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● 1. Kategorie Prolog => ★ 1.d => Thema gestartet von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 23. Dezember 2020, 03:06:44

Titel: 😠 Der Unterdrücker 10
Beitrag von: ★ Ronald Johannes deClaire Schwab am 23. Dezember 2020, 03:06:44
DER RÜCKZUG
Manchmal ist ein strategischer Rückzug für Ihren Zweck geeigneter als ein Angriff. Ich hatte mich mit meiner Freundin Linda zum Essen verabredet. Als sie kam, wirkte sie bedrückt. „Meine Güte, was für ein Chef.“, seufzte sie, auf einem Stuhl niedersinkend. Linda stand im Begriff, in eine andere Stadt umzuziehen, wo sie sich auch schon um eine neue Stellung gekümmert hatte. Ihr Plan war gewesen, bei ihrem bisherigen Arbeitgeber unmittelbar dann Bescheid zu geben, wenn alle Vorbereitungen getroffen waren. Zu ihrer Verlegenheit rief ihr zukünftiger Chef jedoch ihren derzeitigen Arbeitgeber an, um Erkundigungen über sie einzuziehen. Ihr jetziger Chef raste vor Zorn (was er ohnehin fast immer tat); er beschuldigte sie der Täuschung, der Undankbarkeit, der Rücksichtslosigkeit und des Betrugs. Sie versuchte, die Umstände zu erklären, aber er weigerte sich, sie anzuhören. „Ich soll heute nachmittag noch einmal zu ihm kommen“, sagte sie mir. „Was soll ich machen? Er wird nicht einmal zuhören.“ Was möchtest Du erreichen? Erwartest Du, dass er seine Meinung ändert, oder willst Du ihn einfach los sein?“ Sie dachte einen Moment lang nach. Dann antwortete sie: „Ich weiss, dass er seine Haltung nicht ändern wird. Er hat noch nie über irgend etwas seine Meinung geändert, seit ich für ihn arbeite. Ich glaube, ich wäre ihn lieber los.“
„Gut. Dann lass ihn recht haben“, schlug ich vor. „Aber wie?“ „Sag’ ihm, es tut Dir leid. Sag ihm, dass Du wirklich gedankenlos, rücksichtslos und selbstsüchtig gehandelt hast. Du wirst Deine Pläne natürlich nicht im geringsten ändern. Das erwartet er nicht von Dir. Stimm’ einfach mit ihm überein. Wenn ihn das nicht aufweicht, gibt es noch eine letzte Möglichkeit.“ „Was?“ „Schau ihn an und frag’ ihn: ‘Was kann ich tun, um das wieder in Ordnung zu bringen?’ Vermutlich sagt er ‘Nichts’, aber es wird seine Angriffe stoppen.“ Später rief sie mich an. „Es ist genau sogelaufen, wie Du es vorhergesagt hast. Als ich ihn fragte, was ich tun könne, um die Sache in Ordnung zu bringen, sagte er tatsächlich ‘Nichts’ und hörte auf, mich zu kritisieren. Für den Rest des Nachmittags war er richtig anständig.“ Ich bin nicht dafür, dass Sie sich zum Fussabtreter machen lassen – aber es kann Situationen geben, in denen ein geschickter Rückzug unmittelbar zu einer Lösung führt.

DIE GESPIELTE KAPITULATION
Dies ist eine Variation, die Spass machen kann. Machen Sie sich die versteckte Absicht klar, die den Worten des Unterdrückers zugrunde liegt, und nennen Sie sie in Form einer gespielten Kapitulation beim Namen. Enthusiastisch sprach ich über ein neues Projekt, als Ulrich mich unterbrach: „Aber meine Liebe, das wird Jahre dauern.“ „Sie haben recht“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen, „ich werde es fallenlassen.“ „Nein, nein, so habe ich es nicht gemeint. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich dachte nur...“ Er zog sich schleunigst zurück. Das war das Ende seiner Einschüchterungsversuche.

DISZIPLIN
Manchmal reicht es völlig aus, eine strenge Disziplin in Ihrer Umgebung zu etablieren, um unterdrückerische Aktivitäten unter Kontrolle zu bringen. Sagen Sie der Nachbarin, Frau Würgs, dass Sie sie in Ihrem Haus nicht mehr sehen wollen, bevor sie aufhört, an Ihren Kindern herum zu kritisieren. Wenn Sie in Ihrem Büro Unehrlichkeit aufspüren – unerklärlich hohe Ausgaben, verantwortungslose Fehler, zu viele Kaffeepausen, überzogene Mittagspausen, gestohlene Vorräte oder Materialien – dann ordnen Sie strenge Massnahmen an, um das zu korrigieren; bestehen Sie auf härterer Disziplin. Sie werden finden, dass sich die anständigen Mitarbeiter sofort zusammenreissen. Der Unterdrücker wird sich laut beklagen, sich über die Disziplin beschweren und vermutlich kündigen.

BLOSSSTELLUNG
Obwohl sie schon seit mehreren Jahren geschieden waren, wurde Christel immer noch von ihrem früheren Mann unterdrückt. Während der Scheidungsverhandlung hatte er mit allgemeinen Drohungen aufgewartet. Für den Fall, dass sie „die Kinder nicht ordentlich erzöge“, warnte er sie, würde er dafür sorgen, dass sie sie abgeben müsse. Von da an lebte sie in der fortwährenden Angst, ihr ehemaliger Mann könne jederzeit auftauchen, um ihr die Kinder fortzunehmen. Als ich ihr die Prinzipien der Unterdrückung erklärte, stimmte sie damit überein, dass ihr ExMann ein Unterdrücker war. Sie beschrieb ihn als grausam, kalt und gefühllos, empfänglich für sexuelle Perversitäten und unethische Handlungen.


„Glaube Sie, dass er sich irgendwelche kriminellen Handlungen hat zuschulden kommen lassen?“ fragte ich sie. „Wenn das der Fall ist, wird ihm kein Gericht jemals Ihre Kinder zusprechen.“ „Ich bin sicher, dass er kriminelle Handlungen begangen hat. Er ist ein grosser Grundstückspekulant, müssen Sie wissen, und seine Millionen hat er sich sicher nicht als braver Junge verdient. Ich weiss, dass er in eine Menge wirklich dunkler Geschäfte verwickelt ist.“ Sie sann ein wenig nach und beschloss dann, einen Detektiv einzustellen. Als ich Christel mehrere Monate später wieder sah, strahlte sie. „Ihr Rat hat mein Leben gerettet. Nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, ging mir auf, dass ich keinen Detektiv anzustellen brauchte. Ich war vollkommen überzeugt, dass ich eine eventuelle Gerichtsverhandlung gegen ihn gewinnen würde. Ich habe ihm einfach von da an ins Gesicht gesagt, dass ich keine Drohungen wegen der Kinder mehr anzuhören bereit sei. Er merkte, dass ich es ernst meinte. Ohne ein weiteres Wort gab er nach.“

WIE MAN GEGEN UNTERDRÜCKUNG IMMUN WIRD
Obwohl wir möglicherweise durch Unterdrückung zerquetscht und zunichte gemacht wurden, können wir unsere Selbstbestimmung doch zurückerlangen. Wir können jene empfindlichen Bereiche, die uns verwundbar machen, ausradieren. Wir können stärker werden und aufhören, den Attacken des Angsthändlers hilflos ausgeliefert zu sein. Es wäre eine zu starke Vereinfachung, den Unterdrücker als das grosse, furchtbare Ungeheuer und uns als vollkommen unschuldige, blütenweisse Opfer anzusehen. Wir alle haben daran teilgehabt, Unterdrückung unter uns entstehen zu lassen.
Wissen kann uns helfen, gegenwärtige oder vergangene Unterdrücker zu lokalisieren, um die schwachen Punkte, die uns unterdrückbar machen, loszuwerden.