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● 1. Kategorie Prolog => ★ 1.a => Thema gestartet von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 17. September 2020, 17:54:58

Titel: Freiheit kontra Gefangensein
Beitrag von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 17. September 2020, 17:54:58
Freiheit kontra Gefangensein
In Griechenland, Rom, England, im Amerika der Kolonialzeit, in Frankreich und Washington, überall wird sehr viel über das Thema Freiheit gesprochen. Freiheit ist anscheinend etwas, das sehr wünschenswert ist. Freiheit wird in der Tat als das Ziel eines Volkes oder einer Nation angesehen. Gleichermassen müssen wir, wenn wir die Fähigkeit einer Person wiederherstellen, Freiheit bei ihr wiederstellen. Wenn wir Freiheit nicht wiederherstellen, können wir Fähigkeit nicht wiederherstellen. Der Ringkämpfer mit einem Muskelkater, der angespannte Fahrer, der Weltraumfahrer mit eingefrorener Reaktionszeit sind alle gleichermassen nicht fähig. Ihre Fähigkeit liegt in einer Steigerung der Freiheit, einer Freilassung der Spannung und einer besseren Kommunikation mit ihrer Umgebung. Die Hauptschwierigkeit mit Freiheit ist, dass sie keine Struktur besitzt. Etwas, das frei ist, ist frei. Es ist nicht mit Drähten, Vias (Via: alles, was verwendet wird, um eine Kommunikation weiterzuleiten), Umleitungen oder Dämmen frei, es ist einfach frei. Es gibt noch etwas hinsichtlich Freiheit, das ungeheuer interessant ist – sie kann nicht ausgelöscht werden. Möglicherweise sind Sie imstande, jemandes Aufmerksamkeit auf etwas zu konzentrieren, das nicht frei ist, und können ihn damit in einen Zustand bringen, wo er glaubt, dass es keine Freiheit gibt, aber das bedeutet nicht, dass Sie die Freiheit der Person ausgelöscht haben. Das haben Sie nicht getan. All die Freiheit, die sie jemals hatte, ist noch immer da. Ausserdem besitzt Freiheit keine Quantität und der Definition nach hat sie keine Position in Raum oder Zeit. Somit sehen wir, dass die Person (der Geist, die Seele) potentiell die freieste Sache ist, die es geben könnte. Also konzentriert sich der Mensch auf Freiheit. Aber wenn Freiheit keine Struktur hat, dann erklären Sie doch bitte, wie man etwas erlangen soll, was nicht vollständig erklärt werden kann. Wenn irgend jemand über einen »Weg zur Freiheit« spricht, dann spricht er über eine gerade Linie. Diese muss folglich Grenzen haben. Und wenn es Grenzen gibt, gibt es keine Freiheit. Sprechen Sie mit jemandem, der von acht Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags arbeitet, ohne Ziele, ohne Zukunft und ohne Glauben an die Organisation und ihre Ziele, jemandem, von dem durch Ratenzahlungen, Miete und andere Schranken wirtschaftlicher Art verlangt wird, dass er seinen ganzen Lohn investiert, sobald er ausbezahlt ist, und wir haben eine Person, die die Idee der Freiheit verloren hat. Ihre Konzentration ist so vollständig auf Schranken fixiert, dass Freiheit aus geringerer Anzahl von Schranken bestehen muss. In vielen Fällen, in denen das Leben von einer Katastrophe nichts weiss, bis sie geschehen ist, ist das Leben empfänglich für Dummheit. Der Farmer des mittleren Westens hatte eine Redewendung dafür: »Verriegele die Tür, nachdem das Pferd gestohlen ist.« Es ist eine Katastrophe nötig, um die Menschen dazu zu erziehen, dass sie wissen, dass es solch eine Katastrophe gibt. Das ist Erziehung durch Schmerz, durch Wucht, durch Strafe. Eine Bevölkerung, die sich einer einmaligen Katastrophe gegenübergestellt sieht, welche den Planeten auslöschen wird, hätte daher keine Chance, sehr viel über den Planeten zu lernen, bevor er ausgelöscht worden ist. Wenn die Bevölkerung also darauf bestände, durch Erfahrung zu lernen, um eine solche Katastrophe zu verhindern, dann hätte sie niemals die Gelegenheit dazu. Wenn im zweiten Weltkrieg keine Atombombe irgendeiner Art abgeworfen worden wäre, dann gäbe es wahrscheinlich nicht die geringste Besorgnis über Kernspaltung, obwohl die Kernspaltung vielleicht direkt bis hinauf zu dem Planetensprenger entwickelt worden wäre, ohne jemals gegen den Menschen eingesetzt worden zu sein; und dann würde dieser Planetensprenger auf die Erde angewandt und sie somit zerstören. Wenn jemand nicht wüsste, was ein Tiger ist, und wir ihm demonstrieren möchten, dass keine Tiger da sind, dann hätten wir es schwer damit. Hier haben wir eine Freiheit von Tigern, ohne irgend etwas über Tiger zu wissen. Bevor diese Person ein Nichtvorhandensein von Tigern verstehen könnte, müsste sie das Vorhandensein von Tigern verstehen.
Das ist der Lernprozess, den wir unter der Bezeichnung Lernen »durch Erfahrung« kennen. Um irgend etwas zu wissen, wenn wir Erziehungsmethoden anwenden, ist es also notwendig, auch sein Gegenteil zu kennen. Das Gegenstück zum Thema Tiger in dieser Hinsicht gibt es wahrscheinlich in den malaiischen Dschungeln, wo Tiger so häufig sind, dass das Fehlen von Tigern in der Tat eine Neuigkeit wäre. Ein Land, das ganz und gar von Tigern heimgesucht ist, würde vielleicht die Vorstellung, dass es keine Tiger gäbe, überhaupt nicht verstehen. In einigen Teilen der Welt müsste man mit den Bewohnern eines Gebietes, das von Tigern heimgesucht wird, ungeheure Debatten führen, um ihnen irgendeine Ahnung davon zu vermitteln, was ein Nichtvorhandensein von Tigern wäre. Das Verstehen von Freiheit ist demnach etwas kompliziert, wenn Personen, die sie nicht haben, sie wahrscheinlich nicht verstehen.
Aber das Gegenteil von Freiheit ist Sklaverei, und jeder weiss das – ist es nicht so?
Ich glaube nicht, dass diese zwei Dinge ein Gegensatzpaar sind. Freiheit ist nicht das Plus eines Zustands, wo Sklaverei das Minus ist, ausser wir beschäftigen uns ausschliesslich mit dem politischen Organismus. Wo wir uns mit der einzelnen Person beschäftigen, ist eine bessere Terminologie notwendig, und es ist erforderlich, dass man die Struktur von MinusFreiheit besser versteht.
MinusFreiheit ist Gefangensein. Freiheit ist das Fehlen von Schranken. Weniger Freiheit ist das Vorhandensein von Schranken. Absolute MinusFreiheit wäre die Allgegenwart von Schranken. Eine Schranke ist Materie, Energie, Zeit oder Raum. Je mehr Materie, Energie, Zeit oder Raum die Herrschaft über das Individuum antritt, um so weniger Freiheit hat dieses Individuum. Das versteht man am besten als Gefangensein, da Sklaverei Absicht beinhaltet, und Gefangensein könnte als fast keine Absicht beinhaltend betrachtet werden. Jemand, der in eine Bärenfalle gerät, hat vielleicht überhaupt nicht die Absicht gehabt, in sie hineinzugeraten. Und eine Bärenfalle hat vielleicht überhaupt nicht die Absicht gehabt, dass sich eine Person auf ihren spitzen Pfosten aufspiesst. Nichtsdestoweniger hat hier eine Gefangensetzung stattgefunden. Die Person befindet sich in der Bärenfalle. Will man das Dasein und sein eigenes Unglücklichsein damit verstehen, dann muss man Gefangensein und seine Mechanismen verstehen.
Worin kann eine Person gefangen werden?
Grundsätzlich und zu allererst kann sie durch Ideen gefangen werden. Angesichts der Tatsache, dass Freiheit und Fähigkeit für irgendwie gleichbedeutend gehalten werden können, sind Vorstellungen von Unfähigkeit zunächst einmal ein Gefangenwerden. Ich wage zu sagen, dass es unter den Menschen vorgekommen ist, dass eine Person auf einer kahlen Ebene sass und vollständig überzeugt war, dass sie durch einen Zaun völlig gefangen sei. Es gibt jenes Geschehnis, das erwähnt wird, und zwar handelt es sich um das Fischen im TanganjikaSee, wo die Sonnenstrahlen, da es sich um das Äquatorgebiet handelt, brennend bis auf den Grund des Sees stechen. Die Eingeborenen fischen dort, indem sie eine Anzahl von Holzlatten an einem langen Stück Leine aneinanderknoten. Sie nehmen dann die Enden dieser Leine mit Kanus und fahren auf den See und paddeln dann die zwei Kanus auf das Ufer zu, wobei die Leine mit den Holzlatten daran zwischen den zwei Kanus ausgespannt ist. Die Sonne scheint herab und wirft die Schatten dieser Leisten durch das Wasser hindurch auf den Grund hinab, und somit bewegt sich im Wasser ein Käfig aus Schatten auf die Sandbänke zu. Die Fische sehen diesen Käfig, der sich um sie zusammenzieht und der aus nichts anderem besteht als aus der Abwesenheit von Licht, und zappeln wie wild auf die Sandbänke zu, wo sie nicht schwimmen können und so werden sie gefangen und in Körben gesammelt und gekocht. Man braucht vor nichts weiter Angst zu haben als vor Schatten. Wenn wir uns aus dem Bereich der Mechanik hinausbewegen, befindet sich der Mensch auf unsicherem Boden. Die Vorstellung, dass Ideen so stark und durchdringend sein könnten, ist den meisten Menschen fremd. Zunächst einmal und als allererstes haben wir also die Idee. Dann haben wir die offensichtlichere Mechanik des Gefangenwerdens in Materie, Energie, Raum und Zeit, welche selbst das Produkt von Ideen ist. Die Struktur des Gefangenseins ist interessant, und der Grund, warum Menschen gefangen werden – in der Tat, die gesamte Mechanik des Gefangenwerdens – ist jetzt verstanden. Es wurden sehr viele Experimente gemacht, um die Faktoren zu bestimmen, die zur Gefangensetzung führten, und es wurde entdeckt, dass die Antwort auf das ganze Problem Zweiwegkommunikation (Kommunikation zwischen zwei Personen, wobei der Austausch von Ideen oder Gegenständen in beide Richtungen geht, und jeder abwechselnd Ursache – und Empfangspunkt ist) war. Grob gesagt stehen folgende Gesetze dahinter: Fixierung tritt in Gegenwart von Einwegkommunikation auf. Gefangensein gibt es nur, wenn man den Dingen, die einen gefangen halten, keine Antworten gegeben hat oder keine Antworten von ihnen empfangen hat. Es könnte gesagt werden, dass alles Gefangensein, das es gibt, das Warten auf eine Antwort ist. Gefangensein ist das Gegenteil zu Freiheit. Eine Person, die nicht frei ist, ist gefangen. Sie mag durch eine Idee gefangen sein, vielleicht ist sie durch Materie gefangen, sie mag durch Energie gefangen sein oder durch Raum, und sie mag durch Zeit gefangen sein – vielleicht ist sie durch all diese Dinge gefangen. Je gründlicher eine Person gefangen ist, um so weniger frei ist sie. Sie kann nichts verändern, sie kann sich nicht bewegen, sie kann nicht kommunizieren, sie kann keine Affinität und Realität Die Bestandteile von Freiheit sind also, wenn wir einen ersten Blick darauf werfen: Affinität, Realität und Kommunikation, die zusammen Verstehen ergeben. Ist Verstehen einmal erreicht, dann ist Freiheit erreicht. Bei jemandem, der ganz und gar in der Mechanik des Gefangenseins verstrickt ist, ist es notwendig, bei ihm genügend Kommunikation wiederherzustellen, um seinen Aufstieg in einen höheren Zustand des Verstehens zu ermöglichen. Ist dies einmal erreicht, hat sein Gefangensein ein Ende. Das Individuum kann eine grössere Freiheit erreichen. Wenn die Person einmal eine gewisse Ahnung davon hat, verlangt sie nach einer grösseren Freiheit.
Und führt die Person aus den ersten Bereichen des Gefangenseins bis zu einem Punkt heraus, wo sie höhere Ebenen der Freiheit erreichen kann.