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● 1. Kategorie Prolog => ★ 1.d => Thema gestartet von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 21. Dezember 2020, 00:11:29

Titel: 😠 Der Unterdrücker 8
Beitrag von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 21. Dezember 2020, 00:11:29
IN DEN KÜNSTEN
Die Idee der antisoziale Persönlichkeit ist in unserer Kultur durchaus nicht unbekannt. Sie erscheint in Romanen, Schauspielen, Filmen und einer endlosen Kette von Fernsehdramen. Der Unterdrücker ist der Base lächelnde Liebhaber, der harte Schläger, der unentbehrliche Politiker, der intrigierende Prominente, der zwielichtige Industrieunternehmer, der bestechliche Polizist, der die Weltherrschaft anstrebende verrückte Wissenschaftler, der heimliche Perverse, die hübsche betrügerische Verführerin, der Drogenschieber, der Dieb, der Schurke – oder die Schurkin. Selbst Charles Schulz’ heitere ComicSerie „die Peanuts“ präsentiert ihre speziellen Unterdrücker in Lucy. Eines Tages begrüsst sie Charlie Brown: „Na, wenn das nicht Charlie Brown ist. Der gute, alte wischiwaschi Charlie Brown.“ Und ein anderes Mal: „Hallo, Charlie Brown. Ist das dein Kopf oder versteckst du dich hinter einem Ballon?“ Wenn man Unterdrücker vor der Studiotür abstellen könnte – wenn sie lediglich Phantasieprodukte  wären  –  dann  würden  Künstler ein glücklicheres Leben führen. Leider fühlen sich Verwirrungsstifter jedoch in besonderer Weise zu schöpferischen Personen hingezogen – Künstler, Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Schauspielerinnen, Regisseure und Produzenten. Sie manövrieren sich in die Umgebung des Künstlers. diese VampirPersönlichkeiten können dann ein wenig von der Bewunderung, die dem Künstler selbst gezollt wird, für sich geltend machen. Wir finden sie unter den Mitarbeitern ebenso wie unter den Fans des Künstlers. Jede talentierte Person muss ihre Kollegen sorgfältig überprüfen. Unter Ausnutzung seiner starken Position (nahe der schöpferischen Person) beginnt der Unterdrücker seine gemeine Zerstörungskampagne. Als Berater wird er alle Handlungen empfehlen, die falsch sind. Als Manager wird er schlecht investieren, das Geld des Künstlers verschwenden oder es in seine eigenen Taschen fliessen lassen. Als Freund oder als Liebhaber wird er versuchen, das Selbstvertrauen des Künstlers zu unterminieren. Sobald seine unterdrückerischen Absichten aufgedeckt werden, läuft er davon – in der Regel so dramatisch und zerstörerisch wie möglich. „Künstlerische Leidenschaft“ ist unter Umständen nichts anderes als emotionelles Achterbahnfahren. Ein bekannter Sänger und Schauspieler lernte vor kurzem eine neue Freundin kennen. Er war von ihr so betört, dass es ihr gelang, ihn zu verschiedenen radikalen Änderungen zu überreden. Sie überzeugte ihn davon, dass er sein Äusseres verändern solle – die Kleider, die er zu tragen pflegte, seine Frisur usw. Sein neues Aussehen schmeichelte ihm nicht, und seine Freunde und Fans protestierten. Das Mädchen brachte ihn ferner dazu, seine neue Langspielplatte von ihr produzieren zu lassen. Bei den Studioarbeiten zwang sie ihn, eine andere Art Musik zu singen. die Platte wurde herausgebracht – und fiel durch. Obwohl er schon viele erfolgreiche Filme gedreht hatte, redete sie ihm als nächstes ein, er müsse eine Schauspielschule besuchen. Ihre Beziehung ist ein einziges . Hin und wieder bekommt er einen Wutanfall und wirft sie hinaus. Unglücklicherweise kommen sie jedoch immer wieder zusammen. Bisher hat sie sein Äusseres, seinen Gesangsstil, seine Kameraarbeit und seinen musikalischen Geschmack beeinflusst. Dies alles ungeachtet der Tatsache, dass er einer der erfolgreichsten Unterhaltungskünstler des Landes ist.
Jeder kann hin und wieder einen falschen Rat geben, aber nur ein Unterdrücker empfiehlt ständig die Abschaffung jeder erfolgreichen Aktion. In dem Fall, dass ein Künstler wunderbarerweise von Verwirrungsstiftern in seiner Umgebung verschont blieb, wird er zweifellos auf einen oder mehrere von ihnen stossen, die in den Nachrichtenmedien arbeiten. Wenn jemand berühmt wird, ist er nicht mehr in der Lage, sich frei zu bewegen, ohne ständig von Reportern belästigt zu werden, von denen viele keinerlei Gewissensbisse haben, wenn es darum geht, in das Privatleben einzudringen, intime Fragen zu stellen oder empörende Spekulationen in Umlauf zu bringen. Das Vergnügen einiger Reporter ist es, die Stars unbarmherzig zu hetzen. Wen nimmt es wunder, dass berühmte Personen gelegentlich im Stress die Nerven verlieren und – mit Worten oder tätlich – auf Reporter und Fotografen losgehen. Sehr viele Kritiker sind Unterdrücker. Ein berühmter Theaterkritiker, der späte Alexander Woolcott, konnte ein neues Stück mit einem einzigen Federstrich erledigen. In anmassender Weise provozierte er Feindseligkeit dadurch, dass er bei Premierenparties anlässlich von Stücken erschien, die er gerade verrissen hatte. Danach pflegte er damit zu prahlen, wie er „das Blut der vielen Dolchstiche einfach weggewischt habe“. Er ging noch weiter – einmal brüstete er sich: „Wenn man mich mit einem Dolch in der Brust auffände, müsste man am nächsten Morgen dreihundert Schauspieler unter Mordverdacht festnehmen.“

LANGZEITUNTERDRÜCKUNG
Überraschenderweise suchen sich seit langem unterdrückte Menschen ihrerseits Unterdrücker als Arbeitgeber, Freunde, Angestellte oder Geliebte aus. Sie akzeptieren möglicherweise beklagenswerte – sogar gefährliche – Arbeits und Lebensbedingungen. (Haben Sie sich je gefragt, warum manche Menschen aus Gebieten, die jährlich überschwemmt werden, nicht fortziehen?) Diese Menschen sind so lange unterdrückt worden, dass sie sich ein anderes Leben nicht mehr vorstellen können. Der tatsächliche Unterdrücker kann in der Gegenwart oder in der Vergangenheit existieren, aber in jedem Fall hat er tiefe Narben in den Seelen seiner Opfer in Form der tief verwurzelten Überzeugung hinterlassen, wertlos, unfähig und ohne Hoffnung zu sein. Eine Kolumnistin gab einer Frau den Rat, ihren Mann, der sie schlug, zu verlassen. Daraufhin schrieb ihr eine andere zerbrochene Frau folgende Stellungsnahme: „Sie sagten, eine Frau, die bei einem Mann bleibt, obwohl er sie schlägt, ist krank. Ihr Rat beweist, dass Sie keine Vorstellung davon haben, wie das Leben einer immer wieder geprügelten Frau aussieht. Nun, ich kann es Ihnen schildern. Es ist die Hölle. Die Frau, die Ihnen schrieb, hat es immerhin fertiggebracht, dass ihr Mann zum Psychiater ging. Die meisten Männer würden das nicht tun. Sie sehen nichts Falsches in ihren Handlungen. Sie empfehlen ihr, den Mann zu verlassen. Wie kann sie ihn verlassen, wenn sie nicht weiss, wohin sie gehen soll? Sie glauben vermutlich, es gebe immer irgendeinen Ort, wohin man gehen könne: Aber das ist eine Irrtum. Menschen, die diese Erfahrung nie gemacht haben, können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, eine geprügelte Frau zu sein. Für den Tierschutz ist in diesem Land mehr getan worden als für die Frauen. Sie rufen die Polizei, und der rabiate Kerl wird eingesperrt. Nach wenigen Stunden ist er wieder auf freiem Fuss – und rast vor Zorn. Also geht er nach Hause und verprügelt seine Frau aufs Neue. In zehn Jahren meiner Ehe bin ich Dutzende von Male verprügelt worden, oft sogar vor den Kindern; der Grund war, dass ich einen anderen Mann auf der Strasse begrüsst oder ein Essen gekocht hatte, das mein Mann nicht mochte. Ich habe mich damit abgefunden, dass mir das noch häufig passieren wird, denn ich sitze in einer Falle.“ Diese Frau war zweifellos unterdrückt worden, lange bevor sie ihren jetzigen Mann kennenlernte, der ihr weitere Unterdrückung aufzwingt.

DIE UNGLÄUBIGEN
Manche Menschen werden nicht glauben, dass es so etwas wie die unterdrückerische Person gibt. Jeder, der so denkt, ist selbst total unterdrückt. Er hat vor langer Zeit aufgegeben, zurückzuschlagen. Um einige Reste menschlicher Würde zu wahren, wählte er die Möglichkeit, vor dem Bösen in der Welt die Augen zu verschliessen und nur das „Gute“ zu sehen. Bevor er seine eigene Kosmetikfirma gründete, war Herrn Frankes geschäftlicher Erfolg wie ein Jojo hinauf und hinabgetanzt. Sein neues Unternehmen blühte bis zu dem Zeitpunkt, als seine Hauptschwäche wieder einmal den Niedergang verursachte – er bewahrte sich ein absolut blindes Vertrauen in die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit derer, die für ihn arbeiteten. Als man ihn warnend darauf aufmerksam machte, dass einige seiner Geschäftsführer in ungesetzliche Geschäftspraktiken verstrickt waren, konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass irgendeiner seiner Vertrauten die Firma, die ihnen allen Wohlstand verhiess, wissentlich gefährden könnte. Trotz wiederholten Warnungen durch seine Buchhalter und Anwälte fuhr er fort, Angestellten eine zweite, dritte und vierte Chance zu geben. Nach einer Reihe von Betrugsklagen wurde seine Firma in einem Bundesland nach dem anderen verboten. Hohe Geldstrafen, stillgelegte Filialbetriebe und eine schlechte Presse zwangen ihn, den Konkurs anzumelden.
Wieder einmal hatte ihn sein blindes Vertrauen den letzten Pfennig gekostet.