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✨ Stimmungen des Seins-Furcht

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★ Ronald Johannes deClaire Schwab:
Furcht – Angst
„Furcht: Gefühl des Bedrohtseins durch etwas Bestimmtes, im Unterschied zur unbestimmten Angst, verbunden mit dem Wunsch, es abzuwehren oder zu fliehen. Angst: Große Sorge, unbestimmtes, oft grundloses Gefühl des Bedrohtseins, im Unterschied zur Furcht“
„Achtung, Fred! Fahr langsamer! Pass auf! Das Auto da drüben! Es wäre besser, wenn du die linke Spur nehmen würdest. Nach dem achten Häuserblock müssen wir ab biegen. Siehst du den Hund da? Vielleicht will er über die Straße laufen. Pass doch auf, Fred!“ Der Fahrer gerät in Panik – nicht etwa durch die Gefahren des Straßenverkehrs – und tritt scharf auf die Bremse. Fast wäre der Wagen hinter ihnen aufgefahren. Beide Insassen des Autos sind mittlerweile zu Nervenbündeln geworden. Die Furcht zeigt sich in vielen Verkleidungen auf den unteren Stufen der Skala, wo sie den „Mitleid“ Menschen (der sich scheut, andere zu verletzen) und den um die Gunst seiner Bekannten Buhlenden beeinflusst. Der Letztere versucht sich durch versöhnliche Gesten von einer eingebildeten Gefahr loszukaufen. Aber auch auf den höheren Ebenen ist die Furcht zu finden. Dort verbirgt sie sich auf den Stufen „Versteckte Feindseligkeiten“ und „Gefühlslosigkeit“. Die meisten Menschen sind mit vorübergehenden Ängsten vertraut. Da gibt es den rauen, prahlerischen Studenten, der wie ein aufgescheuchter Schmetterling in seinem Sessel herumrutscht, wenn das Flugzeug startet. Hier treffen wir die robuste Hausfrau an, die einer Gruppe junger Wanderer Quartier gibt, jedoch das große Zittern kriegt, wenn sie eine harmlose Schlange sieht. Wir haben auch schon erlebt, wie die Bullenstärke des „sicheren“ Managers wegschmilzt gleich Schnee im Frühling, sobald er eine Rede halten muss. Derartige Ängste sind natürlich unvernünftig, und sie währen zum Glück ja auch nur kurze Zeit. Keine Sorge also: Wer darunter leidet, braucht nicht gleich auf der Stufe Apathie dupliezieren zu werden. Neben Stunden der Freude und der Trauer gibt es natürlich auch Stunden der Angst. Es ist vernünftig, eine echte Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Wenn Sie in einem brennenden Haus eingesperrt sind, ist es selbstverständlich von größtem Nutzen, dass Sie die Situation sogleich richtig einschätzen und danach handeln. Schließlich geht's hier um Ihr Leben. Akute Angst – ob begründet oder unbegründet – verursacht Herzklopfen, Schweißausbrüche und Schüttelfröste. Man ängstigt sich vor dem nahenden Tod, vor einer Verletzung, vor einer Bedrohung (die sich hinterher als harmlos heraus stellen mag).
Panik ist der stärkste Ausdruck von Angst. Weniger große Angst äußert sich durch extreme Bescheidenheit, übertriebene Schüchternheit oder ungerechtfertigte Verdächtigungen. Dergleichen erlebt man bei Menschen, die leicht sprachlos werden, die sich vor andern Leuten zurückziehen, die beim Zuknallen einer Tür zusammenzucken. Die chronische Furcht Der chronisch furchtsame Mensch zeigt diese Erscheinungsform der Angst ohne Unterlass. Ständig lebt er im Schatten des Schreckens. Ihm erscheint schlechthin alles gefährlich. Er hat Angst vor dem Leben. Er hat Angst, etwas zu besitzen (er könnte es ja verlieren). Seine Philosophie lautet: Vorsichtig sein – bei allem. Deshalb steckt er bis zum Hals im „Furcht“ Bereich, ob er nun Entsetzen empfindet, leichte Besorgnis oder Unsicherheit. Er redet über furchterregende Geschehnisse ganz gleich, ob sie wirklich passiert sind oder ob er sie sich bloß einbildet. Auf der Stufe „Traurigkeit“ nimmt die Angst eine demütige Ausdrucksform an. („Mein Gott, wie soll ich das nur anstellen? Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“) Der Mensch im oberen „Furcht“Bereich hingegen versucht, seiner Ängste Herr zu werden. Das gelingt ihm nicht, aber er versucht es ständig. Zerstreutheit Ein zerstreuter Mensch ist niemals ganz „da“. Wo er auch gerade ist, er möchte lieber woanders sein. In dieser Minute schenkt er seine Aufmerksamkeit einer bestimmten Angelegenheit. In der nächsten hat er sie aber auch schon vergessen und widmet sich einer andern Sache, die ihn nun gleichfalls aufs äußerste interessiert. Bei der Unterhaltung springt er wie ein Eichhörnchen von Ast zu Ast (das heißt: von einem Thema zum nächsten). Manchmal (wenn auch nicht immer) können Sie die Zerstreutheit an den Blicken erkennen. Wenn er mit Ihnen plaudert, wandern sie ruhelos von rechts nach links, von unten nach oben – nur nicht geradeaus: Er kann Ihnen nicht in die Augen sehen. Das Leben ist bedrohlich Der furchtsame Mensch verhält sich vorsichtig, weil er glaubt, dass nahezu alles Gefahren für ihn mit sich bringt. Ich kannte einen Mann, der darauf bestand, alle Fenster und Türen bei Tag und bei Nacht verschlossen zu halten. Ein dutzend mal am Tag rief er seine Frau an, um zu erfahren, ob auch wirklich alles in Ordnung sei. Wenn sie einmal „außerplanmäßig“ eine Freundin besuchte, rief er solange bei allen Bekannten an, bis er sie endlich an der Strippe hatte. Aus seinem Mund flossen nur Phrasen: „Man kann nie vorsichtig genug sein“. –„Man kann nie wissen, was passiert“. –„Es lohnt sich nicht, ein Risiko einzugehen“. Wenn am andern Ende der Stadt ein Raubüberfall stattgefunden hat, dann schraubt ein solcher Mensch Zusatzschlösser an seine Türen. Wenn er von tödlichen Moskitostichen in den Tropen hört, befällt ihn das bleiche Entsetzen. Das ganze Universum bezieht er in seine Aufmerksamkeit ein und tut alles, um jede nur denkbare Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
Wenn Sie glauben, es gäbe gar nicht so viele furchtsame Menschen, dann erinnern Sie sich doch an die berühmte Radiosendung von Orson Welles „The War of the Worlds”, aus dem Jahre 1938.
Dies war ein realistisch dargestellter, doch frei erfundener Bericht über eine Invasion von Marsmenschen. Etwa eine Million Zuhörer gerieten in Panik, weil sie die dreimaligen Ansagen, dass alles Fiktion sei, verpasst hatte. Leute dieser Art fallen auf vieles herein. Sie hören „selektiv“ – also nur das, was ihrer Emotionsstufe entspricht. Ein gerissener Versicherungsvertreter reibt sich genüsslich die Hände, wenn er auf einen derartigen Zeitgenossen trifft, denn an diesem Tag heimst er Prämien ein: Der arme Teufel, den er in die Mangel nimmt, schließt nämlich jede erdenkliche Versicherung ab. Der ewig furchtsame Mensch hat Angst, seiner Habe verlustig zu gehen. Also fürchtet er, schlechte Nachrichten zu bekommen. Er fürchtet selbst die Mitteilung, sein Haus sei abgebrannt. Er hat Angst vor der Entlassung. Er fürchtet, ein Bekannter könne jeden Augenblick sterben. Er fürchtet, seine Frau werde ihn sitzen lassen. Ich wohnte einmal einem Ehepaar gegenüber, das von der Furcht geradezu besessen war. Das Gesicht des Mannes war von tiefen Sorgenfalten durchzogen. Mit neunundzwanzig Jahren war er bereits völlig kahl. Er und seine Frau machten sich ständig Sorgen über alles Mögliche: über Bazillen, Krankheiten, Einbrüche, Unfälle, Katastrophen jeder Art. Man brauchte bloß etwas Unangenehmes zu erwähnen, und schon fürchteten sie sich davor. Ihre Kinder durften erst dann im Freien spielen, wenn sie eingemummt worden waren wie Eskimos – es bestand ja schließlich die Gefahr, dass sie sich eine Erkältung holten. Interessant war freilich, dass ihre beiden Kinder weitaus öfter an Erkältungen und andern Krankheiten litten als alle übrigen Kinder in der Nachbarschaft. An einem stillen Sonntagmorgen beobachtete ich, wie mein Nachbar vorsichtig das Haus verließ. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Haustür auch richtig verschlossen war, ging er zur Garage und schloss sie auf. Dann schloss er seinen Wagen auf, fuhr bis zum Gartentor und schloss es auf. Er fuhr das Auto auf die Straße und kehrte zur Garage zurück, um sie abzuschließen. Dann legte er die Sicherheitskette ans Gartentor und fuhr davon. Tief beeindruckt dachte ich: Wahrscheinlich verreist er für ein paar Wochen. (Ich muss hinzufügen, dass wir nicht gerade in einem Verbrecherviertel lebten. Das schlimmste Vergehen während der vergangenen sechs Monate war von einem Dreijährigen verübt worden: Er hatte sich das Dreirad eines andern Dreijährigen angeeignet und war damit davon gezockelt. Unser verschlafenes Städtchen hatte einen ergiebigen Gesprächsstoff gefunden.) Zu meiner größten Verwunderung kam der Nachbar jedoch nach wenigen Minuten mit der Sonntagszeitung zurück. Nun veranstaltete er den ganzen Zirkus mit dem Auf und Zuschließen von neuern. Er war nicht zum Mitansehen. Eines Abends kam ein Vertreter und wollte uns ein Feueralarmgerät aufschwatzen. Wir mussten ihn enttäuschen, aber ich entließ ihn mit der geheimen Hoffnung: Vielleicht klingelt er gegenüber – die kaufen bestimmt! Nun, er klingelte, und sie kauften tatsächlich.
Furchtsame Kinder reagieren auf Zeichen der Zuneigung oft mit Misstrauen. Paul will Monika einen Freundschaftsring schenken. Anstatt ihn freudig entgegenzunehmen, erkundigt sie sich argwöhnisch: „Was soll denn das bedeuten?“ Er sagt ihr, dass er sie gern habe, und sie wundert sich, was dies wohl heißen soll. „Ich möchte nicht sagen, dass ich dich gern habe. Es könnte ja sein, dass es gar nicht stimmt.“ Von einem derart furchtsamen Partner kann man nicht erwarten, dass er seine Liebe offenbart. Er ist viel zu vorsichtig, um spontan sein zu können. Eltern, die in der „Furcht“Region behaust sind, beeinflussen ihre Kinder in negativem Sinne. Ich kannte einst eine Frau, die sich im Kleiderschrank versteckte, wenn ein Gewitter tobte. Ihre ängstliche Mutter hatte ihr nämlich beigebracht, sich so zu verhalten. Und ich kannte eine andere Frau, die vor Katzen Angst hatte, denn ihre Mutter hatte ihr stets eingebläut, Katzen seien gefährlich, weil sie alle möglichen Krankheitserreger mit sich herumschleppten. Furcht steckt an. Wenn sich ein Kind nicht die Mühe macht, alles „Neue“ und „Unbekannte“ selbst zu untersuchen, wird es mit der Überzeugung aufwachsen, alles sei gefährlich. „Die Zeit ist zu gefährlich“ Ein furchtsamer Mensch ist ein schlechter Arbeiter. Er ist immerzu damit beschäftigt, sich selber zu schützen. Er hat Angst vor Entscheidungen. Er macht sich Sorgen bei neuen Projekten. Er lässt sich die erstaunlichsten Dinge einfallen, um jeden Plan im Keim zu ersticken. „Die Zeit ist zu gefährlich, um diesen Markt zu erschließen. Wir könnten bankrott machen.“ – „Ich fürchte, wenn wir das versuchen, wird man uns wegen eines Verstoßes gegen das Patentgesetz verklagen.“ –„Die Idee ist ja ganz gut, wenn sie bloß nicht so riskant wäre.“ Da er in der Gewissheit lebt, es bedürfe großer Anstrengungen, seine Schranken zu überwinden, schiebt er das Problem auf die lange Bank, anstatt es bei den „Hörnern zu packen“. Er sucht nach Ausflüchten, weshalb er einen Auftrag nicht ausführen kann. Um jeden Preis bemüht er sich, Verantwortung abzulehnen, denn dabei könnte er ja am Ende zu Schaden kommen. „Oh, nein, mich bringen Sie nicht dazu, diese Sache zu übernehmen. Alle würden mir die Verantwortung aufhalsen. Und wenn etwas schief geht, muss ich die Suppe auslöffeln.“ Wenngleich er positiver ist als die Leute auf niedrigeren Emotionsniveaus, stellt er ein Risiko für Ihr Geschäft dar.
Die drei Stufen der Furcht
Die Furcht ist ein Übergangsstadium zu jener Stufe, wo man sich entscheiden muss. Im tiefsten Bereich fürchtet sich der Mensch, überhaupt etwas zu unternehmen. Meisterlich versteht er es, den Ereignissen aus dem Wege zu gehen. Am oberen Ende dieser Emotionsregion hingegen bangt er, etwas zu unterlassen. Er wappnet sich gegen jede Eventualität. Etwa in der Mitte der FurchtZone finden wir den Menschen, der stets das „Vielleicht“ auf der Zunge hat. In dieser Phase erstarrt er in Unentschlossenheit: Er bringt es einfach nicht über sich, eine Entscheidung zu fällen. Es geht dabei jedoch nicht um die apathische Unentschlossenheit des chronisch bekümmerten Menschen, der in einem fort die Redensart „Ich weiß nicht, was ich machen soll“ im Munde führt. Der von der Furcht Befallene ist zwar aktiv, schwankt aber zwischen „Soll ich?“ und „Soll ich nicht?“ Wenn ein emotionell höher stehender Mensch auf diese Stufe sinkt, empfindet er Unbehagen. In dieser Landschaft begegnet man dem jungen Mädchen, das die Wahl zwischen zwei „guten Partien“ hat. Sie liebt beide (das glaubt sie wenigstens), kann sich jedoch für keinen entscheiden. Schließlich wird die Situation so brenzlig, dass sie sich entscheiden muss: Also nimmt sie den, der gerade in der Nähe ist. Eine impulsive Handlung demnach, die keiner rationalen Überlegung entspringt. Es kann aber auch passieren, dass sie mit einem Dritten davonläuft, der ganz und gar nicht zu ihr passt. Fazit: Sie tut alles, um sich von diesem nervenzermürbenden „Vielleicht“ zu lösen. Andere furchtsame Menschen jedoch leben jahrelang in Unentschlossenheit und warten auf das „große Ereignis“. Sie fürchten sich davor, das Rechte zu machen, wagen andererseits aber auch nicht, etwas zu unternehmen, was sie ins Unrecht setzen könnte. Sie haben Angst vor Taten und zur nämlichen Zeit Angst vor dem Nichtstun. Es gelingt ihnen einfach nicht, sich „festzulegen“. Sie können auch nicht für die Zukunft planen. Ebenso wenig vermögen sie sich den Anforderungen des Alltags zu stellen. Wenn Sie einen solchen Menschen ein paar Tage im Voraus um einen Termin bitten, sieht er sich dazu außerstande. „Rufen Sie mich später noch einmal an. Bis dahin sehe ich klarer.“ (Je höher das Emotionsniveau ist, desto bereitwilliger legt sich der Mensch auf Dinge fest, die das Morgen betreffen.) In diesen Emotionsbereich gehört auch das Paar, das schon seit siebzehn Jahren intim befreundet ist, aber noch immer nicht ans Heiraten zu denken wagt.

--- Zitat ---Hier finden wir den Mann, die Frau, einen Menschen - das Kind -  der/die/das sein.e Stellung wechseln will, doch den Mut dazu nicht aufbringt.
Er/sie wird so lange warten, bis er/sie zu alt geworden ist, um sich noch einer andern Umgebung anpassen zu können.
Auch jene unglücklichen Ehen wären anzuführen, die trotz aller Misslichkeiten nicht getrennt werden, weil keiner der Partner es über sich bringt, Klarheit zu schaffen.
--- Ende Zitat ---

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