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● 1. Kategorie Prolog => ★ 1.c => Thema gestartet von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 19. November 2020, 00:20:43

Titel: ✨ Stimmungen des Seins-Gunst
Beitrag von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 19. November 2020, 00:20:43
Sich um Gunst bemühen
„Gunst: Wohlwollen, freundliche, gnädige Gesinnung, Gönnerschaft; Zeichen des Wohlwollens, Gunstbezeigung, Gnade, Bevorzugung; Vorteil, Erlaubnis, Genehmigung. Sich um Gunst bemühen: bewerben.“ Wahrig: Deutsches Wörterbuch Vor einigen Jahren lud mich eine ältere Freundin nach meiner Arbeit häufig zum Abendessen ein. Sie war zuvorkommend, großzügig und obendrein eine hervorragende Köchin. Ich wunderte mich, weshalb ich mich nach diesen Besuchen immer so deprimiert fühlte. Als ich wieder einmal zum Essen kam, bot ich ihr an, in der Küche zu helfen. „Oh, das würde ich nie zulassen“, wehrte sie ab, „Du siehst müde aus. Warum legst du dich nicht auf die Couch und ruhst dich ein wenig aus?“ Im Allgemeinen widerstand ich ihrer besorgten Aufmerksamkeit. An diesem Abend jedoch beschloss ich, ihren Vorschlag anzunehmen und legte mich also brav auf die Couch. Bald erschien sie mit einer Decke. Kurz darauf brachte sie mir ein Kopfkissen. Sie flatterte nur so um mich herum, erkundigte sich besorgt nach meinem Befinden, und schließlich wollte sie mir gar das Essen auf einem Tablett servieren, damit ich nur ja nicht aufzustehen brauchte. Jetzt begriff ich plötzlich: Wenn ich noch länger bei dieser Frau bliebe, würde ich mich tatsächlich krank fühlen. Und dabei war ich bei meinem Eintritt ins Haus ein recht glücklicher und gesunder Mensch von dreiundzwanzig Jahren gewesen... Nun, durch Freundlichkeiten bringt man zwar niemanden um, ein sich immerzu um Gunst bemühender Mensch scheint Ähnliches jedoch im Sinn zu haben. Und dabei tut er noch so, als handle er selbstlos, indem er uns einfach alles anbietet: sich selbst, seine Dienstfertigkeit, seine Talente, seine Zeit, seine eigene Habe. Was ist daran so schlimm? Ist dies nicht jener Typ Mensch, den wir immer gesucht haben? Sind diese großzügigen Leute nicht letzten Endes die besten Kameraden? Die verborgene Absicht Personen dieser Art wirken auf den ersten Blick bewundernswert. Am oberen Ende der Skala finden wir oft Menschen, die mehr geben als nehmen: Sie brauchen weniger. Hilfe und Großzügigkeit auf hohem Emotionsniveau entspringen dem echten Wunsch, die Verhältnisse zu bessern. Es gibt hier jedoch einen Unterschied, und der liegt in der Absicht. Das zwanghafte „sich um Gunst Bemühen“ der Stufe wird von der Absicht motiviert, den andern zu „dämpfen“. Wir kennen die liebenswürdige Nachbarin, die selbstgemachte Marmelade oder Kuchen bringt, ohne je ein Gegengeschenk anzunehmen. Wir kennen die allzu nachsichtigen Eltern, die zu viel für ihr Kind tun und dadurch mit Sicherheit ein Muttersöhnchen großziehen. Wir kennen den spendablen Gastgeber, der uns nötigt, doch noch einmal richtig zuzulangen. Und wir kennen die sich selbst aufopfernden Wohltäter. Allesamt befinden sie sich auf niedrigem Emotionsniveau. Das „sich um Gunst Bemühen“ ist eigentlich ein Teil des „Furcht“Bereichs. Der Mensch auf diesem Niveau ist sich seiner Furcht allerdings nicht bewusst. Er kann seine Erinnerungen an traurige Erlebnisse nicht vergessen und strebt durch sein ganzes Verhalten danach, die Gunst anderer zu erkaufen, um nicht immer wieder von neuem Gramvolles durchmachen zu müssen. Instinktiv scheut er vor jedem Einfluss zurück. Ich hatte einmal eine Nachbarin, die zwar häufig meine Kinder beaufsichtigte, es jedoch stets ablehnte, eine Dienstleistung von mir oder gar Geld anzunehmen. Eines Tages klagte sie über die hohen Preise des Friseurs. Sofort erbot ich mich, ihren drei Jungen die Haare zu schneiden. Hier war nun endlich einmal eine Gelegenheit, mich zu revanchieren. Ich freute mich, dass sie meine Offerte nicht wiederum abschlug. Einige Tage danach überreichte sie mir freilich ein Geschenk, das mindestens das Doppelte gekostet hatte als „dreimal Haarschnitt“ beim Friseur. Ich beschloss, mit der Friseurspielerei aufzuhören, damit sie nicht pleite ging. „Dämpfen“ oder „Stoppen“ Wenn man jemandem Sachen gibt, die er zwar nicht verdient hat, sich jedoch wünscht, vermag man ihn zu „dämpfen“ oder zu „stoppen“. Das heißt: Je mehr man ihm schenkt, umso unglücklicher wird er. Wieso das? Weil er seine eigenen Fähigkeiten verkümmern lässt, dank derer er sich diese Sachen selber verdienen könnte. Hat man ihm genug gegeben, läuft er entweder davon (falls er noch genug Eigeninitiative aufbringen kann), oder er versinkt in Apathie, weil er sich seiner Gabe, selber zu schaffen, nicht mehr sicher ist. Die Ehefrau auf der Ebene Gunst wird sich bemühen, ihren Mann zu „stoppen“: Er soll sie nicht verlassen, er soll sie nicht bekritteln, er soll sie immer lieben. Diesen Wunsch drückt sie dadurch aus, dass sie seine Schuhe auf Hochglanz bringt, sein Leib und Magengericht auf den Tisch l stellt und ihm untertänig dient. Dies führt dazu, dass er selbst in seinen mürrischsten Stunden zugeben muss, er habe halt doch eine "Perle“ geheiratet. Der sich um Gunst bemühende Ehemann geht auf ähnliche Weise vor: Just in dem Augenblick, da sie sich zu dem Entschluss durchgerungen hat, ihn zu verlassen, beglückt er sie mit einem Nerz. Das Verhalten der Eltern Allzu wohlwollende Eltern ziehen unbewusst ein schwächliches Kind heran. Der Junior will von zu Hause weglaufen. Vielleicht phantasiert er gar von einer Weltreise. Der Herr Papa erklärt: „Eigentlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, dir ein Auto zu schenken. Welche Marke möchtest du denn gern?“ Wenn der Sohn schwach genug ist, des Chromglanzes wegen seine Absicht aufzugeben, geht in die Falle.
Später wird der Vater fragen: „Willst du eigentlich nicht in mein Geschäft einsteigen? Denk mal darüber nach. Es gibt Schlechteres auf dieser Welt. Wenn du mein Werk fortführst, wird es dir nie an etwas fehlen.“ Gibt der Sohn nach, weil ihm ja etwas sozusagen auf dem Servierteller präsentiert wird, um das er sich gar nicht erst zu bemühen braucht, dann wird er in seinem Ehrgeiz gestoppt. Und bald landet er apathisch am Fuß der Skala. Ich habe miterlebt, wie dergleichen einem jungen lebenslustigen Mädchen widerfuhr. Die Eltern schenkten ihr nach dem Abgang von der Schule einen kleinen Laden, der florierte. Dieses Geschenk gaben sie jedoch nicht „aus der Hand“: Immerzu umschwirrten sie das liebe Töchterlein, denn sie wollten ja „helfen“. Immerzu erinnerten sie das Mädchen an die Hausarbeiten, die zu kurz kamen. Wenn diese freundlichen Ermahnungen ihr zuviel wurden, antwortete sie eigensinnig: „Ich habe euch ja schließlich nicht um das Geschäft gebeten.“ Jetzt hat das Mädchen alle Lebenslust eingebüßt. Die meiste Zeit schleicht sie apathisch durchs Haus und hat beinahe schon vergessen, was sie mit ihrem Leben ursprünglich hatte anfangen wollen. Wenn ein Vater Überstunden macht, weil ihm dies Spaß bereitet, dann sollte man dagegen nichts einzuwenden haben. Wenn er jedoch wie ein Galeerensklave schuftet, damit es seinen Kindern ja niemals an etwas fehle, dann muss von unangebrachtem Eifer gesprochen werden. Das Kind allzu nachsichtiger Eltern wird träge. Es faulenzt und meint, die Welt sei ihm alle Genüsse schuldig. Seine Versuche, selbst etwas „beizutragen“, werden abgewürgt. Weshalb denn arbeiten? Der Sprössling bastelt sich eine bequeme Lebensanschauung zurecht: „Lass den Alten sich um Gunst bemühen doch abrackern. Wenn er mir partout Geld geben will, kann's mir nur recht sein. Anscheinend fühlt er sich dabei recht wohl in seiner Haut.“ Steht dieser Sprössling jedoch auf einem höheren Emotionsniveau, dann wird er eines Tages die Klinke putzen und weitere Hilfe ablehnen. Wenn das geschieht, versinken die Eltern freilich in tiefem Gram. "Wie kann man bloß so undankbar sein! Wir haben doch wirklich alles für ihn getan!“ Eltern auf höherer Stimmungsebene indessen lassen ihre Kinder arbeiten und lernen, damit sie für ihre eigenen Bedürfnisse sorgen können. Nur so fühlt sich ein junger Mensch wohl: Er spürt, dass er etwas wert ist. Der Weg zum Glück Die Stufe ist durchaus in Ordnung, falls man sie als vorübergehendes Stadium ansieht. Wer über etwas Verlorenes klagt, sich nach einiger Zeit aber wieder fängt und von neuem Interesse für seine Mitmenschen aufbringt, ist auf dem Weg nach oben. Und wenn er Ihnen auch nur eine Tasse Kaffee anbietet oder sich nach Ihrem Befinden erkundigt – auf alle Fälle zeigt dies, dass er gesonnen ist, weiterzumachen.

Sie unterbreitet hervorragend ausgearbeitete Vorschläge, um Profite einzustreichen. Diese Empfehlungen kosten Sie jedoch ein Vermögen (wenn es ganz schlimm wird). Ein solcher Mensch muss eben alles von sich „wegströmen“ lassen. Er verschenkt Ihr Geld so, wie er sich selber verschenkt. Gunstbemühung Viele Menschen sind in diesem Gefühlsbereich angesiedelt, vor allem Mitglieder von Wohltätigkeitsvereinen und staatlichen Einrichtungen, deren Aufgabe es ist, sich um Gestrauchelte zu kümmern. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn sie dem Unglücklichen wirklich helfen, wieder auf die Beine zu kommen und sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Wohltätigkeitsvereine jedoch, die nur geben, ohne an Rehabilitation zu denken, tragen lediglich dazu bei, dass die Verlierer auch weiterhin Verlierer bleiben. Also gibt es zwei Parteien: jene, die geben müssen, und jene, die auf Gram und Apathie gewissermaßen eingeschworen sind: die immerfort jammern, sie fänden keine Arbeit, sie bekämen nie eine Chance und sie kennten keinen Menschen, der sich ihrer annähme. Es scheint, als könnten sich diese beiden Parteien recht gut gegenseitig zufrieden stellen. Bis zu einem bestimmten Grund tun sie das auch tatsächlich, aber sie verschwenden dabei zuviel Zeit: Sie beschämen nämlich Leute mit höherem Emotionsniveau, die vielfach der Meinung sind, es bleibe ihnen gar nichts anderes übrig, als solchen „weniger gesegneten“ Zeitgenossen unter die Arme zu greifen. überdies tragen die weiter auf der Skala Gestiegenen das Ihre dazu bei, Steuergelder und mildtätige Gaben in „Hilfsaktionen“, für Menschen zu verpulvern, die sie von Rechts wegen nicht verdienen. Je mehr wir Programme nach dem Gießkannenprinzip unterstützen, umso mehr schwindet das Selbstvertrauen des Einzelnen, und mit der Gesellschaft geht es bergab. Das heißt natürlich nicht, dass wir dem Gestrauchelten noch zusätzlich einen Tritt versetzen sollen. Andererseits jedoch dürfen wir ihn auch nicht in eine warme Decke hüllen, damit ihm ja kein Wehwehchen widerfährt. Wir müssen ihn vielmehr auf seine eigenen Füße stellen. Barmherzigkeit, die für körperliche Bedürfnisse sorgt, es indessen unterlässt, Unabhängigkeit und Selbstachtung des Einzelnen wieder herzustellen, ist die grausamste Form menschlicher Anteilnahme überhaupt. Sie hält den Betroffenen am Boden der Skala fest, wo er weiter nach Almosen begehrt. Deshalb ist den meisten Wohlfahrtsaktionen gegen Armut und Arbeitslosigkeit auch kein Erfolg beschieden. In Wirklichkeit fördern sie ungewollt diese beklagenswerten Verhältnisse. Eine Gesellschaft, die lediglich an leiblichen Hunger denkt, muss allmählich verfallen. Der Mensch bedarf auch der Würde: Er muss das Gefühl haben, „jemand zu sein“.

Das Beschwichtigen Gunst – eigentlich eine Stufe der Beschwichtigung, ein Emotionsniveau, das zum „Stoppen“ benutzt wird – ist die am häufigsten anzutreffende Ebene, um Zorn und Trauer zu mindern (sogar von Menschen auf höherem Niveau). „Wenn ich nett zu ihm bin, schlägt er mich vielleicht nicht.“ Oder: „Na, komm schon. Hör doch auf zu weinen. Ich geb dir auch was zum Naschen.“ In diesen Bereich gehört der Verkäufer, der den lauten und aufgebrachten Kunden als ersten bedient. Das Verhalten von Universitätsprofessoren, die sich den Forderungen einer aufsässigen StudentenMinderheit unterwerfen, um ihre Ruhe zu haben, ist hier einzuordnen. Aber auch der Manager, der gewalttätigen Drohungen von Gewerkschaften nachgibt, zählt zu dieser Kategorie. Nicht anders ist es um eine Regierung bestellt, welche vor jenen kapituliert, die am schrillsten jammern, auf der andern Seite aber ruhige und anständige Bürger schröpft. Wer in einem fort Leute beschwichtigt, die lautstark auf ihre eigenen Nöte hinweisen, fixiert beide Parteien auf ein niedriges Emotionsniveau. Zusammenfassung In banger Sorge ist ein Mensch der Klasse Gunst mit Worten der Entschuldigung und mit Geschenken rasch bei der Hand. Es sieht beinahe so aus, als bäte er die andern um die Erlaubnis, überhaupt weiterleben zu dürfen. Sein Grundmotiv bei allem ist jedoch sein Bestreben, die Mitmenschen zu „stoppen“. Lassen Sie sich nicht durch seine scheinbare Güte täuschen. Er tut andern Leuten lediglich dann einen Gefallen, wenn er von seiner eigenen Haut Gefährdungen abwehren will. Er hastet durchs Leben und gibt sich dem sanftmütigen Glauben hin, ihm werde schon nichts passieren, wenn er einmal andern etwas „Gutes“ tue. Er wird Sie in Ihrem Eifer, ein höheres Emotionsniveau zu erreichen, allemal behindern. Er möchte ja nichts anderes, als Sie bei sich ganz unten auf der Skala zu sehen, wo Sie ihm nichts mehr anhaben können. Und eben dies ist das übel bei den ewig nach Gunst strebenden Menschen: Immerzu suchen sie Leute, die noch unter ihnen selber stehen und die sie umsorgen können. Gehen wir ihnen nicht in die Falle.