tiefem Emotionsniveau?

Sich bewusst auf andere einstellen Mitunter halten wir es für angebracht, auf das Emotionsniveau eines anderen bewusst einzugehen. Wir begeben uns dabei auf seine Stufe oder etwas höher. Fällt ein Mensch, der gewöhnlich oben auf lebt, einmal in die unteren Bereiche, so wird es ihm durch unsere Hilfe möglich sein, schnell wieder hinauf zukommen. Sollte er sich jedoch auf den unteren Stufen bewegen, dann wird ihm unser Beistand gleichfalls nützlich sein freilich nur für kurze Zeit.
Solche Personen geraten leicht in ein Abhängigkeitsverhältnis. Sie sehen in dem Helfer einen Menschen, der sie versteht und der ihnen Auftrieb gibt.
Das kann zu einer großen Belastung werden, falls er nicht dauerhaft auf eine höhere Gefühlsebene kommt.
Wie ist der Mensch wirklich?
Sind Sie sich darüber im Unklaren, wo jemand einzustufen ist?
Nun, es gibt ein einfaches Mittel, dies festzustellen: Versuchen Sie herauszufinden, was ihn interessiert.
Beginnen Sie oben auf mit schöpferischen Ideen.
Ist Ihr Partner auf diesem Ohr taub, gehen Sie halt zu Allerweltsgerede über: „Schönes Wetter, nicht wahr?“
Greifen Sie etwas an oder seien Sie zornig. Erzählen Sie ihm ein Gerücht. Erwähnen Sie etwas Furchterregendes. Beklagen Sie das Schicksal der Armen. Jammern Sie darüber, dass die Dinge keineswegs so sind, wie sie früher waren. Stellen Sie mit betrübter Miene fest, dass eben alles hoffnungslos sei. Wenn Sie sich dergestalt nach „unten“ begeben, wird sich Ihr Partner verraten nämlich in dem Augenblick, da Sie sein Emotionsniveau angesprochen haben. Meist dauert es gar nicht lange, bis dies passiert. Auf diesem Wege finden Sie her aus, was für ein Mensch Ihnen gegenüber sitzt. Nachdem Sie sich eine Zeitlang mit ihm unterhalten haben, wird er zu der Überzeugung gelangen, Sie seien ein sehr verständnisvoller Mensch. Und also wird er Sie mögen. Kann er auf ohne Schwierigkeit von Stufe zu Stufe klettern, wird er Ihnen nun begierig folgen: Sie können ihn „anheben“
Manche Leute sind freilich so unbeweglich, dass sie sich bestenfalls einen Schritt von ihrer üblichen Empfindungsebene zu entfernen vermögen.
Zum Glück kommt das nicht allzu oft vor.
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Apathie
Liegt jemand tief apathisch im Bett (sei er nun krank, oder leide er an einem Schock), dann kommen Sie mit Worten allein nicht weiter. Um ihn zu „erreichen“, ist der körperliche Kontakt nötig. Berühren Sie ihn an der Schulter, oder ergreifen Sie seine Hand. Diese Ihre Hand ist für ihn ungleich „realer“ als tausend Gedanken, die Sie mit ihm teilen. Reagiert er nach einer Weile, dann lenken Sie seine Aufmerksamkeit auf Gegenstände im Zimmer. Deuten Sie auf ein Bild oder eine Blumenvase. Lassen Sie ihn den Bettbezug anfassen. All dies hilft ihm, ein wenig auf zu steigen. Es ist zwecklos, ihn in Gedankengänge zu verstricken. Machen Sie ihm bewusst, dass er überhaupt „da“ ist.
Meist ist es schwer, dem „Apathie“ Menschen nahe zu kommen (vor allem dann, wenn er behauptet, alles sei in bester Ordnung). Der erwähnte körperliche Kontakt und der Hinweis auf seine Umgebung sind nützlich. Ich selbst gehe zuweilen noch weiter, indem ich über den zerstörten Traum spreche, der den Abwesenden in Apathie versetzt hat. Finden Sie auf diesem Wege Zugang zu ihm, müssen Sie allerdings mit Tränenausbrüchen rechnen, denn dieser Mensch kämpft ja gegen seine Traurigkeit, gegen seinen Gram, an. Gelingt es ihm, diese Last abzuwerfen, wird er sich allmählich wieder aufwärts bewegen können. Ich kenne einen jungen Mann, der ein apathisches Mädchen dadurch aus seiner Apathie weckte, dass er über den zu erwartenden Tod sprach. Augenblicklich reagierte das Mädchen darauf: Diese Frage war für sie „real“. Nachdem er ein wenig Hoffnung verheißen hatte, hüpfte das Mädchen sogleich auf die Stufe „Wiedergutmachung“ und erkundigte sich eifrig: „Was soll ich denn machen?“ Und wenig später flossen die Tränen. Merkwürdig war, dass Beobachter dieser Szene die Methode des jungen Mannes bestürzend fanden: Das Mädchen sei doch „aufgeregt“ worden. In Wahrheit hatte der Mann das Vernünftigste in dieser Situation getan: Es war ihm gelungen, das Mädchen zu veranlassen, sich mit ihrem eigenen Zustand auseinander zusetzen. Es dauerte nicht lange, und das junge Geschöpf konnte sich wieder nützlich machen.
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Traurigkeit
Die meisten Leute ziehen sich instinktiv auf die Stufen „Gunstbemühung“ oder „Mitleid“ zurück, wenn sie mit einem Menschen des Gefühlsbereichs „Traurigkeit“ in Berührung kommen. Bei Todesfällen schicken wir Blumen oder tun sonst etwas „Nettes“ für die Hinterbliebenen.
Diese Gesten (mögen sie auch konventionell sein) sind natürlich, und der im Gram eingeschlossene Mensch versteht sie. Hilfe, die höheren Gefühlen entspringt, würde er wohl nicht begreifen.
Erzählen Sie einem „traurigen“ Menschen nur ja nicht, dass alles zum „Besten bestellt“ sei: Dieser gut gemeinte Hinweis würde ihn apathisch machen.
Wie Leute auf dieser Emotionsstufe reagieren, zeigt deutlich ein Vorfall, der sich in einer Trinkerheilanstalt ereignete. Ein Mann, der sich von seiner Sucht ziemlich befreit hatte, meinte: „Es ist wirklich ein Jammer, dass man nicht einen einzigen echten Freund auf Erden hat.“
Darauf bemerkte ein anderer, es sei doch einfach töricht, einen derartigen Menschen überhaupt zu suchen. Nun, dieser Mann war absolut apathisch. Eine Diskussion schloss sich an. Manche sagten, es sei vielleicht doch möglich, einen Freund zu finden. Die meisten hingegen waren der Ansicht, ein solches Unterfangen sei von vornherein aussichtslos. Ein Psychologe wollte nun wissen, was die Leute denn unter einem „echten Freund“ eigentlich verstünden. Nach kurzer Überlegung definierten die Männer ihre Einstellung so: „Ein echter Freund ist ein Mensch, der sein letztes Hemd hergibt.“
So also denken „apathische“ und „traurige“ Menschen: Was sie für Freundschaft halten, liegt nur wenig höher als ihr eigener Gefühlsbereich die Gunstbemühung nämlich. Wenn Sie sich mit einem Menschen unterhalten wollen, der „ganz unten“ an gelangt ist, bleibt Ihnen keine andere Wahl, als sich selber dorthin zu begeben. Sie müssen zunächst etwas tun, um ihm nahe zukommen.
Hinterher können Sie ihm Ihr Mitleid angedeihen lassen. Und zwar so lange, bis er dessen überdrüssig wird. („Ach, du armer Kerl! Wie hältst du das bloß aus? Ich kann gar nicht begreifen, dass du nicht schon längst den Schwanz eingezogen hast.“)
Aus diesen mitfühlenden Worten wird er schließen, dass Sie Verständnis für ihn haben. Wahrscheinlich wird er schon bald darauf erklären: „So schlimm ist das Ganze wiederum auch nicht.“ Nun liegt es bei Ihnen, diesen Menschen auf jene Stufe zu hieven, wo er bereit ist, wirkliche Hilfe zu akzeptieren.
Selbstverständlich müssen Sie nicht immer so dick auftragen.
Wesentlich ist jedoch dies: Sagen Sie ihm nicht, er habe gar keinen Anlass zur Trauer. Damit würden Sie gar nichts ausrichten.
Die Folge wäre: Er würde glauben, Sie hätten keinen blassen Dunst von seinen Problemen.
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Gunstbemühung
Freund Willy, der zu Gast bei der Familie Z. weilte, demolierte aus Versehen einen Stuhl. Wortreich entschuldigte er sich und bat, ihm die Rechnung zu schicken. „Nein, nein, das kommt überhaupt nicht in Frage“, wehrte die Gastgeberin ab. „Der Stuhl war sowieso nicht mehr viel wert. Wir hätten ihn längst reparieren müssen.“
„Das glaube ich nicht. Sie wollen nur mein schlechtes Gewissen beruhigen. Bitte, schicken Sie mir die Rechnung.“ Doch Frau Z. fiel es gar nicht ein, dies zu tun. Willy überreichte ihr einen Blankoscheck mit der dringenden Bitte, den Betrag einzuschreiben. Um endlich ihre Ruhe zu haben, tat sie dies auch freilich nun ihrerseits mit schlechtem Gewissen. Wenn zwei Menschen, die sich um Gunst bemühen, aufeinander stoßen, kommt es allemal zu Schwierigkeiten. Selbst wenn Ihr Sinn für Gerechtigkeit darunter leidet, sollten Sie die Offerten derartiger Leute annehmen und sich höflich dafür be danken. Andernfalls gerät der sich um Ihre Gunst Bemühende nämlich in eine fatale Lage. Mitleid Ich unterhielt mich einmal mit einer Frau, die chronisch auf der „Mitleid“ Stufe verharrte.
Sie wollte etwas gegen den Drogenmissbrauch unternehmen, denn die Süchtigen taten ihr leid. Allerdings besaß sie weder die dafür erforderliche Ausbildung, noch war sie imstande, wirkliche Hilfe zu leisten. (Ich ahnte schon, dass sie bei Ausführung ihres Vorhabens alsbald vor lauter „Traurigkeit“ zerfließen würde.)
Ich warnte sie demnach recht energisch vor den möglichen Folgen eines solchen Unterfangens.
Können sie denn diese Probleme überhaupt bewältigen?
War es gar nicht besser, vorsichtiger zu sein?
Ich spielte also die „Furchtsame“.
Zu meiner Erleichterung erwiderte die Frau: „Wissen Sie, eigentlich glaube ich ja auch, dass ich der Sache nicht gewachsen bin.“
Danach sprachen wir über die Leute dieses Rehabilitationskreises. Zum Teil waren sie für ihre Aufgabe nicht geschult. Endlich gelangte meine Gesprächspartnerin zu dem „antagonistischen“ Standpunkt: Sie meinte, es sei vernünftiger, sich zu nächst einmal richtig ausbilden zu die lassen, damit sie auch wirklich helfen könne. Somit hatte viel sie einen wesentlich höheren Emotionsgrad erreicht: Sie war nicht mehr bereit, sich Hals über Kopf in ein Abenteuer zu stürzen, das doch zu nichts geführt hätte.
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Angst Furcht
Einem Menschen der Stufe Apathie kann man nahe kommen, indem man die Unterhaltung auf allen nur erdenklichen mit Jammer bringt. Wenn Sie ihn ein wenig „liften“ wollen, müssen Sie irgendwelche heimtückischen Methoden andeuten, mit denen er sich einer Bedrohung erwehren könnte. Lebt er in der Angst, man wolle ihm sein Haus plündern, dann reden Sie tunlichst über Alarmanlagen, Fallen und verborgene Waffen.
Dankbar wird er Ihnen beteuern, dass er diesem Ratschlag
mit Freuden folgen werde, um die „Eindringlinge“ um die Ecke zu bringen.

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Der Apathie
Wenn Sie den Wunsch verspüren, dass Leute dieser Empfindungsebene Sie gern haben, müssen Sie auf sie eingehen.
Das heißt: Schmeicheln sie ihnen. Schließlich spielen sie sich ja doch nur auf, um Ihnen zu imponiere.
Genießen Sie also ihr Theater, und lassen Sie sie wissen, wie sehr es Sie erfreut.
Gefühlsmäßig hochstehende Menschen geraten in Anwesenheit eines apatischen Menschen fast stets in Wut (besonders dann, wenn sie zu arbeiten haben). Auf diese Weise werden sie ihn vielleicht los. Ein ein apatischen Menschen freilich, der flexibel ist, wird sich zur Wehr setzen, wenn Sie ihn zum Teufel schicken wollen. Ein chronischer Apathie hingegen zieht sich schweigend zurück, denn er fürchtet den Zorn anderer. Ein Bekannter von mir namens Gregor litt unter den heimtückischen Attacken seines Geschäftspartners. Eines schönen Tages platzte ihm der Kragen, und er brüllte den andern an: „Warum bringen Sie mich nicht gleich um, damit Sie mich endlich loswerden?“
Der Kollege auf der Ebene Apathie lachte bloß und leugnete jede Schuld.
Doch von Stund an unterließ er seine gehässigen Angriffe. Mit einmal kam er mit seinem Partner recht gut aus. Gregor gelang es mit der Zeit, einen wenn auch emotionell „tiefen“ Kontakt mit dem andern zu erreichen: Er hielt ihm dessen wahre Absichten vor Augen und beförderte ihn auf ein Stückchen in die Höhe.
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Gefühllosigkeit
Da dieses Emotionsniveau zum apatischen Bereich gehört, kann man ihm mit dem „Zorn“ auf den Leib rücken. Statt ihn direkt anzugehen, können Sie versuchen, seinen Zorn auf einen Dritten zu leiten. Einer meiner Freunde, der üblicherweise emotionell weit oben rangiert, hatte sich geradezu in einen Hass auf einen Kollegen hineingesteigert. Die Folge war, dass er sich in ein verkrampftes Schweigen hüllte.
Ich ergriff seine Partei und wetterte ebenfalls gegen seinen „Feind“. Das lockerte Ihn ein wenig, worauf ich in derselben Tonart fortfuhr. Gemeinsam schmiedeten wir Pläne, um den Unhold zu „zerschmettern“. Genüsslich malten wir uns eine grausame Rache aus. Doch bald schon langweilte ihn dieses alberne Gequassel, und nun dachten wir über diabolische und komische „Anschläge“ nach.
Am Ende lachte mein Freund laut auf und meinte: „Zum Teufel! Was soll das Ganze eigentlich?
Ich habe doch wahrhaftig wichtigere Dinge zu tun.“
Einen „zornigen“ Menschen können Sie nicht beruhigen oder beschwichtigen: Ein derartiger Versuch würde ihn noch mehr aufbringen.
Wenn er wütend auf Sie ist, können Sie sich bewusst auf sein Emotionsniveau einzustellen versuchen: Sie müssen also auch einmal so richtig „loslegen“. Das wird er Ihnen hoch anrechnen.
Eine meiner Freundinnen zog jahrelang vor ihrem Mann einem Apathiesche den Kopf ein. Als er sie wieder einmal anbrüllte, da brüllte auch sie. Sogleich entbrannte ein hartnäckiger Kampf zum ersten Mal in ihrer zwölfjährigen Ehe knallten sie ein ander alles um die Ohren, was sie in sich hineingefressen hatten. Als diese ermattet zusammensackten, schauten sie sich aufs äußerste verdutzt in die Augen. Kurz danach lachten sie sich beinahe tot. Hin und wieder müssen Sie Zorn, der sich gegen Sie richtet, auf eine andere Person ablenken.

Vor Jahren, als ich noch in der Immobilienbranche tätig war, rief mich ein Kunde an, der an seinem Zorn zu ersticken drohte. Ich hatte ihm ein Grundstück verkauft, und er wartete voller Ungeduld auf die Dokumente des Maklers. Mehrere Telefongespräche mit diesem Makler hatten zu nichts geführt. Jetzt ließ der Kunde seine Wut an mir aus. An irgend jemandem musste er sein Mützchen ja schließlich kühlen. Ich ließ ihn fünf Minuten lang toben. Als er heiser zu werden drohte, sagte ich gelassen: „Ich nehme Ihnen Ihre Wut nicht übel. Ich werde sofort feststellen, was da eigentlich los ist. Sie können sich darauf verlassen, dass ich denen Dampf machen werde. Spätestens morgen hören Sie von mir.“ Nun wirbelte ich meinerseits ein bisschen Staub auf und stellte fest, woran die Verzögerung lag. Als ich den Kunden am nächsten Tag anrief, waren die Papiere bereits auf dem Weg zu ihm. Der Mann reagierte auf eine zwar „antagonistische“, doch heitere Art und erklomm dadurch eine Sprosse auf der Skala.
„Wissen Sie“, meinte er, „Sie gefallen mir. Endlich mal jemand, der sofort was unternimmt, an statt sich mit mir herumzustreiten.“ Geschäftlich gesehen, wirkte sich dieser Vorfall rentabel aus: Auf die Empfehlung dieses Mannes gewann ich drei neue Kunden.

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Antagonismus
Alfons, ein leitender Angestellter, bediente sich der „Langeweile“ Methoden, um einen „Antagonisten“ zu besänftigen. Ein Reporter rief ihn an und drohte: „Ich werde einen Artikel über Sie schreiben. Zurzeit stelle ich Ermittlungen über Ihre Leute an. Was sagen Sie zu der Anschuldigung, Ihre Firma sei. ..“
„Na so was. Also immer noch die alte Geschichte?“
Alfons gab dem zudringlichen Burschen zu verstehen, dass er die ungehörige Frage als ganz und gar unwichtig erachtete. Dem Gähnen nahe plauderte er liebenswürdig über das Geschäft. Bald fing auch der Reporter an, sich zu langweilen. „Na schön“, meinte er abschließend „Wenn ich noch weitere Fragen haben sollte, werde ich mich wieder an Sie wenden.“ „Aber gern. Tun Sie das nur. Ich stehe Ihnen jederzeit mit Vergnügen zur Verfügung.“
Der angedrohte Artikel wurde nie geschrieben. Man kann sich des „Antagonismus“ auch so erwehren, dass man zunächst einmal auf das Niveau des Partners eingeht, sein Interesse dann aber auf ein anderes Ziel lenkt.

Einst kam ein mürrischer Klempner in meine Wohnung, um einen defekten Wasserhahn durch einen neuen zu ersetzen. Ich fragte ihn, ob er diesen neuen Hahn nicht vielleicht auf der gegenüberliegenden Seite des Beckens anbringen könne. Er brummte etwas vor sich hin und meinte dann, das mache zuviel Arbeit und koste obendrein viel Geld. Ich begriff, dass ich seinen „Antagonismus“ besser nicht auf mich richten sollte, und sagte nur: „Schon gut. Ich verstehe durchaus, was Sie meinen.“ Später bemerkte ich allerdings so nebenbei: „Ach, wissen Sie, diese Architekten heutzutage sind doch allesamt die reinsten Idioten. Sehen Sie sich das mal an: Auf der linken Seite planen sie den Wasserhahn ein und auf der rechten den Griff zum Aufdrehen. Und die Geschirrschränke sind dort drüben. Das muss doch ein Depp gemacht haben, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat.“ Der Mann war entzückt, über einen Stümper schimpfen zu können, und stimmte sogleich in meine Angriffe ein: Ganz recht, lauter Blödhämmel seien heute am Werk, denen von Rechts wegen längst das Handwerk gelegt werden müsste. Er steigerte sich derart in Rage, dass er am Ende den Hausbesitzer anrief, um sich über die schwachsinnigen Installateur zu beschweren. Der Hausbesitzer seinerseits war von diesem Ausbruch so betroffen, dass er dem Klempner auf der Stelle die Genehmigung erteilte, den Wasserhahn auf der andern Seite des Beckens anzubringen, wo ich ihn hatte haben wollen.
So geht's also auch. Freilich kann man sich den „Antagonisten“ auch im offenen Kampf stellen. Einmal begegnete ich auf einer Party einem „feindseligen“ Rechtsanwalt, der bei Zorn heimisch war. Ich bemühte mich, nett und freundlich mit ihm zu plaudern, worauf er verdrossen und grob reagierte. In einem fort musste er widersprechen, herausfordern oder mir ins Wort fallen. Ich ließ meine höflichen Manieren fallen und stellte mich auf seinen „Stil“ ein: „Na, Sie scheinen mir ja höchst streitsüchtig zu sein, wie?“ „Was soll das heißen? Ich bin ein friedliebender Mensch!“ „Das glauben Sie doch wohl selber nicht. Sie gehen keinem Händel aus dem Wege, nicht wahr?“ „Das ist ja lächerlich!“ „Keineswegs. Sie lassen ja keinen Menschen zu Wort kommen. Immerzu müssen Sie sofort das Gegenteil behaupten.“ „Das ist ja gar nicht wahr!“ protestierte er. „Sehen Sie da haben wir's schon! Sie lassen mich nicht einen Satz aussprechen, ohne Ihr Veto einzulegen.“ „Nun mal sachte! Sie irren sich. Ich bin, wie gesagt, für gütliche Übereinkunft. An Krachmachen liegt mir gar nichts.“ „Diesen Bären können Sie viel leicht andern Leuten aufbinden, aber nicht mir. Sie würden sich doch zu Tode langweilen, wenn Sie einmal niemanden mehr fänden, an dem Sie herummeckern könnten.“
In dieser Tonart debattierten wir noch eine Zeitlang weiter. Mein Kontrahent wurde immer lebhafter und aufgeschlossener. Später meinte er gut gelaunt: „Soll ich Ihnen mal etwas erzählen? Sie sind ein prächtiger Mensch.“ „Merken Sie das erst jetzt?“
Wir mussten beide lachen, als er sagte: „Na, wir sind uns also einig.“

Der Verkäufer
Ein guter Verkäufer bedient sich instinktiv der Emotionsskala. Ein Kunde zeigt sich oft gleichgültig gegenüber seiner neuen Ware. (Schließlich ist er bis zum heutigen Tag ohne sie ausgekommen, und weshalb soll dies nicht auch in Zukunft so bleiben?).
Wenn Sie sich jedoch auf sein Emotionsniveau einstellen und sein Interesse zu wecken vermögen, wächst auch Ihre Chance, ihm etwas zu verkaufen. Gehen Sie auf seine Liebhabereien ein das wird ihn erfreuen. Ganz beiläufig können Sie ihn dann fragen, wie viele Wagenladungen Schrauben er denn heute benötige.
Nichts wirkt auf Kollegen so entnervend und ansteckend wie das apathische Verhalten eines Verkäufers.
Stellen wir uns vor, in einer Stadt hat ein lange währender der Streik stattgefunden. Die Wirtschaftslage ist kritisch. Jedermann ist vorsichtig und wartet ab. Nur wenige Aufträge werden erteilt. Ihre Verkäufer überlegen sich bereits, ob sie nicht besser zur nächsten Straßenecke marschieren sollen, um mit Sammelbüchsen Almosen zu erbetteln.

Wie können Sie Ihren Leuten moralischen Auftrieb geben?

Leere Versprechungen machen die Situation nur noch schlimmer hüten Sie sich also vor schönen Worten, hinter denen nichts steckt. Weit eher können Sie Ihre Belegschaft aufmuntern, wenn sie offen eingestehen, wie schlimm die Lage ist. Sagen Sie mit einem tiefen Seufzer etwa: „Na, das ist ja eine böse Bredouille. Als ich heute bei der Heilsarmee stand, um mein Süppchen in Empfang zu nehmen, konnte ich mit dem Präsidenten von General Motors sprechen...“
Versetzen Sie sich in die unangenehme Situation Ihrer in Leute. Sie können dabei ruhig ein wenig übertreiben.
Wer übel dran ist, schätzt nichts mehr als das Wissen, dass auch andere übel dran sind. Sobald sie eingesehen haben, dass die Verhältnisse eben momentan schlecht sind, lassen sie ihren Gefühlen freien Lauf. Und das hilft ihnen, in bessere Stimmung zu kommen. Nun können Sie ein freundlicheres Bild der Zukunft malen. Die Argumente der andern Ich spreche absichtlich über die „bewusste“ Anpassung, in weil wir uns ohne hin ständig anpassen, wenn es uns auch nicht immer bewusst wird.
Nicht selten fallen wir dabei herein.
Lernen wir einen Menschen kennen, dann bemühen wir uns zu nächst, so wie er zu empfinden. Zuweilen müssen wir an hinabklettern, um gemeinsame Interessen zu entdecken. Tun wir dies jedoch, ohne dessen gewahr zu werden, dann wird es gefährlich: Am Ende rutschen wir selber auf eine tiefere Empfindungsebene hinab.
Wer einen Menschen bewundert (oder gar als überlegen ansieht), ist besonders gefährdet, falls dieser Mensch auf niedrigerem Emotionsniveau behaust ist. Unweigerlich wird er versuchen, uns auf seine Stufe hinabzuzerren. Angenommen, wir haben eine phantastische Idee, die ein Vermögen einbringen muss. Also eilen wir zu einem angesehenen Fachmann. Begeistert erzählen wir ihm, was uns vorschwebt. Der Mann zeigt sich jedoch gänzlich unbeeindruckt. Da wir nicht imstande sind, ihn zu begeistern, sinken wir automatisch auf ein Stück in die Tiefe.
Schließlich sagen wir uns, dass wir immerhin einen Fachmann vor uns haben, und wenn der nicht zu beeindrucken ist, kann mit unserer grandiosen Idee etwas nicht stimmen.
Es ist halt schwer, heutzutage mit neuen Ideen ein Vermögen zu machen diese Einsicht dämmert uns allmählich. Außerdem holt das Finanzamt einem ja doch das Geld aus der Tasche. Deprimiert ziehen wir von dannen und wundern uns darüber, dass wir auf eine solch alberne Idee kommen konnten. Brav spazieren wir nach Hause und lösen ein Kreuzworträtsel. Wer sich mit Erfolg auf die Gefühlswelt eines andern Menschen einstellen will, muss zunächst einmal selbst oben auf verankert sein. Nur so vermeidet man das eigene Abgleiten. Und nur so bleibt man, wer man ist. Methoden des „Angriffs“ Leute am unteren Ende attackieren ihre Mitmenschen durch ihr Denken, ihr Gefühl und ihr Tun. Ein „apathischer“ Mensch, der sich seines Verstandes bedient, will uns einreden, dass alles sowieso sinnlos sei, dass wir eben Versager wären und dass wir keinerlei Aussichten auf eine anständige Beschäftigung hätten. Unser Leben hätten wir vergeudet. Wer sollte uns demnach schätzen?
Wer mit Gefühlen arbeitet, kann unter Umständen in der Lage sein, uns schachmatt zu setzen. Von ihm geht soviel Deprimierendes aus, dass wir verzagen. Er braucht bloß dazusitzen, und wir merken auch schon, dass es weder für ihn noch für uns Chancen gibt. Die Welt ist ja auf alle Fälle dem Untergang preisgegeben. Die Melancholie, die von ihm ausgeht, wirkt lähmend. Ebenso zerstörerisch ist die Handlungsweise der „Apathie“ Menschen. Ein absolut apathischer Mensch vermag seine Umgebung kaputtzumachen. Alles, woran wir hängen und was wir für lohnenswert halten, ist ihm gleichgültig. Sind Sie zu Ihrem Unglück mit einer derart apathischen Frau verheiratet, dann gnade Ihnen Gott.
Sie wird Ihren Chef beleidigen, Ihren Wagen schrottreif fahren, Ihr Heim verkommen lassen und sich nicht mehr um Ihre Kinder kümmern.
Kein Wunder, dass auch Sie selber dann auf die Stufe der Apathie absacken.
Kurzer Prozess
Falls alle Ihre Versuche fehlschlagen, mit einem emotionell „tiefstehenden“ Menschen fertig zu werden, und In wenn Sie schließlich gewissermaßen auf Ihrem Zahnfleisch gehen, dann sollten Sie kurzen Prozess machen und die betreffende Person davonjagen oder selber flüchten.
Sollen denn ausgerechnet Sie den Märtyrer spielen?
Einen Gefallen tun Sie damit keinem Menschen.
Lachen Sie, und alle Welt lacht.
Wenn Sie indessen weinen, haben Sie sehr bald einen „Mitleid“ Menschen am Hals, der sich Ihrer in liebevoller Weise „annehmen“ will.

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★ 1.b / Die Künste
« am: 28. Oktober 2020, 00:05:11 »
„Irgendwie gefällt mir dieses Gemälde sehr. Aber das da brrrh!“
„Ich hab mir noch nie was aus klassischer Musik gemacht. Sie deprimiert mich einfach.“
 „Vielleicht ist es nicht sehr gut geschrieben. Aber ich habe das Buch trotzdem mit Freude gelesen.“
Ob es den schöpferischen Menschen behagt oder nicht die meisten Leute reagieren auf Kunst rein gefühlsmäßig, denn es ist tatsächlich so, dass und Kunst in direkter Beziehung zueinander stehen. Die Ästhetik bildet ihre eigene Emotion, angefangen vom billigsten Kaufhausprunk bis zur Eleganz eines Meisterwerks. Sie existiert auf jeder Stufe der Emotionsskala (und verläuft im rechten Winkel zu ihr). Deshalb fühlen wir uns zuweilen beim Anblick eines ästhetisch makellosen Kunstwerks niedergeschlagen. Andererseits kann es aber auch geschehen, dass uns eine weniger perfekte Arbeit, die jedoch von hohem Emotionsniveau zeugt, in freudige Stimmung versetzt. Mitunter hören wir jemanden in entschuldigendem Ton erklären: „Ich weiß natürlich, dass das recht gut sein soll, aber mir sagt es nicht zu.“
Keine Frage: Dieser Mensch hat etwas gegen das Emotionsniveau des Künstlers einzuwenden. Vielleicht zieht er Trauriges, Sentimentales, Rätselhaftes, Schreckliches vor jedenfalls etwas, das mehr seiner Empfindungsregion entspricht. Allein auf der Stufe „Traurigkeit“ gibt es Abertauende von Liedern: Schlager, die heute in aller Munde und in drei Tagen vergessen sind, aber auch Stücke von klassischer Schönheit, deren Glanz nie vergehen wird. Sicher haben Sie schon bemerkt, dass die Ästhetik Ihr Gefühlsleben sowohl positiv als auch negativ anzusprechen vermag. Bilder, Bücher, Musik können den Menschen freudig oder melancholisch stimmen.
Müssen Künstler neurotisch sein?
Ein Künstler, der das Leben so darstellen will, wie es ist, muss in der Lage sein, alle Empfindungsbereiche von der Apathie bis zum Enthusiasmus unvoreingenommen zu betrachten. Seine eigene Position auf braucht seine schöpferische Kraft nicht zu beeinflussen. Viele der begabtesten Künstler lebten (oder leben) auf einer niedrigen Emotionsschwelle. Ein Künstler muss nicht unbedingt neurotisch werden, ehe er schöpferische Arbeit leisten kann.
Wenn gleich ein Künstler auch dann zu großen Leistungen fähig ist, wenn er „unten“ weilt, wird er doch wohl dynamischer und geschickter sein, sobald sich sein Emotionsniveau verbessert. Schließlich büßt kein Mensch etwas ein, wenn er auf höhere Gefühlsebenen steigt.
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Im Rampenlicht
Auch für Schauspieler, Dramatiker und Regisseure kann die Kenntnis der Emotionsskala von Nutzen sein. Eine Schauspielerin, die eine dramatische Rolle zu verkörpern hat, wird es weniger schwer haben, wenn sie alle Eigenarten der Stufe Apathie versteht, von denen viele ohne Worte übertragen werden können (Mimik, Gestik, Bewegung, zögernde Reaktion). Ein „Traurigkeits“ Mensch lässt den Kopf hängen. Er starrt zu Boden. Nie gibt er schlagfertige Antwortten. Er seufzt tief. Er ist so mit sich selbst beschäftigt, dass es ihm Mühe macht, sich für andere Leute zu interessieren. Schauspieler können etwas für sich tun, wenn sie einige Sätze nacheinander in allen Empfindungstönen aussprechen.
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Der Schriftsteller
Viele Schriftsteller leben vom Ertrag ihrer Feder recht gut, ohne je etwas von der Emotionsskala gehört zu haben. Unbewusst bedienen sie sich jedoch dieser Methode beim genauen Beobachten und Beschreiben menschlicher Verhaltensweisen. Wenn sie über Menschen schreiben (die es entweder wirklich gibt oder deren Charakter
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1. individuelles Gepräge eines Menschen durch ererbte und erworbene Eigenschaften, wie es in seinem Wollen und Handeln zum Ausdruck kommt
"einen guten, schwierigen Charakter haben"
2. Mensch mit bestimmten ausgeprägten Charakterzügen
"er ist ein übler Charakter"
Unter Charakter versteht man traditionell – ausgehend von der aristotelischen Ethik – und erneut in der modernen Psychologie diejenigen persönlichen Kompetenzen, die die Voraussetzung für ein moralisches Verhalten bilden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Charakter
sie ersinnen), geht ihnen die Arbeit rascher von der Hand, falls sie sich an die Emotionsskala halten. Ihre Gestalten wirken glaubwürdiger. Wäre jedem politischen Publizisten oder Historiker die Methodik der EmpfindungsEmotionsskala bekannt, dann käme er schneller dahinter, ob eine berühmte Persönlichkeit ein hervorragender Staatsmann oder lediglich ein machtgieriger Schurke war. Kürzlich las ich einen Artikel über einen populären, aber umstrittenen Mann. Da er ziemlich einflussreich ist, hätte ich gern etwas über sein Emotionsniveau erfahren. Leider vermochte ich ihn nirgendwo einzustufen, denn der Verfasser hatte sein eigenes Empfinden durch Unterstellungen und leicht verschleierte Kritik in den Vordergrund gerückt. So handeln oft Leute der Stufe „Versteckte Feindseligkeit“, um „Höherstehenden“ eins auszuwischen. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, wusste ich mehr über den Autor als über die von ihm gezeichnete Figur. Gelegentlich umkleidet ein Schriftsteller entweder aus Bewunderung oder auf Weisung des Verlegers seinen „Helden“ mit einem emotionell hohen „Mäntelchen“. Falls jedoch wörtliche Zitate gebracht werden, können Sie das wirkliche Niveau des Beschriebenen feststellen. Dadurch schlagen Sie sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erfahren endlich, wie der berühmte Herr X. tatsächlich ist, und Sie erfahren obendrein, wie es um den Autor bestellt ist. Jeder spielt seine Rolle Als die ersten Höhlenbewohner ihre unbeholfenen Schriftzeichen in die Wände ritzten, wurden sie vermutlich auch schon ermahnt, sich „ihrer Rolle gemäß“ zu verhalten: Sie sollten jeden Charakter so darstellen, wie er nun einmal war. Freilich hat man ihnen wohl kaum genaue Verhaltungsrichtlinien gegeben. Denn von der Emotionsskala wusste damals sicher noch niemand etwas. Wenn Sie sich für das chronische Emotionsniveau einer erfundenen Romanfigur entschieden haben, müssen Sie es so lange beibehalten, bis die Situation ein Steigen oder Sinken rechtfertigt.
Sie können die Handlungen Ihrer Gestalt voraus bestimmen: Reagiert sie bei einer Bedrohung mutig, feige, starrköpfig, oder wird sie sich in einem derart tiefen Gefühlsbereich bewegen, dass sie die Gefahr überhaupt nicht wahrnimmt?
Wird sie aufrichtig sein, wenn sie in Versuchung gerät?
Ist sie bei andern Leuten beliebt oder unbeliebt?
Wird sie durch deren Anwesenheit aktiviert oder deprimiert?
Sie können den im ganzen Dorf bekannten Säufer als einen gutmütigen Burschen oder als einen händelsüchtigen Schläger bezeichnen. Wenn Sie ihn jedoch „ernüchtern“, dann sollten Sie ihn auf der Stufe „Apathie“ unterbringen, wo er mürrisch und in sich gekehrt seine Zeit vertrödelt. Die auf der Schwelle „Zorn“ ansässige Hure weist die nämlichen Charaktereigenschaften auf wie ein brutaler General. Ihre Gestalten können reich, arm, abstoßend, dumm wie Bohnenstroh, prüde, auf charmante Weise unmoralisch, höchst moralisch oder gemein bis auf die Knochen sein. Es steht Ihnen frei, sie schick oder schlampig darzustellen. Sie können einem Indianerstamm angehören oder einer New Yorker Cocktail Party. Die Hauptsache ist: Ihr Emotionsniveau bleibt sich gleich. Gelingt es Ihnen, Ihre Personen anschaulich zu schildern, dann werden sie auf der Stelle von einer Dame der Gesellschaft ebenso schnell erkannt wie von einer biederen Hausfrau in Hintertupfingen.
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Bekannte Figuren der Literatur
Es ist recht unterhaltend, das Emotionsniveau bekannter Gestalten aus Literatur und Filmen zu studieren. Hier ein paar Anregungen: Dieser ausgekochte John Silver aus Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ war fraglos ein apatischen Menschen: Hinter seiner stets freundlichen Miene verbarg er die listigsten Gaunereien. Hamlet tanzte an hinauf und hinunter. Als er indessen sein berühmtes „Sein oder Nichtsein...“ von sich gab, war er ganz gewiss im Stadium tiefsten Grams. Sein Onkel, der König, bietet ein abschreckendes Exempel des unterdrücken den apatischen Menschen: Seine abgefeimte Schurkerei brachte der Reihe nach aller Welt den Tod.
George Bernard Shaw stellt uns in seinem „Pygmalion“ einen apatischen Menschen vor, und zwar in der Person des Henry Higgins. Die beherzte und freimütige Liza Dolittle hin gegen befand sich meist auf der „Antagonismus“ Stufe, wenn gleich sie hin und wie der zu Ausbrüchen neigte, die eigentlich dem „Zorn“ Menschen vorbehalten bleiben. Dass der Professor Higgins ein typisch empfindungsloser Mensch ist, offenbart er in seiner absoluten Unfähigkeit, Lizas Empfindungen auch nur zu begreifen. Freilich bedient er sich gelegentlich der Überredungskünste des apatischen Menschen oder bekommt einen Wutanfall. Nachdem sich die bei den ziemlich demaskiert haben, wählt Shaw (auf glaubhafte Weise) den Mittelweg, um beider Beziehungen gewissermaßen zu glätten: „Beim geringsten Anlass (oder bei gar keinem) schnauzt sie ihn an... Er tobt und schikaniert und tyrannisiert...“
Jacqueline Susann schildert in ihrem Roman „Die Liebesmaschine“ einen gefühllosen Menschen: Robin Stone. Mit einigen knappen Sätzen beschreibt Thomas Berger in „Der letzte Held“ eine bei Apathie angelangte Krankenschwester: „... beleibt, unglaublich neugierig, boshaft... eine jener Personen, die ihrem moralischen Kodex so rückhaltlos frönen wie ein Trinker dem Alkohol... und ging dabei so weit, gehässige Anspielungen zu machen... Eine etwas feinfühligere Person hätte meine gemurmelten Worte als eine Äußerung des Unmuts verstanden, doch Mrs. Burr war Feinheiten gegenüber im mun...“
In Mario Puzos Roman „Der Pate“ werden wir mit dem Empfindungsbereich des Verbrechens konfrontiert. Der Pate selbst ist zwar ab und zu un barmherzig und zornig, befindet sich meist jedoch in „versteckter Feindseligkeit“. „Wir sind doch vernünftige Menschen. Also können wir uns auch auf vernünftige Weise einigen.“ Aber diese vorgetäuschte Freundlichkeit sollte die Tatsache verdecken, dass jeder, der sich ihm nicht fügte, kaltgemacht wurde. Seine mehrfach gezeigten Gefühle, seine Sentimentalitäten und seine Anwandlungen von Güte hatten nur einen Zweck: Wie alle apatischen Menschen wollte er über die andern herrschen. Ungeachtet seiner offensichtlichen Liebe zur Familie, waren seine Angehörigen ständig durch sein Unterweltstreiben Gefahren ausgesetzt. Diese übertriebene Ich Bezogenheit des apatischen Menschen verlangt „unbedingten Gehorsam“. In einem fort glaubt er seine „Ehre“ verteidigen zu müssen, während er sich seinerseits allerlei Verrätereien erlaubt.
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Die Intensität
Ein guter Autor wird auch die Intensität des jeweiligen Emotionsniveaus betonen. Er lässt einige Figuren in den Vordergrund treten, während er andere in den Kulissen zurückhält. Er lauscht das wirkliche Leben ab. Vielleicht zeichnet er einen apatischen Menschen, der amüsant und liebenswürdig ist und den die Frauen verwöhnen. Im Allgemeinen muss man ihm verzeihen. Dennoch ist er im Grunde seines Wesens unzuverlässig, unaufrichtig, unethisch. Manche seiner Späßchen liegen hart an der Grenze. Nicht immer hält er sich an Absprachen, und auch seine Ausdauer ist nicht die beste. Er besitzt alle charakteristischen Eigenschaften des apatischen Menschen, aber dank seines Charmes wird er in der Gesellschaft akzeptiert (nur darf man nicht zu sehr auf ihn angewiesen sein). So sieht der Mensch am unteren Ende der Stufe Apathie aus: Seine Intensität ist gering.
Andererseits begegnen wir im Roman und im Leben häufig auch dem apatischen Menschen, der „ganz da“ ist: Seine Intensität kann böse Folgen haben. Er trägt nämlich zwar noch immer sein gekünsteltes Lächeln zur Schau, ist im Geheimen jedoch derart dem Destruktiven verfallen, dass er allerorten Unheil stiftet. Diese beiden Apathie Typen unterscheiden sich lediglich durch ihre Intensität. Ein „Apathie“ Mensch kann so gut wie nie in Erscheinung treten. Ein zweiter indessen hockt vielleicht trübsinnig in der Ecke und schweigt sich aus. Obwohl er kein Wort von sich gibt, lähmt er alle, die mit ihm in Berührung kommen, durch seine absolute Hoffnungslosigkeit. Realistik und Romantik.
Seit einigen Jahren werden wir durch eine ganz spezielle Art von „Realismus“ beglückt.
Die Anhänger dieser Denkweise halten das Leben und die Welt für einen riesigen Dreckeimer. Sie behaupten, dass sie die Dinge so sähen, wie sie halt seien. Also führen sie uns geradezu genüsslich alles Hässliche vor Augen: Trunksucht, Arglist, Süchte, Prostitution, Verbrechen, Verderbtheiten, Mord, Elend, Jammer in jeder weder Form.
Ein wirklich realistischer Mensch weist indessen nicht bloß auf den Dreck hin, sondern macht auch auf die Rosen im Garten aufmerksam. Natürlich werden sich stets Leute finden, die den Erzeugnissen eines Schriftstellers Beifall spenden gleichviel, auf welchem Emotionsniveau er angesiedelt ist.
Der Glaube an die „Unverwundbarkeit“ solcher beliebten Gestalten wie Sherlock Holmes oder James Bond bereitet vielen Menschen nun einmal Vergnügen. So lange sie von deren Heldentaten lesen, sind sie dem tatsächlichen Leben entrückt und wähnen sich selbst für „unbesiegbar“.
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Der Wendepunkt
Jede erfundene Handlung bedarf mindestens eines Wendepunkts, denn ohne ihn wäre die ganze Geschichte langweilig. Ein armes Waisenkind wird plötzlich aller Sorgen ledig. Ein notorischer Krimineller fasst den Entschluss, sich endlich auf die rechte Bahn zu begeben. Ein ungetreuer Ehemann sieht ein, dass er seine Frau doch mehr liebt als alle andern. Wir alle müssen Entscheidungen treffen, die unser Leben ändern. Der Schriftsteller muss dies bei seinen Figuren weitaus häufiger tun: Sie können „aus der Rolle fallen“, wann immer er es für angebracht hält.

Wenn ein Mensch von einer großen Aufregung, einem schweren Verlust oder einer argen Enttäuschung betroffen wird, fällt er eine Entscheidung, die oft den bis herigen Verlauf seines Daseins verändert. Eine derartige Entscheidung wird fast im mer dann gefällt, wenn er sich auf einem niedrigen Emotionsniveau befindet (zwangsläufig bedingt durch das Erlebnis). In diesem Zustand ist er kaum jemals in der Lage, seine Situation so sachlich zu überschauen, wie dies in oberen Stimmungsbereichen möglich wäre. Jede Entscheidung, die unter derartigen Umständen getroffen wird, ist von emotionell „tiefem“ Niveau. Während solcher Depressionen finden manche Leute, dass es sich nicht lohne, seinen Mitmenschen allzu viel Zuneigung zu schenken. („Ich werde nie wieder jemanden lieben können.“) Auch das Vertrauen lässt nach. („Du kannst ja doch keinem glauben.“) Man legt weniger Wert auf den Umgang mit andern. („Ich werde mir den Mund nicht noch einmal verbrennen.“)
In derartigen Momenten werden Kurzschlusshandlungen vollzogen: Man verlässt die Schule, zieht in eine andere Stadt, betrinkt sich maßlos, will künftig keiner Frau mehr über den Weg trauen, will nie wieder die Wahrheit sagen oder jemandem behilflich sein. Nehmen wir an, der eiskalte Killer (auf Stufe „Gefühllosigkeit“) zielt auf einen Polizisten, verletzt aber statt seiner ein kleines Mädchen. Sogleich wird er von Gewissensbissen gequält und versucht nun, das Kind und dessen Eltern mit Geschenken und Geld zu überschütten. Vielleicht hält ihn die „Gesellschaft“ jetzt für einen im Grunde doch „guten“ Menschen. Ein Schriftsteller, der dieses Motiv verwendet, sollte jedoch wissen, dass sich der Gangster lediglich auf die Stufe „Wiedergutmachung“ zurückgezogen hat.
Das heißt: Er wird nach diesem Intermezzo weiterhin labil und schwach bleiben.
Will ein Autor eine Romanfigur zu einem „ordentlichen“ Menschen werden lassen, dann muss er die äußeren Umstände so gestalten, dass der Mann die Möglichkeit findet, auf zu steigen.

Nach einem Vortrag kam ein junger Dramatiker zu mir und er klärte: „Ich habe erst kürzlich von der Emotionsskala gehört. Zurzeit arbeite ich an einem neuen Stück, das beinahe fertig ist. Jetzt, nachdem ich Sie angehört habe, stelle ich ja fest, dass meine Heidin ein „Traurigkeits“ Typ ist. Ich möchte aber nicht, dass sie am Schluss noch immer auf dieser Stufe ist. Um ihre Empfindungswelt zu ändern, müsste ich jedoch fast jede Szene umschreiben.
Gibt es denn kein glaub würdiges Mittel, ihr Niveau zu heben?“
„Doch“. „Führen Sie irgendeinen Wendepunkt herbei, der auf etwas Positivem fußt. Vermeiden Sie also das Negative. Geben Sie der Person die Chance, etwas zu erreichen, wonach sie strebt. Vielleicht können Sie die Sache so drehen, dass sie beispielsweise jemanden verlässt, der sie unterdrückt.“ Ein Mensch am unteren Ende kann oft schon durch einen geringfügigen Erfolg geradezu aufwärts „schnellen“.
Einer Hausfrau gelingt ein Kuchen besonders gut.
Ein Mann bringt seinen sonst immer widerspenstigen Automotor sogleich zum Anspringen.
Ich schlug diesem Dramatiker außerdem vor, er möge seine Person langsam die einzelnen Gefühlsbereiche nach oben durchziehen lassen. „Sie könnte etwa plötzlich mehr Interesse für ihre Mitmenschen an den Tag legen. Dadurch würde sie mehr Lebensmut gewinnen und eine größere Bereitschaft, allen Hindernissen zu trotzen.
Je schöner die Erfolge sind, die Sie ihr zugestehen, umso höher steigt sie naturgemäß. Das wird jedermann einleuchten.“
Seine Miene hellte sich auf, und er beschloss, meinem Rat zu folgen.
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Selbsterkenntnisse
Will ein Schriftsteller einen ausgesprochen bösartigen Menschen darstellen, der nach einem ungewöhnlich harten Verlust fortan „nett“ sein möchte, dann muss er bedenken, dass dieser Entschluss ja in einer „Traurigkeits“ Phase gefasst wird. („Ich muss ein anderer Mensch werden. Ich füge andern zu viel Leid zu.“)
Ein Autor, der eine Person partout mit einem „goldenen Herzen“ ausstaffieren will, sollte sich vor Augen halten, dass dieses Herz auf den Ebenen Mitleid „vergoldet“ wird. Soll eine Romanfigur von selber „erkennen“, dass sie bislang feig oder faul war und sich nun zu einem „edlen“ Menschen läutern möchte, dann muss sich der Verfasser einen gangbaren Weg einfallen lassen, der in die Höhe führt.
Und dies muss geschehen, ehe die Gestalt sich an die Verwirklichung des Vorsatzes macht.
Solange jemand auf niedrigem Emotionsniveau verweilt, ist er nämlich gar nicht im stande, die Wahrheit über sich selber einzusehen. Am unteren Ende sind so genannte Erkenntnisse meist nichts anderes als holder Trug.
Klettert ein gefühlsmäßig „tiefer“ Mensch wieder nach oben, dann muss er auch den „Zorn“ Bereich durchwandern, was ein ganz natürlicher Wendepunkt ist. Auf dieser Stufe wird der frühere „Feigling“ sagen: „Mir reicht dieses ewige Plärren. Ich habe die Nase voll. Von jetzt an werde ich auf den Tisch hauen. An mir sollen sich die andern nicht mehr ihre dreckigen Schuhe abwischen.“
Ist er erst einmal in der Lage, überhaupt zornig zu werden, sieht er auch die Möglichkeit, noch höher zu steigen.
„Zorn“ ist jene Ebene, auf der es zum entscheidenden Kampf kommt: zur direkten Konfrontation.
Ein Schriftsteller, der eine Person nach „oben“ bringen will, darf den „Zorn“ Bereich nicht übergehen. Dies entspräche nicht der Wirklichkeit. Zuweilen lesen wir wahre Begebenheiten über Menschen, die nach schlimmen Erfahrungen plötzlich den „Augenblick des Erwachens“ erleben. Dergleichen kann einem emotionell hochstehenden Menschen widerfahren, der durch einen schweren Rückschlag niedergeworfen, gleichzeitig aber auch bereichert wird. Die Folge: Er gelangt über kurz oder lang wieder nach oben.
Ein Beispiel: Ein „konservativer“ Mann kommt bei einem Autounfall fast ums Leben. Während seiner langen Genesungszeit fühlt er sich so schwach und hilflos, dass er an Selbstmord denkt. Schließlich nach qualvollen inneren Kämpfen kann er sich jedoch an ein Hoffnungsfädchen klammern. Allmählich kehren die Kräfte zurück, die es ihm ermöglichen, wieder auf zu steigen. Nach einiger Zeit ist sein Emotionsniveau höher denn je. Er freut sich des Lebens, denn er war jener Schwelle nah, von der es keine Umkehr gibt. Wenn er ein hübsches Mädchen trifft, küsst er es. Wenn beim Aufwachen die Sonne scheint, ist der junge Tag einfach herrlich für ihn. Regnet es jedoch, dann findet er den Tag auch herrlich. Er hat auf seinem Krankenlager viele Hemmungen abgestreift, die sein Alltagsleben früher wie in ein Korsett eingepresst hatten. Jetzt empfindet er ein tieferes Vergnügen als vor seinem Unfall. Er weiß nun, wie schön das Leben sein kann. Viele andere indessen, die gleichfalls eines Tages ihren „Augenblick des Erwachens“ durchmachten, haben lediglich bei einer philosophischen „Apathie“ Zuflucht gefunden. Entscheidend ist bei derartigen Erlebnissen die Frage: Was hat der Mensch nach seinem „Umschwung“ getan?
Ist er aktiver geworden, oder ergibt er sich tiefsinnigen Grübeleien über die Bedeutung eines Grashalms?
Wenn sich ein Mensch von jetzt auf nachher für eine mystische, okkulte oder symbolische Deutung aller Dinge interessiert, liegt der Schluss nahe, dass sein Ehrgeiz irgendwie Schaden genommen hat. Er ist ohne Aufhebens in den stillen Bereich der Apathie abgeglitten. Nun erklärt er alles und jedes durch Sterne, Zahlen und Sinnbilder, die auf geheimnisvolle Weise vorherbestimmt seien und die er nicht beeinflussen könne.

Das Milieu des Künstlers
Wahre Schöpferkraft kann sich nicht entfalten, wenn das Milieu sie beengt. Der Künstler muss sich seine Umgebung sorgfältig aussuchen, wenn er nicht in seinem Schaffen behindert werden will.
Je größer der Erfolg eines Künstlers ist, umso mehr gefühlsmäßig tiefstehende Leute hängen sich wie die Kletten an ihn. In dieser Lage ist falsche Rücksichtnahme verderblich.
Der schöpferische Mensch braucht einen klaren Kopf und eine ruhige Umgebung.
Wer seine Träume Menschen anvertraut, die einer niedrigen Gefühlswelt verhaftet sind, wird bald die traurige Erfahrung machen müssen, dass sie von jenen Kreaturen vernichtet werden. Sehen Sie sich doch einmal in Ihrem Freundes und Bekanntenkreis um: Wie viele faseln immerzu von Geschichten oder Liedern, die sie vor Jahren oder Jahrzehnten schon schreiben wollten, nur „kamen sie halt nie dazu“, sie zu schreiben, denn sie haben sich Leuten angeschlossen, die unterhalb der Stufe Zorn behaust sind. Sie haben längst aufgegeben...

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Die Kritiker
Man ist gut beraten, wenn man sich in einem Winkel verkriecht und dort seine eigene Arbeit bewundert, anstatt sie einem Menschen zur Kritik anzuvertrauen, der zur Kritik außerstande ist. Die schöpferische Kraft ist in vielen Fällen sehr verwundbar, und ein junger Künstler wird häufig entmutigt, falls seine ersten Bemühungen sogleich einer erbarmungslosen Kritik ausgesetzt werden. Ein bekannter Autor zeigte einst einem Freund ein noch unvollendetes Manuskript. Der Freund äußerte sich kritisch, worauf der Autor seine Arbeit in die Schublade legte. Erst nach einem Jahr, als er sich von dem vernichtenden Urteil erholt hatte, war er imstande, das Buch zu beenden. Es wurde ein Bestseller.
Sie mögen einen in der Öffentlichkeit angesehenen Kritiker wählen, den alle Welt schätzt, und dennoch die schlimmsten Erfahrungen mit ihm machen. Interessieren Sie sich vernünftigerweise zunächst einmal für sein Emotionsniveau. Er mag auf seinem Gebiet durchaus beschlagen sein. Gehört er jedoch einem niedrigen Gefühlsbereich an, wird seine Kritik unweigerlich negativ ausfallen was Ihnen und Ihrer Arbeitskraft sehr schaden kann. Unterhalb der Stufe Zorn ist eine konstruktive Kritik nicht mehr möglich. Während mehrerer Jahre lernte ich eine ganze Reihe von Sprachwissenschaftlern kennen. Auf der Schule hatte ich es mit einer Lehrerin zu tun, die zu den „Gelangweilten“ zählte. Ihre Kritik beschränkte sich auf die Korrektur von grammatikalischen Fehlern. Sie vermochte ein Talent weder zu ermutigen noch zu entmutigen. Dem nach war sie recht harmlos, freilich aber auch alles andere als eine vorbildliche Lehrerin. Später begegnete ich einem Dozenten, der in einem Kursus über Aufsatzlehre gern philosophische Themen aufgriff. Der Mann war ein „Antagonist“. Er warf der Klasse Bälle zu. Es kam zu hitzigen Debatten. Das war zwar recht unterhaltend. Über das Handwerk des Schreibens erfuhren wir indessen nichts. Dann geriet ich an einen Professor, den man als „Mitleid“ Bündel bezeichnen konnte. Er brachte soviel Verständnis für die Zerbrechlichkeit der künstlerischen Natur auf, dass er nie auch nur ein Sterbenswörtchen hören ließ, das kritisch oder konstruktiv gewesen wäre. Er stellte uns nicht einmal Aufgaben. Sein Unterricht war völlig „frei“. Also auch frei von Hilfe. Der Lehrer, der uns am meisten schadete, war ein apatischen Menschen. Seine Spezialität bestand darin, das Vertrauen seiner Schüler zu untergraben. Hatte man eine Frage oder wollte man einen Rat, dann erwiderte er kurzangebunden: „Wenn Sie etwas über Gleichnisse erfahren wollen, müssen Sie Georgia Portly Lament lesen.“ In einem fort berief er sich auf irgendwelche Bücher, die keiner von uns kannte und die auch nirgendwo zu bekommen waren. Seine Kritik war stets nichtssagend und verallgemeinend.

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★ 1.b / Gruppenbildung
« am: 27. Oktober 2020, 00:33:36 »
 Fall Sie nicht gerade in einer Höhle unter dem ewigen Eis des Nordpols hausen, werden Sie den Kontakt zu andern Leuten wohl kaum ausschließen können. Ob Sie wollen oder nicht, man wird Sie nötigen, sich dieser oder jener Gruppe anzuschließen. Man wird Sie um Spenden bitten. Man wird Sie um Ihre Mitgliedschaft in Vereinen, Clubs und Parteien ersuchen.
Heutzutage ist diese Grüppchenbildung stärker denn je. Nur wenige von uns sehen sich vor ein Problem gestellt, mit dem ein reicher Junggeselle zu schaffen hat, und das mir neulich zu Ohren kam: Er wollte sein Vermögen nach seinem Tod einer wirklich lohnenswerten Sache stiften, war jedoch außerstande, eine solche zu finden. Freilich ist das Dilemma dieses Mannes verständlich. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich mit geradezu rasender Geschwindigkeit verändert. Mehr als jemals zuvor brauchen wir Richtlinien, um bestimmen zu können, welche unserer sich ständig verschiebenden Werte gesund sind und welche sich möglicherweise als selbstmörderisch auswirken können. Tag für Tag werden uns die Ohren mit abgedroschenen Plattitüden vollgeschrieben. Wir bedürfen eines verlässlichen Urteilsvermögens, so dass wir die überlieferten Wertvorstellungen, die noch brauchbar sind, ebenso einschätzen können wie die neuen Maßstäbe des Raketenzeitalters, um die sich kein Bogen schlagen lässt.
Vielleicht geben Ihnen diese fünf Punkte Hinweise auf die Nützlichkeit einer Vereinigung, der Sie eventuell beitreten wollen:
1. Welches Ziel hat diese Gruppe?
2. Auf welche Art und Weise will sie dieses Ziel erreichen?
3. Wer führt die Gruppe?
4. Was tut sie wirklich?
5. Was hat sie bis heute erreicht?

Das Ziel natürlich haben nicht alle Mitglieder einer Vereinigung dasselbe Niveau. Den noch lässt sich das fixierte (oder nicht fixierte) Ziel auf einer Stufe einordnen. Ein Mensch mit hohem Emotionsniveau wendet sich beispielsweise gegen alle Bestrebungen, die auf das Zerstören ausgerichtet sind. (Das Gegenteil: Jene, die alles in den Kot zerren wollen.) Er wird sich folglich an allen Maßnahmen beteiligen, die der Rehabilitation, dem wahren Fortschritt, der Erziehung dienen. Möglich, dass er nur einfach fröhlich sein will im Kreise Gleichgesinnter. Wer „ganz oben“ ist, macht sich Gedanken über die Zukunft. Die Wiederbelebung der Vergangenheit und die Konservierung der Gegenwart beschäftigen ihn weniger intensiv. Viele Clubs wurden nur zum Vergnügen der Mitglieder ins Leben gerufen (man denke an Leute, die Skat spielen, Volkstänze pflegen oder ähnliches). Andere hingegen fordern die Vertiefung familiärer Beziehungen und die Pflege überlieferten Brauchtums (Eltern und Lehrer Verbande, Vereine für Denkmalspflege). Wiederum andere Organisationen sind von Nutzen für einzelne Berufssparten (Gewerkschaften, ethnische Gruppen, Wohltätigkeitsvereine, staatliche Verbände, politische Parteien).
Manche Gruppen tun sich zusammen, um etwas für die Wohlfahrt der Menschheit zu unternehmen (Familienplanung, medizinische Forschung etc.).
Andere interessieren sich für das Leben der Pflanzen und Tiere (Konservatoren, Tierschutzvereine).
Einige versuchen, die Erde und also die Menschheit vor der Selbstvernichtung zu bewahren (Friedensbewegungen, Umweltschützer, die „Vereinten Nationen“).
Wieder andere Organisationen setzen sich mehr oder Hab weniger ernsthaft mit dem Fremdartigen und Unerforschten auseinander (Astrologie, Spiritisten, „Ufo“ Spezialisten).
Und schließlich gibt es noch Gruppen, die sich für die Verständigung aller Menschen und ihr Verhältnis zum Universum zusammenschließen (Glaubens gemeinschaften, philosophische Bewegungen).
Eine emotionell hochstehende Gruppe mit großem Wirkungskreis ist am Fortbestand der Menschheit sowohl in materieller als auch in geistiger Hinsicht interessiert. Freilich kann der eine oder andere nebenbei auch einem Skatclub angehören.
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Die Wege zum Ziel
Nicht selten können wir beobachten, dass ein hochgesteckter Vorsatz durch weitaus profanere Mittel erreicht werden soll. Eine militante Gruppe etwa mag behaupten, sie wolle nichts anderes als die Nation retten, während sie in Wirklichkeit Menschenleben auslöscht und Häuser dem Erdboden gleichmacht. Hunderte von Wohltätigkeitsvereinen verfolgen das Ziel, Unglücklichen unter die Arme zu greifen. Sie lösen aber letzten Endes die Probleme nicht: Sie bemühen sich lediglich um die Gunst anderer. Eine derartige Hilfe ist eher schädlich als heilsam.
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Führereigenschaften
Oft hängt die Wirkung einer Gemeinschaft einzig und allein von der Persönlichkeit des „Führers“ ab einem kraftvollen Mann, der Charisma ausstrahlt. Es ist von größter Bedeutung, den chronischen Gefühlsbereich eines solchen Mannes richtig einzuschätzen, um zu erfahren, ob er den Bestand der Gruppe zu garantieren vermag oder nicht. Fällt die Leitung einer Person zu, die zwar Charisma besitzt, je doch das Ganze ihren eigenen unethischen Zwecken untertan macht, dann werden alle bisherigen Bemühungen sich negativ auswirken so positiv sie bislang auch gemeint waren.
Haben Sie den Eindruck, die Führung der Gemeinschaft befinde sich in guten Händen, ohne sich dessen noch ganz sicher zu sein, dann seien Sie auch weiterhin wachsam.
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Wirksamkeit
Ein Schwindler entlarvt sich leicht, wenn Sie ihm die Frage stellen: Was er reicht die Gruppe tatsächlich?
Etwa das, was sie zu erreichen trachtet und vorgibt?
Falls diese Frage bejaht werden kann, ist alles in Ordnung. Es kommt indessen immer wieder vor, dass eine Gemeinschaft zwar die besten Vorsätze hat, nach den löblichsten Zielen strebt, überzeugend geführt wird, aber trotz allem ein Manko aufweist: Stehen die Aktivitäten wirklich auf hohem Niveau?
Wenn wir diese Frage ernsthaft untersuchen, werden wir bald dahinter kom men, dass Herr Y., ein zungenfertiger apatischen Menschen, der die „Gesellschaft zur Rettung der Unterdrückten und Verlassenen“ leitet, ein Scharlatan ist. Lüften wir nämlich den Schleier ein wenig, der diese pompöse Gesellschaft verbirgt, dann erkennen wir rasch, dass die Unterdrückten noch immer unterdrückt und die Verlassenen nach wie vor verlassen sind. Herr Y. allerdings braust in einem schicken Ferrari durch die Lande und feiert in seiner Villa mit zwanzig Zimmern rauschende Feste. Und dies alles ohne ein anderes Einkommen. Was wurde erreicht?
Erreicht eine Gemeinschaft ihr Ziel, indem sie mehr aufbaut als zerstört? Anfangs trugen die Gewerkschaften viel dazu bei, einen finanziellen Ausgleich zwischen skrupellosen Industriellen und ausgepowerten Arbeitern zu schaffen. Heutzutage freilich schwingt das Pendel zuweilen in die andere Richtung. Vor einiger Zeit rief die Gewerkschaft der Arbeiter zu einem zeitlich ungünstigen Streik auf, der die bereits mit Schwierigkeiten kämpfende Wirtschaft noch stärker lähmte. Die Gewerkschaft erzielte für alle ihre Mitglieder eine jährliche Lohnsteigerung. Doch schon wenige Monate später musste sie das Management um Hilfe angehen, denn zwei Probleme türmten sich auf: Alkoholismus und Drogenmissbrauch waren nun die häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle am Fließband. Es ist kaum verwunderlich, dass viele Arbeiter apathisch werden, wenn sie mehr und mehr Lohn für weniger Arbeit bekommen.
Wie soll ein Individuum seinen eigenen Charakter wahren, wenn seine Lohntüte dicker wird, es selber aber keine Gelegenheit findet, die entsprechende Gegenleistung zu erbringen?
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Die ideale Gemeinschaft
Nur Menschen auf hohem Emotionsniveau sind imstande, weitgesteckte Ziele zu erreichen, echte Lösungen zu finden, positiv zu wirken. Selbstverständlich soll hier nicht der Versuch unternommen werden, diese oder jene Gruppen und Verbände zu analysieren. Anhand einiger Erläuterungen wird es Ihnen jedoch leichter möglich sein, den „Fünf Punkte Test“ zu Ihrem eigenen Nutzen anzuwenden.
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Wohltätigkeitsvereine
Viele Universitäten, medizinische Forschungsinstitute, Glaubensgemeinschaften und Vereine sind zum Teil wenigstens auf die finanzielle Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen. In einem fort werden wir mit Spendengesuchen für alle möglichen Zwecke bombardiert. Dadurch sieht sich mancher geradezu auf die Stufe der „Gunstbemühung“ genötigt.
Wollte ich jeder Organisation, die mich um meine Mithilfe bittet, auch nur eine geringe Spende geben, dann würde ich selber bald auf die mildtätigen Gaben meiner Mitmenschen angewiesen sein.
Daraus habe ich meine Lehre gezogen: Ehe ich mich zum Griff ins Portemonnaie überreden lasse, richte ich mich nach dem „Fünf Punkte System“. Leicht abgeändert können diese Punkte auch auf jeden beliebigen Menschen angewandt wer den, den Sie finanziell unterstützen.
Spricht mich eine wohltätige Gesellschaft an, die an mein „gutes Herz“ appelliert, den Bedürftigen aber nicht wirklich hilft, dann wehre ich mich entschieden gegen diese Bettelei.


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Drogenentzug
Fast zahllos sind die Gruppen, die den Drogenmissbrauch einzudämmen versuchen. Während die meisten so gut wie gar keine Wirkung erzielen, ist die Tätigkeit anderer segensreich. Vor nicht allzu langer Zeit unterstützte die amerikanische Regierung solche Programme, die einem späteren Bericht zufolge „gänzlich fehlschlugen“.
Angeblich scheiterte das Unternehmen, weil die Leiter dieser Gruppen sofortige Abstinenz verlangten. Die jungen Leute indessen, die sich an diesem Hilfsprogramm beteiligten, sahen durchaus nicht jede Droge als schädlich an. Da es in dieser wesentlichen Frage zu keiner Übereinstimmung kam, war es um die Resultate verständlicherweise kläglich bestellt. Hingegen wurde vor Jahren im Staatsgefängnis von Arizona eines der erfolgreichsten Entzugsverfahren organisiert. Das Programm wurde von einem Mann ausgearbeitet, der neunzehn Jahre lang heroinsüchtig gewesen war. Das Verfahren beruht auf Methoden, die ohne chemische Mittel auskommen. Stattdessen veranstaltet man Trainingsstunden und gemeinsame Studien. Dadurch wurde bei geringfügigem finanziellem Aufwand eine achtzigprozentige Heilung bei stark Drogensüchtigen erzielt.
Rehabilitations Bemühungen, die sich auf physische oder geistige Heilung beschränken, erreichen selten mehr als eine zehn bis dreizehnprozentige Heilung. Die Methoden, derer sich mittlerweile verschiedene Gefängnisse bedienen, konzentrieren sich ausschließlich auf das Geistige und Seelische des Menschen. Das Resultat: selbstsichere Individuen, die sich oben aufbefinden und ihr Leben mit neuen konstruktiven Zielen beginnen.
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Da nur Freiwillige an dieser Methode teilnehmen, sind die Erfolgsaussichten groß.
Die Ergebnisse bestätigen die Richtigkeit des Verfahrens.

Zusammenfassung:
Viele Gruppen erregen das Interesse von Menschen eines bestimmten Emotionsniveaus. Ein „Mitleid“ Mensch schließt sich vielleicht einem Geselligkeitsverein an, obwohl er in Wahrheit gar keine besonders menschenfreundliche Gefühle hegt: Durch diesen Schritt möchte er vielmehr sein wahres Ich tarnen.
Leute, die chronisch auf den Stufen „Zorn“ und „Antagonismus“ zu Hause sind, werden sogleich zur Stelle sein, wenn es irgendwo zu Protesten kommt, denn sie lieben nun einmal nichts mehr als den Krawall.
Viele im „Furcht“ Bereich angesiedelten Personen werden ihnen auf dem Fuße folgen, weil der Protest sie „lebendiger“ macht.
Hinter den Kulissen der organisierten Gewalttätigkeiten treffen wir den listigen Apathie und den Verschlagenen an.
Neulich berichtete ein Reporter über einige im Geheimen gemachte Filmaufnahmen. Sie zeigten tumultarische Szenen auf einem Universitätskampus. Höchst interessant war, dass jene, die am lautesten nach Blut geschrieen hatten, sich klammheimlich davonmachten, als es tatsächlich zu Schlägereien kam.
Sie verstanden es zwar äußerst geschickt, die Gemüter zum kochen zu bringen. Ebenso geschickt verstanden sie es aber auch, in der Menge unterzutauchen und damit der Festnahme zu entgehen.
Wenn Sie sich Ihren Umgang aussuchen wollen, dürfen Sie vor allem eines nicht vergessen: Jeder Mensch verrät seinen Empfindungsbereich durch seine Absichten, seine Ziele, seine Aktivitäten.
Ebenso aufschlussreich ist die Person des Mannes, den er als „Führer“ anerkennt.
Am allerwichtigsten jedoch ist das, was bei seinem Tun „herauskommt“.


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★ 1.b / Büro und Arbeit
« am: 26. Oktober 2020, 00:40:54 »
Und wie läuft es im Büro und der Arbeit?
Man führte mich in das Büro des Verkaufsleiters. Ich beschrieb kurz den Artikel, den ich von seiner Firma hergestellt haben wollte, und bat so dann um einen Kostenvoranschlag sowie um die Angabe des Liefertermins. Der Mann schien sich zu fragen, ob ich den Artikel denn überhaupt werde absetzen können. Dann bat er mich, die Details noch einmal anzugeben. In vagen Worten sprach er über die Schwierigkeiten, die bei der Produktion entstehen würden. Nachdem ich eine geschlagene halbe Stunde voller Ausdauer geredet hatte, rückte er endlich mit dem Geständnis heraus, dass die Lieferzeit mindestens drei Monate (wenn nicht noch länger) betrüge. Daraufhin kramte er eine Weile in Papieren und gab endlich zu, dass er jetzt noch nicht in der Lage sei, einen ungefähren Kostenvoranschlag zu machen. Der Verzweiflung nahe, rang ich diesem Menschen das Versprechen ab, mir so rasch wie möglich seine Vorschläge mitzuteilen.
Fazit: Ein Mensch auf niedriger Emotionsstufe.
Ach, du meine Güte!
Wenn auch alle übrigen Leute in diesem Betrieb derarti ge Leimsieder waren, würde ich bis ans Ende meiner Tage warten müssen. Also wandte ich mich an ein anderes Unternehmen. Dort wies man mich sogleich an den Direktor. Ich sagte ihm, was ich wünschte, und er machte sich Notizen. Dann stellte er ein paar knappe Fragen und erklärte: „Geht in Ordnung. Wir liefern in drei Wochen. Den Preis werden wir auch gleich haben.“
Ich erholte mich von meinem Schock. Man bedenke: Drei Monate hatte der andere „Geschäftsmann“ gesagt. Dieser hier sprach von drei Wochen. Er hantierte an einer Rechenmaschine, telefonierte, und schon wusste ich, wie viel ich zu blechen haben würde.
So geht's also auch. Natürlich erteilte ich diesem Mann augenblicklich den Auftrag.
Die ganze Angelegenheit hatte eine Viertelstunde gedauert. Welch eine Erleichterung! Und welch ein Unterschied zu dem andern Betrieb! Ich hatte einen Mann auf hohem Emotionsniveau getroffen. Meine Hoffnungen wurden nicht getäuscht: Die Lieferung erfolgte pünktlich. Eine Woche nach Erhalt meiner Ware trudelte der Kostenvoranschlag der zuerst von mir besuchten Firma ein. Nun, diese Leute wollten doppelt soviel Geld haben! Die Empfindungshöhe beeinflusst den Menschen bei seinem Fortkommen. Leitet er ein Unternehmen, dann regt er naturgemäß auch sein Personal an. Die Firma, an die ich mich zunächst gewandt hatte, machte denn auch bald bankrott.
Bei der andern indessen gibt ein Kunde dem nächsten die Klinke in die Hand.
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Die Berufswahl
Wer in einem Betrieb beschäftigt ist, der von aufgeschlossenen Leuten geführt wird, findet Freude an seiner Arbeit. Das Betriebsklima wird seine Begabung und seinen Ehrgeiz fördern. Heutzutage kann man kein Buch mehr nach seinem Schutzumschlag beurteilen, denn es kommt vor, dass eine tiefschürfende Abhandlung über südafrikanische Bären als Anreiz mit dem Foto eines neckischen Nackedeis geziert ist. Eine Firma hingegen kann man nach ihrem Empfangsraum beurteilen. In einem Betrieb, der „in Form ist“, bewegen sich die Angestellten schnell und beantworten Fragen aus dem Handgelenk. Im Vorübergehen finden sie noch die Zeit zu einem Scherzwort. Personal, das sich indessen in grimmiges Schweigen hüllt und nur verdrossen seine Arbeit tut, dabei jedoch heimlich über andere lästert, lässt den Schluss zu, dass der Chef ein Tyrann ist. Wenn sich die Leute stunden langem Kaffeeklatsch hingeben, liegt die Schuld bei der Geschäftsleitung, die gelinde gesagt auf den Emotionsstufen Gunstbemühung“ oder „Mitleid“ angelangt ist.
Von solchen ersten Eindrücken sollten Sie sich ruhig beeinflussen lassen. Halten Sie sich vor Augen, dass ein auf hoher Stufe stehender Chef Ihnen mehr geben kann als die großzügigste Sozialleistung.
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Der „Chef“
Ein Bewerbungsschreiben enthält viele Angaben. Eine freilich werden Sie vergeblich suchen: Wie ist die Einstellung des Betreffenden gegenüber dem Leben? Falls Sie jemanden engagieren, sind Sie besser beraten, wenn Sie einen gefühlsmäßig hochstehenden Menschen ohne Erfahrung wählen, als einen, der die Branche zwar aus dem Effeff kennt, aber den unteren Emotionsbereichen verhaftet ist. Sie können nämlich dem Ersteren viel leichter etwas beibringen, als das Gefühlsleben des Letzteren ändern. (Ich meine natürlich Leute, die chronisch „ganz unten“ verweilen.) Ein Experte vermag vielleicht auch ihnen zu helfen. Will man jedoch ein Unternehmen leiten, das etwas abwirft, dann bleibt einem keine Zeit, sich mit der lädierten Gefühlswelt seiner Angestellten zu beschäftigen. Es gibt „Fachleute für Leistungsfähigkeit“, die behaupten, man könne Moral und Arbeitskraft dadurch steigern, indem man die Bürowände moosgrün anstreiche, die Leute mit Gassenhauern beriesele und hübsche (natürlich blonde) Sekretärinnen ihr Wesen treiben lasse. Gewiss vermag eine ästhetische Umgebung den Menschen zu „lockern“. Auf lange Sicht gesehen ist es aber zweifellos empfehlenswerter, emotionell Hochstehende zu engagieren und sie anständig zu behandeln. Man mag noch so laute Musik in die Räume schmettern, die Wände noch so knallig anpinseln und noch so aufreizende Blondinen in die Schlacht werfen den Menschen, der gefühlsmäßig „unten“ ist, ficht dies nicht weiter an.
Mir fällt da ein gutes Beispiel ein: Eine talentierte Frau zog gemeinsam mit einem angenehmen jungen Mann eine Werbeagentur auf. Ihre Aufgabe bestand darin, Aufträge hereinzuholen, während er sich um das Innerbetriebliche kümmerte. Die beiden wurden rasch bekannt und wohlhabend. Die Frau konnte gar nicht oft genug von der brillanten Geschäftstüchtigkeit ihres Partners schwärmen. Dann kam es zum Krach, und sie hatte nun die Verantwortung allein zu tragen. Einige Zeit später sagte sie noch immer verwirrt durch das Geschehene: „Er war ja so charmant! Aber das alles war bloß Maskerade. Nie konnte er eine Sache zu Ende bringen. Er fing mit irgendetwas an, hatte bald jedoch die Nase voll davon und griff zum nächsten Objekt. Die angefangenen Projekte ließ er einfach liegen. Als er eines Tages aussteigen wollte, konnte ich ihn gar nicht begreifen. Das Begreifen kam erst, als ich allein war. Na, ich habe ihn ausbezahlt, wie wir es festgelegt hat ten.“ Dieser charmante junge Mann hatte das Geschäft beinahe ruiniert. Fünf Jahre lang hatten sie dank seiner Nachlässigkeit viel Geld eingebüßt. Um ihre Investitionen wieder hereinzuholen, musste die Frau den ganzen Laden umkrempeln. Mit andern Worten: Sie begann also wieder von vorne. Als erstes musste sie freilich die Freunde ihres ehemaligen Partners lauter Tagediebe zum Teufel schicken: Sie hatten mehr als 50.000 Euros eingestrichen ohne auch nur einen Finger zu rühren. Auch als diese Frau mit der Emotionsskala vertraut gemacht worden war, konnte sie noch immer nicht recht fassen, dass ihr früherer Kompagnon dieser „brillante Mensch“ ein Apathie war. (Ich brauche doch wohl nicht eigens zu betonen, dass man Intelligenz keinesfalls mit verwechseln darf.) Wenn Sie sich einmal näher mit dieser Frage beschäftigen, werden Sie bald dahinter kommen, dass bei den meisten geschäftlichen Misserfolgen Leute mit niedrigem Emotionsniveau die Hand im Spiel hatten.
Eines kann man wohl mit Sicherheit sagen: Angestellte, die immerzu die unteren Ränge besetzt halten, werden niemals ein Team bilden, das produktive Arbeit leistet. Den größten Teil Ihrer Zeit werden Sie darauf verwenden müssen, persönliche Kabbeleien Ihrer Leute beizulegen. Es wird Ihnen kaum erspart bleiben, sich ständig bei Ihren Kunden für Fehler und Irrtümer zu entschuldigen, die Ihren Angestellten „halt so“ unterlaufen sind. Auch wird in Ihrem Betrieb ein ständiges Kommen und Gehen sein: Da Sie sich ja nicht in einem fort mit unbrauchbaren Angestellten herumschlagen können, wird Ihnen keine andere Wahl bleiben, als den einen oder andern vor die Tür zu setzen und statt ihrer neue Leute einzustellen. Im Übrigen werden Sie mürrische Gemüter zu besänftigen haben.
Keine allzu beneidenswerte Aufgabe also. Ihre Hauptbeschäftigung wird darin bestehen, Löcher in einem Sieb zu stopfen, damit nicht Ihr ganzer Profit flöten geht.
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Der Unruhestifter
Selbst in Ihren schlimmsten Alpträumen können Sie sich nicht ausmalen, wie viel Unheil ein „tiefstehender“ Angestellter anzurichten vermag. Er reißt sich so ziemlich alles unter den Nagel, angefangen beim billigen Bleistiftspitzer bis hin zu Erfolg versprechenden Ideen. Er wird dafür sorgen, dass man Ihnen brauchbare Vorschläge gar nicht unterbreitet. Mitteilungen wird er Ihnen derart dürftig zukommen lassen, dass sie Ihnen nichts sagen. Wichtige Papiere wird er in Ordnern abheften, wo sie nichts zu suchen haben. Er wird Ihnen treuherzig versichern, alles laufe ganz prächtig, wenn Ihr Geschäft kurz vor dem Bankrott steht. Wird die Lage ernst, dann schildert er sie Ihnen in so fürchterlichen Bildern, dass Sie den Selbstmord ernstlich in Erwägung ziehen. Ein solcher Mensch lässt Aufträge sausen, verzögert Bestellungen und bringt Ihre Kundschaft zur Raserei. Würden derartige Typen nur in ihrem eigenen Aufgabengebiet pfuschen, dann könnte man sie sich selber überlassen. Unseligerweise sind sie jedoch bestrebt, auch die Leistungskraft anderer zu beeinträchtigen.
Ob sie dies wissentlich oder unwissentlich tun, möge dahin gestellt bleiben.
Ich halte es für wirtschaftlicher, ein Unternehmen geringer Belegschaft auf hohem Emotionsniveau zu betreiben, als einen großen Laden mit vielen „tiefstehenden“ Leuten, von denen jeder etwas anderes will. Ein einziger Mensch an der Emotionspitze vermag unglaublich viel zu leisten, wenn man ihm freie Hand gibt. Wer seiner Arbeit von Anfang bis zu Ende ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt und nicht gestört wird, erledigt seine Sache rasch und sorgfältig. Gibt es indessen in seiner Eile ein paar Menschen, die unterhalb seines Empfindungsniveaus eingependelt sind, dann fühlt er sich abgelenkt: Sie werden immer Mittel und Wege finden, um ihn zu stören. Anstatt einen Zettel zu schreiben, lassen sie sein Telefon schrillen. Weisungen, die bereits klipp und klar gegeben wurden, wollen sie noch einmal bestätigt haben. Sie kommen angetrollt, um sich Heftklammern zu borgen (ihr eigenes Büromaterial ist bezeichnenderweise immer unbrauchbar). Statt es nun aber bei dem Ausborgen der Klammern zu belassen, lümmeln der artige Zeitgenossen eine Stunde lang in Ihrem Büro herum und plappern albernes Zeug. Wenn Sie um einen schriftlichen Bericht bitten, tauchen sie kurz danach von neuem auf, um sich zu erkundigen, wie denn die Randeinsteilung sein soll. Und falls sie irgendwelche Nöte haben, die von Rechts wegen allein den Hausmeister betreffen, dann gehen diese Typen nicht etwa zu diesem Mann: Nein, sie weinen sich bei Ihnen aus.
Da sitzen Sie also an Ihrem Schreibtisch und bemühen sich, mit Ihrer Arbeit weiter zu kommen, und was passiert?
Das eben Geschilderte. Solche wahrlich liebenswerten Mitmenschen sind durchaus imstande, Ihnen zu einem Magengeschwür zu verhelfen.
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Freude an der Arbeit
Es gibt eine Unmenge Bücher, in denen dem gläubigen Leser beigebracht werden soll, wie er ein „Erfolgsmensch“ werden kann. Die meisten dieser Traktate, die mit bestechender Logik den Weg zum Reichtum vorzeichnen, verraten ungewollt ein und dasselbe: Man muss sich auf einer hohen Emotionsstufe befinden. Wer an der „Spitze“ ihre liegt, verfügt über dynamische Tatkraft, die auch nur selten für längere Zeit verloren geht. Hier sind Verantwortung, Ausdauer, gute Laune und Arbeitsfreude zu Hause. Müssen Sie leitende Angestellte engagieren, dann bedienen Sie sich am besten der Emotionsskala. Hüten Sie sich vor allem vor der Leichtgläubigkeit. Ein „netter“ Mann, den alle Welt gern hat, ist vielleicht derart verständnisvoll für die Sorgen anderer, dass er die Zügel immerzu schleifen lässt. Seien Sie auch auf der Hut vor dem allzu forsch Auftretenden der „Zorn“ Region. (Seine stereotype Wendung: „Los! Los! Ein bisschen dalli! Sonst schläft hier noch alles ein.“)
Er scheint zwar Fühlungsqualitäten zu besitzen, doch trügt dieser erste Eindruck: Seinen „Erfolg“ hat er allein seinen ewigen Drohungen zu danken.
Der Mensch möchte in vielen Situationen geführt werden. Er hat jedoch eine gesunde Abneigung, sich vor dem Einpeitscher zu ducken. Anfangs mag „die schwere in Hand“ wirksam sein. Ein im „Furcht“ Bereich lebender Mensch verliert unter einer derartigen Fuchtel indessen jegliche Zuversicht und wird zum Stümper. Vielfach nimmt er dadurch Rache, dass er nur einen Bruchteil seiner Arbeit erledigt.
Psychologen und Soziologen, die das Verhalten von Geschäftsleuten studierten, haben bemerkt, dass die Arbeitsleistung in entscheidender Weise von den zwischenmenschlichen Kontakten abhängt. Ganz besonders trifft dies auf die Beziehung zu, die ein Mensch zu seinem Vorgesetzten hat. Diese Wissenschaftler haben auch festgestellt, dass Angestellte mehr leisten und sich wohler fühlen, wenn ihr Chef keinen übertriebenen Diensteifer verlangt und sich nicht in persönliche Dinge einmischt. Anders ausgedrückt heißt das: Leute, die für einen Chef zwischen Apathie und Zorn arbeiten, bringen nicht allzu viel zustande. Die Psychologen beschlossen, die leitenden Angestellten einer großen Firma einer Schulung zu unterziehen, um ihre Arbeit wirksamer zu gestalten. In einem zweiwöchigen Kursus wurden sie in allen zur Diskussion stehenden Fragen unter wiesen. Die Schwerpunkte lagen auf dem Gebiet der Pflege menschlicher Beziehungen. Kurz nach Beendigung des Lehrgangs zeigte sich bei den meisten Teilnehmern eine wesentlich bessere Haltung. Ein halbes Jahr später machte man indessen eine Gegenüberstellung mit einer andern Gruppe. Dabei merkte man, dass viele der geschulten Leute wieder in ihre alten Gewohnheiten zurückgefallen waren. Jene Personen jedoch, die umgänglicher und effektiver geworden waren, hatten bezeichnen derweise „über sich“ Direktoren von ausgeglichenem Wesen.
Das Exempel zeigt: Gute oder schlechte Führung wirkt sich von oben nach unten aus.
Also wiederum ein Beweis dafür, wie positiv sich das Verhalten eines Chefs auf hoher Emotionsebene bemerkbar macht. Selbst wenn ein Mensch bis zu einem gewissen Grad auf emporgestiegen ist, wird er sich dort nicht auf die Dauer halten können, wenn sein Chef ihn negativ beeinflusst. Er rutscht nicht nur wieder ab möglicherweise kehrt er der Firma auch den Rücken.
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Das Gefühl für Verantwortung
Wer sich im privaten Umgang wie ein verantwortungsvoller Mensch benimmt, auf den ist auch im Berufsleben Verlass. Er hält sich körperlich in Form, achtet auf Reinlichkeit, gute Kost und gepflegte Kleidung. Er tut alles, damit es seiner Familie an nichts fehlt. Er sorgt sich um die Zukunft der Seinen. Tritt er zu andern Menschen in Beziehung, dann versucht er, sich so loyal wie möglich zu verhalten. Er befürwortet Reformen, die den Interessen aller dienen. Ein solcher Mensch liebt auch Blumen und Tiere, denn er erfreut sich an allem Lebendigem in seiner Nähe. Nie wird er daran denken, aus purem Mutwillen fremdes Leben zu ersticken. Der verantwortungsbewusste Mensch achtet die Meinung anderer. Ob er mit ihnen übereinstimmt oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
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Viel Geld „ohne Risiko“
Ob Sie kaufen, verkaufen, jemanden einstellen, einen „feuern“ oder die Cents aus Ihrem Sparstrumpf schütteln, um ein „ganz großes Geschäft ohne jedes Risiko“ zu machen ziehen Sie zuvor die Emotionsskala zu Rate. Haben Sie nämlich einmal gelernt, Ihre Mitmenschen richtig einzuschätzen, dann sind Sie allemal klüger als wortgewandte Schönredner, die Sie doch nur übers Ohr hauen wollen.
Vor einigen Jahren kannte ich einen „gefühllosen“ Menschen, der sich mit scharfen Krallen, einlullenden Schmeicheleien und Erpressungsversuchen einen guten Job in der Unterhaltungsbranche gesichert hatte. Wer als Opfer seiner Schikanen auf der Strecke geblieben war, durchschaute diesen Burschen natürlich hinterher und machte sich keinerlei Illusionen mehr über diesen rüden Typ. Wer ihn erst noch kennen zu lernen hatte, fiel prompt auf seine Schaumschlägerei herein, denn sein Elan öffnete ihm Tür und Tor. Einmal beschwatzte er ein paar wohlhabende Leute, ihr Geld in eine Restaurantkette zu stecken, die er aufzuziehen gedachte. Diese tumben Toren fielen auf ihn herein: Der Mann war ja „so bekannt“ und „erfolgreich“.
Wie stets machte er sich auch diesmal mehr Feinde als Freunde. Er überwarf sich mit aller Welt: mit seinen Geldgebern ebenso wie mit seinen Kunden, die ihm seine Existenz schließlich sichern sollten.
Das dicke Ende konnte nicht ausbleiben: Natürlich platzte das Geschäft. Die Männer, die ihm gutgläubig ihr Geld anvertraut hatten, waren bass erstaunt. Die Läden mussten abgestoßen werden, was einen weiteren finanziellen Verlust bedeutete. Dass die Schuld an der Pleite nicht in äußeren Umständen, sondern allein im Versagen dieses „Managers“ zu suchen war, bewies der neue Besitzer: Binnen kurzem scheffelte er das Geld nur so. Die verdrehten Tatsachen Im Geschäftsleben hängt so gut wie alles von der richtigen Übermittlung der Nachrichten ab. In dem Moment, da ein Verkäufer einen Auftrag entgegennimmt, setzt er einen Kreislauf in Bewegung, der nur dann reibungslos funktionieren kann, wenn alle Betroffenen sofort „schalten“.
Jeder Geschäftsmann wird Ihnen ein Lied davon singen können, wie viele Fehler gemacht werden, die sich bei einigem guten Willen durchaus vermeiden ließen. Die Fähigkeit des Menschen, eine Nachricht exakt weiterzugeben, ist von seinem Emotionsniveau abhängig.
Die Leute auf den niedrigen Stufen der Empfindungsregion modeln das ihnen Mitgeteilte nach Gutdünken um.
Andere verdrehen die Tatsachen ob mit Absicht oder nicht.
Wiederum andere vergessen die ganze Geschichte kurzerhand.
Schreibt Ihre Sekretärin einen Brief genau so, wie Sie ihn ihr diktiert haben?
Sorgt sie auch dafür, dass er umgehend abgesandt wird?
Wenn Sie einen Vertreter Ihrer Firma zu einer Tagung schicken, kann es passieren, dass sein Bericht eher seine augenblickliche Gemütsverfassung widerspiegelt als das bei dem Treffen Geschehene.
Vielleicht gibt er Ihnen falls er zu den „Tiefstehenden“ gehört brühwarm den Klatsch weiter, den er aufgeschnappt hat: Die Firma Max Mustermann steht („Hätten Sie das gedacht?“) kurz vor der Pleite. Diese unfähige Regierung schädigt den Markt in einem fort. Da ist eine Konkurrenz aufgetreten, die Ihnen vermutlich an den Kragen will. Und so weiter. Und so weiter...
Dass ein bedeutendes Unternehmen Ihnen einen hübschen Auftrag in Aussicht gestellt hat, vergisst dieser Unglücksrabe über all seinem Geschwafel zu er wähnen.
Der „gelangweilte“ Mensch füttert Sie mit weniger bestürzenden Neuigkeiten, weiß indessen aber nichts Aufregendes oder Interessantes zu melden. Zwar hat er ein paar recht amüsante Witzchen gehört. Die aber machen den Braten auch nicht fett. Im Übrigen ist alles wie immer.
Der „konservative“ Mensch hingegen erstattet einen akkuraten Bericht, wobei er freilich alles „Neuartige“ und „Fremde“ abschwächen wird. Wo immer einer auf heimisch sein mag, stets (oder fast stets) wird er die Tatsachen ein wenig anders schildern, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
Sicher waren Sie schon einmal Zeuge eines Unfalls oder eines andern außer gewöhnlichen Ereignisses. Sie werden demnach wissen, dass zehn Beteiligte zehn Versionen des Vorfalls geben und jeder von ihnen wird steif und fest behaupten, er habe recht. Das hat er auch, denn die Wahrheit ist immer subjektiv: Der eine sieht die Dinge so, der zweite anders. Herr A. meint, dies sei von unerhörter Wichtigkeit. Frau B. schwört darauf, dass es allein auf jenen Umstand ankomme, der Herrn A. gänzlich entgangen ist.
Die Apathie mixen Wirklichkeit und Einbildung derart kunterbunt, dass man ihnen kein Wort glauben darf. Am untersten Ende hören wir bloß noch Geschwätz, aus dem sich kein vernünftiger Mensch einen Reim machen kann.
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Am grünen Tisch
Bei Aufsichtsratssitzungen und ähnlichen Anlässen bietet sich Ihnen eine gute Gelegenheit, das „Klima“ eines Unternehmens zu beobachten. Wenn jemand ein kühnes neues Programm entwickelt, können Sie sogleich die Reaktion aller Anwesenden registrieren (und also ihr Empfindungsniveau). Ein „bekümmerter“ oder „vergrämter“ Mensch wird das Vorhaben unbesehen als hoffnungslos ab tun. Lässt man ihn zu Worte kommen, dann wird er uralte Geschichten auftischen, in denen aus schließlich von Verlustgeschäften die Rede ist. Leute, die sich um die Gunst ihrer Mitmenschen bemühen oder zum Mitleid neigen, geben dem Vorschlag von vornher ein keine Hoffnung.
Der „Furcht“ Mensch jedoch wird das Allerschlimmste ahnen: „Eine solche Sache würde uns ganz gewiss ruinieren.“ Der Apathiesche dagegen wird sich voller Eifer melden: „Die Idee ist ganz prima!“ Gleich darauf aber wird er den Vorschlag auf seine unterschwellige Art zu boykottieren suchen: „Naja, das hört sich zwar sehr gut an, aber...“
Der Apathiesche wird kaltblütig konstatieren, dass die Idee Hum
bug sei.
Ist er höflich, dann kleidet er seine Negation in sanftere Worte. Auf alle Fälle jedoch wird er das in seinen Kräften Stehende unternehmen, um das Projekt zu sabotieren.
Der „Antagonist“ wird natürlich zunächst einmal eine heftige Diskussion in Gang setzen, egal, ob ihm die Idee gefällt oder nicht.
Der „Gelangweilte“ zuckt mit den Achseln und schlägt den Weg des geringsten Widerstands vor.
Der „Konservative“ meint: „Nun, überschlafen wir die Sache erst einmal. Morgen sieht das alles anders aus. Man soll nie impulsiv handeln.“ Wahrscheinlich wird er nicht gegen den Vorschlag stimmen, aber so oder so das Projekt auf die lange Bank zu schieben versuchen.
Befindet sich in der Runde indessen ein Mensch der Empfindungsstufen Konversation oder heiterer Kommunikation wird er sich von dem Vorschlag vielleicht begeistern lassen. Er steuert dann seinerseits Ideen bei.

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Verkäufer und Kunde
Ein Verkäufer oder ein Vertreter, der die Emotionsskala kennt, vermag einen Kunden richtig zu beurteilen und sein Interesse zu wecken. Er verkauft nicht nur, er stellt den Kunden auch zufrieden. Ein solcher Geschäftsmann erspart sich viel unnötige Mühe, denn er weiß ja beizeiten, wer als Käufer nicht in Frage kommt. Nehmen wir an, er arbeitet in einem Schuhladen. Eine Frau, die zur chronischen Traurigkeit neigt, betritt das Geschäft. Der Verkäufer zeigt ihr zehn Paar Schuhe. Sie hat an allen etwas auszusetzen. Gelingt es ihm nicht, sie heiterer zu stimmen, stellt er seine Bemühungen am besten ein: Kauft sie doch, dann kommt sie in den nächsten Tagen garantiert wieder und lamentiert, dass die Schuhe einfach abscheulich seien. Chronisch „traurige“ Menschen empfinden gleich alles als Schmerz. Diese Kundin wird wohl behaupten, die Schuhe seien eine wahre Qual für sie. Derartige Leute sind nun einmal so.
Der „Apathie“ Mensch indessen wird erklären: „Es hat ja alles doch keinen Sinn. Passende Schuhe für mich gibt's halt nicht.“ Auch die besten Verkäufer geraten zuweilen an Kunden, denen sie partout nichts recht machen können. Sie stellen sich meist mit Reklamationen wieder ein, verlangen ihr Geld zurück oder eine andere Ware. Kunden dieser Sorte stehlen einem Zeit, Geduld und Profit. Nicht selten bringen sie auch den Glauben des Verkäufers an die Qualität seiner Waren ins Wanken. Ein erfahrener Verkäufer weicht solchen Kunden nach Möglichkeit aus. Hin und wieder gibt es Tage, an denen man sich sagt, es wäre klüger gewesen, überhaupt nicht aufzustehen. Gute Verkäufer empfinden solche Tage als besonders unangenehm.
Sie werden melancholisch: Ist die Marktlage wirklich so miserabel?
Wächst einem die Konkurrenz über den Kopf?
Oder gibt es sonst einen Grund zur Depression?

Nicht selten sagen sich diese Entmutigten dann: „Ich geb's auf.“ Ist ein Verkäufer allerdings mit der Emotionsskala vertraut, dann wird er einsehen, dass er selber heute vielleicht nicht so ist wie sonst, und dass es eigentlich keinen Grund gibt, die Lage so düster zu beurteilen. Ein wirklich guter Verkäufer kommt in diesem Fall rasch über sein „Stimmungstief“ hinweg. Der Versager freilich nimmt die finsteren Gedanken, welche ihn an einem „schlechten“ Tag heimsuchen, bitter ernst. Von Bedeutung ist natürlich, dass er nur hervorragende Ware anzubieten hat. Er muss selber der Überzeugung sein, dem Kunden einen Gefallen zu tun. Der Mensch hat ein gesundes ethisches Empfinden. Er wird in eine selbstgebaute Falle laufen und auf die Dauer mit seinen unfairen Handlungen erfolglos bleiben. Ein Verkäufer kann durch Tricks äußerlich erfolgreich sein (also Geld machen). Er wird dessen aber nicht recht froh, denn solange er unehrlich ist, bleibt er auf einem tiefen Emotionsniveau. Direktoren sind gut beraten, wenn sie „hochstehendes“ Personal engagieren. Viele Unternehmer, die durchaus marktfähige Artikel zu offerieren haben, fallieren, weil sie der weit verbreiteten Anschauung huldigen, man brauche nur genug Leute einzustellen, und dann fänden sich schon einige darunter, die „den Laden schmeißen könnten“. Der schädliche Einfluss weniger Personen auf niedrigen Empfindungsstufen vermag jedoch alles bisher Erreichte zunichte zu machen. Die menschenfreundliche Haltung solcher Unternehmer zahlt sich demnach nicht aus. Ein kluger Verkäufer wird nicht gleich kündigen, weil er in mieser Verfassung ist, und sich nach einer andern Stellung umsehen, die ihn weniger strapaziert (aber auch weniger attraktiv ist). Er wird sich vielmehr aufraffen, um doch noch ein gutes Geschäft zu machen.
Nachgerade dürfte es ja wohl zu einem Gemeinplatz geworden sein: Man sollte den Tag nach Möglichkeit mit einem Erfolg beschließen.
Arbeit ist kein Schimpfwort
Bevor wir das Büro verlassen, sollten wir uns sagen, dass auf der Arbeit kein Fluch lastet. Im Nichtstun ist kein Glück zu finden, obwohl es immer Leute gibt, die das Gegenteil behaupten.

Zusammenfassung:
Der Mensch oben auf findet Freude an seiner Arbeit. Den erfolgreichen Manager befriedigt es, seine Firma zu vergrößern. Der Pianist findet an nichts mehr vergnügen, als am Klavierspiel. Der aktive Geschäftsmann sackt nur dann auf ab, wenn man ihn ständig bei seinem Vorhaben behindert, ablenkt oder ihm das nimmt, was für ihn der Lebensinhalt ist zB.: „Du sollst nicht soviel arbeiten, spann doch mal aus, das kann auch ein anderer für dich übernehmen.“
Kein Mensch kann wirklich erfolgreich und emotionell tiefstehend sein. Beides schließt einander aus.
Machen Sie Ihren Job mit Lebenslust; Ehrlichkeit und Freude und Sie werden glücklich sein.

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★ 1.b / Der Kampf der Geschlechter
« am: 25. Oktober 2020, 02:51:34 »
Jeder halbwegs vernünftige Mensch weiß, dass zwei plus zwei durchaus nicht immer vier gibt. Nirgendwo aber erleben wir die Richtigkeit dieser Binsenwahrheit so offensichtlich wie In der Ehe. Heiratet ein Mensch der Gefühlsebene Zorn einen Partner vom gleichen Niveau, dann herrscht nicht etwa eitler „Enthusiasmus“ (überschwängliche [schwärmerische] Begeisterung), sondern ein Feuerwerk prasselt lichterloh los. Natürlich sieht jeder die Liebe mit eigenen Augen.
Das heißt: Seine Einstellung richtet sich ganz nach seinem Stimmungsbereich. Die Liebe allein ist kein Emotionsniveau, doch vermag sie den Menschen auf hinauf oder hinab zu bewegen, beziehungsweise sein momentanes Niveau zu intensivieren. Auf allen Stufen treffen wir die Liebe an. Vielleicht kennt der eine oder andere von uns einen jungen Mann, der sich so „unsterblich“ in „seine Flamme“ verliebt hat, dass er sich buchstäblich vor Sehnsucht nach ihr verzehrt. (Dies, nebenbei, darf wohl in den „Apathie“ Bezirk verwiesen werden.) Ganz sicher aber sind wir irgendwann einmal einem jungen Mädchen begegnet, das dank seiner Glückseligkeit geradezu aufblühte.
Betrachten wir uns doch einmal näher diese „ernsthafte Geisteskrankheit“, wie Plato die Liebe genannt hat, auf den verschiedenen Ebenen der Skala. Personen der Stufen “Traurigkeit“ und „Apathie“ sind selten imstande, liebevolle Gefühle zu äußern: Sie möchten vielmehr selber geliebt werden. Und wenn sie von jemandem geliebt werden, dann leben sie in der ständigen Furcht, dieser Liebe verlustig zu gehen. Und weil diese Furcht so übergroß ist, werden sie von „der ganzen Sache nicht viel haben“. Immerzu werden sie weinerlich monieren: „Ach, du liebst mich ja doch nicht wirklich.“ Derartige Leute bedürfen der ewigen Beteuerung. Gar zu viele Ehen werden nicht aus Liebe geschlossen, sondern aus dem Gefühl, der Partner „brauche“ sie oder ihn. Statt einer echten Empfindung (zu der sie nicht fähig sind) haschen nicht wenige Menschen nach einer Art von „Ersatz“. Hier haben wir es mit Personen zu tun, die sich um die Gunst anderer bemühen. Wer unentwegt auf der „Furcht“ Ebene zu Hause ist, sehnt sich nach Sicherheit. Glaubt er, jemanden gefunden zu haben, der ihm diese Sicherheit bieten kann, dann greift er mit bei den Händen zu: Er rennt stehenden Fußes zum Standesamt. Der Apathiescheer, der zu einer wahren Empfindung kaum fähig ist, wird stets eine große Show abziehen, falls er glaubt, dieses Spektakel rentiere sich. Er macht seiner „Angebeteten“ den Hof. Er umschwärmt sie. Er liest ihr wie es scheint jeden Wunsch von den Augen ab. Wie Honigleim fließen ihm die süßen Worte von den Lippen.
Was aber tut er während dieses ganzen Theaters wirklich?
Er betrügt. Er nützt das Vertrauen der Partnerin aus. Mit Vorliebe „belehrt“ er sie und versucht ihr beizubringen, wie sie sich ihrer jeweiligen Umgebung anzupassen habe. Selbstverständlich benehmen sich nicht nur Männer gegenüber Frauen so: Das so genannte schwache Geschlecht versteht sich gleichfalls sehr wohl auf dieses Spiel. Keine Frage, dass solche Leute ihre feierlichen Gelübde ohne weiteres brechen, wenn ihnen dies angebracht erscheint. Keine Frage auch, dass sie heimliche Affären genüsslich auskosten.
Nun zum: Er glaubt nicht an die Liebe, aber es macht ihm Spaß, den „Ladykiller“ zu spielen.
Der Apathiesche indessen unterdrückt und beherrscht seinen Partner, indem er endlos Beschuldigungen und Kränkungen auftischt. Mit aller Gewalt will er Zuneigung erzwingen. („Sag doch, dass du mich liebst!“)
Leute im Bereich des „Antagonismus
Zitat
Gegensatz, Widerstreit
"der Antagonismus der Geschlechter, Klassen"
Ein Antagonist ist im Allgemeinen ein Widersacher, ein Kontrahent.
https://de.wikipedia.org/wiki/Antagonist
https://de.wikipedia.org/wiki/Gegner
halten Ausschau nach einem Partner, mit dem sie krakeelen können. Es geht also nicht um die Liebe, sondern um den, der liebt. Was ist Liebe?
Fred Allan hat einmal geschrieben: „Um die Liebe dreht sich alles im Guten wie im Schlechten.“ Auch das hängt ganz vom Emotionsniveau ab. Der Mensch sucht instinktiv nach einem Partner des andern Geschlechts. Liebe auf höchster Gefühlsstufe grün det sich auf echte Freundschaft, die auch dann bestehen bleibt, wenn es nicht zu einer romantischen oder körperlichen Beziehung kommt. Eine solche Verbindung erfordert die Bereitschaft und die Fähigkeit, gemeinsam über Erstrebenswertes zu reden (und in diesem Sinne zu handeln).
Die Gemeinsamkeit schenkt beiden Partnern ein Gefühl der Zuneigung und des Verstehens. Falls sich zwei Menschen über die elementarsten Fragen des Da seins uneinig sind, wird kaum je Verständnis und Freundschaft entstehen können.
Wenn Ihnen einer erzählt: „Wir können nicht miteinander reden, aber wir lieben uns von Herzen“, dann können Sie Gift darauf nehmen, dass dieser Mensch Ihnen einen Bären aufbinden will (sich selber natürlich auch). Hier kann nicht von Liebe die Rede sein, sondern lediglich von einer Anhänglichkeit (und Abhängigkeit).
Unterhalb der Schwelle Zorn neigt der Mensch dazu, nur das Materielle und Körperliche für wichtig zu halten. Deshalb wählt er seinen Gefährten auch nicht wegen des gemeinsamen Einverständnisses: Er verliebt sich in einen „Gegenstand“. Das merkt man vor allem dann, wenn er seinen „Schatz“ mit den plastischen Worten „Mann, ist die vielleicht gebaut!“ beschreibt. Frauen pflegen in ähnlichen Fällen zu schwärmen: „Oh, wie süß ist er! Und er sieht aus wie ein Filmstar!“
Später müssen diese Überschwänglichen allerdings zu geben, dass sie gar nicht recht kapieren, wovon der Partner eigentlich fasele. Dennoch: „Ich bin ganz verrückt nach ihm!“ Der also düpierte Mann beschwert sich: „Na, sie hat zwar nicht alle Tassen im Schrank, aber wen stört das schon im Dunkeln?“
Ein paar Jahre danach hängen derartige Leute ihre tristen Köpfe über Bartheken und stöhnen: „Mein Mann (oder meine Frau) versteht mich einfach nicht...“! „Wie fängt man sich einen Mann?“ Fällt ein Mensch von niedrigem Emotionsniveau in die Abhängigkeit eines geliebten „Gegenstandes“, dann möchte er ihn auch mit Haut und Haaren besitzen und kontrollieren. Solche Romanzen beginnen häufig damit, dass der Mann seine Freundin „verführen“ will. Die Frau hingegen verschlingt begierig in den Zeitungen jene Artikel, deren Tenor lautet: „Wie fängt man sich einen Mann?“ Ist die Ouvertüre beendet, dann versucht der Mensch auf tieferem Gefühlsbereich, seinen Partner apathisch zu machen. Das lässt sich auch anders ausdrücken: In diesem Stadium glaubt der Mensch, der andere sei sein Lustobjekt, das jederzeit „vernascht“ werden könne.
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Dies ist der viel zitierte „Kampf der Geschlechter“:
Zwei Individuen der niederen Emotionsstufen sind bemüht, sich gegenseitig zu besitzen, zu beherrschen, zu überwachen. Natürlich widersetzt sich jeder diesem Machtanspruch, indem er die ihm zu Gebote stehenden Abwehrkräfte mobilisiert.
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Die „Abwechslung“
Außer seinem Verlangen nach Freundschaft und Verständnis braucht der Mensch Empfindungsreize. An der Emotionsspitze fällt es ihm nicht weiter schwer, allerlei „normale“ Erlebnisse dieser Art zu genießen. Auf den tiefer gelegenen Stufen indessen bedarf der Mensch stärkerer Sinnenkitzel. Sein Liebesleben kann Formen der Besessenheit annehmen: In einem fort sucht er nach „Abwechslung“. Mit fort schreitenden Jahren wird er in der Wahl seiner Mittel immer skrupelloser. Die Bindung an einen Partner allein genügt ihm längst nicht mehr. Für den andern da sein Wahre Freundschaft und Liebe sind wohl nur oberhalb der Schwelle Zorn auf die Dauer möglich, denn hier stellen sich die Menschen nicht gegenseitig Fallen, und sie „beherrschen“ oder „besitzen“ den andern auch nicht: Sie nehmen dankbar hin, was ihnen an Zuneigung geschenkt wird. Und sie brauchen auch nicht zu befürchten, dass der andere sie eines Tages mir nichts, dir nichts sitzen lässt. Sie tun vielmehr alles, um einander immer näher zu kommen: Ihr innigster Wunsch ist es, für den Partner da zu sein. Solche Menschen bleiben sich treu nicht etwa aus träger Gewohnheit, aus Zwang oder aus Furcht, sondern einfach deshalb, weil sie treu sein möchten. Wer die höheren Bezirke des Gefühlslebens erreicht hat, ist auch imstande, seinen Geschlechtstrieb zu sublimieren: Seine Liebe ist deshalb nicht allein von der körperlichen Bindung abhängig. Freilich soll damit nicht gesagt sein, dass ihm das Sexuelle gleichgültig wäre. Weit gefehlt: Er geht viel erwartungsvoller mit seinem Partner (oder seiner Partnerin) ins Bett als die Leute auf niedrigen Emotionsniveaus. Wer sich so liebt, empfindet intensiver als andere (denn das Körperliche wird gewissermaßen vergeistigt und erhöht).
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Wer passt zu wem?
Eine auf den ersten Blick müßige Frage. Selbstverständlich passt ein Mann, dessen Traum es ist, auf seinem Motorrad durch die Lande zu brausen, nicht zu einer Frau, die mit Behagen Rosen züchtet. Folglich wird eine Verbindung zwischen beide mit einem Fiasko enden müssen. Zwei Personen, die der nämlichen Emotionsspanne angehören, werden hin gegen recht gut miteinander auskommen (falls nicht alle Anzeichen trügen). Das heißt allerdings nicht, dass sie für alle Zeiten wie die Turteltäubchen schnäbeln wer den. Dies trifft vor allem dann zu, wenn ihre Gefühlsregion unterhalb von Zorn gelegen ist.
Ich kannte einen Ehemann, der auf Langeweile „daheim“ war, während seine Frau auf Apathie eingestuft werden musste. Er war ein träger, aber freundlicher Bursche, zufrieden mit seiner Alltagsbeschäftigung, die weder aufregend noch anregend war. Sein Eheweib indessen war herrisch und chronisch gereizt. Meist nahm er gar keine Notiz von ihr und ging seine eigenen Wege. Hin und wieder jedoch sank er auf die Stufe Zorn und bot ihr dann die Stirn. Nachdem sie einige Jahre mehr oder weniger gut miteinander ausgekommen waren, landeten sie schließlich in einem stillen „Hafen“. Künftig gerieten sie sich überhaupt nicht mehr in die Haare, sondern jeder tat, was er wollte. Auf diese Weise glaubten sie ihre Differenzen zu lösen. Damit waren sie anscheinend zufrieden. So etwas kann man ein relativ verträgliches „Gespann“ nennen. Ich möchte dergleichen als eine „individualisierte Zusammengehörigkeit“ bezeichnen. Eine Ehe zwischen Menschen, die auf „Traurigkeit“ und „Mitleid“ abgestimmt sind, dient offenbar einem beiderseitigen Bedürfnis. Die Frau beschwört unzählige Probleme herauf, die sich niemals ganz lösen lassen, während der Mann ihr unaufhörlich eine übertriebene Aufmerksamkeit schenkt. So verharren beide in ihrer speziellen Form von Zuneigung, der nichts „Höheres“ anhaftet. Freilich hat eine solche Ehe auch ihre gute Seite: Mann und Frau passen zusammen wie der Topf auf den Deckel emotionell höher stehenden Leuten fallen sie demnach nicht zur Last. Eine Gefahr kann allerdings bei einem derartigen Verhältnis auftreten: Steigt der eine Partner auf der Skala, dann hat dies böse Folgen. (Vielleicht wird er befördert, oder auf der kahlen Stelle seines Hauptes wachsen plötzlich wieder Haare.)
Passiert dies oder Ähnliches, dann reagiert die Partnerin natürlich „sauer“; Das Spiel wird ihr verdorben. Tun sich Menschen verschiedener Gefühlsbereiche zusammen, dann verlangt der „Tieferstehende“ besonders viel Zuneigung, hat seinerseits aber wenig als Ausgleich zu bieten. Er bemüht sich, seine schwach fundierten Ansichten durchzusetzen und erwartet vom Partner mehr Zustimmung, als er selber zu gewähren bereit ist. Menschen auf höherer Emotionsstufe trachten stets danach, andere zu verstehen. Menschen auf tieferen Ebenen dagegen möchten verstanden werden (was ein gewaltiger Unterschied ist). Nimmt sich aber einer die Mühe, sie zu verstehen, dann jammern sie dennoch: „Niemand versteht mich.“ Wer sich am oberen Ende bewegt und demnach viel Liebe verschenken kann, wird über kurz oder lang feststellen, dass er sein Wohlwollen ver geudet: Sein „tieferstehender“ Partner vermag seine Liebe gar nicht zu würdigen. Es ist etwa so, als wolle man einen Krug Wasser in einen Fingerhut schütten. Was bleibt bei solch törichtem Beginnen übrig?
Ein Fingerhut voll Wasser und eine riesige Lache. Häufig geschieht es, dass Menschen der niedrigeren Geühlsbereiche sich an andere klammern, die höher gestiegen sind. Dabei erwecken sie den Eindruck, ohne deren Hilfe kämen sie nicht weiter. Wie Verdurstende bleiben sie ihnen auf den Fersen. Peinlich für jeden, dem dies widerfährt. Einst kannte ich einen Mann, der „konservativ“ war, und seine Frau, die „sich um die Gunst ihrer Mitmenschen bemühte“. Es war fürchterlich. Die beiden besaßen ein Geschäft. Die Ehefrau hatte es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht, den Laden auf Teufel komm raus zu verschleudern. In ihrem Wahn schreckte sie auch nicht davor zurück, Leuten Geld „zurückzuerstatten“ und zwar für Waren, die sie gar nicht in ihrem Laden, sondern woanders gekauft hatten! Sie verstand es, unfehlbar Personal zu engagieren, das entweder total unbrauchbar oder absolut diebisch war, die Kunden belog oder ihnen Dinge aufhalste, die sie gar nicht hatten haben wollen. Nun, der leidgeprüfte Ehemann sah sich dieses wüste Treiben eine Zeitlang mit an und verlor (erstaunlicherweise) seine gute Laune noch immer nicht. Das merkwürdige „Wohlfahrtsunternehmen“ seiner Liebsten brachte ihn nachgerade aber doch auf die Palme. Folglich rutschte er an der Skale auf die Stufe „Zorn“. Fortan sah er seiner Frau auf die Finger. Doch war auch dieses strenge Gehabe nicht dazu angetan, sie von ihrem eigentümlichen Benehmen abzubringen: Schlau wie eine Füchsin ersann sie immer raffinierter Methoden, um sein Geld mit offenen Händen zum Fenster hinauszuschmeißen. Schließlich schrieb die Frau einige Schecks aus, ohne die Höhe dieser Beträge überhaupt zu notieren. Als dann der Scheck für die Miete des Ladens platzte, da platzte auch der Ehemann. In seiner Wut riss er das Scheckbuch in Fetzen.
(Ob er auch sein herziges Ehegespons in Fetzen riss, weiß ich leider nicht, denn ich habe seither nichts mehr von den beiden gehört.)
Zitat
Der rhythmische Wechsel
Es gibt eine Vielzahl von Reaktionen, die man als bezeichnet. Manche fallen als Synonyme oder Abstufungen unter dieses oder jenes Emotionsniveau. Wiederum andere machen sich kreuz und quer auf allen Ebenen bemerkbar. Hass etwa kommt besonders stark bei den chronisch „Zornigen“ zum Ausdruck. Es kann aber auch passieren, dass ein Mensch sämtliche Stufen der Gefühlsskala nacheinander sozusagen „durchhasst“. Vielleicht wurde ihm in seiner Kindheit beigebracht, vieles zu hassen (oder zu lieben).
Wer von uns kennt nicht den Zustand der „Hassliebe“?
Wer ein gesundes Gefühlsleben hat, empfindet es vielleicht mitunter als wohltuend, sich einmal so richtig ausweinen zu können. Andern hingegen mag dergleichen zuwider sein. Zuweilen werden Mut und Feigheit als bezeichnet, denn sie lösen sich ja oft in rhythmischem Wechsel ab. Der wahre Mut ist an der Spitze zu finden. Ihm folgen Vorsicht, Gleichgültigkeit und Unmut. Im gesamten „Furcht“ Bereich begegnen wir der schieren Feigheit. Am unteren Ende (auf den Stufen „Mitleid“ und „Gunstbemühung“) wird das Bild durch die „edlen Taten“ entstellt. Der stets traurige Mensch ist ein Feigling durch und durch. Wer „wiedergutmachen“ will, hat vielleicht die Neigung, sich als Märtyrer aufzuopfern (man denke an Leute, die sich bei lebendigem Leib verbrennen, um einen fanatischen Standpunkt durch ihren Tod zu besiegeln). Die Leute ganz unten schließlich wissen gar nicht, dass es so etwas wie Gefahr überhaupt gibt.
Hoffnung (oft für eine Emotion gehalten) zählt eigentlich zum oberen Bereich der Skala. Wir treffen sie jedoch auch in abgewandelter Erscheinungsform auf den tieferen Stufen an. In der Nähe des „Furcht“ Bezirks wird sie zu einem „Notanker“. Noch tiefer äußert sie sich als Leichtgläubigkeit. Weiter unten ist der törichte Optimismus ansässig. Eine Stufe darunter gibt sich die Hoffnung bei näherem Hinsehen als Selbsttäuschung oder Tagtraum zu erkennen.
Und wer in den Tag hinein träumt, ist außerstande, wirklich zu handeln.
Zitat
Eifersucht
Die Eifersucht ist keine Emotion, sondern die Motivierung einer Emotion. Sie zeigt sich auf vielen Emotionstufen. Ein Mensch wird eifersüchtig, wenn er die Zuneigung eines andern entweder wirklich verliert oder sich deren Verlust bloß einbildet. Dann rutscht er in den meisten Fällen ein wenig auf in die Tiefe. Je nach seinem Naturell wird er zornig, ängstlich, auf versteckte Weise feindselig, bekümmert, „gunstbemühend“ oder apathisch.
Häufig wird ein Mensch eifersüchtig, weil er nicht genug „in Erfahrung bringen kann“.
Die eifersüchtige Frau quält sich mit solchen Fragen ab: „Liebt er mich noch?
Ist er mit einer andern ausgegangen?
Worüber lachen sie denn bloß?“
Die große unausgesprochene Frage lautet allerdings: „Will er mich loswerden und eine andere heiraten?“
Leute „oben“ sind nicht eifersüchtig, weil sie sich über alles aussprechen können.
Zitat
Der Unterschied zwischen Mann und Frau
Was das Emotionsniveau angeht, so gibt es zwischen Mann und Frau kaum grundsätzliche Unterschiede außer jenen, die wir der so genannten Zivilisation verdanken. Den Jungen bläut man ein, sie dürften um alles in der Welt nicht weinen. Auf diese Weise glaubt man im Ernst, sie zu robusten und „stolzen“ Männern zu machen. Das Ergebnis sieht ganz danach aus: Kein junger Mensch kann ein „Hartgesottener“ werden, wenn er nicht die Anlage dazu hat.
Diese falsche Erziehung bildet unsichere Kantonisten heran, die bei der ersten schweren Belastung zusammenbrechen müssen.
Verliert ein Mann den Boden unter den Füßen und ist der Tränen unfähig, dann muss er in die Apathie abgleiten.
Von Mädchen wird verlangt, sie dürften nicht wild und ausgelassen sein, sondern „damenhaft“ auftreten.
Wer darf sich wundern, wenn sie später Klatschbasen des „Zorn“ Bereichs werden oder anlehnungsbedürftige „Mitleid“ Weibchen?
An der Emotionspitze begegnen wir derartigen Leuten nicht.
Dort kann eine Frau wagemutig und selbständig sein, ohne ihre Anmut einzubüßen. Ein Mann auf hohem Emotionsniveau kann sowohl aggressiv als auch mitfühlend sein, ohne seine „Männlichkeit“ zu verlieren. Im falschen Augenblick Sie sollten keine wichtige Entscheidung treffen, wenn Sie vorübergehend nicht auf Ihrer „Höhe“ sind.
Als ich noch studierte, kannte ich ein Mädchen, dessen Verhältnis in die Brüche ging. Sogleich sackte sie auf die Ebene des „Grams“. Just als sie dabei war, sich wieder aufzuraffen (also auf der Stufe „Mitleid“), lief ihr ein junger Mann über den Weg, der meist vom Gram gebeugt oder ganz und gar apathisch war. Es sah aus, als hätten die beiden vieles gemeinsam, und natürlich brauchte er sie.  Also marschierten sie schnurstracks zum Standesamt. Als ich das Paar zum letzten Mal traf, war er eifersüchtig, fordernd und immerzu auf Quengeleien bedacht: Ach, wie sehr brauchte er doch sein liebes Frauchen! Er hatte es in der Tat geschafft: Das früher so lebhafte Mädchen war von ihm auf die unteren Ränge festgeschraubt worden.
Ich sagte, man sollte wichtige Entscheidungen nur treffen, wenn man sich ganz auf der Höhe fühle. Die Schwierigkeit besteht indessen darin, möglichst rasch wieder auf seine gewöhnliche Höhe zu gelangen.
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Das gebrochene Vertrauen
Viele Ehen werden zwar nicht im Himmel geschlossen, aber immerhin auf ziemlich hohem Emotionsniveau. Meist dauert es freilich nicht lange, und das selige Paar rutscht in die Tiefe.
Die Ursache: Der Partner „fällt“ aus irgendeinem Grund und kommt nicht wieder auf die Beine. Das Gleichgewicht der Gefühle ist gestört. So etwas passiert am häufigsten, wenn das Vertrauen gebrochen wird. Verletzt ein Mensch die ungeschriebenen Gesetze der Gemeinsamkeit, dann stellt er alles in Frage: Die Existenzkraft wird gelähmt, denn diese Gesetze sollten ja den Bestand der Ehe gewährleisten. In dem Maße, wie er gegen das gemeinsame Abkommen verstößt, verliert er auch einen Teil seiner Freiheit: Von nun an muss er dem Partner gegenüber schauspielern. Solange wir einem andern Menschen alles sagen können, mögen wir ihn auch, und die Verbindung ist ersprießlich für beide. Der Partner, der eine gegen den Fortbestand der Ehe gerichtete Handlung begeht, fällt auf der Emotionsskala.
Vielleicht verspielt der Mann das Geld für die Miete. Vielleicht klatscht die Frau beim Kaffeekränzchen über ihn. Jegliche Untreue stößt den Menschen auf der Stufenleiter abwärts. Wer ein Geheimnis wahren muss, wird wortkarg, gereizt und nörgelt an sei nem Partner herum. Eine solche Ehe muss auf die Dauer kaputtgehen. Entweder gewöhnen sich die bei den an ihrem emotionellen Tiefstand, oder sie trennen sich.
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Tisch und Bett
Ehe Sie sich entschließen, Tisch und Bett künftig mit einem Menschen zu teilen, sollten Sie einen gemeinsamen Vorsatz fassen, der Ihrer beider Ziele umreißt. (Diese Ziele brauchen durchaus nicht die gleichen zu sein, doch dürfen sie einander auch nicht widersprechen.)
Es geschieht häufig, dass ein Mensch seine einmal gesteckten Ziele der Ehe wegen opfert.
Eine junge Schauspielerin etwa gibt ihre viel versprechende Karriere auf, um fortan nur noch Hausfrau zu sein. Ein Mann schlägt sich eine Erfindung aus dem Kopf, an der er seit Jahren gebastelt hat, und nimmt stattdessen mit einem kleinen Pöstchen für lieb der Sicherheit halber. Millionen ernüchterter Ehepaare könnten Ihnen erzählen, dass ihr Partner nie den zerbrochenen Traum aufwiegen konnte, ob schon sie die Frau (oder den Mann) von Herzen lieben. Aus selbstverständlicher Rücksicht mag es erforderlich sein, auf einige schlechte Gewohnheiten zu verzichten. Falls Sie jedoch allein der Ehe halber den großen Traum Ihres Lebens aufgeben sollen, dann ist dieser Preis zu hoch. Eine eheliche Verbindung ist schließlich kein Selbstzweck. Sie sollte vielmehr dazu beitragen, dass jeder seine persönlichen Wünsche entfalten und erfüllen kann.

Sind Sie nicht ganz sicher, ob Ihr Partner auch fürs Leben zu Ihnen passt?
Dann machen Sie doch eine Art Bestandsaufnahme: Rechnen Sie die positiven und negativen Seiten Ihrer Verbindung zusammen.
Ein scharfsinniger Freund prägte einmal diesen treffenden Ausdruck: „Wie ist das Verhältnis zwischen Schmerz und Freude?“
Damit ist eigentlich alles gesagt: Gibt der Partner Ihnen mehr Anlass zu Kummer und Sorgen als zur Herzlich keit, Wärme, Anregung und freudigen Zustimmung?
Beträgt das Verhältnis bloß 50:50, dann sieht die Geschichte reichlich ungewiss aus. Die Sache könnte ins Auge gehen. Eine wirklich gute Verbindung sollte im Verhältnis 85 (Freude) zu 15 (Schmerz) stehen.
Selbst dann werden Sie noch genug Schwierigkeiten haben, um das leben einigermaßen interessant und aufregend zu gestalten.

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★ 1.b / Leben nach einem Klischee
« am: 24. Oktober 2020, 14:30:00 »
Der gütige Pfarrer rät uns: „Schlägt dir einer auf die rechte Wange, dann halte ihm auch die andere hin.“
Die Mutter meint: „Lach doch. Wenn du lachst, müssen auch die andern lachen.“ Der Lehrer gibt uns die Mahnung mit auf den Weg: „Zähle  zunächst einmal bis zehn, ehe du die Geduld verlierst.“ Mit derlei wohlgemeinten Empfehlungen wird den meisten von uns in der Kindheit das Hirn  gefüttert. Natürlich sind das alles Plattheiten: Ebenso gut könnte man für jeden Ratschlag den Entgegengesetzten anführen. Bei der ersten passen  den Gelegenheit holen wir eine dieser Plattitüden „aus der Schachtel“, um sie an den Mann zu bringen. Nur selten zerbrechen wir uns den Kopf  darüber, ob an diesen Sprüchen denn überhaupt etwas dran sei. Schließlich macht es ja Mühe, das Wahre vom Unwahren zu trennen. Das  Körnchen Wahrheit auf jeder Stufe der Emotionsskala gibt es ein Körnchen Wahrheit, und ihrer bedient sich der Mensch, um sein Gefühlsleben zu  rechtfertigen.
Der in der Furcht Befangene erklärt: „Ist es denn schlimm, wenn man ein bisschen Vorsicht walten lässt?“
Wer sich um die Gunst anderer bemüht, fragt: „Warum sollte man nicht etwas für seine Mitmenschen tun?
Sind wir nicht eigentlich zu diesem Zweck auf der Welt?“  Selbstverständlich haben beide recht. Jeder spricht die Wahrheit aus, um seine zu motivieren. Dennoch handelt es sich dabei nur um einen Teil der  Wahrheit. Da haben wir zum Beispiel einen Metzger, der beide Beine verloren und trotz dem seinen Laden fünfzehn Jahre lang vom Rollstuhl aus  geleitet hat. Eines Tages spielt seine Enkelin im Hof des Nachbarhauses mit einer Freundin. Plötzlich tritt ein fremder Mann aus der Tür. Die Enkelin  will wissen, wer das sei. „Mein Großvater“, erwidert die Freundin. „Ach was!“, entgegnet die Enkelin. „Aber klar ist das mein Großvater.“ „Blödsinn!  Großväter haben keine Beine.“ So also dachte dieses kleine Mädchen über Großväter zweifellos ein Körnchen Wahrheit. Aus ihrer Sicht hatte sie  nicht einmal unrecht. Und ähnlich ist es bei den Emotionsniveaus. Jede Stufe ist mit Klischees, Phrasen, Redensarten oder gar „Philosophien“ gewissermaßen „untermauert“, und sie alle sollen die Einstellung des betreffenden Menschen begründen.
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Apathie
„Wenn ich doch bloß so gelassen wäre, dass ich über den Dingen stehen könnte, die nun mal nicht zu ändern sind!“ So spricht ein emotionell  hochstehender Mensch, weil er realistisch genug ist, um seine Bestrebungen richtig einzuschätzen. Leute im Gefühlsbereich der Apathie hingegen  meinen, man könne sowieso nichts am Verlauf der Ereignisse ändern: Sie lassen sich treiben. Ihre scheinbare Gelassenheit ist die Schwäche des  vom Leben überrannten.
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Wiedergutmachung
Einen nicht gerade positiven Einfluss hat der Bibelspruch „Selig sind die Sanftmütigen...“ ausgeübt. Ein logisch denkender Mensch muss sich  unweigerlich fragen, ob dies denn vernünftig sei. „Sanftmütig“ kann nämlich als gänzlich apathisch verstanden werden. Offenbar haben wir es hier  mit einer fälschlichen Auslegung zu tun, denn dieser Satz drückt ein Paradoxon aus. Gram und Traurigkeit Wer weint, kann seinen Kummer leichter  überwinden. Er vermag dann auf wieder hochzukommen. Leute, die auf der „Gram“ Stufe chronisch verweilen, trachten im Gegensatz zu den  positiven Naturen nach jeder Gelegenheit zum Jammern. Hochgestimmte Menschen denken gern an erfreuliche Geschehnisse der Vergangenheit.  Sie erzählen auch andern davon. „Traurige“ Leute berichten natürlich gleichfalls von früheren Erlebnissen. Für sie gibt es eigentlich nur die  Vergangenheit: Sie sehnen sich nach ihr zurück. Wie oft hört man sie klagen: „Es hätte alles ganz anders kommen können.“
Gunstbemühung Ist das Geben wirklich besser als das Nehmen?
Allerdings. Menschen an der Emotionsspitze bereitet es Vergnügen und Genugtuung, andere teilnehmen zu lassen an ihren Gütern. Sie wollen, dass ihre Mitmenschen ein Stückchen „vorankommen“. Wer sich indessen dauernd um das Wohlwollen und die Gunst Fremder bemüht, schenkt nur zum Schein: Er will sich von möglichen Gefahren „loskaufen“.
Im Geheimen möchte er den Empfänger „dämpfen“ oder ganz „ausschalten“
.
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Mitleid
„Es gibt immer einen, der noch schlimmer dran ist als ich.“ Auch das hat seine Richtigkeit. Ein auf der Stufe „Mitleid“ lebender Mensch macht sich geradezu ein Vergnügen daraus, arme Schlucker aufzuspüren.
An der Spitze begegnen uns Leute mit natürlichem Einfühlungsvermögen. Wer diese Gabe besitzt, findet kein Behagen daran, jemanden in Schwierigkeiten zu sehen. Er wird sein Bestes tun, um dem Unglücklichen aus seiner Misere zu helfen. Der Typ der Mitleidigen hingegen tätschelt  ihm lediglich die Wange und murmelt dabei: „Ach, du armer Kerl.“ Also hilft er ihm so, dass er ihn immer weiter bemitleiden kann.

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Furcht
Der auf den oberen Rängen angesiedelte Mensch hat eine gesunde Furcht vor der Gefahr, wenn er tatsächlich bedroht ist. Diese Furcht findet  jedoch ihren Ausgleich in seinem Mut und seinem guten Urteilsvermögen. Personen der Stufe Apathie jedoch fürchten schlechthin alles und jedes.
  Versteckte Feindseligkeit
Dass man zunächst einmal bis zehn zählen soll, ehe man die Geduld verliert, mag ein brauchbarer Rat für Leute sein, welche sich oberhalb des „Zorn“ Bereichs befinden. Falls jemand diese Ebene jedoch nicht erreicht, dann kann eine solche Empfehlung höchst nachteilig wirken: Sie wird den Betroffenen nämlich auf einem niedrigeren Niveau festnageln. „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“. Menschen, die ganz oben an heimisch sind, machen gern einen Spaß. Der Apathiesche dagegen nimmt alles derart ernst, dass sein Humor verkrampft wird. Er macht sich lieber über andere lustig und zieht Dinge in den Staub, zu denen er selber nicht imstande ist. Häufig neigen Menschen dieser Sorte zu zynischen Kommentaren. „Sag nicht allen Leuten, was du weißt.“
Der emotionell Hocheingestufte ist diskret. Er hat keine Veranlagung zum Kriechen, Schnüffeln, Heimlichtun. Der Apathiesche er brüstet sich mit seinem angeblichen Scharfsinn, seiner vorgetäuschten Schlauheit. In Wahrheit ist er jedoch hinterlistig, heimtückisch, haarspalterisch. Er sucht ständig nach Vorwänden, um seine destruktiven Handlungen zu bemänteln.
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Gefühllosigkeit
Rudyard Kipling schrieb einmal: „Bewahren Sie Haltung, wenn alle andern den Kopf verlieren.“ Die Leute auf der Ebene „Gefühllosigkeit“ sind stolz darauf, niemals ihre Gefühle zu zeigen: Sie haben sich stets in der Gewalt. Wer die Stufenleiter zu den höheren Regionen erklommen hat, gerät bei einer Krise nicht in Panik. Er braucht seine Seele nicht erst „stumm zu machen“, um einen klaren Kopf zu behalten. Er ist warmherzig und gütig und aller Empfindungen durchaus mächtig.

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Zorn
„Wer ein Omelett braten will, muss die Eier zerschlagen.“ Menschen an der Spitze bringen den Mut zum Zerstören auf, wenn es ums Weiterkommen oder um ein erstrebenswertes Ziel geht. Die „Zornigen“ indessen hauen aus törichter Tollkühnheit die Eier in die Pfanne. Ein Omelett  wird dabei allerdings nie zustande kommen. Antagonismus „Feuer lässt sich halt bloß mit Feuer bekämpfen.“ Stößt ein Mensch der höheren  Emotionsniveaus auf Widerstand, wird er versuchen, selbst daraus noch einen Vorteil zu ziehen. Er gibt nicht auf und verzettelt seine Kräfte auch  nicht in endlosem Hin und Her. Beim Zorner freilich zeigt sich das Körnchen Wahrheit dadurch, dass er unentwegt „im Angriff“ lebt. Er macht aus  jedem Funken ein Feuerwerk.
Wie wird man „reif“?
Es gibt unzählige Publikationen (tiefsinnige und seichte), die jenes Körnchen Wahrheit enthalten und die Einstellung der unterhalb der Marke Zorn behausten Menschen zu bestärken scheinen. Leute „oben“ und „unten“ verstehen unter Wahrheit nicht immer dasselbe. Ehe man einen Ratschlag beherzigt, sollte man die Emotionsstufe dessen untersuchen, der ihn erteilt. Er könnte ja hübsch verpackt in Bereiche führen, die tiefer gelegen sind. Manche so genannte „Hilf dir selbst Bücher“ sind Halbwahrheiten. Neulich habe ich ein derartiges Buch von einem erfahrenen Psychologen gelesen. Der Verfasser wies auf die Irrtümer vieler Verhaltensweisen hin. Er verurteilte die Speichelleckerei, das Klagen, das Mehr scheinen als sein Wollen, den Konkurrenzkampf. Seine Empfehlungen waren jedoch überwiegend der Kategorie „Langeweile“ zuzuordnen. Beispielsweise schlug er vor, man möge doch „mit dem Strom schwimmen“. Der Mensch solle das Leben nehmen, „wie es eben komme“. Es sei ratsam, sich „anzupassen“. Auch dürfe man sich keine „falschen Hoffnungen“ machen. „Tagträume“ führten zu nichts. Der Mensch solle das „genießen“, was der Alltag biete. Andere dieser Weisheiten entstammten der Stufe „Apathie“: „Wir sollten gar nicht erst versuchen, das Verhalten der Menschen zu begreifen“, hieß es da. „Die Frage nach dem Benehmen anderer ist nämlich müßig. Es gibt nun mal keinen hinreichenden Grund zur Deutung des menschlichen Benehmens.“ Ferner empfahl der Autor seinen Lesern, weder optimistisch noch pessimistisch zu sein, denn sowohl die eine als auch die andere Betrachtungsweise sei lediglich eine Art Krücke für jene, die wenig Selbstvertrauen besäßen. Das Schwelgen in irgendwelchen Hoffnungen sei illusorisch. An diesen Behauptungen ist etwas Wahres und etwas Unwahres. Wir alle wünschen uns schließlich eine Welt, in der es vernünftiger zugeht. Welch ein Ideal!

Leute auf den höheren Gefühlsebenen finden Mittel und Wege, um zunächst einen Menschen vernünftiger zu machen. Also bemühen sie sich, ihren Traum zu verwirklichen. Dadurch gewinnt ihr Leben einen Sinn. Wer indessen keinerlei Hoffnung hat, ist mit einer Blume zu vergleichen, die niemals blüht, mit einer Sonne ohne Wärme. So jemand hat keine Zukunft. Die Hoffnung ist es ja, die einen Menschen glauben und erwarten lässt. Personen in tieferen Empfindungsbereichen hingegen warten gottergeben auf den „starken Mann“, der „die Sache in die Hand nimmt“. (Sie werden zeitlebens warten.) Die Quintessenz dieses Buches hieß demnach: Wer „reif“ werden will, soll alle Hoffnungen fahren lassen, denn sie endeten doch nur in der Resignation. Man solle also sein Lebensschiffchen kurzerhand den Wogen anvertrauen. Diese Auffassung ist bestenfalls dem Bereich „Langeweile“ zugehörig, in schweren Fällen zählt sie zur „Apathie“. Immer aber muss von einer Art Kapitulation gesprochen werden.  Kein gefühlsmäßig Hochstehender hat es nötig, sich mit der Mittelmäßigkeit abzufinden. Ich habe noch ein anderes Buch dieser Sorte gelesen, das  den Leser „mächtig und einflussreich zu machen versprach. Der Verfasser offerierte den ganz und gar neuen Rat, Selbstvertrauen aufzubringen,  den Leuten gerade ins Auge zu schauen, gute Manieren (als da sind: Höflichkeit und Respekt) an den Tag zu legen. Na ja, so etwas hört sich  natürlich gut an. Als der Autor jedoch seine „Methoden“ im Einzelnen anpries, kam ich schnell dahinter, dass auch er ein ziemlich tiefgestimmter  Mensch sein musste. Er empfahl nämlich, „sich in die Brust zu werfen“ und andere Leute „hinabzuschrauben“.
Also Blendwerk. Der Mann operierte auf den Stufen Apathie.
Die „Macht“ von der er faselte, war dummes Zeug. Er warnte: „Die andern wollen Sie reinlegen. Sie wollen Ihren Status, Ihr Ansehen, Ihre Autorität untergraben. Legen Sie sich ja keine Minute auf die faule Haut, denn sonst macht man Hackfleisch aus Ihnen. Auch beschwor der Verfasser die Gefahr, „seine Nerven zu verlieren“: „Achten Sie ja darauf, dass Ihnen die Führung nicht aus der Hand genommen wird!“ Er bot sogar einige Methoden an, dank derer man seine Mitmenschen durch gezielte Fragen verstören könne, falls einem selber die Beherrschung zu entgleiten drohe.
Dieser „Ratgeber“ wusste also nichts anderes zu offerieren als die simple Empfehlung: Unterdrücken Sie Ihre Umgebung, und dann sind Sie wer! Aber unterdrücken Sie auf die sanfte Tour, und lächeln Sie dabei.
Kürzlich hörte ich von einem Londoner Psychiater, dass artige Mädchen einmal schlechte Mütter würden. Um zu diesem Schluss zu kommen, hatte der Herr jahrelang Studien betrieben.  Seine Erklärung: Ein Mädchen, das immer seiner Mutter folgt und zu Hause oder in der Schule nur das tut, was man ihm aufgetragen hat, muss  zwangsläufig eine schlechte Mutter werden, weil es ja später niemanden mehr hat, der ihm sagt, was es zu machen habe. Nun, solche „artigen  Mädchen“ rangieren offenbar auf der Stufe „Furcht“ oder noch tiefer. Ein mit höherem Empfindungsvermögen begabtes Kind kann einfach nicht  derart zahm sein und blindlings allen Weisungen Folge leisten.
Die Studien dieses Psychiaters lehren uns zweierlei: Viele Menschen halten ein Kind auf tiefem Emotionsniveau für „artig“. Ein junger Mensch,  der in solch niederen Bereichen groß wird, muss ob er will oder nicht als Erwachsener diesem negativen Bezirk verhaftet bleiben.
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Zusammenfassung
Bevor Sie sich ein altes Sprichwort, ein bekanntes Klischee oder den Rat eines „Fachmannes“ zu Herzen nehmen, sollten Sie nach dem Körnchen Wahrheit in der Gefühlswelt des Menschen forschen, der Ihnen solche Offenbarungen als „Weisheiten“ verkaufen will.

372
★ 1.b / 🔝 KommunikationsÜbung 3
« am: 23. Oktober 2020, 09:50:42 »
ZWECK: Eine Kommunikation hinüberbringen.
ÜBUNG: Die Fertigkeit zu erwerben, eine bestimmte Kommunikation zu einem Zuhörer hinüberzubringen, so daß er sie versteht, trotz Unaufmerksamkeit oder Störung.
Der Student sagt dem Coach eine bestimmte Zahl (1,2,3,4 usw. bis 99), und er fährt damit fort, diese Zahl zu sagen, bis sowohl er als auch der Coach sicher sind, daß der Coach sie empfangen und verstanden hat. Dies wird wiederholt, bis das Endphänomen erreicht ist.
COACHEN: Der Student und der Coach dürfen einander nicht berühren. Sie dürfen ihre Stühle nicht verlassen. Der Coach darf alles tun, um zu verhindern, daß er die geäußerte Zahl empfängt.
Wenn die Zahl trotz der Bemühungen, ihren Empfang zu verhindern, hinübergebracht wird, gibt der Coach dies zu, und der Zyklus wird immer wieder ausgeführt, bis das Endphänomen erreicht ist.
Zitat
1. Unaufmerksamkeit: Nichtbeachtung; das Versäumnis, Aufmerksamkeit zu schenken.
Zitat
2. Zyklus: bezieht sich auf einen Aktionszyklus,  die Abfolge, die eine Aktion durchläuft, wobei die Aktion gestartet, so lange wie nötig fortgesetzt und dann wie geplant abgeschlossen wird
ENDPHÄNOMEN: Die Person ist völlig zuversichtlich, daß sie etwas sagen und es hinüberbringen kann, so daß es verstanden wird.

373
★ 1.b / 🔝 KommunikationsÜbung 2.b
« am: 22. Oktober 2020, 00:21:50 »
ZWECK: Die Fertigkeit zu erwerben, weiterzusprechen, wenn ein anderer versucht, dies zu stören.
ÜBUNG: Der Student sagt Zahlen so, daß sie wia Aussagen klingen, und äußert sie in einem fort. Der Coach versucht, die Kommunikation zu stören. Der Coach darf keine persönlichen Bemerkungen verwenden und darf den Studenten nicht berühren, kann aber ansonsten alles tun, um dem Studenten bewußt zu machen, daß seine Kommunikation gestört wird; er kann ihn z.B. durcheinanderbringen, ihm widersprechen,
COACHEN: Gesten machen usw. Wenn es dem Coach gelingt, die Kommunikation zu stoppen, muß er damit fortfahren, dieselbe Störung zu verwenden, bis der Student trotzdem weitermachen kann.
ENDPHÄNOMEN: Das Endphänomen ist erreicht, wenn die Person fühlt, daß sie trotz einer Störung die Kommunikation fortsetzen kann, und wenn sie dies ohne Spannung oder persönliche Reaktion tun kann.Für die engen Freunde:
In den schwierigsten Momenten des Lebens erkennst Du, wer Deine wahre Familie, Freunde oder Menschen sind, die Dich wirklich ansehen. Die wahren Farben der Menschen kommen raus, wenn sie keine Aufmerksamkeit haben. Leider sind einige Freunde dabei, Druck auszuüben 'Gefällt mir' auszuüben, aber sie lesen das wirklich nicht, weil es Zeit braucht, um diese Aussage zu lesen und wenn sie sehen, dass es lang ist, springen sie.

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★ 1.b / StudentenWerkZeug
« am: 21. Oktober 2020, 00:14:14 »
(•) DEMONSTRATIONEN (StudentenWerkZeug)
Zitat
Demonstration: Etwas durch Beispiele zeigen.
Eine Demonstration (von lateinisch demonstrare, zeigen, hinweisen, nachweisen, Kurzform: Demo);
Demo: Abkürzung für ”Demonstration”
Zitat
Im politischen Sinne ist eine in der Öffentlichkeit stattfindende Versammlung mehrerer Personen zum Zwecke der Meinungsäußerung.
Eine Demonstration im politischen Sinne ist eine in der Öffentlichkeit stattfindende Versammlung mehrerer Personen zum Zwecke der Meinungsäußerung. In Deutschland ist das Demonstrationsrecht ein Grundrecht, das im Artikel 8 des Grundgesetzes verankert ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Demonstration
Zur Studiertechnologie gehört die Verwendung von ”Demonstrationen”, wenn ein Student Begriffe und Vorstellungen studiert. Vom Studenten wird oft verlangt, Dinge wie Definitionen von Fachausdrücken, grundlegende Prinzipien usw. zu veranschaulichen.
Das folgende sind zwei Arten von Demonstrationen, die gewöhnlich verwendet werden:
1. Demonstration mit DemoKit:
Zitat
Dies bedeutet, dass verschiedene kleine Gegenstände wie Korken, Flaschendeckel, Büroklammern, KinderSpielFigur usw. verwendet werden. Diese Gegenstände werden in einer Schachtel oder einem Behälter aufbewahrt, der ”DemoKit” (= DemoZeug oder DemoAusrüstung) genannt wird. Jeder Student sollte ein DemoKit haben. Die Gegenstände werden während des Studierens verwendet, um Dinge in dem gelesenen Material darzustellen. Das Demonstrieren hilft, Begriffe und Vorstellungen realer zu machen. Ein DemoKit fügt der Bedeutung Masse (körperhafte Materie), Realität und Tun hinzu und hilft auf diese Weise dem Studenten beim Studieren. Wenn von einem Studenten verlangt wird, eine Demonstration mit seinem DemoKit zu machen, nimmt er einfach beliebige Teile seines DemoKits und lässt sie die Vorstellungen darstellen, die er studiert.

Beispiel: Der Student liest darüber, wie ein Student und sein StudierPartner einander gegenübersitzen sollten, wobei jeder ein Wörterbuch und ein DemoKit hat. Um dies zu demonstrieren, nimmt er eine blaue KinderSpielFigur und beschliesst, dass sie den Studenten darstellt. Er nimmt eine rote KinderSpielFigur und beschliesst, dass diese den StudierPartner darstellt. Er stellt die KinderSpielFigur einander gegenüber. Dann nimmt er zwei Pfennigstücke, von denen er beschliesst, dass sie die DemoKits darstellen werden, und legt je ein Pfennigstück (DemoKit) neben jede der KinderSpielFigur (Studenten). Dann nimmt er zwei Büroklammern, von denen er beschliesst, dass sie die Wörterbücher darstellen werden, und legt je eine neben jede der KinderSpielFigur (Studenten). Der Student hat jetzt wirkliche Gegenstände vor sich, die darstellen, was er gelesen hat, und er fühlt sich viel besser, weil die Informationen nicht nur in seinem Kopf sind.
Wenn der Student etwas über eine Aktivität oder Aktion studiert, kann er die Teile des DemoKits umherbewegen. Wenn eine Demonstration für einen StudierPartner oder den Lehrer gemacht wird, erklärt der Student, was die Gegenstände darstellen und was er mit ihnen macht (aber die Idee hierbei ist, dass jede Aktion wirklich durch die Gegenstände gezeigt wird, nicht durch die Erklärungen des Studenten).
2. Knetdemonstration:
Zitat
Zitat
Bedeutet, dass die Verwendung von Knetmasse beim Demonstrieren oder Darstellen von Tatsachen, Vorstellungen und Verfahrensweisen der Bedeutung Masse, Realität und Tun hinzufügt und auf diese Weise dem Studenten beim Studieren hilft. Knetdemonstrationen geben ein angemessenes Gleichgewicht von Masse und Bedeutung. Sie werden verwendet, um einem Studenten beizubringen, wie man anwendet. Dem Studenten wird ein Wort, eine Aktion oder eine Situation gegeben, die er demonstrieren soll.
Er stellt diese Sache dann in Knetmasse dar, wobei er jeden Teil mit einem Schildchen versieht. Die Knetmasse zeigt die Sache. Es ist nicht einfach ein Klumpen Knetmasse mit einem Schildchen daran. Verwenden Sie für die Schildchen kleine Papierstreifen. Die ganze Demonstration erhält dann ein Schild, auf dem steht, was sie darstellt. Beim Check entfernt der Student das Gesamtschild. Der Student darf nichts sagen. Der Lehrer darf keinerlei Fragen stellen. Der Lehrer schaut einfach und überlegt, was es ist. Er sagt es dem Studenten, der dann dem Lehrer das Schild zeigt. Wenn der Lehrer nicht gesehen hat, was es war, ist es ein Flunk.
Zitat
(von engl. flunk, Nichtbestehen, Versagen) einem Studenten anzuzeigen, daß er einen Fehler gemacht hat oder darin versagt hat, die gelernten Materialien anzuwenden. Bei Trainingsübung, wenn der Student etwas anderes macht, als in der Übung verlangt wird oder es unterläßt, einen Teil der Übung zu machen, dann sagt sein Studierpartner „flunk", was der Fehler war und beginnt wieder mit der Übung.
Knetdemonstrationen dürfen nicht auf Bedeutung reduziert werden, indem der Student etwas erklärt oder Fragen beantwortet. Sie dürfen auch nicht dadurch auf Bedeutung reduziert werden, dass einzelne Teile langatmige Schilder tragen. Die Knetmasse zeigt es, nicht das Schild. Die Knetmasse demonstriert es. Der Student muss den Unterschied zwischen Masse und Bedeutung lernen.
Der Student soll zum Beispiel einen Bleistift demonstrieren. Er stellt eine dünne Rolle aus Knetmasse her, die von einer anderen Schicht Knetmasse umgeben ist, wobei die dünne Rolle an einem Ende ein wenig herausragt. An das andere Ende kommt ein kleiner Zylinder aus Knetmasse. Die Rolle wird mit ”Graphit” beschriftet. Die äussere Schicht wird mit ”Holz” beschriftet und der kleine Zylinder mit ”Radiergummi”. Dann wird ein Schild für das Ganze gemacht: ”Bleistift”. Beim Check entfernt der Student das Schild, auf dem ”Bleistift” steht, bevor der Lehrer es sehen kann. Wenn der Lehrer die Demonstration anschauen kann und sagen kann: ”Es ist ein Bleistift”, hat der Student bestanden. Wenn das Durchführen von Knetdemonstrationen beim Studenten nicht bewirkt, dass er munterer wird, wird das Obige nicht gemacht. Jemand ist so in Eile, dass aus Geschwindigkeitsgründen auf wirkliches Lernen verzichtet wird.
Das Wort ”Demo” bezieht sich normalerweise auf das Verwenden eines DemoKits. Das Wort ”Knetdemo” bezieht sich auf das Verwenden von Knetmasse zum Demonstrieren nach dem oben beschriebenen Verfahren. Eine gut gemachte Demonstration, die wirklich etwas demonstriert, wird bei einem Studenten eine grossartige Veränderung bewirken. Und er wird die Daten behalten.
Der Zweck von Demonstrationen war das Ausfindigmachen von Nichtverstehen bei Checks.
Eine Person, die eine Sache nicht mit einigen Gummibändern oder Büroklammern demonstrieren kann, ist offensichtlich verwirrt – sie kann Wörter zitieren, die Daten aber nicht anwenden. Die Lösung wäre, herauszufinden, warum diese Person die Studiertechnologie nicht anwendet, sie auf Anwendung hin zu orientieren, jegliche missverstandenen Wörter in den Materialien zu finden und zu klären und die Materialien erneut studieren und auschecken zu lassen. Die Verwendung von DemoKits wurde erweitert und verändert ausgelegt als das ständige Herumspielen mit kleinen Gegenständen während des Studierens. Dies dient keinem sinnvollen Zweck und ist kein Demonstrieren. Der StudierPartner oder Supervisor lässt den Studenten bei einem sternrangigen Check wesentliche Regeln der Materialien demonstrieren. Das bedeutet nicht, dass der Student während des Checks ständig herumspielt. Es bedeutet das Demonstrieren von ganz bestimmten Daten, die in den Materialien enthalten sind und nach denen die Person, die das Check gibt, gefragt hat. Wenn sich ein Student während des Studierens über etwas nicht im klaren ist oder sehen will, wie etwas funktioniert, kann er ein DemoKit verwenden, um es auszuarbeiten. Die Verwendung des DemoKits wird nicht verlangt. Sie wird dem Studenten selbst überlassen. Die erwartete Aktion in solch einem Fall ist, dass der Student zum Knettisch geht und über Knetdemonstrationen richtig mit Knetmasse ausarbeitet. Das Prinzip der Demonstration ist von unschätzbarem Wert, um etwas auszuarbeiten, was man entwickelt. Ein Mitarbeiter, der an seinem Schreibtisch arbeitet, wird wohl kaum eine Knetdemonstration machen. Er kann jedoch ohne weiteres Kugelschreiber und Papier verwenden. Eine Anwendung des Prinzips der Demonstration ist das Zeichnen einer Sache in zwei Dimensionen. Eine Regel, die sich in der Praxis als brauchbar erweist, ist:
Wenn Sie etwas nicht in zwei Dimensionen demonstrieren können, so stimmt damit etwas nicht. Diese Regel wird in der Technik und der Architektur verwendet. Wenn es nicht einfach und klar in zwei Dimensionen ausgearbeitet werden kann, dann ist irgend etwas falsch, und es könnte nicht konstruiert werden. In diesen Berufszweigen würde niemand in Erwägung ziehen, die Beschreibungen (schriftlichen Instruktionen) zu schreiben, ohne die Sache zuerst vollständig in Form einer graphischen Darstellung auf Papier ausgearbeitet zu haben. Dies findet nicht nur bei Konstruktionsdetails Anwendung, sondern auch bei der gesamten Abfolge koordinierter Aktionen, die zum Bau eines Gebäudes im physikalischen Universums erforderlich sind. Es ist ein komplettes Programm, das als ”graphische Darstellung mit Richtungspfeilen” auf Papier ausgearbeitet wird; sie zeigt die Koordination der Abfolgen, Terminale, Materialien, Unterprodukte usw. entlang der Zeit. Mit Leichtigkeit und Genauigkeit kann man anhand dieser graphischen Darstellung spezifische schriftliche Instruktionen für die Ausführung abfassen. Eine solche graphische Demonstration bringt jegliche Verwirrungen unverzüglich ans Licht und ist eine wichtige Anwendung von Demonstrationen. Wenn eine graphische Demonstration zu kompliziert wird oder eine Sache überhaupt nicht graphisch dargestellt werden kann, so stimmt damit etwas nicht. Gewöhnlich wird das Schaubild zeigen, was verkehrt ist, und führt selbst schon zur Lösung hin.
Ein deutliches Beispiel hierfür ist ein Navigationsoffizier, der, anstatt zu versuchen, mit einer nebelhaften Vorstellung seiner Position alles im Kopf auszuarbeiten, einfach den geplanten und tatsächlichen Kurs auf einer Karte graphisch darstellt. OrgBoards (Organisierungstafeln) und statistische Schaubilder sind auf ihre eigene Art ebenfalls Beispiele.
Es gibt noch eine andere Art der Demonstration, die, wenn anwendbar, bei weitem die beste ist: der Person den tatsächlichen Gegenstand (die Sache) zu zeigen. Sie ist auf solche Dinge beschränkt, die gegenwärtig existieren und erreichbar sind. Sie können einer Hausfrau eine Waschmaschine zeigen, aber Sie können jemandem nicht in der gleichen Weise einen menschlichen Verstand zeigen. Der menschliche Verstand kann jedoch gut in Knetmasse demonstriert werden. Daten in Knetmasse zu demonstrieren ist eine zu langsame Methode, um bei Checks Verwirrtheiten zu entdecken; deshalb verwendet man dabei Gummibänder, Büroklammern usw. Das Demonstrieren mit DemoKit ist nicht immer ein einfacher Weg, um etwas auszuarbeiten, was neu entwickelt wird; daher verwendet man in solchen Fällen einen Kugelschreiber und stellt es graphisch in Form eines Schaubildes dar. Auch lassen sich mit der graphischen Form der Demonstration Daten viel leichter an andere verbreiten, während sich Knetdemos nur schwerlich an Wände hängen, mit der Post verschicken oder in Hats einordnen lassen.
ZUSAMMENFASSUNG
Es gibt vier grundlegende Methoden der Demonstration, die in verwendet werden.
Zitat
1. Demonstration durch Zeigen des tatsächlichen Gegenstandes.
2. Knetdemonstration. Wird angewendet, um existierende Daten usw. zu demonstrieren. Fügt Masse zu der Bedeutung hinzu und ist von unschätzbarem Wert, wenn die Sache selbst nicht verfügbar ist oder nicht sichtbar gezeigt werden kann.
3. a) bei Checks: DemoKits unter Verwendung von Gummibändern, Büroklammern usw. werden bei sternrangigen Checks verwendet, um Verwirrtheiten zu entdecken.
b) beim Studieren: DemoKit wird vom Studenten verwendet, um ihm die Studiermaterialien realer zu machen.
4. Graphische Demonstrationen wird verwendet, um Abfolgen, Linien, das Funktionieren oder Zusammenwirken von Dingen usw. zu entwickeln oder klarzustellen und Mängel darin ausfindig zu machen. Eine brauchbare, schnelle Art, etwas Neues zu entwickeln und Vorstellungen, Abfolgen und Anordnungen an andere zu kommunizieren. Alle vier Methoden sind zur Anwendung bestimmt.
DEMOKITS
Es wird von den Studenten erwartet, dass sie ein eigenes DemoKit haben. Ein DemoKit ist eine Anzahl von verschiedenen kleinen Gegenständen wie z.B. Gummibänder, KinderSpielFigur, Sicherungen, Korken, Flaschendeckel, Büroklammern, Münzen oder was immer dafür geeignet ist. Diese Dinge werden in einer Dose oder Schachtel aufbewahrt. Ein DemoKit wird bei allen Arten von Studieren gebraucht – es wird beim Trainieren, bei Checks, wenn man alleine studiert regelmässig verwendet. Ein DemoKit fügt der Bedeutung Masse, Realität und Tun hinzu. Die Teile des DemoKits stellen die Dinge, die man demonstriert, dar. Sie helfen, Vorstellungen und Ideen am Ort zu behalten. So wird die Idee von einem Mentor, einem PC usw. an Hand von zwei Münzen und einem Kärtchen real. Man kann sie sehen und fühlen. DemoKits sind dazu da, verwendet zu werden. Man erzielt damit viel bessere Ergebnisse.
AUSBILDUNG MIT KNETMASSE
Zitat
1.) Dem Studenten die Materialien, die er studiert, real zu machen, indem man sie ihn in Knetmasse demonstrieren lässt.
2.) Das richtige Gleichgewicht zwischen Masse und Bedeutung herzustellen.
3.) Dem Studenten das Anwenden beizubringen.
Dem Studenten wird ein Wort, eine Aktion oder eine Situation zum Demonstrieren gegeben. Er stellt dies dann in Knetmasse dar, wobei er jeden Teil mit einem Schildchen versieht. Die Knetmasse zeigt die Sache. Es ist nicht nur ein Klumpen Knetmasse mit einem Schildchen darauf. Verwenden Sie kleine Papierstreifen als Schilder. Die ganze Demonstration erhält dann ein Schild, auf dem steht, was sie darstellen soll. Beim Check entfernt der Student das Gesamtschild. Der Student darf nichts sagen. Der Lehrer darf keinerlei Fragen stellen. Der Lehrer schaut sich die Sache nur an und überlegt sich, was es darstellt. Daraufhin sagt er es dem Studenten, der dann dem Lehrer das Gesamtschild zeigt. Wenn der Lehrer nicht erkennen konnte, was es war, so ist dies ein Flunk. Knetdemonstrationen dürfen nicht auf Bedeutung reduziert werden, indem der Student Erklärungen abgibt oder Fragen beantwortet. Sie dürfen auch nicht durch langatmige Schilder für einzelne Teile auf Bedeutung reduziert werden. Die Knetmasse zeigt es, nicht das Schild. Die Knetmasse demonstriert es. Der Student muss den Unterschied zwischen Bedeutung und Masse lernen.
Der Lehrer sollte Fragen stellen, die eine Fähigkeit zur Anwendung verlangen. Geben Sie dem Studenten eine Situation, und lassen Sie sich erklären, wie er mit ihr umgehen würde. Fragen der Art, wie Regel „A“ lautet, decken den zungenfertigen Studenten nicht auf. Langwierige Erklärungen bei Knetdemonstrationen lassen sie auf die Stufe der Bedeutung zurückfallen, verhindern, dass der Student anzuwenden lernt, verhindern, dass er das richtige Gleichgewicht von Bedeutung und Masse erhält, und bringen Verwirrung nicht zum Verschwinden.
Bei allen Checks muss man im Auge behalten, dass der Zweck Anwendung ist, und nicht einfach, dass das Checkblatt bald abgeschlossen wird. Wenn Ausbildung mit Knetmasse nicht bewirkt, dass der Student aufgeweckter wird und strahlt, dann wurde das Obige nicht getan.
Jemand ist in solcher Eile, dass wirkliches Lernen um der Schnelligkeit willen beiseite geschoben wird. Dieser Student muss mit seinen Materialien zu verstehen zu lernen. Lassen Sie ihn nicht durch lausige Checks und schlechte Demonstrationen auf die Nase fallen. Eine gut gemacht Knetdemonstration, die die Sache wirklich demonstriert, wird eine erstaunliche Veränderung bei diesem Studenten hervorbringen.
Und er wird die Daten behalten.
Der einzige Grund, warum ein ein Student langsam ist oder verwirrt ist, liegt darin, dass er die Wörter, die in seiner oder ihrer Ausbildung verwendet werden, nicht versteht. Sie werden feststellen, dass Studenten grossen Nutzen aus Knettischarbeit in Bezug auf Definitionen ziehen werden. Die Wichtigkeit dieser Sache wird Ihnen einleuchten, wenn Sie unsere Ausbildungstechnologie studieren.
DER KNETTISCH
Ein Knettisch ist eine Arbeitsplatte, an der ein Student – im Stehen oder im Sitzen – bequem arbeiten kann. In einer Akademie kann sie 1m x 1m gross sein, oder auch grösser. Kleinere Platten sind nicht vorteilhaft. Die Oberfläche muss glatt sein. Ein Tisch, der aus rohem Bauholz angefertigt ist, wird den Zweck erfüllen, aber die Oberfläche, auf der gearbeitet wird, sollte mit einem neutralen Tuch bedeckt sein. Ansonsten bleibt die Knetmasse daran haften, und der Tisch kann nicht gereinigt werden; dies wird nach kurzer Zeit dazu führen, dass man nicht mehr klar erkennen kann, was gemacht wird, da die Tischoberfläche mit Knetresten beschmutzt ist.
In der Akademie können unter den Beinen des Knettisches und auch des Behälters für die Knetmasse Laufrollen (Räder) angebracht werden, da sie viel umherbewegt werden.
KNETMASSE
Es sollte Knetmasse in verschiedenen Farben beschafft werden. Die beste Quelle dafür ist ein Geschäft für Schulbedarf, wo Lehr und Lernmittel verkauft werden. Modellierton ist nicht so gut wie die Schulknete. (Fragen Sie nach Kindergartenknete.) Ein Behälter (ebenfalls aus Holz oder Metall), der einen eigenen Ständer oder ein eigenes Gestell beliebiger Art hat, ist ebenfalls nützlich. Er sollte Unterteilungen für die verschiedenfarbige Knetmasse haben. Die Menge an Knetmasse einer jeden Farbe ist nicht wichtig, solange es in einem kleinen Raum mindestens ein oder zwei Pfund Knetmasse von jeder Farbe gibt.
In der Akademie werden verschiedene Farben nur deshalb benutzt, damit ein Student den Unterschied zwischen den verschiedenen Gegenständen sehen kann; die verschiedenen Farben haben keine weitere Bedeutung, da die Dinge im Verstand keine einheitlichen Farben haben.
Was Engramme
Zitat
Im Zentralnervensystem hinterlassene Spur eines Reiz- oder Erlebniseindrucks; Erinnerungsbild
Engramm ist eine allgemeine Bezeichnung für eine physiologische Spur, die eine Reizeinwirkung als dauernde strukturelle Änderung im Gehirn hinterlässt. Die Gesamtheit aller Engramme es sind Milliarden ergibt das Gedächtnis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Engramm
betrifft – in einem einzigen Engramm kann eine Vielzahl von Farben enthalten sein, ebenso wie ein TechnicolorFilm viele Farben hat. Es gibt jedoch Leute, die Engramme nur in Schwarz/Weiss sehen. Farbige Knetmasse ist also nur für Lehrzwecke da, um dabei zu helfen, den Unterschied zwischen einem Gegenstand und einem anderen ersichtlich zu machen.
JEDER TEIL DES VERSTANDES UND JEDER FACHAUSDRUCK KANN AUF EINEM KNETTISCH DEMONSTRIERT WERDEN
Dies ist ein wichtiger Punkt, den man begreifen muss. Der Knettisch soll nicht nur für die Demonstration einiger weniger Ausdrücke verwendet werden. Er kann für alle Definitionen verwendet werden. Bei der Arbeit am Knettisch liegen die einzigen Beschränkungen im Einfallsreichtum des Studenten und in seinem Verstehen der Begriffe, die demonstriert werden. Der entscheidende Punkt ist Einfachheit. Nichts ist zu unbedeutend oder unwichtig, um auf einem Knettisch demonstriert zu werden. Alles kann auf diese Weise demonstriert werden, wenn man nur daran arbeitet. Und einfach das Arbeiten daran, wie man es demonstriert oder in Knetmasse mit Beschriftungen darstellt, bringt ein neues Verstehen hervor. Der Satz “Wie stelle ich es in Knetmasse dar?” enthält das Geheimnis, wie man jemandem wirklich etwas beibringt. Wenn man es in Knete darstellen kann, versteht man es. Kann man es nicht, so versteht man nicht wirklich, was es ist. Das Verfahren des Darstellens in Knetmasse mit Beschriftungen funktioniert nur dann, wenn der Begriff oder die Dinge wirklich verstanden sind. Und arbeitet man sie in Knetmasse aus, dann bringt dies ein Verstehen von ihnen hervor. Daher kann man vorhersagen, dass das Verfahren des Demonstrierens am Knettisch am meisten in einer Praktik oder Organisation verwendet werden wird, die am meisten versteht, und es wird am wenigsten in einer Organisation verwendet werden, die am wenigsten versteht (und die am wenigsten erfolgreich ist). Lassen Sie uns einmal den Grad der Einfachheit der Begriffe anschauen, die in einem Ausbildungskurs verwendet werden sollen. Nehmen wir den Begriff “Körper”.
Gut, machen Sie ein paar Klumpen, nennen Sie es einen Körper und versehen Sie ihn mit einem Schild “Körper”. Das sieht nun nicht so aus, als ob da viel dabei wäre. Es hat aber eine Menge mit dem Fördern des Verstehens zu tun. Lassen Sie uns einen gelben Ring aus Knetmasse machen und ihn neben, auf oder in den Körper legen und mit einem Schildchen “ein Bodhie” versehen. Wir können daraufhin die Beziehung zwischen den beiden meistverwendeten Begriffen in sehen, “Körper” und “Bodhie”. Und Erkenntnisse werden sich daraus ergeben. Die Aufmerksamkeit des Studenten wird direkt in diesen Raum und auf das Thema gerichtet. Bringt man den Studenten dazu, dies selbst zu tun , so bringt das ein neues Ergebnis hervor. Bringt man den Studenten dazu, dies fünfundzwanzigmal mit seinen eigenen Händen zu tun, so erfüllte es ihm mit Glück beinahe. Wird der Student dazu gebracht, auszutüfteln, wie es in Knetmasse noch besser dargestellt werden kann, so macht ihm dies die ganze Idee der Position des Bodhies im Körper klar. Künstlerische Darstellung ist kein Ziel bei der Arbeit am Knettisch. Die Formen sind grob. Nehmen Sie ein grosses Stück Knetmasse beliebiger Farbe und bedecken Sie sowohl “Bodhie” als auch “Körper” damit und Sie haben den Verstand. Nehmen Sie jeden Teil des Verstandes und stellen Sie es in Knete dar, indem Sie einen Bodhie, einen Körper und einen oder mehrere Teile des Verstandes (Maschine, Faksimile, Engramm und was es noch so alles an darstellen, und lassen Sie den Studenten in Knetmasse demonstrieren, was es ist, und wir beginnen klarzustellen, worum es bei uns geht. Lassen Sie einen Studenten ein gegenwärtiges Problem kneten. Lassen Sie es ihn in all seinen Teilen (Chef, Mutter, sich selbst) in Knetmasse darstellen, und lassen Sie ihn jede der Personen mit einem Körper, einem Bodhie und einem Verstand darstellen – und einige recht bemerkenswerte Einsichten werden sich zu zeigen beginnen. Die Menge der Dinge, die in Knetmasse dargestellt werden kann, ist unbegrenzt.
DAS BESCHRIFTEN VON KNETDEMONSTRATIONEN
Jeder Teil des Verstandes kann durch ein Stück Knetmasse und ein Schildchen dargestellt werden. Die Teile, die Masse sind, werden in Knetmasse gemacht, und die Bedeutungs oder Gedankenteile werden durch Schilder dargestellt. Gewöhnlich wird für jeden Teil des Verstandes sowohl ein Stück Knetmasse als auch ein Schild verwendet. Ein dünner Ring aus Knetmasse mit einem grossen Loch in der Mitte wird gewöhnlich verwendet, um eine reine Bedeutung zu zeigen. Alles, was auf einem Knettisch gemacht wird, wird beschriftet, egal, wie plump das Schild ist. Studenten machen die Schilder gewöhnlich aus Papierstückchen, auf die mit Kugelschreiber geschrieben wird.
Das Verfahren sollte folgendermassen ablaufen: Der Student fertigt einen Gegenstand an und beschriftet ihn, fertigt einen weiteren Gegenstand an und beschriftet ihn, fertigt einen dritten Gegenstand an und beschriftet ihn und so weiter, in dieser Abfolge. Wenn ein Student all die Masseteile seiner Demonstration auf einmal macht, ohne sie mit Schildern zu versehen, so sitzt er da mit all diesen Bedeutungen, die sich in seinem Verstand anhäufen, anstatt jede einzelne (in Form eines Schildchens) niederzuschreiben, während er seine Knetdemonstration macht. Das korrekte Verfahren ist, jede einzelne Masse sofort dann zu beschriften, wenn man sie angefertigt hat.
DIE GRÖSSE VON KNETDEMONSTRATIONEN
Die Grösse der Demonstration kann wichtig sein. Eine Knetdemonstration sollte recht gross sein. (Eine Höhe von 2½ bis 5 Zentimetern ist in der Regel nicht ausreichend.) Grosse Demonstrationen helfen dabei, die Realität des Studenten darüber, was er demonstriert, zu vergrössern. Mehr Realität bedeutet mehr Affinität und mehr Kommunikation und daher mehr Verstehen.
Check
Die Knetdemonstration muss zeigen, dass der Student die Materialien, die demonstriert werden, versteht. Die Knetmasse zeigt die Sache, nicht die Schilder oder die Phantasie. Ist die Knetdemonstration eines Studenten nicht korrekt gemacht oder zeigt sie nicht das, was demonstriert werden soll, dann muss ihm ein Flunk gegeben werden, wobei Bezug auf das Material genommen wird. Der Student muss in einem solchen Fall auf das korrekte Bulletin verwiesen werden. Man verweist nie auf die Demonstration eines anderen Studenten oder benutzt sie als Beispiel.
DER UMGANG MIT KNETMASSE
Knetmasse ist unsauber. Bis wir eine völlig ölfreie Knetmasse gefunden haben, müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit sich die Studenten nicht schmutzig machen und, falls dies doch geschieht, dass sie sich hinterher wieder säubern. Zu diesem Zweck kann der Kursverwalter grosszügig bemessene Mengen von billigen Reinigungstüchern und geruchlosem Lösungsmittel zur Verfügung stellen. Zu stark haftende oder klebrige Knetmasse und der Geruch von schlechten Lösungsmitteln können dem grossen Wert von Knettischarbeit ein Ende bereiten. Sichern Sie sich also dagegen. Das Wichtigste ist, den einzelnen Studenten Fachausdruck in Knetmasse und Schildern darstellen zu lassen. Sie werden sehen, wie in der Ausbildung eine neue Ära anbricht. Sie werden beobachten, dass die Müdigkeiten ausbleiben und in vielen Fällen die Zeit, die auf dem Kurs verbracht wird, auf ein Fünftel absinkt. Es ist für jeden Kurs wünschenswert, dies zu erreichen, und somit ist die Arbeit am Knettisch eine ernstzunehmende Tätigkeit. Einfallsreichtum und Verstehen sind die einzigen Beschränkungen bei der Verwendung des Knettisches und dem Erzielen von hervorragenden Ergebnissen damit.
Ausbildung
In der Ausbildung arbeiten wir mit einem System, das StudierPartnerCheck genannt wird. Jedem Studenten wird vom Kursleiter ein “ StudierPartner” zugewiesen, mit dem er zusammenarbeitet. Der Studierende arbeitet das ihm zugeteilte Material durch, wobei ihm von seinem StudierPartner, falls erforderlich, über die schwierigen Stellen hinweggeholfen wird. Wenn der Studierende sein Material kann, bekommt er von seinem StudierPartner ein Check. Erhält der Studierende einen Flunk, so muss er sein Material noch einmal durcharbeiten. Wenn er damit fertig ist, wird er von neuem überprüft. Hat er bestanden, so zeichnet der StudierPartner entsprechend ab, womit er bestätigt, dass der Studierende sein Material verstanden hat.
SCHLECHTE ANGEWOHNHEITEN BEIM STUDIEREN
Frühere Ausbildungsformen leiden unter einer Angewohnheit. Diese stammt aus all den Jahren formeller Schulausbildung, wo man nach diesem Fehler lebt. Wenn der Student die Wörter kennt, nimmt der Lehrer an, dass er auch die Melodie kennt. Es wird einem Studenten niemals irgend etwas nützen, einige Fakten zu kennen. Von einem Studenten wird nur erwartet, Fakten zu verwenden. Es ist so leicht, Gedanken zu konfrontieren, und so schwer, Aktion zu konfrontieren, dass der Ausbilder oft in zufriedener Weise den Studenten Wörter und Ideen äussern lässt, die dem Studenten nichts bedeuten. Alle TheorieChecks müssen das Verstehen des Studenten im Auge haben. Wenn sie das nicht tun, sind sie zwecklos und werden den Studierenden schliesslich verstimmen. Schwierigkeiten auf einem Kurs stammen ausschliesslich daher, dass der Student Wörter oder Daten nicht begriffen hat.
Wenn dies auch durch Kommunikation wieder behoben werden kann – warum soll man das eigentlich immer wieder tun, wenn es schon von vornherein durch sachgemässe TheorieChecks vermieden werden kann?
Es gibt hier zwei Phänomene!
ERSTES PHÄNOMEN
Wenn ein Studierender es versäumt, ein Wort zu verstehen, so ist der Abschnitt, der diesem Wort folgt, in seinem Gedächtnis wie ausgelöscht. Sie können dies immer bis zu dem Wort zurückverfolgen, das vor der leeren Stelle liegt. Sorgen Sie dafür, dass der Studierende das entsprechende Wort versteht. Dann werden Sie feststellen, dass wie auf wunderbare Weise die zuvor leere Stelle im Text nun nicht mehr leer ist. Dies ist pure Magie.
ZWEITES PHÄNOMEN
Das zweite Phänomen tritt auf, nachdem der Studierende über viele missverstandene Wörter hinweggegangen ist. Er fängt an, das Thema, das er studiert, immer weniger zu mögen. Dies wird gefolgt von verschiedenartigen geistigen und körperlichen Zuständen sowie Beschwerden, Nörgeleien und “Seht nur, was ihr mir angetan habt”. Das rechtfertigt ein Sichentfernen vom Thema, das studiert wird. Aber das Erziehungssystem, das Müdigkeit missbilligt, bewirkt, dass sich der Studierende selbst wirklich von seinem Studierthema zurückzieht (egal, was er gerade studierte) und an seiner Stelle einen Schaltkreis errichtet, der Sätze und Zitate aufnehmen und wiedergeben kann.
Jetzt haben wir den “schnellen Studenten, der irgendwie das, was er lernt, nie anwendet.” Das daraus resultierende besondere Phänomen besteht darin, dass solch ein Student einige Wörter studieren und anschliessend wiedergeben kann, und doch an der ganzen Sache nicht wirklich beteiligt ist.
Beim Examen bekommt er eine 1+, aber anwenden kann er die Daten nicht. Der Schlüssel ist hier das Demonstrieren. In demselben Augenblick, in dem Sie solch einen Studenten auffordern, eine Regel oder eine Theorie zu demonstrieren, sei es mit seinen Händen oder mit Heftklammern auf ihrem Tisch, wird seine Zungenfertigkeit zerschellen. Das kommt daher, dass ein Student, wenn er Wörter oder Ideen auswendig lernt, immer noch die Auffassung aufrechterhalten kann, dass dies alles nichts mit ihm zu tun habe. Dies ist ganz und gar eine Schaltkreisaktion und daher sehr zungenfertig. In dem Augenblick, in dem Sie ihn auffordern, ein Wort, eine Idee oder ein Prinzip zu demonstrieren, muss der Student etwas damit zu tun haben. Und fliegt auf. Der Student, der durch und durch schwer von Begriff ist, ist lediglich in der Leere des Nichtverstehens steckengeblieben, die irgendeinem missverstandenen Wort folgte.
Der “äusserst kluge” Student, der aber die Daten nicht anwenden kann, ist überhaupt nicht da. Er hat lange zuvor aufgehört, den Stoff oder das Gebiet zu konfrontieren. Die Lösung für beide Fälle – den des “klugen Nichtverstehens” und den des “Schwer von Begriff Seins” – besteht darin, das fehlende Wort zu finden. Diese Zustände können jedoch von vornherein verhindert werden, indem man einen Studenten nicht über das übergangene Wort hinwegstudieren lässt, bevor dessen Bedeutung verstanden wurde. Und das ist die Pflicht des StudierPartners. THEORIETRAINING
Theorietraining heisst, einen Studierenden alle Wörter definieren zu lassen, alle Regeln angeben zu lassen, mit seinen Händen oder kleinen Gegenständen Angaben aus einem Text demonstrieren zu lassen, und es kann auch Definitionen von Fachausdrücken beinhalten. Die gewöhnliche Aktion des KursLehrers wäre, jeden Studierenden, der Schwierigkeiten hat oder der langsam oder zungenfertig ist, mit einem StudierPartner mit vergleichbaren Schwierigkeiten zusammenzusetzen und beide miteinander abwechselnd Theorietraining machen zu lassen.
Dann, wenn sie den zugewiesenen Text durchtrainiert haben, geben sie ihrem StudierPartner ein Check.
Dieses Check ist eine stichprobenartige Überprüfung, ein paar Definitionen oder Regeln und einige Demonstrationen davon.
DEMONSTRATIONEN
Wenn man beim Überprüfen eines Textes nur danach trachtet, ob dieser wörtlich oder umformuliert wiedergegeben werden kann, beweist das rein gar nichts. Dies gibt keine Garantie dafür, dass der Student die Daten kennt, sie benutzt oder anwenden kann, noch dafür, dass der Student überhaupt gegenwärtig ist. Weder der “kluge” Student noch der, der “schwer von Begriff ist” (die beide unter demselben Übel leiden) werden von einer solchen Prüfung profitieren. Daher ist es völlig falsch, bei einer Prüfung danach Ausschau zu halten, ob jemand den Text “kennt” und ihn wörtlich oder umformuliert wiedergeben kann, und darf nicht gemacht werden. Korrektes Überprüfen besteht ausschliesslich darin, den Betreffenden:
Zitat
a) beantworten zu lassen, was die Wörter bedeuten (indem man ihn die Wörter mit seinen eigenen Worten noch einmal definieren und ihn den Gebrauch dieser Wörter durch selbstgebildete Sätze demonstrieren lässt) und
b) demonstrieren zu lassen, wie die Daten angewendet werden. Der StudierPartner kann fragen, was die Wörter bedeuten. Und der StudierPartner kann nach Beispielen fragen, wie man das tut oder anwendet.
Zu fragen: “Wie lautet der erste Abschnitt?”, wäre so ungefähr das äusserste Mass an Stumpfsinn, das man erreichen könnte.
Ich selbst würde mir nie die Mühe machen zu fragen: “Welche Regeln sind hier über... angegeben?”
Durch keine dieser beiden Fragen kann ein StudierPartner herausfinden, ob er es mit einem klugen Nichtanwender oder mit einem Studenten, der schwer von Begriff ist, zu tun hat. Derlei Fragen fordern Nörgeln und Müdigkeit von einem Kurs geradezu heraus. Ich würde mir den ersten Abschnitt eines jeden Materials, auf das ich einen Studenten überprüfen würde, vornehmen und einige seltener vorkommende Wörter herausgreifen.
Ich würde den Studenten bitten, jedes einzelne zu definieren und dessen Gebrauch in einem eigenen Satz zu demonstrieren.
Ich würde beim allerersten “Nun...äh...lassen Sie mich überlegen!...” einen Flunk erteilen, womit dieses Check beendet wäre.
Ich würde nicht ausschliesslich Fachwörter herausgreifen.
Ich würde Wörter wie “Vorteil”, “permissiv”, “kalkulieren” ebenso wie “Engramm” nehmen.
Studenten, die ich selbst überprüfte, pflegten einen gehetzten Gesichtsausdruck zu bekommen und mit einem Wörterbuch unter dem Arm herumzulaufen – aber sie fingen nicht an zu nörgeln, krank zu werden oder Müdigkeit zu zeigen. Und sie wendeten das, was sie gelernt hatten, an. Vor allem würde ich mich selbst vergewissern, dass ich weiss, was die Wörter bedeuten, bevor ich anfange, jemanden zu überprüfen. Weil wir mit einer Technologie und der Notwendigkeit, den Dingen Namen zu geben, zu tun haben, müssen wir besonders wachsam sein. Bevor Sie Fachausdrücke und Fremdwörter verwünschen, denken Sie daran, dass ein Fehlen von Fachausdrücken, um Phänomene zu beschreiben, doppelt so unverständlich sein kann wie komplizierte Fachausdrücke, die sich schliesslich doch verstehen lassen.
Wir kommen eigentlich ausgezeichnet voran, besser als irgendeine andere Wissenschaft oder ein anderes Fachgebiet.
Wir haben noch kein Wörterbuch, aber wir können dem abhelfen. Aber um damit fortzufahren, wie man jemanden überprüft: Wenn der Student die Wörter gekonnt hat, dann würde ich die Musik verlangen.
Welche Musik spielen diese Wörter?
Ich würde sagen: “Nun gut, was können Sie mit diesem Schriftstück anfangen?”.
Solche Fragen wie: “Warum gibt es diese Regel hier, dass Studenten beim Studium keine Süssigkeiten essen dürfen?”
Falls es sich der Student nicht vorstellen könnte, würde ich zu den Wörtern zurückgehen, die direkt vor dieser Regel stehen, um dasjenige Wort herauszufinden, das er nicht verstanden hat.
Ich würde fragen: “Wie definierst Du Verstand?”
Wenn der Student mir diese genannt hätte, hätte ich dann immer noch die Pflicht, mich zu vergewissern, dass er verstanden hat, warum es gerade dieser Teil ist.
Ich würde, nachdem er sie mir genannt hat, fragen: “Wieso?”
oder: “Was werden Sie damit anfangen?”
Aber wenn ein Student in seinem Studium noch nicht auf der Stufe angelangt ist, wo seine Materialien beinhalten, warum er den Verstand gebraucht, so würde ich ihn auch nicht danach fragen. Denn all die Daten darüber, dass man nicht auf einem höheren Niveau als dem gerade studierten überprüft, sind bei TheorieCheck ebenso strikt anzuwenden wie beim Überprüfen der praktischen Übungen und im allgemeinen Unterricht. Ich könnte auch ein Häufchen Büroklammern oder Gummibänder vor mir haben, um mir von den Studenten zeigen zu lassen, dass sie die Wörter und Ideen begriffen haben. Die TheorieAbteilung behauptet oft: “Also, in der praktischen Abteilung kümmert man sich darum.”
Oh nein, das tut man nicht. Wenn Sie eine TheorieAbteilung haben, die das glaubt, dann kann die praktische überhaupt nicht funktionieren. Die praktische Abteilung geht durch die einfachen Bewegungen. Die Theorie umfasst, warum man durch die Bewegung geht. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen dies noch länger vorkauen muss. Sie haben es kapiert.
WÖRTERBÜCHER
Wörterbücher sollten beim TheorieStudieren zur Verfügung stehen und ebenso bei StudierPartnerChecks benutzt werden, wobei vorzugsweise dieselbe Ausgabe verwendet werden sollte. Wörterbücher stimmen nicht immer miteinander überein. Kein StudierPartner sollte versuchen, deutsche (bzw. englische) Wörter aus dem Stegreif zu definieren, wenn er einen Studenten korrigieren muss, da dies zu zu vielen Diskussionen führt.
Wenn Sie Wörter definieren, so nehmen Sie ein Wörterbuch hinzu.

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★ 1.b / 📖 WÖRTERBÜCHER
« am: 20. Oktober 2020, 13:32:28 »
Ein Wörterbuch ist ein Buch (📖), das die Wörter einer Sprache (oder eines bestimmten Fachgebietes) enthält – normalerweise alphabetisch angeordnet – und Informationen über die Bedeutungen der Wörter, ihre Aussprache, Etymologie usw. gibt. Wörterbücher sind unerlässliche und wichtige Hilfsmittel beim Studieren oder Erlernen eines jeden Fachgebietes. Die Genauigkeit und Nützlichkeit der heutigen Wörterbücher ist jedoch unterschiedlich, und viele dieser modernen Wörterbücher sind praktisch nutzlos und können den Benutzer durch ihre falschen  oder ausgelassenen Definitionen und durch grammatikalische oder sonstige Fehler tatsächlich verwirren. Es ist also wichtig, welches Wörterbuch ein Student sich zum Gebrauch auswählt, und diese Entscheidung kann tatsächlich Auswirkungen auf seinen Erfolg als Student haben. Da Wörterbücher einen dermassen wichtigen Faktor beim Erlernen und bei der Anwendung irgendeines beliebigen Gebietes darstellen, dachte ich, ich sollte lieber einige Wörterbücher empfehlen, die sich als die besten unter denen herausgestellt haben, die gegenwärtig erhältlich sind. Ich habe auch einige zusätzliche Daten über die Verwendung von Wörterbüchern beim Klären von Wörtern mit aufgenommen.
EINIGE BRAUCHBARE WÖRTERBÜCHER
Die folgenden Wörterbücher werden empfohlen, da sie sich als besser, genauer und brauchbarer als andere herausgestellt haben. Es wurde kein Wörterbuch gefunden, das für alle Studenten ideal wäre. Welches Wörterbuch ein Student verwendet, wird durch seine persönliche Vorliebe bestimmt und hängt in gewissem Masse von seinem Wortschatz und seiner Beherrschung der Sprache ab. Wenn ein Student das falsche Wörterbuch verwendet, kann das dazu führen, dass ihm das Studieren viel schwerer fällt und er viel länger für einen Kurs braucht. Wenn ein Student feststellt, dass er innerhalb der Definitionen, die er klärt, viele Wörter nachschlägt und dass er in lange Wortketten gerät, dann sollte er zu einem einfacheren Wörterbuch überwechseln. Ein Wörterbuch mit einem zu hohen Gradienten kann das Wortklären und das Studieren unnötig erschweren. ”College”Wörterbücher sind zum Beispiel oft ziemlich kompliziert, und einige Studenten werden feststellen, dass sie zuviel Zeit damit verbringen, im Wörterbuch von einem Wort zum anderen zu jagen, in dem Versuch, Missverständnisse innerhalb der Definitionen der zu klärenden Wörter aufzuklären. Dies kann zeitraubend und frustrierend sein. Wenn Sie das Wort ”Vogel” in einem einfachen Wörterbuch für Anfänger nachschlagen, steht darin so etwas wie: ”ein zweibeiniges Tier, das mit Federn bedeckt ist und Eier legt”.
Wenn man dasselbe Wort nun in einem CollegeWörterbuch nachschlägt, wird daraus: ”jegliches warmblütige  Wirbeltier (Tier mit einem Rückgrat) der Klasse Aves (lateinisches Wort für,Vögel’), das einen mit Federn bedeckten Körper hat, bei dem die Vordergliedmassen (Vorderbeine) zu Flügeln modifiziert (in gewisser Weise verändert) sind”.
Die Erklärungen in Klammern sind natürlich nicht in der Wörterbuchdefinition enthalten. Sie wurden hier hinzugefügt, damit man diese Darstellung der Definition von ”Vogel” leicht verstehen kann.
Dies würde den Studenten wahrscheinlich zu den Definitionen von ”Wirbeltier”, ”Aves”, ”Vordergliedmassen” und ”modifiziert” führen. Nach einer Weile ist der Student unter 45 Wörtern, die er nachschlagen muss und die er noch nie zuvor gehört hat, auf dem Tisch zusammengebrochen. Die Lösung für diese Situation ist, ihm sein CollegeWörterbuch wegzunehmen und ihm ein einfacheres Wörterbuch zu geben; dann wird er beginnen, einen gewissen Fortschritt zu machen. Andererseits werden einige Studenten mit den Wörterbüchern für Fortgeschrittene gut zurechtkommen und die zusätzlichen Daten nützlich finden. Unter den hier empfohlenen Wörterbüchern sollte es einem Studenten möglich sein, eines zu finden, das ihm und seinem Wortschatz angemessen ist.
Anmerkung: Wenn das Wörterbuch, für das sich ein Student entscheidet, die Herkunft der Wörter (Etymologie) nicht enthält, dann sollte er, nachdem er das Wort in diesem Wörterbuch geklärt hat, die Etymologie des Wortes in einem grösseren Wörterbuch nachschlagen und klären. Einige der besseren einfachen Wörterbücher enthalten leider keine etymologischen Angaben zu den Wörtern.
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An guten deutschen Wörterbüchern können wir aus unserer Erfahrung die folgenden Werke empfehlen:
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1. Duden Band 1, Das Bedeutungswörterbuch: Gute, klare und einfache Definitionen. Ein Band mit ca. 24.000 Stichwörtern und etwa 800 Illustrationen; es enthält jedoch keine etymologischen Angaben. Verlag: Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich.
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2. Der Sprachbrockhaus: Ebenfalls klare und einfache Definitionen, aber umfangreicher als das ”Bedeutungswörterbuch”. Ein Band mit ca. 62.000 Stichwörtern und 572 Bildgruppen und Übersichten; auch der Sprachbrockhaus enthält keine etymologischen Angaben. Verlag: F.A. Brockhaus, Wiesbaden.

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3. Duden, Deutsches Universalwörterbuch: Das beste Wörterbuch seiner Grössenklasse mit 120.000 Stichwörtern auf 1500 Seiten. Dieser Duden enthält keine Abbildungen, aber dafür etymologische Angaben. Verlag: Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich.
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4. Duden, Das grosse Wörterbuch der deutschen Sprache: Das wohl umfassendste Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Klare, präzise und vollständige Definitionen, allerdings manchmal auf etwas anspruchsvollerem Sprachniveau. 6 Bände, ca. 500.000 Stichwörter. Verlag: Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich.
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An guten englischen Wörterbüchern können wir aus unserer Erfahrung die folgenden Werke empfehlen:
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Webster’s New World Dictionary for Young Readers: (Websters Wörterbuch der Neuen Welt für junge Leser)
Dies ist ein sehr einfaches amerikanisches Wörterbuch. Es wurde von William Collins herausgegeben. Es ist eine gebundene Ausgabe und enthält keine Angaben über die Etymologie. Wenn ein Student dieses Wörterbuch benutzt, darf er nicht vergessen, die Etymologie in einem grösseren Wörterbuch zu klären. Die Definitionen in diesem Wörterbuch sind recht gut.
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Oxford American Dictionary: (Amerikanisches OxfordWörterbuch)
Dies ist ein sehr gutes amerikanisches Wörterbuch, einfacher als die CollegeWörterbücher, aber doch anspruchsvoller als das oben angeführte Wörterbuch für Anfänger. Es gibt die Etymologie der Wörter nicht an. Es ist ein wirklich hervorragendes Wörterbuch und sehr beliebt bei Studenten, die ein mittelschweres Wörterbuch benutzen wollen. Es wurde als Paperback von Avon Books veröffentlicht, einer Abteilung der Hearst Corporation, 959 Eighth Avenue, New York, New York 10019, und als gebundene Ausgabe von Oxford University Press, New York.
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The Random House College Dictionary Revised Edition: (Die revidierte Ausgabe des Random House CollegeWörterbuches)
Dies ist ein CollegeWörterbuch, und es hat einen etwas höheren Gradienten als die oben angeführten Wörterbücher. Es ist ein einbändiges amerikanisches Wörterbuch, das in den USA von Random House Inc., New York, und in Kanada von Random House of Canada Limited, Toronto, herausgegeben wird. Dieses Wörterbuch von Random House enthält eine grosse Anzahl von SlangDefinitionen und Idiomen und gibt auch gute Angaben zur Etymologie.

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The Webster’s New World Dictionary of the American Language College Edition: (Websters Wörterbuch der Neuen Welt der amerikanischen Sprache, Collegeausgabe) Dies ist ein amerikanisches CollegeWörterbuch, das von Simon & Schuster in New York herausgegeben wurde. Es ist ein einbändiges Wörterbuch und enthält die meisten SlangDefinitionen und Idiome. Es hat ebenfalls gute Angaben zur Etymologie.
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Funk and Wagnalls New Comprehensive Dictionary of the English Language International Edition: (Funk und Wagnalls neues umfassendes Wörterbuch der englischen Sprache, Internationale Ausgabe) Dieses Wörterbuch wurde früher unter dem Titel Britannica World Language Edition of Funk and Wagnalls Standard Dictionary (von Encyclopedia Britannica Inc. Chicago) herausgegeben und später dann als Funk and Wagnalls Standard Dictionary of the English Language International Edition (von J.G. Ferguson Publishing Co. Chicago). Derzeit ist es unter dem Namen Funk and Wagnalls New Comprehensive Dictionary of the English Language International Edition von der Publishers International Press erhältlich.
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Die Publishers International Press hat ihren Sitz in New York City, 9 Madison Avenue, und in Los Angeles am 1543 West Olympic Boulevard, 90015. (Diese neueste Ausgabe wird von der Publishers International Press verkauft, nicht in Buchhandlungen, und kann direkt schriftlich oder telefonisch bei diesen Adressen bezogen werden.) Dies ist eines der grammatikalisch korrektesten Wörterbücher, die es gibt, und es ist wahrscheinlich das beste amerikanische Wörterbuch, das erhältlich ist. Es ist eine zweibändige Ausgabe auf einigermassen fortgeschrittenem Niveau.
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Chambers Twentieth Century Dictionary: (Chambers Wörterbuch des 20. Jahrhunderts) Dies ist ein in Edinburgh in Schottland gedrucktes englisches Wörterbuch. Es ist recht gründlich und enthält die meisten der englischen Idiome und Slangausdrücke. Es ist jedoch  ein Wörterbuch auf einem ziemlich hohen Gradienten und wird Studenten mit höherem Bildungsniveau empfohlen. Die Definitionen sind  sehr gründlich, es werden aber nur wenige Beispiele angegeben.
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The Concise Oxford Dictionary: (Das Oxford Handwörterbuch) Dies ist ein sehr knappes englisches Wörterbuch, es ist aber weder einfach noch ein Wörterbuch für Anfänger. Es ist ein kleines, einbändiges Wörterbuch. Es verwendet eine Menge Abkürzungen, an die man sich vielleicht erst gewöhnen muss, aber sobald man die Abkürzungen  beherrscht, werden die Studenten feststellen, dass dieses Wörterbuch genauso einfach zu verwenden ist wie jedes andere vergleichbare Wörterbuch für Fortgeschrittene. In seinen Definitionen ist es weniger kompliziert als die üblichen CollegeWörterbücher und bietet den zusätzlichen Vorteil, dass die angegebenen Definitionen gut formuliert sind; in anderen Worten, es gibt nicht dieselbe Definition in umformulierter Weise als verschiedene Definitionen an, wie es einige Wörterbücher machen. Dieses Wörterbuch wird in Grossbritannien und in den Vereinigten Staaten von der Oxford University Press gedruckt.
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The Shorter Oxford English Dictionary: (Kurzausgabe des englischen OxfordWörterbuches) Dies ist ein zweibändiges englisches Wörterbuch und eine kürzere Version des Oxford English Dictionary. Es ist ziemlich auf dem neuesten Stand und ein ideales Wörterbuch für Studenten mit recht gutem Bildungsniveau. Selbst wenn es nicht regelmässig benutzt wird, stellt dieses Wörterbuch ein sehr gutes Nachschlagewerk dar. Die Definitionen, die in den OxfordWörterbüchern angegeben werden, sind gewöhnlich genauer und geben dem Studenten eine bessere Vorstellung von der Bedeutung des Wortes als die in irgendeinem anderen Wörterbuch. Dieses OxfordWörterbuch wird ebenfalls von der Oxford University Press gedruckt.
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The Oxford English Dictionary (Das englische OxfordWörterbuch) Das ist das bei weitem grösste englische Wörterbuch, und es ist das bedeutendste Wörterbuch der englischen Sprache. Es besteht aus 12 Bänden und mehreren Ergänzungsbänden. (Es gibt eine Compact Edition of the Oxford English Dictionary (Kompaktausgabe des englischen OxfordWörterbuches), in der der gesamte Text des Oxford English Dictionary in sehr kleiner Schrift wiedergegeben ist, die man dann mit einem Vergrösserungsglas liest. Auf diese Weise verkleinert, passt die ganze Sache in zwei Bände.)
Für viele Studenten mag dieses Wörterbuch zur regelmässigen Verwendung zu umfassend sein. (Für einige Studenten können riesige Wörterbücher verwirrend sein, da die in ihren Definitionen verwendeten Wörter oft zu gross oder zu selten sind und die Person dazu bringen, 20 neuen Wörtern nachzujagen, um die Bedeutung des ursprünglichen Wortes zu verstehen.) Obwohl viele Studenten es nicht als ihr einziges Wörterbuch verwenden werden, ist es für jeden Kursraum unerlässlich und wird sich beim Klären bestimmter Wörter sehr nützlich erweisen, oder auch zum Verifizieren von Angaben aus anderen Wörterbüchern, usw. Es ist ein sehr wertvolles Nachschlagewerk, und manchmal ist es das einzige Wörterbuch, das ein bestimmtes Wort korrekt definiert. Auch diese OxfordWörterbücher werden von der Oxford University Press gedruckt. Wenn Ihre nächste Buchhandlung sie nicht auf Lager hat, können Sie sie von dort bestellen.
Wenn sich der Wortschatz des Studenten verbessert und er die Sprache besser beherrscht, wird er sich häufig zu einem Wörterbuch mit höheren Niveau ”weiterentwickeln”. Dieses Phänomen, aus Wörterbüchern ”herauszuwachsen”, dessen Ziel es war, das Niveau der Sprachbeherrschung einer Person anzuheben. Während die Studenten durch den Kurs hindurch voranschritten, wechselten sie von einem Anfängerwörterbuch zu einem Wörterbuch mit höherem Niveau über und begannen früher oder später damit, sich in das ”Oxford English Dictionary” hineinzugraben.
Der entscheidende Punkt ist folgender: Verwenden Sie ein Wörterbuch, das so vollständig und fortgeschritten wie möglich ist, ohne dass es ihnen über den Kopf wächst. Und zögern Sie nicht, ein einfacheres zu verwenden, wenn es besser für Sie ist.
Einige Studenten stellten fest, dass sich Ihre Studiergeschwindigkeit einfach dadurch enorm steigerte, dass Sie zu einem einfacheren Wörterbuch überwechselten.
Wenn ein Student, der ein einfaches Wörterbuch verwendet, ein grösseres heranziehen muss, um eine Definition zu finden, die er sucht, die  aber nicht in seinem Wörterbuch enthalten ist, dann würde er diese spezielle Definition in dem grösseren Wörterbuch klären und dann wieder zu seinem einfacheren Wörterbuch gehen, um den Rest der Definitionen dieses Wortes zu klären. Anderenfalls könnte ihm diese Sache über  den Kopf wachsen.
Aus den hier empfohlenen Wörterbüchern sollte ein Student eines finden können, das für ihn angemessen ist.
Egal, welches Wörterbuch jemand wählt – es sollte der richtige Gradient für ihn sein.
Zum Beispiel würde man einem fremdsprachigen Studenten, der kaum Englisch kann, niemals das grosse OxfordWörterbuch zur Verwendung beim Studieren geben.
KLEINE WÖRTERBÜCHER
Ein kleines Wörterbuch ist ein Wörterbuch, das Ihnen Definitionen angibt, die für ein wirkliches Verstehen des Wortes nicht ausreichen. Manchmal bemerkt man, dass  in solchen Wörterbüchern ganze Definitionen einfach fehlen. ”Kleine Wörterbücher” sind diejenigen, die Sie in Ihre Tasche stecken können. Es sind meist Paperbacks, die in der Buchabteilung von Warenhäusern oder den Zeitschriftenständen in Supermärkten verkauft werden.
Verwenden Sie kein kleines Wörterbuch.
WÖRTERBÜCHER UND DIE EIGENE SPRACHE DER PERSON
Englische Wörterbücher unterscheiden sich von amerikanischen in einigen ihrer Definitionen, da Amerikaner und Engländer einige Wörter anders definieren.
In einem amerikanischen Wörterbuch finden wir zum Beispiel ”pavement” (”Pflaster”) als eine hart gepflasterte Oberfläche definiert, meist bezogen auf einen Weg oder eine Strasse. In einem englischen Wörterbuch wird es als gepflasterter Fussweg an der Seite der Strasse definiert, was in Amerika als ”sidewalk” (”Bürgersteig”) bekannt ist. Es könnte also passieren, dass ein Amerikaner mit einer Dampfwalze die Strasse hinunter donnert und brüllt: ”Räumt das Pflaster!”, und ein Engländer, der gerade auf dem Bürgersteig die Strasse entlanggeht, hört dies und glaubt, dass er ”den gepflasterten Fussweg an der Seite der Strasse” verlassen soll. Also springt er auf die Fahrbahn und wird überfahren!
Und Sie werden feststellen, dass das Wort ”sidewalk” in dem englischen Wörterbuch nicht einmal erscheint, obwohl es ein sehr gebräuchliches amerikanisches Wort ist. Ein englisches Wörterbuch wird verschiedene Verwendungen von Wörtern angeben, die spezifisch britisch sind. Diese Verwendungen wird man nicht unbedingt auch in amerikanischen Wörterbüchern finden, da sie nicht zur amerikanischen Version der englischen Sprache gehören.
Verschiedene Wörterbücher enthalten Dinge, die einmalig für die jeweilige Sprache sind. Neben dem Oxford English Dictionary ist das oben erwähnte Chambers Twentieth Century Dictionary ein gutes Beispiel für ein englisches Wörterbuch für Engländer.
Im allgemeinen sollte das Wörterbuch eines Studenten seiner eigenen Sprache entsprechen.
Das heisst nicht, dass ein Amerikaner kein englisches Wörterbuch verwenden sollte (und umgekehrt), aber wenn er es verwendet, sollte er sich des oben Erwähnten bewusst sein und Wörter in einem Wörterbuch seiner eigenen Sprache überprüfen, wenn es notwendig wird.
SYNONYME
Bei der Verwendung von Wörterbüchern und beim Wortklären muss man sich darüber im klaren sein, dass man den Fehler machen kann, ein Wort durch die Verwendung von Synonymen zu ”definieren”.
Ein Synonym ist ein Wort, das das gleiche oder fast das gleiche wie ein anderes Wort derselben Sprache bedeutet. Es ist nicht die Definition des Wortes. Beispiel: ”dick” als ”korpulent” zu definieren wäre ein Wort durch ein Synonym zu ”definieren”.
Die Definition von ”dick” würde dagegen lauten: ”von beträchtlichem, mehr als normalem Umfang; massig”.
Eine Definition ist eine präzise Aussage über die tatsächliche Natur einer Sache; eine exakte Erklärung der Bedeutung eines Wortes oder Ausdrucks.
Ein Synonym ist keine Definition.
Ein Student, der ein Wort mit seinem Synonym definiert, versteht nicht unbedingt die verschiedenen Schattierungen dieses Wortes.
Die korrekte Vorgehensweise hierfür wäre, dass er das Wort definiert und es dann in Sätzen verwendet, bis er es begrifflich verstanden hat.
Wenn ein Student ein Wort nur mit seinen Synonymen definiert, wird ihm das wirkliche Verstehen des Wortes fehlen.
FALSCHE UND AUSGELASSENE DEFINITIONEN
Es wurde herausgefunden, dass manche Wörterbücher Definitionen auslassen oder sogar falsche Definitionen enthalten können. Falls ein Student bei der Verwendung eines Wörterbuches auf etwas stösst, wovon er vermutet, dass es eine falsche Definition ist, gibt es ein bestimmtes Verfahren, mit dem er das lösen kann. Zunächst muss er sicherstellen, dass es in der fraglichen Definition keine Missverständnisse gibt, und dann sollte er in einem anderen Wörterbuch nachschlagen und dessen Definition für das zu klärende Wort nachprüfen. Dazu braucht man vielleicht mehrere Wörterbücher. Auf diese Weise kann das Problem aller falschen Definitionen gelöst werden.
Andere Wörterbücher, Enzyklopädien und Lehrbücher sollten zum Nachschlagen zur Hand sein. Falls ein Student auf eine ausgelassene Definition stösst oder den Verdacht hat, dass es da eine ausgelassene Definition gibt, sollten andere Wörterbücher oder Nachschlagewerke hinzugezogen und die ausgelassene Definition gefunden und geklärt werden.
Zitat
ETYMOLOGIE
Die Etymologie ist eine Aussage über den Ursprung eines Wortes. Wörter sind irgendwo entstanden und haben ursprünglich irgend etwas bedeutet. Mit der Zeit veränderten sich ihre Bedeutungen manchmal. Die Etymologie ist wichtig, um ein vollständiges Verstehen von Wörtern zu bekommen. Durch das Verstehen des Ursprungs eines Wortes wird man eine weitaus bessere Vorstellung vom begrifflichen Inhalts dieses Wortes bekommen. Studenten stellen fest, dass es ihnen beim vollständigen und begrifflichen Verstehen eines Wortes enorm hilft, wenn sie die Etymologie des Wortes kennen. Ein Student muss immer die Etymologie eines jeden Wortes, das er nachschlägt, klären. Man wird gewöhnlich feststellen, dass ein Student nicht weiss, wie er die Etymologie der Wörter in den meisten Wörterbüchern lesen soll.
Der häufigste Fehler, den sie machen, besteht darin, nicht zu verstehen, dass ein Wort in der Etymologieangabe, das ganz in Grossbuchstaben geschrieben ist, darauf hinweist, dass dieses Wort an einer anderen Stelle im Wörterbuch erscheint und dass dort unter diesem Eintrag wahrscheinlich mehr Informationen über die Etymologie enthalten sind.
Beispiel: Die Etymologie von ”Thermometer” wird in einem Wörterbuch als ”THERMO + METER” angegeben. Wenn man bei der Etymologie von ”thermo” nachschaut, steht da, dass es eine kombinierte Form aus den griechischen Wörtern ”thermos”, was ”heiss” bedeutet, und ”therme”, was ”Hitze” bedeutet, ist. Und die Etymologie von ”meter” besagt, dass es von dem französischen ”metre” her kommt, das vom griechischen ”metron” kommt und ”Mass” bedeutet. Durch das Verstehen und Verwenden dieser Wörter in Grossbuchstaben kann ein Student ein vollständiges Bild der Etymologie eines Wortes bekommen.
Der Duden verwendet nicht diese hier angegebene Konvention, hat aber zahlreiche eigene Symbole und Abkürzungen, die in seinen Etymologieangaben auftauchen. Der Student muss diese mit Hilfe der Angaben vorne im Wörterbuch oder mit Hilfe anderer erhältlicher Bezugsmaterialien klären.
Wenn ein Student mit Etymologieangaben Schwierigkeiten hat, liegt die Ursache davon sehr wahrscheinlich im Obigen und ausserdem einem missverstandenen Wort oder Symbol in der Etymologieangabe. Diese Dinge können ziemlich leicht geklärt werden, wenn sie Schwierigkeiten verursachen.
Ein ausgezeichnetes Etymologiewörterbuch ist das Oxford Dictionary of English Etymology (OxfordWörterbuch der englischen Etymologie), das auch von Oxford University Press gedruckt wird.
Für die deutsche Sprache gibt es den Duden Band 7: Das Herkunftswörterbuch. Verlag: Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich.
Daneben gibt es zahlreiche umfangreichere Werke verschiedener Verlage. Wir kennen die Wichtigkeit des Wortklärens schon lange, und so ist es nur einleuchtend, dass auch das Wörtbuch, das man dafür verwendet, sehr wichtig ist.
Zitat
1. [ohne Plural] Wissenschaft von der Herkunft und Geschichte der Wörter und ihrer Bedeutungen
2. Herkunft und Geschichte eines Wortes und seiner Bedeutung
"die Etymologie eines Wortes angeben"
Die Etymologie – auch Wortherkunft und zudem kurz Herkunft genannt – befasst sich mit der Herkunft, Geschichte und Bedeutung der Wörter. Im  Verständnis der Sprachwissenschaft ist die Wortherkunft die Erklärung der Entstehung eines Wortes oder Morphems in einer gegebenen Gestalt  und Bedeutung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie

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