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● 1. Kategorie Prolog => ★ 1.d => Thema gestartet von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 16. Dezember 2020, 16:40:53

Titel: 😠 Der Unterdrücker 3
Beitrag von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 16. Dezember 2020, 16:40:53
IRRATIONALE ABNEIGUNG GEGEN HILFE
Für den Unterdrücker gibt es so etwas wie Hilfe nicht. Er deutet jeden Versuch, ihm zu helfen, als persönlichen Angriff. Hilfe für andere ist ebenfalls bedrohlich, da er jeden als seinen Feind ansieht und seine Feinde natürlich lieber machtlos sehen möchte. Die antisoziale Persönlichkeit kann in der Tat krank werden, wenn Sie ihr zu helfen versuchen; wahrscheinlich wird sie Ihre Hilfe für ihre Krankheit verantwortlich machen. Eine unterdrückerische Bekannte klagte einmal bei mir über chronische Müdigkeit. Sie war bei einem Arzt gewesen, der jedoch nichts hatte finden können. Ich fragte sie, ob sie irgendwelche Vitamine oder Mineralien nehme. Nein, antwortete sie, sie habe noch nie Vitamine genommen. Ob ich glaubte, dass sie damit beginnen sollte. Ich persönlich hätte sie hilfreich gefunden, erwiderte ich. Einige Tage später rief sie mich an. „Wissen Sie was? Ich habe den schlimmsten Schnupfen seit Jahren. Hatten Sie nicht gesagt, diese Vitamine würden mich gesund machen? Ich wusste, ich hätte sie nie nehmen sollen. Ich bin überzeugt, die Vitamine sind an meiner Erkältung schuld.“ Ich kenne einen erfolgreichen Geschäftsmann, der kürzlich heiratete. Seine hübsche Frau beklagte sich darüber, dass er und seine Freunde viel mehr Selbstvertrauen hätten als sie. In seiner Antwort empfahl er ihr einen Selbstverbesserungskurs, der ihm und tausend anderen geholfen hatte. Als ich sie mehrere Monate später kennen lernte, war sie immer noch – wenn auch unregelmässig – auf dem Kurs. Es schien ihr zeitlich unmöglich zu sein, ihn zu beenden. „Der Kurs ist, glaube ich, ganz nett“, sagte sie mir, „aber ich habe nicht so viel Talent wie die anderen. Ich strenge mich unerhört an, aber ich frage mich, ob der Kurs mir wirklich hilft.“ In subtiler Weise weigerte sie sich, irgendeinen Nutzen aus dem Kurs zu ziehen. Dies allein überzeugte mich noch nicht davon, dass sie ein Unterdrücker war, doch ein Blick auf ihren Mann belehrte mich. Seine einst fröhliche, unbeschwerte Art war verschwunden. Sein Gesicht wirkte grau, die Augen glanzlos und grüblerisch, als er mir (sehr ernsthaft) versicherte, wie glücklich er in seiner jungen Ehe sei. Ich hoffe um seinetwillen, dass er bald ein Heilmittel gegen diese Art von „Glück“ findet. Andrerseits beraubt die „Hilfe“ des Unterdrückers den Empfänger höchstwahrscheinlich seines Geldes, seiner Gesundheit, seines Ansehens oder seines Eigentums. Die Hilfe eines Unterdrückers kann reine Zerstörung sein. Viele brutale Therapien sind als Heilmittel für geistige Probleme proklamiert worden. Ironischerweise sind die meisten Geisteskranken ohnehin schon Opfer schwerer Unterdrückung, und wenn sie Hilfe suchen, fallen sie häufig in die Hände eines anderen Unterdrückers, der sie noch mehr überwältigt. Zur Zeit wird die psychiatrische Klinik einer grossen Stadt untersucht, nachdem folgendes bekannt wurde. Ein Gutachter bezeugte: „Ich habe Patienten gesehen, die aufgrund der Existenz dieser Gruppe am Rand der Scheidung standen; andere am Rande des gefühlsmässigen oder geistigen Zusammenbruchs wegen der sogenannten Therapie, die bei ihnen angewandt wurde... Gnadenlose verbale Attacken während der Sitzungen werden für gut befunden. Dies soll angeblich helfen, doch die meisten Menschen finden es ausserordentlich empörend.“ Ein Sozialarbeiter berichtete, dass der Gruppenleiter „...von Wut fasziniert war. Er liebte es, andere zu provozieren, so dass sie miteinander in Streit gerieten. Dann lehnte er sich zurück und betrachtete sie vergnügt.“ Ein ehemaliger Patient erinnert sich: „Sie sagen dir, wenn du die Gruppe verlässt, gibt es für dich keine Hoffnung mehr.“ „Diese Erfahrungen“, so berichtet ein Untersuchungsbeamter, „richteten grossen seelischen Schaden bei vielen Menschen an. Sie haben das Gefühl, nichts zu taugen und versagt zu haben... Ein weiteres entmutigendes Erlebnis für sie.“
Das soll Hilfe sein?

FEHLGELEITETE BEMÜHUNGEN
Der Unterdrücker visiert das falsche Ziel an. Er attackiert Leute, die ihm nichts getan haben. Er verwendet seine Energie auf falsche Unternehmungen. Er beschuldigt das Verkehrte. Beim Essen macht der wütende Vater drohende Gesten in Richtung auf seinen sich duckenden Sohn; dabei wirft er ein Glas Wasser um. Während er ungeduldig den kleinen See mit der Serviette beseitigt, knurrt er: „Verflixtes Wasser.“ Viel gerissene und versierte Kriminelle könnten auch auf ganz legale Weise erfolgreich sein – wenn sie nur ihren Scharfsinn dazu verwendeten, Konstruktives zu unternehmen. Statt dessen entschliessen sie sich zu Raub und Täuschung Unschuldiger. Charles Manson, Mörder und Rädelsführer aus Überzeugung, ist ein Beispiel für die tödlichste Art von Unterdrückung. Bei einer Gegenüberstellung im Gerichtssaal liess er eine Tirade vom Stapel, in der er das „Establishment“ für alle seine Scheusslichkeiten verantwortlich machte; für sie (die Unterdrücker) ist jede Gesellschaft eine grosse, feindliche Verallgemeinerung, die besonders gegen die antisoziale Person eingestellt ist. Während er seinen Anhängern „Liebe“ predigte, überredete Manson sie, ohne Reue zu töten. Seine Opfer waren ihm grösstenteils völlig unbekannt. Er visierte das falsche Ziel an. Nach seiner eigenen Aussage versuchte er, einen Rassenkrieg zu beginnen, wozu er, wie er behauptete, durch die Musik der Beatles inspiriert worden sei. „Warum macht ihr mir Vorwürfe“, verteidigte er sich. „Die Musik liess es mich tun.“ Seine geisteskranken Mordattacken brachten vielen Menschen Tod und Elend. Der Unterdrücker ist ein Meister darin, andere dazu zu bringen, dass sie ihre Bemühungen und ihre Aufmerksamkeit in eine falsche Richtung lenken. Bailey, der stellvertretende Präsident einer kleinen Gesellschaft, überredete seinen Chef, einen unschuldigen Angestellten zu entlassen, um die Tatsache zu verdecken, dass er selbst Schmiergelder von einer grossen Zulieferfirma erhielt. Ein Beispiel für das andere Extrem: Irene verblüffte mich lange. Sie schien eine freundliche Person mit nur wenigen Problemen zu sein. Bei ihrer Familie sah das jedoch anders aus. Die häufigen Krankheiten ihres Mannes erforderten ungewöhnliche Behandlungen, Diäten, Beruhigungsmittel und Schlaftabletten. Irene war immer mitleidig und aufmerksam. Ihr Sohn, der in der Schule nie zurecht gekommen war, hatte schon zweimal im Gefängnis gesessen. Ihre übergewichtige Tochter, die die Hälfte ihres zwanzigjährigen Lebens abwechselnd innerhalb und ausserhalb von Nervenkliniken zugebracht hatte, war bereits von zwei Universitäten verwiesen worden.
Immer wenn sie wegen ihres Übergewichts verzweifelte, tröstete Irene sie mit einer Tafel Schokolade. „Das ist in Ordnung, mein Süsses“, sagte sie, „nicht alle können schlank sein. Gönn’ dir doch was.“ Ich staunte über ihren Gleichmut, wo sie doch von einer dermassen in Problem verstrickten Familie umgeben war. Dann lernte ich, was Unterdrücker sind. Widerstrebend erkannte ich, dass Irene zu mitleidig war. Nie etablierte sie Regeln für den Haushalt. Nie leitete sie an oder gab Ratschläge. Nie rief sie jemanden zur Ordnung. anstatt wirksame Hilfe anzubieten, diente ihr nutzloses Mitleid ihrer Familie lediglich dazu, Fehlschläge hinweg zu erklären. Ihre ständige „Freundlichkeit“ überdeckte eine totale Verantwortungslosigkeit und Nachlässigkeit.
Mir fiel auf, auf welch seltsame Weise sie das falsche Ziel ansteuerte – sie steuerte nie irgend ein Ziel an. Und das ist wohl die schlimmste Art fehlgeleiteter Bemühung.