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Ronald Johannes deClaire Schwab am 13. MĂ€rz 2024, 22:39:55
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Rudolf Steiner : https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner
âAuf der Erde gibt es nichtmenschliche Inkarnationen.
Satanische Wesen leben unter uns, sie stehen in Verbindung mit Ahriman. (Böser Geist)
In unserer Zeit inkarnieren unzÀhlige Menschen ohne Ego (latein: Ich), die in Wirklichkeit keine Menschen sind.
Wir sehen sie um uns herum, aber sie sind keine Inkarnationen eines Ichs, sie werden in die physische Vererbung eingefĂŒgt, sie erhalten einen Ătherleib und einen Astralleib, sie sind gewissermaĂen innerlich mit einem ahrimanischen Bewusstsein ausgestattet.
Wenn man sie nicht genau betrachtet, sehen sie von auĂen wie Menschen aus, aber sie sind keine Menschen im eigentlichen Sinne.
Das ist eine schreckliche Wahrheit, aber es ist etwas, das existiert, es ist eine RealitĂ€t.?? Nach Steiner befindet sich der Mensch (und die gesamte, also auch die geistige Welt) in bestĂ€ndiger Entwicklung (Evolution). Das Ziel des anthroposophischen Schulungsweges sei es, durch Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung auf einer lebenslangen âSucheâ, höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Die Anthroposophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie) will das Geistige im Menschen mit dem Geistigen der Welt verbinden. Demnach ist die Welt nicht nur naturwissenschaftlich zu erklĂ€ren, vielmehr wirken in der Welt- und Menschheitsentwicklung geistige GesetzmĂ€Ăigkeiten. Wörtlich ĂŒbersetzt bedeutet Anthroposophie âWeisheit vom Menschenâ. Rudolf Steiner begrĂŒndete am Anfang des 20. Jahrhunderts die Anthroposophie als eine Wissenschaft zum VerstĂ€ndnis von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung. Das Problem der Wissenschaftlichkeit
Steiners Werk wurde schon zu seinen Lebzeiten sehr kontrovers diskutiert, beziehungsweise aktiv bekĂ€mpft. Eine der Streitfragen war die von Rudolf Steiner behauptete Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie, die von Vertretern der universitĂ€ren Wissenschaft nicht akzeptiert wurde. Die gnostischen AnsĂ€tze seiner Christologie, sowie Elemente der östlichen Religionen, beziehungsweise theosophischen Lehre, wie Reinkarnation und Karma, wurden von den Amtskirchen scharf verurteilt. Vieles von dem, was Steiner als Ergebnis seiner von ihm behaupteten hellsichtigen Schau in Höhere Welten darstellte, stammte nach Meinung seiner Kritiker und Gegner in Wahrheit aus jedermann zugĂ€nglicher Literatur. Namentlich Veröffentlichungen von Ernst Haeckel und Tuiskon Ziller habe er fĂŒr seine Zwecke genutzt. Dessen Kulturstufentheorie â die schon damals als unwissenschaftlich galt â spielt bis heute bei der Grundlegung des Epochenunterrichtes in den Waldorfschulen eine Rolle. Nach Helmut Zander sind Steiners hellseherische Einsichten immer nach demselben Schema entstanden. Er habe ĂŒberarbeitete Texte aus der theosophischen Literatur entnommen und sie anschlieĂend als seine eigenen höheren Erkenntnisse ausgegeben. Weil er kein okkulter GeschichtenerzĂ€hler, sondern ein (Geistes)wissenschaftler sein wollte, habe er seine ĂŒbersinnlich im WeltgedĂ€chtnis geschaute LektĂŒre dem jeweiligen Stand der Technik angepasst. Als etwa die BrĂŒder Wright ab 1903 FlĂŒge mit Gleitflugzeugen und schlieĂlich mit Motorflugzeugen absolvierten, habe Steiner 1904 jahresaktuell die behĂ€bigen Gondel-Luftschiffe seiner Atlantis-Geschichte in Flugzeuge mit Höhen- und Seitenrudern verwandelt.
Der Kritikpunkt der Vermischung von Wissenschaftlichkeit und Glaubensfreiheit bezieht sich vor allem auf Steiners âOkkultismusâ. So meint etwa der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser, Steiner verschiebe eigenmĂ€chtig die Kriterien dessen, was als wissenschaftlich gelte. Dies zeige sich etwa, wenn von âGeistes- oder Geheimwissenschaftâ und âhellseherischer Forschungâ die Rede sei. Alles, was mit den Erkenntnissen und Methoden der Wissenschaften nicht zu vereinbaren sei, werde deshalb als âhöheres Wissenâ ausgegeben. Damit wĂŒrden die von R. Steiner angenommenen âĂŒberweltlichen Weltenâ zu Glaubensaussagen. Er leugne aber deren Glaubenscharakter und gebe sie als objektive Tatsachen aus. Steiner unterliege hier einem der erkenntnistheoretischen Grundfehler des modernen Okkultismus, da nicht zwischen Wahrnehmung und Deutung unterschieden werde.
Prolog:
In den Gedanken Rudolf Steiners, einem bedeutenden Denker des beginnenden 20. Jahrhunderts, offenbaren sich tiefgreifende Einsichten in das Wesen der menschlichen Existenz und der Welt um uns herum. Doch Steiners Lehren sind nicht ohne Kontroverse. In seinem Streben nach einer umfassenden ErklÀrung von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung stieà er auf Widerstand und Kritik, insbesondere von etablierten wissenschaftlichen und religiösen Institutionen.
Steiners Konzept der Anthroposophie, eine Lehre, die darauf abzielt, das Geistige im Menschen mit dem Geistigen der Welt zu verbinden, steht im Zentrum dieser Auseinandersetzung. FĂŒr seine AnhĂ€nger ist sie ein Weg zur Erkenntnis höherer Bewusstseinsebenen durch Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung. Doch fĂŒr Kritiker ist sie eine Vermischung von Wissenschaft und Glaubensfreiheit, eine Ansammlung von esoterischen Ideen, die nicht den Standards der akademischen Welt entsprechen.
Diese Protagonisten und Antagonisten fĂŒhren einen intellektuellen Kampf um die GĂŒltigkeit von Steiners Einsichten. WĂ€hrend die einen seine hellsichtigen Visionen als echte Erkenntnisse aus ĂŒberweltlichen Welten betrachten, betrachten die anderen sie als Produkte seiner Fantasie, zusammengesetzt aus bereits existierenden Ideen und Konzepten anderer Denker.
In dieser Debatte um die Wissenschaftlichkeit und den Glaubenscharakter der Anthroposophie liegt die Kernfrage, ob Steiners Lehren einen Platz in der Welt der objektiven Erkenntnis haben oder ob sie lediglich Glaubensaussagen sind. Es ist eine Auseinandersetzung um die Grenzen des Wissens und die Natur der Wahrheit selbst, die bis heute fortbesteht und die GemĂŒter von Gelehrten und Suchenden gleichermaĂen beschĂ€ftigt.
Rudolf Steiners Lehre und sein Auftreten hatten von Anfang an eine stark polarisierende Wirkung. Die von ihm behauptete Wissenschaftlichkeit seiner Ideen wird bestritten.
Inhaltsverzeichnis
1. Leben und Werk
1.1 Kindheit und Jugend (1861â1879)
1.2 Wiener-Neustadt: Oberrealschule (1872â1879)
1.3 Wien (1879â1890)
1.4 Weimar (1890â1896)
1.4.1 Goetheforscher
1.4.2 FrĂŒhe philosophische Werke
1.5 Berlin (1897â1912)
1.5.1 Erste Ehe (1899â1904)
1.5.2 Publizistische TĂ€tigkeit
1.5.3 Von der Theosophie zur Anthroposophie
1.5.4 âĂbersinnliche Welterkenntnisâ
1.5.5 Verbandskonflikte und Sezession
1.6 Dornach (1913â1925)
1.7 Tod 1925 und Beisetzung 1992
2. Einzelfragen
2.1 Nachlassstreit
2.2 Das Problem der ZĂ€sur in Steiners Werk
2.3 Rassismus und Antisemitismus in Steiners Schriften
2.4 Das Problem der Wissenschaftlichkeit
3. Steiner im Urteil seiner Zeitgenossen
4. Edition des Werkes
5. Schriften (Auswahl)
Rudolf Steiners Lehre und sein Auftreten hatten von Anfang an eine stark polarisierende Wirkung. Die von ihm behauptete Wissenschaftlichkeit seiner Ideen wird bestritten. Eine Untersuchung seines Lebens und Werks kann dazu beitragen, die Kontroversen und Diskussionen um seine Person besser zu verstehen.
1. Leben und Werk
1.1 Kindheit und Jugend (1861â1879)
Rudolf Steiners frĂŒhe Jahre prĂ€gten sein spĂ€teres Denken und seine Suche nach spiritueller Erkenntnis.
1.2 Wiener-Neustadt: Oberrealschule (1872â1879)
Seine Schulzeit in Wiener-Neustadt legte den Grundstein fĂŒr seine akademische Laufbahn.
1.3 Wien (1879â1890)
Steiners Studienzeit in Wien brachte ihn in Kontakt mit verschiedenen intellektuellen Strömungen und philosophischen Ideen.
1.4 Weimar (1890â1896)
Als Goetheforscher und Philosoph entwickelte Steiner seine frĂŒhen Werke und Ideen.
= 1.4.1 Goetheforscher
Steiners intensive Auseinandersetzung mit Goethes Werken prÀgte sein VerstÀndnis von Natur und Kunst.
= 1.4.2 FrĂŒhe philosophische Werke
In Weimar begann Steiner, seine philosophischen Gedanken zu formulieren und zu veröffentlichen.
1.5 Berlin (1897â1912)
In Berlin erlebte Steiner eine entscheidende Phase persönlicher und intellektueller Entwicklung.
= 1.5.1 Erste Ehe (1899â1904)
Steiners persönliches Leben war von einer ersten Ehe geprÀgt, die jedoch nicht von Dauer war.
= 1.5.2 Publizistische TĂ€tigkeit
Als Publizist und Redakteur setzte sich Steiner mit einer Vielzahl von Themen auseinander, die sein spÀteres Werk beeinflussten.
= 1.5.3 Von der Theosophie zur Anthroposophie
Steiners Auseinandersetzung mit der Theosophie fĂŒhrte zur Entwicklung seiner eigenen spirituellen Lehre, der Anthroposophie.
= 1.5.4 âĂbersinnliche Welterkenntnisâ
Die Grundlagen von Steiners Lehren beruhen auf seiner Behauptung, eine ĂŒbersinnliche Welterkenntnis zu besitzen.
= 1.5.5 Verbandskonflikte und Sezession
Steiners Auseinandersetzung mit etablierten Organisationen fĂŒhrte zu Konflikten und schlieĂlich zur GrĂŒndung seiner eigenen Bewegung.
1.6 Dornach (1913â1925)
In Dornach, Schweiz, etablierte Steiner sein Zentrum fĂŒr Anthroposophie und setzte seine LehrtĂ€tigkeit fort.
1.7 Tod 1925 und Beisetzung 1992
Steiners Tod markierte das Ende seines physischen Lebens, doch sein Erbe lebt weiter in der Anthroposophie-Bewegung.
2. Einzelfragen
2.1 Nachlassstreit
Die Frage nach der Verwaltung von Steiners Nachlass fĂŒhrte zu langwierigen Auseinandersetzungen.
2.2 Das Problem der ZĂ€sur in Steiners Werk
Kritiker behaupten, dass Steiners Werk keine klare KontinuitÀt aufweist und dass bestimmte Phasen seines Denkens diskontinuierlich sind.
2.3 Rassismus und Antisemitismus in Steiners Schriften
Steiners Aussagen zu Rasse und EthnizitĂ€t sind Gegenstand kontroverser Debatten ĂŒber möglichen Rassismus und Antisemitismus in seinem Werk.
2.4 Das Problem der Wissenschaftlichkeit
Steiners Behauptungen zur Wissenschaftlichkeit seiner Lehren werden von vielen Seiten angefochten und als esoterisch oder pseudowissenschaftlich abgetan.
3. Steiner im Urteil seiner Zeitgenossen
Die Ansichten von Zeitgenossen ĂŒber Steiner reichen von Bewunderung bis hin zu scharfer Ablehnung, was die Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit und Lehren unterstreicht.
4. Edition des Werkes
Die Herausgabe und Edition von Steiners Werken ist Gegenstand akademischer und institutioneller BemĂŒhungen, um sein Erbe zu bewahren und zu erforschen.
5. Schriften (Auswahl)
Steiners Schriften umfassen ein breites Spektrum an Themen, von Philosophie ĂŒber SpiritualitĂ€t bis hin zu Erziehung und Kunst.
Diese Ăbersicht gibt einen Einblick in das komplexe Leben und Werk Rudolf Steiners sowie in die anhaltenden Debatten und Diskussionen, die sein Erbe prĂ€gen.
Rudolf Steiner - Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
Rudolf Joseph Lorenz Steiner (* 27. Februar 1861 in Donji Kraljevec, Königreich Ungarn, Teil des Kaisertums Ăsterreich, heute Kroatien; â 30. MĂ€rz 1925 in Dornach, Schweiz) war ein österreichischer Schriftsteller, Theosoph und ReformpĂ€dagoge sowie der BegrĂŒnder der Anthroposophie, einer spirituellen Weltanschauung, deren wesentliche Inhalte nach Steiners Darstellung auf hellseherischen Einblicken in eine nach seiner Auffassung real existierende geistige Welt (âdie höheren Weltenâ) beruhen. Er rezipierte nach 1902 die Lehren der Theosophie, wie sie in den Werken Helena Petrovna Blavatskys vorlagen. Zwischen 1904 und 1910 stellte Steiner in grundlegenden Schriften seine eigene Form der Theosophie dar. Er nannte sie âGeisteswissenschaftâ und ab 1910 auch Anthroposophie. Bei deren Ausarbeitung waren von groĂem Einfluss auch das Rosenkreuzertum, die Gnosis, die Philosophie des Deutschen Idealismus sowie Goethes Weltanschauung.
Rudolf Steiners Schaffen begann in Wien mit der Edition der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes, redaktionellen Arbeiten an Magazinen und Lexika beziehungsweise Arbeiten als Herausgeber. Nach der Mitarbeit an der Weimarer Ausgabe von Goethes Werken und philosophischen Abhandlungen zur Erkenntnistheorie erarbeitete Steiner nach 1900 in Berlin die Grundlagen der Anthroposophie. Schon zu Beginn seiner Zugehörigkeit zur Theosophischen Gesellschaft, deren deutscher Sektion er seit 1902 vorstand, vertrat er eine eigene Esoterik westlicher PrÀgung mit Betonung des christlichen Elements. Ab 1907 machte er sich zunehmend unabhÀngig von der Theosophischen Gesellschaft, deren einseitig östliche Ausrichtung er nicht mitgehen wollte.
Auf der Grundlage seiner anthroposophischen Weltanschauung entwickelte Rudolf Steiner neue Konzepte fĂŒr unterschiedliche Bereiche. Dazu gehören die anthroposophische Architektur, die WaldorfpĂ€dagogik, die anthroposophische Medizin, die anthroposophische Pharmazie, die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die Eurythmie und die Christengemeinschaft.
Rudolf Steiners Lehre und sein Auftreten hatten von Anfang an eine stark polarisierende Wirkung. Die von ihm behauptete Wissenschaftlichkeit seiner Ideen wird bestritten.
Inhaltsverzeichnis
1 Leben und Werk
1.1 Kindheit und Jugend (1861â1879)
1.2 Wiener-Neustadt: Oberrealschule (1872â1879)
1.3 Wien (1879â1890)
1.4 Weimar (1890â1896)
1.4.1 Goetheforscher
1.4.2 FrĂŒhe philosophische Werke
1.5 Berlin (1897â1912)
1.5.1 Erste Ehe (1899â1904)
1.5.2 Publizistische TĂ€tigkeit
1.5.3 Von der Theosophie zur Anthroposophie
1.5.4 âĂbersinnliche Welterkenntnisâ
1.5.5 Verbandskonflikte und Sezession
1.6 Dornach (1913â1925)
1.7 Tod 1925 und Beisetzung 1992
2 Einzelfragen
2.1 Nachlassstreit
2.2 Das Problem der ZĂ€sur in Steiners Werk
2.3 Rassismus und Antisemitismus in Steiners Schriften
1. Leben und Werk
1.1 Kindheit und Jugend (1861â1879)
Das Geburtshaus Rudolf Steiners in Donji Kraljevec
Rudolf Steiners Geburtstag ist nach den meisten Nachschlagewerken und Biographien der 27. Februar 1861. Steiner selbst gab in seinen autobiographischen Selbstzeugnissen einmal den 25. Februar und zweimal den 27. Februar 1861 an.
Rudolf Steiner entstammte einfachen VerhĂ€ltnissen. Seine Eltern, der Bahnbeamte Johann Steiner (1829â1910) und Franziska Steiner, geborene Blie (1834â1918), kamen aus dem niederösterreichischen Waldviertel und hatten sich in Nieder-Kraliewitz (kroatisch Donji Kraljevec, ungarisch MurakirĂĄly) angesiedelt, das damals zum Königreich Ungarn (Komitat Zala, Königreich Kroatien und Slawonien) gehörte.
Steiner hatte zwei jĂŒngere Geschwister: Leopoldine (1863â1927), die als NĂ€herin bis zu deren Tod bei den Eltern wohnte, und Gustav (1866â1941), der gehörlos geboren wurde, zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen war und den Rudolf Steiner bis an sein Lebensende unterstĂŒtzte. Der Vater war zuvor als Förster und JĂ€ger in Diensten des Horner Reichsgrafen Hoyos (ein Sohn von Graf Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein) tĂ€tig; als dieser ihm 1860 seine Zustimmung zur Hochzeit verweigerte, quittierte er den Dienst und fand eine Anstellung als Bahntelegrafist bei der SĂŒdbahn-Gesellschaft. Kurz hintereinander arbeitete er als BahnwĂ€rter an drei Orten im Wiener Becken (bzw. sĂŒdlich des Wiener Beckens) â am zweiten Ort, Donji Kraljevec, wurde Rudolf geboren; am dritten, in Mödling (ab 1862) lebte die Familie nur einige Monate. Anfang 1863 wurde er Stationsvorsteher der Semmeringbahn in Pottschach, wo Rudolf Steiner seine frĂŒhen Kindheitsjahre verbrachte. 1869 zog die Familie auf die ungarische Seite der Leitha bei Neudörfl (ungarisch Lajta-Szent-MiklĂłs), 1879 nach Inzersdorf, 1882 nach Brunn am Gebirge.
Steiner wurde katholisch getauft, nahm bis zu seinem zehnten Lebensjahr regelmĂ€Ăig an Gottesdiensten teil und war als Chorknabe und Ministrant tĂ€tig.SpĂ€ter erklĂ€rte Steiner in einem RĂŒckblick, dass er den kirchlichen Kultus als Ministrant zwar kennengelernt habe, es aber nirgends Frömmigkeit oder ReligiositĂ€t gegeben habe und ihm gewisse Schattenseiten des katholischen Klerus vor Augen getreten seien. In der Realschule nahm Rudolf Steiner nur die ersten vier Jahre pflichtgemÀà am Religionsunterricht teil, fĂŒr den Rest der Schulzeit machte er von der möglichen Befreiung Gebrauch. Er wurde auch nicht gefirmt, weil die Familie keinen Wert darauf legte. Er berichtete 1913, schon als Kind erste Erfahrungen mit Hellsichtigkeit gehabt zu haben. So habe er im Alter von sieben Jahren in einer Vision seine Tante gesehen, die fast zeitgleich an einem weiter entfernten Ort Suizid begangen hatte. Helmut Zander vermutet, dass er diese Geschichte als âarrivierter Okkultistâ verbreitete, um sich als jemanden darzustellen, der bereits als junger Mensch auĂergewöhnliche Erfahrungen gemacht habe. Der Religionswissenschaftler Cees Leijenhorst gibt an, dass Steiner, da er diese inneren Erfahrungen mit niemandem teilen konnte, sich oft in sich selbst zurĂŒckgezogen und sich zunehmend fĂŒr Esoterik interessiert habe.Als er ab dem achten Lebensjahr in Neudörfl zur Grundschule ging, lebte er in Ungarn in einer deutschsprachigen Enklave und lernte im Geschichtsunterricht erst die ungarische und dann die deutsche bzw. habsburgische Geschichte kennen. Um dagegenzuhalten, erzog ihn sein autoritĂ€rer Vater in einem nationalistischen Geist.
1.2 Wiener-Neustadt: Oberrealschule (1872â1879)
Rudolf Steiner bestand nach drei Jahren die AufnahmeprĂŒfung in die BĂŒrgerschule von Wiener Neustadt. Besonders interessierte ihn die Geometrie. Als Jugendlicher von sechzehn Jahren las er nach eigenen Angaben Kants Kritik der reinen Vernunft.
1.3 Wien (1879â1890)
Der 21-jÀhrige Student in Wien, um 1882
Nach dem Besuch der Oberrealschule Wiener Neustadt, an der er am 5. Juli 1879 die Matura mit Auszeichnung bestand, konnte Steiner dank eines Stipendiums ab Oktober 1879 an der Technischen Hochschule in Wien studieren. Sein Hauptfach war Mathematik, NebenfĂ€cher waren Chemie, Physik, Geologie, Mineralogie, Biologie, Botanik, Zoologie, Mechanik und Maschinentechnik. Steiners Studienziel war das Lehramt an Realschulen. Daneben besuchte er Lehrveranstaltungen ĂŒber deutsche Literatur und ging auch wegen philosophischer, literarischer, historischer und medizinischer Fragen an die Wiener UniversitĂ€t, wo er, ohne gymnasiale Matura in Latein, nur einen Gaststatus hatte. WĂ€hrend des Studiums lernte er den protestantischen Germanisten Karl Julius Schröer kennen, der fĂŒr ihn ein intellektueller Ziehvater wurde: Er ĂŒbte mit seinem Deutschnationalismus, vor allem aber mit seiner Goethebegeisterung einen nachhaltigen Einfluss auf Steiner aus.
Nach acht Semestern beendete Steiner am 18. Oktober 1883 unter anderem aus finanziellen GrĂŒnden dieses Studium ohne Abschlussexamen. In Wien lebte er von Juli 1884 bis September 1890 im groĂbĂŒrgerlichen Haus der jĂŒdischen Familie Specht als Erzieher und Hauslehrer (Hofmeister) der vier Söhne. Otto, das jĂŒngste der vier Kinder, wies wegen Hydrocephalie eine verzögerte Entwicklung auf. Steiner gelang es in zweijĂ€hriger intensiver Betreuung den Jungen so zu fördern, dass dieser dem Unterricht seiner Altersklasse folgen konnte. SpĂ€ter wurde Otto Specht (1873â1915) Arzt. Dieser Erfolg gilt als Modell und Inspiration fĂŒr die WaldorfpĂ€dagogik, die Steiner um 1920 entwickelte.
1.4.1 Goetheforscher
1886 erschien die erkenntnistheoretische Schrift Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer RĂŒcksicht auf Schiller.
Steiner gab auch die Werke des Philosophen Arthur Schopenhauer heraus, ebenso wie Werke der Dichter Jean Paul, Ludwig Uhland und Christoph Martin Wieland. FĂŒr mehrere Lexika verfasste er zahlreiche BeitrĂ€ge zu naturwissenschaftlichen Themen.
Weimar (1890â1896)
1.5 Berlin (1897â1912)
Rudolf Steiner wurde von der GroĂherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach (1824â1897), der Erbin des Goethe-Nachlasses, zur Mitarbeit an der groĂen, von ihr ins Leben gerufenen Weimarer Goethe-Ausgabe (Sophienausgabe) berufen. Er war ihr von Karl Julius Schröer empfohlen worden.
Im Rahmen seiner ersten Deutschlandreise war Steiner vom 24. Juli bis zum 17. August 1889 ein erstes Mal in Weimar, um seine zukĂŒnftige Mitarbeit an der Weimarer Goethe-Ausgabe vorzubereiten. NĂ€chstes Ziel der Reise war Berlin, wo er den Philosophen Eduard von Hartmann besuchte. Er behielt seinen stĂ€ndigen Wohnsitz in Weimar bis zum 23. Juni 1897.
Goetheforscher
Gedenktafel in Weimar, PrellerstraĂe 2, die Wohnung seiner spĂ€teren Frau Anna Eunike
Von 1882 bis 1897 war Steiner Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften Johann Wolfgang von Goethes. Er besorgte in dieser Zeit zwei Ausgaben, erst im Rahmen der Deutschen Nationallitteratur Joseph KĂŒrschners (1. Band 1884, 2. Band 1887, 3. Band 1890, 4. Band 1897), dann (ab 30. September 1890) als Mitarbeiter des gerade gegrĂŒndeten Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar. Steiner arbeitete hier unter der Leitung von Bernhard Suphan im Rahmen der sogenannten Weimarer Ausgabe oder Sophien-Ausgabe.
In KĂŒrschners Nationallitteratur, fĂŒr die Steiner dank der Empfehlung Schröers als Mitarbeiter verpflichtet wurde, bestand seine Aufgabe darin, erlĂ€uternde Kommentare und Einleitungen beizusteuern, wĂ€hrend es sich bei der Weimarer- oder Sophien-Ausgabe meist um philologische Kleinarbeit handelte.
Rudolf Steiner bekam vertraglich die Bearbeitung der Morphologie, Mineralogie, Geologie, Meteorologie und die BĂ€nde âzur Naturwissenschaft im Allgemeinenâ ĂŒbertragen. Er versuchte durch die Reihenfolge der edierten Texte die Entwicklung des Goetheschen Denkens zu verdeutlichen. Die ersten von Steiner herausgegebenen Goethe-BĂ€nde wurden mit Wohlwollen aufgenommen und in manchen Rezensionen gelobt. Sie trugen dazu bei, das naturwissenschaftliche Werk Goethes, der bislang vor allem als Dichter wahrgenommen worden war, bekannt zu machen. Auf teils vernichtende Kritik stieĂ Steiners philologische Arbeit, fĂŒr die ihm die angemessene Ausbildung fehlte, so dass ihm zahlreiche handwerkliche Fehler und NachlĂ€ssigkeiten angelastet wurden.
Mit der Berufung an das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar fand Rudolf Steiner ab 1890 ein bescheidenes Auskommen. Steiner verdiente monatlich 180 Mark. Dies war etwas mehr als der Lohn eines Facharbeiters. Dazu kamen 10 Mark fĂŒr jeden Druckbogen eines bearbeiteten Bandes.
Rudolf Steiner, Radierung von Otto Fröhlich, um 1891/'92
FrĂŒhe philosophische Werke
Da Rudolf Steiner ohne ein Abschlussexamen in Ăsterreich keinen akademischen Grad erwerben konnte, reichte er 1891 von Weimar aus eine 48-seitige Schrift als Dissertation bei Heinrich von Stein an der Philosophischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Rostock ein. Er hatte sie schon in Wien ohne Betreuung durch einen Professor verfasst. Der Titel lautet Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer RĂŒcksicht auf Fichte's Wissenschaftslehre: Prolegomena zur VerstĂ€ndigung des philosophierenden BewuĂtseins mit sich selbst.
1.4.2 FrĂŒhe philosophische Werke
Am 26. Oktober 1891 wurde Rudolf Steiner mit der Note âriteâ (ausreichend) zum Dr. phil. promoviert.
Am 14. November 1893 erschien in Berlin im Verlag Emil Felber in einer Auflage von tausend Exemplaren Steiners philosophisches Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit. GrundzĂŒge einer modernen Weltanschauung. Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.
Steiners Erkenntnistheorie, die er in der Auseinandersetzung mit Goethes naturwissenschaftlichen Schriften entwickelt hatte, nahm in Anlehnung an den Deutschen Idealismus und namentlich an Johann Gottlieb Fichte ihren Ausgangspunkt im erkennenden Subjekt. Entscheidend war dabei fĂŒr Steiner die Erfahrung des eigenen Denkens.
Jede Art des Seins, die weder durch Wahrnehmung noch durch Denken erfahrbar sei, wies Steiner als âunberechtigte Hypothesenâ zurĂŒck. Mit dieser positivistischen Abweisung jeglicher transzendenten âRealitĂ€tâ, deren Existenz und zugleich prinzipielle Nicht-Erkennbarkeit andere Philosophen voraussetzten (Agnostizismus), stellte sich Steiner auch in Gegensatz zu der von Kant geprĂ€gten UniversitĂ€ts-Philosophie seiner Zeit. FĂŒr den jungen Goethe-Forscher gab es nur eine Welt und somit keine prinzipiellen Grenzen des Erkennens. In diesem Sinn bezeichnete Steiner seine Weltanschauung auch als âMonismusâ.Dieser war bei Steiner jedoch nicht mit dem materialistischen Monismus identisch, den Ernst Haeckel fĂŒnf Jahre spĂ€ter (1899) in seinem Buch Die WeltrĂ€tsel popularisierte. Steiners VerhĂ€ltnis zu Haeckel war durchaus zwiespĂ€ltig. Als Haeckels Die WeltrĂ€tsel erschien, begleitet von heftigen Angriffen auf den Autor, vor allem von Seiten der Kirchen, stellte sich Steiner in einer Aufsatzserie Haeckel und seine Gegner, 1899, ganz auf Haeckels Seite. Auch spĂ€ter, in seiner theosophischen Phase, bezeichnete er Haeckels kĂ€mpferisches Eintreten fĂŒr die Evolutionstheorie als âdie bedeutendste Tat des deutschen Geisteslebens in der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhundertsâ. Die Berufung Steiners auf Haeckel gilt als wichtiges Deutungsproblem fĂŒr das VerstĂ€ndnis seiner intellektuellen Entwicklung.
Seine monistische Erkenntnistheorie betrachtete Steiner aber nur als âVorspielâ, als âphilosophischen Unterbauâ einer radikal individualistischen Freiheitsphilosophie, mit welcher er eng an Friedrich Nietzsche und Max Stirner anschloss. Unter dem Einfluss dieser Denker wurde er in den 1890er Jahren Atheist.
Titelbild der zweiten Auflage 1895 von Friedrich Nietzsche â Ein KĂ€mpfer gegen seine Zeit, die aufgrund des groĂen Erfolges noch im Ersterscheinungsjahr herauskam
Steiners 1894 erschienenes Werk Die Philosophie der Freiheit, von dem nur wenige Exemplare verkauft wurden, entstand, wie Helmut Zander formuliert, nicht in der Studierstube, sondern âzwischen TĂŒr und Angelâ. Seinem Vorhaben, Immanuel Kants Grenzen der Erkenntnis zu ĂŒberwinden, wurde er aber laut Zander nicht gerecht, da er diesen ebenso wie Goethe nicht angemessen interpretierte. Steiner hoffte, die Arbeit als Habilitationsschrift einzureichen. In der akademisch-philosophischen Fachwelt fand das Werk bis heute indes nur geringe Beachtung. Eduard von Hartmann schickte Steiner sein Leseexemplar zwar ausfĂŒhrlich kommentiert zurĂŒck, verzichtete aber auf eine Rezension. SpĂ€ter kritisierte er das Werk beilĂ€ufig in einer FuĂnote. Eine ausfĂŒhrliche kritische Rezension ĂŒberlieĂ er seinem SchĂŒler Arthur Drews. Eine weitere, weitgehend zustimmende Rezension verfasste Bruno Wille. Steiners philosophisches Werk war nach einer kurzen Rezeptionsphase, die hauptsĂ€chlich die Philosophie der Freiheit betraf, auĂer in anthroposophischen Kreisen praktisch vergessen.
Kurze Zeit arbeitete Steiner unter Elisabeth Förster-Nietzsche am Nachlass Nietzsches und war als Herausgeber der Werke im GesprÀch. Im Rahmen dieser TÀtigkeit erstellte er die erste Nietzsche-Bibliographie und das erste Verzeichnis von Nietzsches Bibliothek, das zur Grundlage aller spÀter publizierten Kataloge wurde. Steiner konnte auch die noch unveröffentlichte Autobiographie Nietzsches, Ecce Homo, einsehen und begegnete ihm am 22. Januar 1896 persönlich. Nach einem Eklat um die Frage der Herausgeberschaft brach Steiner mit Förster-Nietzsche und machte 1900 als Erster auf die zweifelhaften Machenschaften des Nietzsche-Archivs im Rahmen von dessen Nietzsche-Ausgabe aufmerksam.
Berlin (1897â1912)
1.5.1 Erste Ehe (1899â1904)
Nach seinem Umzug nach Berlin lieĂ Steiner Anna Eunike und ihre Tochter nachkommen. Am 31. Oktober 1899 fand die Trauung Rudolf Steiners mit Anna Eunike (geb. am 8. Mai 1853 in Beelitz bei Potsdam) auf dem Standesamt Berlin-Friedenau statt. Anfang 1903 zog Rudolf Steiner mit Anna und ihrer Tochter Wilhemine zu Marie von Sivers in das GartenhĂ€uschen von Maries Onkel in der SeestraĂe 40. Im Oktober 1903 erfolgte ein weiterer Umzug des Ehepaars in eine Mietwohnung im Hinterhaus der MotzstraĂe 17. Steiners spĂ€tere zweite Ehefrau Marie von Sivers zog mit ein, was Anna Steiner-Eunike als Zumutung empfand. Nach vier Monaten verlieĂ sie die Wohnung, und im Juni 1904 erfolgte die Trennung von Rudolf Steiner. Anna Steiner-Eunike starb am 19. MĂ€rz 1911 in Berlin-Lankwitz.
1.5.2 Publizistische TĂ€tigkeit
Einen Teil seines Lebensunterhalts bestritt Steiner weiterhin mit HerausgebertĂ€tigkeiten, etwa indem er von 1897 bis 1900 zusammen mit Otto Erich Hartleben das von Joseph Lehmann begrĂŒndete Magazin fĂŒr Litteratur in Berlin herausgab. In dieser Zeit erschienen zahlreiche AufsĂ€tze Steiners zu kĂŒnstlerischen, philosophischen und politischen Themen. Seine seit etwa 1894 bestehende Bekanntschaft mit dem deutschen Dichter und Anarchisten John Henry Mackay wurde zu einer engen Freundschaft. Steiners Bekenntnis zum individualistischen Anarchismus und eine Kampagne fĂŒr Alfred Dreyfus fĂŒhrten zu Leserprotesten und erwiesen sich als der Auflagenhöhe des Magazins abtrĂ€glich. Hartleben legte im MĂ€rz 1900 seine Mitherausgabe wegen âinferioren Klatschesâ â gemeint war die Auseinandersetzung mit dem Nietzsche-Archiv, die Steiner in der Publikation fĂŒhrte â nieder. Im September 1900 trat auch Steiner von seiner Redaktionsaufgabe zurĂŒck.
Steiner befand sich zu dieser Zeit in ernsthaften finanziellen Nöten. Aus seinem Umfeld wurde bereits fĂŒr seine Wiener Zeit berichtet, er habe in einer âelenden Wohnung [gelebt und sei] oft geradezu am Verhungernâ gewesen. So schlecht sei es ihm weiterhin bis in die Weimarer, ja auch Berliner Zeit gegangen.Steiner wandte sich in den ersten Berliner Jahren proletarisch geprĂ€gten AuĂenseiterkreisen zu. Seine Kontakte reflektierten das Motto, welches er 1899 fĂŒr sein Magazin gewĂ€hlt hatte: âVielseitigkeit und Vorurteilslosigkeitâ. So gab er von Januar 1899 bis zum FrĂŒhjahr 1905 Kurse an der sozialistisch geprĂ€gten Berliner Arbeiter-Bildungsschule. Nach Wolfgang G. Vögele gehörten zu Steiners damaligem Bekanntenkreis Monisten des Giordano-Bruno-Bundes (Wilhelm Bölsche, Bruno Wille), VorkĂ€mpferinnen fĂŒr freie Liebe (Ellen Key, Margarete Beutler), bekennende Homosexuelle (Magnus Hirschfeld) und Anarchisten (neben Mackay etwa Benjamin Tucker und Siegfried Nacht).
1.5.3 Von der Theosophie zur Anthroposophie
Rudolf Steiner mit Annie Besant, PrÀsidentin der Theosophischen Gesellschaft (1907)
Als bekannter Nietzsche-Kenner war Steiner nach Nietzsches Tod (25. August 1900 in Weimar) zu einem Gedenkvortrag am 22. September 1900 in der Theosophischen Bibliothek des Grafen Cay von Brockdorff (1844â1921) und der GrĂ€fin von Brockdorff in Berlin eingeladen worden. In einem anderen Vortrag sprach er ĂŒber âGoethes geheime Offenbarungâ. Diese VortrĂ€ge wurden gut aufgenommen und Steiner konnte zwei Wochen spĂ€ter, am 16. Oktober 1900, mit einer Vortragsreihe ĂŒber Die Mystik anschlieĂen. Der im wöchentlichen Abstand vor etwa zwanzig Zuhörern abgehaltene Kurs dauerte bis 26. April 1901. Er umfasste sechsundzwanzig VortrĂ€ge und trug den Titel: Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr VerhĂ€ltnis zur modernen Weltanschauung. Auf Bitte des Grafen Brockdorff fasste Rudolf Steiner den Inhalt der Vortragsreihe in einem Buch zusammen, das unter dem gleichen Titel im Herbst 1901 in Berlin erschien. Es schlossen sich im nĂ€chsten Jahr VortrĂ€ge ĂŒber Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums an. Bald waren die Theosophen, denen Steiner bis dahin ablehnend gegenĂŒbergestanden hatte, sein wichtigstes Publikum, bei dem er durch seine Reden sogar seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte.
Rudolf Steiner wurde im Januar 1902 Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Als die Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft am 19. Oktober 1902 gegrĂŒndet wurde und sich die deutschen Theosophen nicht auf einen Vorsitzenden einigen konnten, war Steiner der Kompromisskandidat. Steiner wurde zum GeneralsekretĂ€r gewĂ€hlt, weil man sich auf kein âĂ€lteres Mitglied als Kandidaten fĂŒr dieses Amt einigen konnteâ und leitete die Deutsche Sektion somit ab ihrer GrĂŒndung.
Im Rahmen der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und auch öffentlich trat Steiner mit einem Vortragsprogramm in Erscheinung, in dem er seine eigene Form der Theosophie darstellte, die er âGeisteswissenschaftâ, ab 1910 Anthroposophie nannte. Er war den GroĂteil seiner Zeit als Vortragsredner in fast vierzig deutschsprachigen StĂ€dten und vielen europĂ€ischen Metropolen unterwegs. Durch seine ausgedehnte VortragstĂ€tigkeit wuchs die Mitgliederzahl der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft binnen zehn Jahren von hundertdreiĂig auf drei- bis viertausend Mitglieder an.
In den gut zwei Jahrzehnten bis zu seinem Tod hielt Rudolf Steiner rund 6200 VortrĂ€ge, hauptsĂ€chlich in den immer zahlreicher werdenden Ortsgruppen (âZweigenâ) der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland und spĂ€ter auch in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern. Diese war 1912/13 gegrĂŒndet worden, nachdem sich die Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft von der Muttergesellschaft getrennt hatte. Neben den nur fĂŒr Mitglieder zugĂ€nglichen VortrĂ€gen wurden regelmĂ€Ăig auch öffentliche VortrĂ€ge organisiert. Eine schriftliche Publikation der VortrĂ€ge war ursprĂŒnglich nicht vorgesehen; da aber bald unautorisierte Mitschriften kursierten, beauftragte man Stenografen mit der Aufzeichnung der VortrĂ€ge. So entstanden etwa 3700 stenografische Mitschriften, die teils schon zu Steiners Lebzeiten, ĂŒberwiegend aber erst nach seinem Tod in Buchform veröffentlicht wurden und heute auch im Internet verfĂŒgbar sind. Sie machen den gröĂten Teil von Steiners heute publiziertem Werk aus und wurden â von wenigen Ausnahmen abgesehen â von Steiner selbst nicht durchgesehen.
Steiner hatte schon vor seiner Mitgliedschaft in der Theosophischen Gesellschaft in seinen Berliner VortrĂ€gen dargelegt, worin er seiner Meinung nach von Blavatskys theosophischer Lehre abwich. Er sprach dem menschlichen âWesenskernâ, dem Ich, eine zentrale Bedeutung auf dem spirituellen Entwicklungsweg zu. Zum andern betonte Steiner die Einmaligkeit und Einzigartigkeit der Person Jesu Christi, der von den Ă€lteren Theosophen nur als ein hochentwickelter Mensch (ein sogenannter âMeisterâ) neben anderen angesehen wurde. Diese Ansichten publizierte Steiner â als schriftliche Fassungen seiner VortrĂ€ge in der Theosophischen Bibliothek â in den BĂŒchern Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr VerhĂ€ltnis zur modernen Weltanschauung (1901, GA 7) und Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums (1902, GA 8). Diese EigenstĂ€ndigkeit stand im Einklang mit dem ursprĂŒnglichen Grundprinzip der 1875 gegrĂŒndeten Gesellschaft: âKeine Religion höher als die Wahrheit!â
Steiner erhob gegenĂŒber der in der Theosophischen Gesellschaft tonangebenden östlichen Ausrichtung den Anspruch, âTheosophieâ eigenstĂ€ndig aus dem abendlĂ€ndischen Geistesleben heraus zu entwickeln. Schon 1903 bekannte er sich aber auch zur Lehre von Reinkarnation und Karma, die er seinerseits als âvom Standpunkte der modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungenâ bezeichnete und entsprechend abzuleiten suchte. Nach Julia Iwersen ĂŒbernahm Steiner sein Geschichtsbild aus Blavatskys Schilderungen ĂŒber die Stanzen des Dzyan, einer nirgends nachweisbaren Quelle.
Entsprechend seiner inneren Neuorientierung und seiner neuen Zuhörerschaft hatte sich auch Steiners Terminologie gegenĂŒber seinen frĂŒheren Schriften stark verĂ€ndert, etwa wenn er nun von höheren Welten und Mysterien sprach. Das Eintreten fĂŒr die theosophische Bewegung fĂŒhrte zum Bruch mit zahlreichen frĂŒheren Freunden.
Bisweilen war Steiner das ganze Jahr ĂŒber als Vortragsreisender in Europa unterwegs. Auf seinen Tourneen wurde er von AnhĂ€ngern und Freunden begleitet, darunter manchmal Marie von Sivers' Schwester Olga, deren Mutter und Christian Morgenstern. GemÀà dem Steiner-Biografen Christoph Lindenberg konnte Steiner seinen Lebensunterhalt weitgehend durch seine VortragstĂ€tigkeiten bestreiten. Ăber die genaue Höhe seines Verdienstes gehen die Angaben bis heute weit auseinander.
1.5.4 âĂbersinnliche Welterkenntnisâ
1904 erschien das Buch
Theosophie. EinfĂŒhrung in ĂŒbersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung,
in dem er die jetzt von ihm vertretene Lehre erstmals ausfĂŒhrlich darlegte. AnknĂŒpfend an Johann Gottlieb Fichte sprach er darin von einem âgeistigen Augeâ, das es ermögliche, neben der gewohnten physischen Welt noch eine seelische und eine geistige Welt wahrzunehmen und zu erforschen. AuĂerdem beschreibt Steiner die Idee von der Wiederverkörperung des Geistes (Reinkarnation, âwiederholte Erdenlebenâ) und des Schicksals (Karma). WĂ€hrend traditionelle Esoteriker die okkulten Erkenntnisse als ĂŒber ein Lehrer-SchĂŒler-VerhĂ€ltnis vermittelte âEinweihungâ ansahen, wollte Steiner zu einer selbstbestimmten Erkenntnisleistung anleiten. Diese Anleitungen vertiefte er in der fĂŒr die Zeitschrift âLuzifer-Gnosisâ verfassten Aufsatzserie
Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (1904/05).
Das Buch stellt eine detaillierte EinfĂŒhrung in den anthroposophischen Schulungsweg dar. Es war Steiners Absicht, genaue Anleitungen zu geben, wie die menschliche Seele zum Schauen der von ihm angenommenen geistigen Welt kommen könne, somit eine Schulung zum sogenannten Hellsehen.
Aus der Akasha-Chronik, Buchausgabe von 1939
In der parallel begonnenen Aufsatzserie
Aus der Akasha-Chronik (1904â1908)
griff Steiner vermehrt Themen aus der Lehre Blavatskys und anderer ihr nahestehender Okkultisten auf, darunter die Lehre von dem versunkenen Kontinent Atlantis und den âWurzelrassenâ. Steiner sagte, dass er als Okkultist verpflichtet sei, ĂŒber die Quellen der von ihm gemachten Mitteilungen zu schweigen.
Eine ausfĂŒhrliche Gesamtdarstellung seiner anthroposophisch orientierten esoterischen Lehre gab Rudolf Steiner unter dem Titel
Die Geheimwissenschaft im Umriss (1910)
heraus. Der Titel lehnt sich an Blavatskys Hauptwerk Die Geheimlehre (The Secret Doctrine, 1888) an. In dieser Publikation tritt (wie schon in Theosophie) die von Blavatsky entlehnte Terminologie wieder weitgehend zurĂŒck und es werden auch abendlĂ€ndische Themen wie die christliche Hierarchienlehre aufgegriffen. Das Buch erlebte fĂŒnfzehn Auflagen. Im Januar 1925, wenige Wochen vor seinem Tod am 30. MĂ€rz 1925, schrieb er noch das Vorwort zur 16. Auflage, in dem er betonte, dass die im Buch gemachten Mitteilungen auf eigenen âSchauungen in der geistigen Weltâ beruhen. Er ging auch auf den Vorwurf ein, er habe einiges gelesen, es ins Unterbewusste aufgenommen und dann in dem Glauben, es habe seinen Ursprung im eigenen Schauen, dargestellt. Er sei sich vollkommen bewusst, dass seine geistigen Erkenntnisse Ergebnisse seines eigenen Schauens seien. Auch von der Theosophie gab es in dieser Zeit neun Neuauflagen.
Die Akasha-Chronik, nach theosophischer Lehre die Aufzeichnung des gesamten planetaren Schicksals der Erde, die sich in der spirituellen Welt befinden soll, beschrieb Steiner als eine seiner âgeistigenâ Wahrnehmung zugĂ€ngliche âSchriftâ. Damit verband er den Anspruch, er könne vergangene Ereignisse ĂŒbersinnlich wahrnehmen; 1913 beschrieb er diese FĂ€higkeit als einen ânach rĂŒckwĂ€rts gerichteten hellseherischen Blickâ. Auch an anderer Stelle nahm Steiner wiederholt fĂŒr sich in Anspruch, seine âGeistesforschungâ basiere auf einer angeborenen FĂ€higkeit zur Hellsichtigkeit. Diese Empirie des Ăbersinnlichen, in der der menschliche Geist nicht nur in Begriffen und Ideen gedacht, sondern unmittelbar erfahren werden könne, mĂŒsse aber den Kriterien der Wissenschaft unterworfen werden, um âGeisteswissenschaftâ in dem von ihm intendierten Sinne zu werden. Als Grundlage seiner âgeisteswissenschaftlichenâ Darstellungen unterschied Steiner mehrere Erkenntnisstufen. Neben der gewöhnlichen Erkenntnis gebe es demnach die âimaginativeâ, die âinspirativeâ und die âintuitiveâ Erkenntnis. Durch strenge Schulung lassen sich dieser Lehre zufolge immer höhere Erkenntnisstufen erreichen, die einen erkenntnismĂ€Ăigen Zugang zur ĂŒbersinnlichen Welt ermöglichen. Diese âGeisteswissenschaftâ soll laut Steiner Menschen dazu befĂ€higen, die physische Welt in ihrem Zusammenhang mit der âgeistigenâ Welt zu verstehen und aus diesem VerstĂ€ndnis heraus die Welt zu gestalten. Von diesem Standpunkt aus verknĂŒpfte Steiner seine frĂŒhen AnsĂ€tze eklektisch zu einer âPhilosophie der Denk-Erfahrungâ.
Die Dreiteilung in imaginative, inspirative und intuitive Erkenntnis wurde die Grundlage fĂŒr die Klassen von Steiners âEsoterischer Schuleâ, in der er privat SchĂŒler in âgeisteswissenschaftlicherâ Erkenntnis ausbildete. 1904 richtete er die erste Klasse ein, in der theosophische Literatur gelesen wurde, 1907 die zweite, die eher rituell ausgerichtet war. FĂŒr sie adaptierte Steiner den Memphis-MisraĂŻm-Ritus, ein irregulĂ€res freimaurerisches Hochgradsystem, in dem er auch selbst Mitglied wurde. In diesem Zusammenhang kam Steiner u. a. in Kontakt mit dem deutschen Okkultisten Theodor Reuss. Ob er auch Mitglied in dessen sexualmagischen Ordo Templi Orientis wurde, ist umstritten. Beide Klassen arbeiteten bis 1914, die dritte, die die SchĂŒler in ihrem tĂ€glichen Berufsleben schulen sollte, kam anscheinend nicht zustande.
1.5.5 Verbandskonflikte und Sezession
Ăber die Jahre kam es zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen der Weltorganisation der Theosophischen Gesellschaft (TG) und den deutschen Sektionen und Logen. Steiner spielte in dieser Auseinandersetzung eine wesentliche Rolle. 1907 empörte er sich ĂŒber Annie Besants Behauptung, die Mahatmas wĂ€ren am Totenbett von Blavatskys Nachfolger Henry Steel Olcott erschienen und hĂ€tten sie als Nachfolgerin bestimmt. Daraufhin trennte er seine eigene Esoterische Schule von der der TG. Die nĂ€chste Krise entstand, als einige Vertreter der TG â allen voran Charles Webster Leadbeater â den sechzehnjĂ€hrigen Jiddu Krishnamurti im Jahre 1911 als kommenden Maitreya (Weltlehrer) propagierten und dieser in manchen Kreisen als âReinkarnation Christiâ aufgefasst wurde. Steiner lehnte den zunehmenden Kult um Krishnamurti und den in diesem Zusammenhang gegrĂŒndeten Order of the Star in the East ab. Der Vorstand der deutschen Sektion bat die Mitglieder des âOrdensâ, entweder aus dem Orden oder aus der deutschen Sektion auszutreten und forderte in einem Telegramm den RĂŒcktritt Annie Besants als internationale PrĂ€sidentin der Theosophischen Gesellschaft Adyar. Diese löste am 7. MĂ€rz 1913 die von Steiner geleitete deutsche Sektion formell auf. An ihre Stelle trat eine erneuerte deutsche Sektion unter Leitung von Wilhelm HĂŒbbe-Schleiden. Der bereits am 28. Dezember 1912 in Köln gegrĂŒndeten Anthroposophischen Gesellschaft (AG) traten die meisten der 2500 ehemaligen Mitglieder bei, und innerhalb Jahresfrist kamen ĂŒber 1000 weitere Mitglieder dazu. In der neuen Organisation hatte Steiner nicht mehr selbst die Leitung inne â den Vorstand bildeten Marie von Sivers, Michael Bauer und Carl Unger â, er war aber der wichtigste Vortragsredner und EhrenprĂ€sident.
Gedenktafel in Berlin-Schöneberg, MotzstraĂe 30, Wohnsitz Rudolf Steiners von 1903â1923
Auf der 1. Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft (AG) am 3. Februar 1913 in Berlin erklĂ€rte Steiner, dass das Wort Anthroposophie besser als Theosophie ausdrĂŒcke, worum es ihm gehe. Die NamensĂ€nderung sei notwendig geworden, es sei aber nur ein neuer Begriff, keine Ănderung in der Sache und die Arbeit werde in dem bisherigen Geist fortgefĂŒhrt. Steiner intensivierte seine Vortragsreisen, sodass wegen der groĂen Nachfrage zuletzt eine Konzertagentur die Organisation ĂŒbernahm.
Rudolf Steiner und seine spĂ€tere zweite Frau Marie von Sivers wohnten offiziell von 1903 bis 1923 in Berlin, zuletzt in Berlin-Schöneberg, MotzstraĂe 30, wo eine Gedenktafel an sie erinnert. Steiner war seit 1902 als Vorsitzender der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und auch als Vortragsredner der 1913 gegrĂŒndeten Anthroposophischen Gesellschaft, viel auf Reisen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 hielt er sich nur noch selten in Berlin auf. Die KĂŒndigung der Wohnung in der MotzstraĂe erfolgte am 10. November 1923 von Dornach aus. An diesem Tag traf in Dornach die Nachricht vom Hitlerputsch am 8. und 9. November ein. Rudolf Steiner soll zu GĂŒnther Wachsmuth gesagt haben: âWenn diese Gesellschaft sich durchsetzt, bringt dies fĂŒr Mitteleuropa eine groĂe Verheerung.â und bei anderer Gelegenheit: âWenn diese Herren an die Regierung kommen, kann mein FuĂ deutschen Boden nicht mehr betreten.â.
1.6 Dornach (1913â1925)
Rudolf Steiner lebte von 1914 bis 1925 im Haus des GrĂŒndungsvorstandes der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft am Unteren Zielweg 36 in Dornach.
Unterer Zielweg 36, Dornach. In diesem Hause lebten die Mitglieder des GrĂŒndungsvorstandes der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner von 1914 bis 1925, Marie Steiner von 1914 bis 1936, Albert Steffen von 1936 bis 1963.
Wohnhaus, Unterer Zielweg 36 in Dornach
Nach dem Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft verĂ€nderte Steiner auch den terminologischen Rahmen seiner Lehre. Dabei war âAnthroposophieâ jedoch im Wesentlichen nur eine andere Bezeichnung fĂŒr das, was er bis zum Ausschluss aus der Theosophischen Gesellschaft als âTheosophieâ vertreten hatte. Seine BĂŒcher Theosophie. EinfĂŒhrung in ĂŒbersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung (1904, GA 9) und Die Geheimwissenschaft im Umriss (1910, GA 13) blieben insofern auch die Standardwerke der Anthroposophie. In Neuauflagen von Steiners bisherigen Werken wurde die Bezeichnung âTheosophieâ weitgehend durch âAnthroposophieâ oder âGeisteswissenschaftâ ersetzt. Statt auf indische Weisheitslehren stĂŒtzte sich Steiner von nun an auf westliche esoterische Lehren wie das Rosenkreuzertum und eine âChristosophieâ, in deren Zentrum das âMysterium von Golgathaâ stand. Gleichwohl blieben auch in der Anthroposophie östliche Spuren erkennbar, wie etwa die Karma- und Reinkarnationslehre oder Steiners Vorstellungen eines kĂŒnftigen spirituellen Ăbermenschen (âHomo divinusâ), die er mit Rassenvorstellungen verband.
Das erste Goetheanum
Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute)
In spĂ€teren Jahren wandte sich Rudolf Steiner verstĂ€rkt Kunst und Architektur zu. In den Jahren 1910 bis 1913 wurden in MĂŒnchen seine vier âMysteriendramenâ uraufgefĂŒhrt. Von 1913 bis 1922 entstand unter seiner kĂŒnstlerischen Leitung in Dornach bei Basel das Goetheanum als Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft und Sitz der geplanten Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft. Nachdem der Holzbau in der Silvesternacht 1922/23 abgebrannt war (die zeitgenössische Presse vermutete Brandstiftung seitens militanter Steiner-Gegner), entwarf Steiner ein zweites, gröĂeres Goetheanum aus Beton, das 1928, drei Jahre nach seinem Tod, fertiggestellt wurde. Der expressive Baustil des aus Stahlbeton gefertigten neuen Goetheanums im Gegensatz zu seinem impressionistisch geprĂ€gten VorgĂ€nger zeigt, dass Steiners Architekturstil binnen weniger Jahre einen radikalen Wandel erfuhr. Dieser Stil entfaltete â unter anderem unter der Bezeichnung Organische Architektur â eine weit verzweigte Wirkung auf die moderne Architektur (eine BeschĂ€ftigung mit Steiner lĂ€sst sich nachweisen fĂŒr Le Corbusier, Henry van de Velde, Frank Lloyd Wright, Erich Mendelsohn, Hans Scharoun, Frank O. Gehry und Hinrich Baller).
Steiner, der vor und wĂ€hrend des Ersten Weltkriegs im Austausch mit fĂŒhrenden Politikern gestanden hatte, wirkte nach Kriegsende auch auf politischer Ebene. Im Jahre 1919 publizierte er einen âAufruf an das deutsche Volk und an die Kulturweltâ, den auch Hermann Bahr, Hermann Hesse und Bruno Walter unterzeichnet hatten. In dieser Zeit trat er fĂŒr klassische Anliegen eher konservativer und nationaler Kreise ein. Vor allem die Kriegsschuldfrage war ihm ein politisches Anliegen. 1919 wirkte er an der Herausgabe einer politischen BroschĂŒre unter dem Titel Die âSchuldâ am Kriege mit, um die öffentliche Meinung im Vorfeld der Friedensverhandlungen in Versailles zu beeinflussen. Bei dem Dokument handelte es sich um die bereits 1914 niedergelegten Erinnerungen von Generalstabschef Helmuth von Moltke, in denen dieser das Versagen des Kaisers vor Kriegsausbruch beschrieben hatte. Sie erschien 1922. Im Kampf gegen den Kriegsschuldvorwurf an Deutschland finanzierte Steiner eine verschwörungstheoretische Schrift, in der Freimaurern, Juden und Theosophen die Schuld am Ersten Weltkrieg angelastet wurde. Diese Schrift des Okkultisten Karl Heise, die mit einer Einleitung Steiners versehen war, wurde spĂ€ter von den Nationalsozialisten rezipiert.
Die Zeit als Vortragsredner und Berater der Anthroposophischen Gesellschaft erwies sich fĂŒr Steiner als produktiv. Er trat in den unterschiedlichsten Lebensbereichen mit eigenen Ideen hervor. Beispiele dieser âAnwendungs-Anthroposophieâ, die zur AttraktivitĂ€t der Bewegung beitrug, sind die WaldorfpĂ€dagogik, die Elemente der ReformpĂ€dagogik aufgreift, und die anthroposophische Richtung der HeilpĂ€dagogik sowie ferner die Architektur, etwa des Goetheanums, WohnhĂ€user und Zweckbauten oder die Bewegungskunst der Eurythmie. Er begrĂŒndete mit der Ărztin Ita Wegman die anthroposophische Medizin und mit interessierten Pharmazeuten die anthroposophische Pharmazie. FĂŒr die religiöse Erneuerungsbewegung der Christengemeinschaft gab er Anregungen und RatschlĂ€ge. Im Juni 1924 legte er mit VortrĂ€gen in Koberwitz bei Breslau die Grundlagen zur BegrĂŒndung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft; diese VortrĂ€ge erfolgten unter anderem auf Einladung von Carl Graf von Keyserlingk. Viele von Steiners Ideen sind bis heute wirkungsmĂ€chtig. So sind etwa Waldorfschulen und -kindergĂ€rten, biologisch-dynamischer Landbau und anthroposophische Medizin einschlieĂlich der anthroposophisch orientierten KrankenhĂ€user beliebt. Die auf anthroposophischen Prinzipien basierenden Wirtschaftsunternehmen Der kommende Tag und die Futurum AG scheiterten hingegen nach dem Ersten Weltkrieg. Alle diese Konzepte sind AusprĂ€gungen von Steiners âpraktischem Okkultismusâ, mit dem er wie vor ihm schon die Theosophen versuchte, âgeistigeâ Wirkungen, die mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht messbar sind, sichtbar werden zu lassen.
Rudolf Steiners Grabmal im Park des Goetheanums in Dornach
Tod 1925 und Beisetzung 1992
Gedenkhain, Rudolf Steiner, Goetheanum, Dornach, Schweiz
Gedenkhain, Goetheanum
Am 28. September 1924 gab Steiner seine VortragstĂ€tigkeit auf und blieb in den sechs Monaten bis zu seinem Tod, in denen er nur noch eingeschrĂ€nkt arbeitsfĂ€hig war, bettlĂ€gerig. Am 1. Oktober 1924 zog der chronisch erschöpfte Steiner aus dem mit seiner Frau bewohnten Haus Hansi aus und richtete sein Lager im Atelier bei der Schreinerei ein. Seiner Frau gegenĂŒber begrĂŒndete Steiner den Umzug mit der in der Schreinerei vorhandenen Badeeinrichtung, die im Haus Hansi fehle. Gleichzeitig bezog die Ărztin Ita Wegman ein Nebenzimmer im Atelier, um den Kranken pflegen und medizinisch versorgen zu können. In dem halben Jahr bis zu seinem Tod verrichtete Steiner hier noch ein groĂes Arbeitspensum. Als sich sein Zustand verschlimmerte, wurde ein weiterer anthroposophischer Arzt, Ludwig Noll, hinzugezogen.
1.7 Tod 1925 und Beisetzung 1992
Rudolf Steiner starb am 30. MĂ€rz 1925 um 10 Uhr vormittags im Alter von 64 Jahren.
An der Totenfeier am Abend des 1. April 1925 in der Schreinerei hielt Albert Steffen eine Gedenkrede. Am 2. April nahm Friedrich Rittelmeyer die Aussegnung nach dem Ritual der Christengemeinschaft vor. Nach der Abnahme der Totenmaske in der Nacht vom 2. April auf den 3. April 1925 wurde der Sarg am 3. April um neun Uhr nach Basel Horburg-Friedhof ĂŒberfĂŒhrt, wo um zehn Uhr Friedrich Rittelmeyer die Totenhandlung begann. Albert Steffen hielt vor der EinĂ€scherung eine Ansprache. Am Nachmittag holte der von Rudolf Steiner eingesetzte Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft die Asche vom Krematorium Basel ab und ĂŒberfĂŒhrte sie in das Atelier nach Dornach. Unterwegs kam es im Auto zwischen Marie Steiner und Ita Wegman zu Auseinandersetzungen ĂŒber den Aufbewahrungsort der Urne.
Ăber die genaue Todesursache gibt es, trotz eines von Wegmann erstellten und in den Bestattungsakten des Basler Staatsarchivs abgelegten Sektionsbefundes der Leiche, keine gesicherten Erkenntnisse. Helmut Zander spricht in seiner Steinerbiographie von einem nachtrĂ€glichen âVertuschungsspektakelâ und einer âVerschleierungstaktikâ, mit denen Ita Wegman vermutlich âverschleiern wollte, woran Steiner wirklich starb: an Krebsâ.FĂŒr diese Diagnose gibt es allerdings keinen Beweis.
Rudolf Steiners Urne wurde fast 70 Jahre lang, zuerst in Steiners Atelier, dann im Goetheanum aufbewahrt, bis man sie am 3. November 1992 im Gedenkhain des Goetheanums neben dem Urnengrab des Schriftstellers Christian Morgenstern beisetzte, dessen Gedichte Steiner gerne benutzt hat.
2. Einzelfragen
2.1 Nachlassstreit
Nachdem Marie Steiner 1943 als Alleinerbin Rudolf Steiners die «Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Verein zur Verwaltung des literarischen und kĂŒnstlerischen Nachlasses von Dr. Rudolf Steiner» gegrĂŒndet hatte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen anthroposophischen Gruppierungen in Dornach, besonders zwischen dem Nachlassverein und der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft um das materielle und geistige Erbe Steiners. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen wurden zugunsten der Nachlassverwaltung entschieden, das heiĂt, die Herausgabe der Werke Rudolfs Steiners geschah nun unabhĂ€ngig von der Anthroposophischen Gesellschaft. Als Reaktion darauf wurden Steiners Werke bis 1968 im Goetheanum nicht mehr zum Verkauf angeboten.
Ein sinnerfassendes Referat bitte?
2.2 Das Problem der ZĂ€sur in Steiners Werk
Der spĂ€te Steiner verstand sein theosophisch und anthroposophisch geprĂ€gtes Werk der Jahre ab 1900 als konsequente Weiterentwicklung seines bis dahin entstandenen philosophischen Werks. In seinen unter dem Titel Mein Lebensgang veröffentlichten autobiographischen Notizen, die allerdings nicht immer zuverlĂ€ssig sind, zeichnete Steiner das Bild einer folgerichtigen geistigen Entwicklung. DemgegenĂŒber sehen viele Beobachter bei ihm um 1900 eine tiefe geistige ZĂ€sur, die sich unter anderem an seiner verĂ€nderten Haltung gegenĂŒber dem Christentum zeigen lĂ€sst. Ein Zeitgenosse sprach rĂŒckblickend von einer âhalsbrecherischen Kurve seines Geisteslebensâ, der Biograph Gerhard Wehr von âKrise und Wandlungâ. Steiner, so der Chronist weiter, habe um die Jahrhundertwende eine âinnere Wendung [vollzogen,] deren Interpretation dem Biographen manche Schwierigkeiten bereitetâ. Ein weiteres Beispiel fĂŒr die subjektive Sicht Steiners sind die Schilderungen seines VerhĂ€ltnis zu Nietzsche, die David Marc Hoffmann als falsch nachgewiesen hat.
AnkĂŒndigung von vier VortrĂ€gen ĂŒber Anthroposophie, ZĂŒrich 1917
Der frĂŒhe Steiner war als Individualist, Positivist und Freidenker hervorgetreten, der sich nicht scheute, sich auch auf skandalumwobene Philosophen wie Stirner, Nietzsche und Haeckel zu berufen. Sein Freidenkertum gipfelte in einer VerĂ€chtlichmachung von Religion und Glauben. Dem Christentum maĂ er geradezu pathologische ZĂŒge bei. Der Glaube an Gott und Christus erschien Steiner als Zeichen krankhafter SchwĂ€che, der er ein âgesundes menschliches Denkenâ gegenĂŒberstellte. An anderer Stelle hatte er geschrieben, der Mensch der Zukunft werde ânicht mehr glauben, daĂ Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat, ihn von sĂŒndiger Schmach zu befreien, er wird aber einsehen, daĂ unzĂ€hlige Himmel da sind, um ihn zuletzt hervorzubringen und sein Dasein genieĂen zu lassenâ. Solche SĂ€tze erscheinen wie ein Nachhall von Nietzsches Kritik am christlichen Glauben, wie dieser sie unter anderem in Der Antichrist â Fluch auf das Christenthum niedergeschrieben hatte. Dieser Angriff Nietzsches auf das Fundament christlicher Glaubensinhalte hatte den jungen Steiner tief beeindruckt, wie aus einem Brief an Pauline Specht hervorgeht. Im Magazin fĂŒr Litteratur veröffentlichte Steiner noch 1898 den bekenntnishaften Satz: âWir wollen KĂ€mpfer sein fĂŒr unser Evangelium, auf daĂ im kommenden Jahrhundert ein neues Geschlecht entstehe, das zu leben weiĂ, befriedigt, heiter und stolz, ohne Christentum, ohne Ausblick auf das Jenseits.â Nur zwei Jahre spĂ€ter trat ein gewandelter Steiner vor die Theosophen und sprach ĂŒber die âmystische Tatsache des Christentumsâ.
Die tiefe geistige ZĂ€sur in seinem Leben, die um die Jahrhundertwende stattgefunden hatte, brachte Steiner rĂŒckblickend besonders mit Stirner und Mackay in Verbindung. Steiners geistige Wende war radikal. Hatte er Stirner anfangs als âden freiesten Denkerâ bezeichnet, âden die neuzeitliche Menschheit hervorgebracht hatâ, wurde er fĂŒr ihn zu einem âfurchtbar deutlich sprechenden Symbolum der untergehenden [bĂŒrgerlichen] Weltanschauungâ. Auch Nietzsches Antichrist wurde nun als Inbegriff des Satanischen betrachtet. Seine Kapitel hĂ€tten einen âoftmals so teuflischen Inhaltâ, meinte Steiner und schrieb sie Ahriman zu, dem bösen Gott des Parsismus, der in seiner Interpretation der Menschenseele den Zugang zur seelisch-geistigen Welt versperren möchte, um ihr Bewusstsein mit materialistischen Versuchungen an die physische Leiblichkeit zu ketten.
Rudolf Steiner um 1900
Das Problem der ZĂ€sur in Steiners Werk
Gerhard Wehr spricht von einem âWandlungsgeschehenâ in Steiners Berliner Jahren und dass sich Steiner trotz Betonung der KontinuitĂ€t seiner geistigen Entwicklung des starken Wandels bewusst war. In dieser Zeit hatte Steiner, der frĂŒhere Kritiker von Offenbarungsreligionen, nach eigenen Angaben eine Art christliches Erweckungserlebnis, das er mit dem âgeistigen Gestanden-Haben vor dem Mysterium von Golgatha in innerster, ernstester Erkenntnis-Feierâ umschrieb. Gerhard Wehr hĂ€lt ein âneuzeitliches Damaskus-Erlebnisâ Steiners fĂŒr naheliegend.
Ein sinnerfassendes Referat bitte?
2.3 Rassismus und Antisemitismus in Steiners Schriften
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem ĂuĂerungen Steiners zur Rassenfrage und zum Judentum kritisiert. Seit den 1970er/80er Jahren wurden, besonders in Deutschland, immer wieder Steiners Auffassungen ĂŒber Menschenrassen exponiert, zuletzt, als das Bundesministerium fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMfSFJ) im September 2007 â nach dem Hinweis eines BĂŒrgers â einen Antrag auf Indizierung zweier Steinerscher Werke bei der BundesprĂŒfstelle fĂŒr jugendgefĂ€hrdende Medien (BPjM) einreichte. Die Werke seien geeignet, âKinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren, [da sie] Rassen diskriminierende Aussagenâ enthielten. Bei den genannten Werken handelt es sich um zwei Vortragszyklen aus den Jahren 1908 und 1910 mit den Titeln: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde (GA 107) und Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie (GA 121).
Jana Husmann-Kastein, Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin, und Andreas Lichte kamen als Gutachter zu dem Schluss, dass Steiners Werk âThesen zur unterschiedlichen Wertigkeit von âMenschenrassenâ enthalteâ. Die BundesprĂŒfstelle fĂŒr jugendgefĂ€hrdende Medien stellte in einer Entscheidung vom 6. September 2007 fest, dass Steiners Werke teilweise als zum Rassenhass anreizend beziehungsweise als Rassen diskriminierend anzusehen seien. Eine Indizierung wurde aber nicht vorgenommen, weil der Verlag zusicherte, die betreffenden Titel in Zukunft mit einer Kommentierung zu versehen.
Die Frage nach einem möglichen Antisemitismus oder Rassismus in Steiners Werk wurde im November 2007 intensiv in der Ăffentlichkeit diskutiert. Anlass war eine Strafanzeige gegen den Rudolf Steiner Verlag, wegen eines Bandes der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, in dem Steiner dem Judentum die Daseinsberechtigung unter den heutigen Völkern abspricht und seine Existenz als âFehler der Weltgeschichteâ ansieht. Bereits 2004 war ĂŒber diese Passagen ausfĂŒhrlich diskutiert worden.
Der Historiker und Religionswissenschaftler Ralf Sonnenberg resĂŒmiert, Steiner habe dem rassentheoretischen Diskurs seiner Zeit einzelne Elemente entnommen und in einen theosophischen, das heiĂt universalistischen und kosmopolitischen Kontext gerĂŒckt. Mit dem Judentum habe Steiner sich nur am Rande auseinandergesetzt und sich dabei âim Spannungsfeld zwischen einem aufgeklĂ€rten, die Assimilation bedingungslos einfordernden Antijudaismus und der kirchenchristlichen Tradition soteriologisch untermauerter Judenfeindschaftâ bewegt. Von seinen philosophischen Quellen des 18. und 19. Jahrhundert habe er die âĂberzeugung von der Obsoletheit des Judentums [âŠ] und ein geschichtsevolutives Stufenmodellâ favorisiert. Dabei hĂ€tten seine Forderungen nach Assimilation der Juden und seine Darstellung jĂŒdischen Lebens âElemente eines âantisemitischen Codesâ rechtsbĂŒrgerlicher sowie linksliberaler Kreiseâ seiner Zeit enthalten. Gleichzeitig habe er sich aber wiederholt vom judenfeindlichen, nationalistischen und rassistischen Diskurs distanziert, sodass Steiner nicht in den manifesten (Rassen-)Antisemiten und seine Vorgeschichte eingereiht werden dĂŒrfe.
Die Kulturwissenschaftlerin Jana Husmann-Kastein kritisiert an Steiner die Verwendung von rassen- und geschlechtsspezifischen Stereotypen. Steiner benutze eine Rassensystematik, die sich auf die Hautfarben beziehe und diesen bestimmte Eigenschaften zuschreibe. So werde etwa die âweiĂe Rasseâ explizit mit dem âDenklebenâ, die âschwarze Rasseâ mit dem âTrieblebenâ und die âgelbe Rasseâ mit dem âGefĂŒhlslebenâ assoziiert. Weiterhin wĂŒrden geschlechtsspezifische Muster bedient, etwa wenn Steiner den nicht-europĂ€ischen Völkern eine âweibliche PassivitĂ€tâ zuschreibt. Sie kommt zu dem Urteil, dass Steiner keine geschlossene Rassentheorie fĂŒr die heutige Menschheit entwickle, sondern mehrere rassentheoretische Modelle. Die Differenzierungssystematiken, derer sich Steiner bediene, wĂŒrden bereits Essentialisierungen und Diskriminierungen beinhalten. Sie verbĂ€nden sich mit einem âkosmologischen Determinismusâ, wobei sich hergebrachte farb- und geschlechtssymbolische Codierungen erkennbar einschrieben.
Jan Badewien, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden fĂŒr weltanschauliche Fragen, erkennt etwa einen strukturellen Antijudaismus und Rassismus.
Eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Juristen Ted van Baarda hat im Auftrag der Antroposofische Vereniging in Nederland (Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlanden) die RassismusvorwĂŒrfe gegenĂŒber Rudolf Steiner untersucht. Es fanden sich in den insgesamt 89.000 Textseiten umfassenden Schriften und VortrĂ€gen Steiners sechzehn Passagen, die als diskriminierend eingestuft wurden. Viele Stellen wurden als âunbedenklichâ, âmissverstĂ€ndlichâ oder âleicht diskriminierendâ beurteilt. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das Menschenbild Rudolf Steiners âauf der Grundlage der Gleichwertigkeit aller menschlichen IndividualitĂ€ten und nicht auf einer vermeintlichen Ăberlegenheit der einen Rasse gegenĂŒber einer anderenâ stehe.
Wolfgang Benz, Leiter des Berliner Zentrum fĂŒr Antisemitismusforschung, betont, dass sich Steiner ausdrĂŒcklich âvom rassistisch-völkischen Antisemitismus seiner Zeitâ distanziert hat, und resĂŒmiert: Sein âPlĂ€doyer fĂŒr die Assimilation unterscheidet ihn vom AnhĂ€nger des Rasseantisemitismus.â
Der Historiker Clemens Escher sieht in Steiners ĂuĂerungen bis 1918 einen fĂŒr den Wilhelminismus typischen Hang zur Abgrenzung von Deutschlands angeblichen âReichs- und Erbfeindenâ, zu denen fĂŒr Steiner neben Franzosen, Jesuiten und Sozialisten eben auch Schwarzafrikaner und Juden gezĂ€hlt hĂ€tten. Gleichwohl sei er weder ĂŒberzeugter Rassentheoretiker noch Antisemit gewesen, sondern ein Eklektiker, der sich aus den diskursiven Angeboten seiner Zeit und seiner Umwelt bedient habe.
Zur Frage, ob es einen Rassismus bei Steiner gibt, kam Helmut Zander 2007 zu dem Schluss: âWenn Rassismus die Bindung wichtiger Elemente der Anthropologie an augenblicklich existierende Rassen bedeutet, seien diese biologisch oder spirituell definiert, dann kann man Steiner als Rassisten bezeichnen.â Er differenzierte aber auch: âMit manchen ĂuĂerungen wird der Rassismus manifest, mit anderen hat Steiner sich explizit vom Rassismus seiner Umwelt distanziert.â Inzwischen haben Vertreter der anthroposophischen Bewegung mehrmals Stellung zu den VorwĂŒrfen genommen (s. oben). Eine differenzierte Zusammenfassung der Problematik, vom anthroposophischen Standpunkt aus, gaben Ramon BrĂŒll und Jens Heisterkamp im sogenannten Frankfurter Memorandum. Die neueste Stellungnahme von anthroposophischer Seite erfolgte im Juni 2021.
Der Religionswissenschaftler Julian Strube resĂŒmiert, dass Steiner in seiner Lehre (die sich ĂŒber die Jahre durchaus wandelte) ein seinem VerstĂ€ndnis nach âspirituellesâ Rassenkonzept mit einem ânationalistischen deutschen Sendungsbewusstseinâ verbunden habe. Zwar sei dies vergleichsweise universalistisch und wenig aggressiv gewesen, doch nennt er es âauch weitaus weniger unschuldig als dies manche AnhĂ€nger der Anthroposophie in der Retrospektive darzustellen versuchenâ.
Steiners Verwendung rassetheoretischer Vorstellungen wird mitunter mit seiner PrĂ€gung durch den evolutionistischen Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts erklĂ€rt, weshalb man seine ĂuĂerungen aus der Zeit heraus verstehen mĂŒsse, in der sie entstanden. Diese relativierende Deutung steht im Widerspruch zu Steiners SelbstverstĂ€ndnis, ĂŒber höhere, auf ĂŒbersinnlichem Weg erlangte Erkenntnisse zu verfĂŒgen, deren Wahrheit zeitlos wĂ€re.
Aus den frĂŒhen 1890er Jahren in Weimar liegen einige Erinnerungen der bald darauf sehr erfolgreichen emanzipatorischen Schriftstellerin Gabriele Reuter vor, zu deren Freundeskreis Steiner gehörte.
Der Schriftsteller Stefan Zweig lernte den 40-jĂ€hrigen Steiner kurz vor dessen Hinwendung zur Theosophie in dem Berliner Literatenkreis Die Kommenden kennen und berichtete spĂ€ter darĂŒber.
Steiners Bekanntheit wuchs nach seiner Hinwendung zur Theosophie kontinuierlich. Bei seinen VortrĂ€gen fĂŒllte er zuletzt ganze KonzertsĂ€le. Seine Vortragsreisen wurden zum Teil von einer Berliner Konzertagentur organisiert (z. B. die sogenannten âWolf-Sachsâ-Tourneen in den Jahren 1921 und 1922, und der Hochphase seiner PopularitĂ€t). Die Besucherströme zu den VortragssĂ€len mussten teils polizeilich geregelt werden. Die Neue Freie Presse berichtete von âminutenlangem Beifallsklatschen und Trampelnâ in ausverkauften SĂ€len. Es sei dies Ausdruck einer Massensuggestion, die Steiner ausgeĂŒbt habe.Der Vortragsredner Steiner polarisierte: die einen waren vorbehaltlos begeistert; andere lehnten seine Positionen (teils vehement) ab. Viele Journalisten schrieben ĂŒber Steiner reserviert, distanziert, ironisch oder spöttisch.
Aufruf zur Volksversammlung mit Vortrag von Rudolf Steiner aus dem Jahre 1919
Kurt Tucholsky veröffentlichte 1924 in der linksbĂŒrgerlichen Wochenschrift WeltbĂŒhne einen kritischen Kommentar zu einem Vortrag Steiners (âSein Gerede wimmelte von Fehlern.â).
Viele Kommentatoren erklÀrten sich Steiners Wirkung auf sein Publikum mit dessen rhetorischem Talent, so der norwegische Sozialökonom und Historiker Wilhelm Keilhau.
Zwar fiel das zeitgenössische Urteil vielfach negativ bis hĂ€misch aus, wer sich aber fĂŒr das zeitgenössische Kulturleben interessierte, kam an Steiner kaum vorbei. Das zeigen zahlreiche Urteile bedeutender Zeitgenossen, die Steiner zwar als rĂ€tselhaft oder unseriös apostrophierten, aber auch seine Wirkung zur Kenntnis nahmen. Selbst von Albert Einstein wird berichtet, dass er VortrĂ€ge Steiners besuchte, aber kein VerstĂ€ndnis aufbrachte. Er konstatierte bei Steiner eine fehlende Kenntnis der nichteuklidischen Geometrie und bezeichnete die ĂŒbersinnliche Erfahrung als Unsinn.
Auch Franz Kafka versuchte, das PhĂ€nomen Steiner zu verstehen, er bildete sich aber kein abschlieĂendes Urteil ĂŒber ihn. Kafka suchte Steiner einmal persönlich auf, um ihn um Lebenshilfe zu bitten. Das GesprĂ€ch erfĂŒllte seine Erwartungen aber nicht.
Einladung zu einem Sondervortrag Rudolf Steiners aufgrund der groĂen Nachfrage, Stuttgart 1919
Einige Schriftsteller und Dichter bemĂŒhten sich um einen Zugang zu Steiner oder um eine EinschĂ€tzung. Hugo Ball zum Beispiel besuchte einen Vortrag Steiners, um seine Wirkung zu ergrĂŒnden; er berichtete davon in einem Brief. Hermann Hesse wies die Verwendung anthroposophischer Quellen fĂŒr seine Werke zurĂŒck, nachdem diese bei ihm vermutet worden waren.
Steiner hatte auch unter bedeutenden Zeitgenossen Sympathisanten und Bewunderer. Albert Schweitzer etwa berichtete, er habe ein GefĂŒhl geistiger Zusammengehörigkeit, das ihn seit einer ersten persönlichen Begegnung mit Steiner verband. Christian Morgenstern widmete ihm seinen letzten, posthum erschienenen Gedichtband Wir fanden einen Pfad (1914) und erwog sogar, Steiner fĂŒr den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. In einem Brief an Friedrich Kayssler schrieb er: âEs gibt in der ganzen heutigen Kulturwelt keinen gröĂeren geistigen Genuss, als diesem Manne zuzuhören, als sich von diesem unvergleichlichen Lehrer Vortrag halten zu lassenâ. Auch Selma Lagerlöf versuchte eine ErklĂ€rung.
2.4 Das Problem der Wissenschaftlichkeit
Das Problem der Wissenschaftlichkeit
Steiners Werk wurde schon zu seinen Lebzeiten sehr kontrovers diskutiert, beziehungsweise aktiv bekĂ€mpft. Eine der Streitfragen war die von Rudolf Steiner behauptete Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie, die von Vertretern der universitĂ€ren Wissenschaft nicht akzeptiert wurde. Die gnostischen AnsĂ€tze seiner Christologie, sowie Elemente der östlichen Religionen, beziehungsweise theosophischen Lehre, wie Reinkarnation und Karma, wurden von den Amtskirchen scharf verurteilt. Vieles von dem, was Steiner als Ergebnis seiner von ihm behaupteten hellsichtigen Schau in Höhere Welten darstellte, stammte nach Meinung seiner Kritiker und Gegner in Wahrheit aus jedermann zugĂ€nglicher Literatur. Namentlich Veröffentlichungen von Ernst Haeckel und Tuiskon Ziller habe er fĂŒr seine Zwecke genutzt. Dessen Kulturstufentheorie â die schon damals als unwissenschaftlich galt â spielt bis heute bei der Grundlegung des Epochenunterrichtes in den Waldorfschulen eine Rolle. Nach Helmut Zander sind Steiners hellseherische Einsichten immer nach demselben Schema entstanden. Er habe ĂŒberarbeitete Texte aus der theosophischen Literatur entnommen und sie anschlieĂend als seine eigenen höheren Erkenntnisse ausgegeben. Weil er kein okkulter GeschichtenerzĂ€hler, sondern ein (Geistes)wissenschaftler sein wollte, habe er seine ĂŒbersinnlich im WeltgedĂ€chtnis geschaute LektĂŒre dem jeweiligen Stand der Technik angepasst. Als etwa die BrĂŒder Wright ab 1903 FlĂŒge mit Gleitflugzeugen und schlieĂlich mit Motorflugzeugen absolvierten, habe Steiner 1904 jahresaktuell die behĂ€bigen Gondel-Luftschiffe seiner Atlantis-Geschichte in Flugzeuge mit Höhen- und Seitenrudern verwandelt.
Der Kritikpunkt der Vermischung von Wissenschaftlichkeit und Glaubensfreiheit bezieht sich vor allem auf Steiners âOkkultismusâ. So meint etwa der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser, Steiner verschiebe eigenmĂ€chtig die Kriterien dessen, was als wissenschaftlich gelte. Dies zeige sich etwa, wenn von âGeistes- oder Geheimwissenschaftâ und âhellseherischer Forschungâ die Rede sei. Alles, was mit den Erkenntnissen und Methoden der Wissenschaften nicht zu vereinbaren sei, werde deshalb als âhöheres Wissenâ ausgegeben. Damit wĂŒrden die von R. Steiner angenommenen âĂŒberweltlichen Weltenâ zu Glaubensaussagen. Er leugne aber deren Glaubenscharakter und gebe sie als objektive Tatsachen aus. Steiner unterliege hier einem der erkenntnistheoretischen Grundfehler des modernen Okkultismus, da nicht zwischen Wahrnehmung und Deutung unterschieden werde.
3. Steiner im Urteil seiner Zeitgenossen
Von Zeitgenossen wurde die Wandlung, auf Steiners persönliche LebensumstÀnde anspielend, vielfach unter Verweis auf rein weltliche Motive gedeutet. Das zeigt eine ganze Serie von Nachrufen, in denen auf die materielle Verbesserung von Steiners Lage nach seiner Hinwendung zur Theosophie Bezug genommen wurde, so John Schikowski, der Musikkritiker Richard Specht oder der Schriftsteller Max Osborn.
Eine mehrheitlich akzeptierte Deutung fĂŒr die ZĂ€sur in Steiners Werk gibt es in der Literatur nicht. Manche Autoren nehmen in Anlehnung an Steiners retrospektive Selbstauslegung eine innere KohĂ€renz der persönlichen Entwicklung an. Der Religionswissenschaftler Robert McDermott etwa glaubt, dass Steiner bereits in seiner Philosophie der Freiheit die Möglichkeit zur Erlangung esoterischen Wissens habe etablieren wollen, und stellt es daher in direkter KontinuitĂ€t zur Aufsatzserie Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten von 1904/05 an.
Helmut Zander nimmt eine mittlere Position ein und betont, dass Steiners Abwendung vom Materialismus und seiner Hinwendung zur Theosophie ein Neubeginn gewesen sei, aber kein voraussetzungsloser: In seinem monistischen Denken habe er Geist und Materie als zwei Seiten derselben Medaille verstanden: So habe er seinen materialistischen Monismus der 1890er Jahre nur umdrehen mĂŒssen, âum ein spiritueller Monist zu werdenâ und die Materie als âmaterialisierten Geistâ zu verstehen. Hier liege âeine wichtige KontinuitĂ€t vom jungen zum alten Steinerâ.
4. Edition des Werkes
Rund 3700 VortrĂ€ge wurden als Stenogramme aufgezeichnet; von den ĂŒbrigen existieren qualitativ unterschiedliche Mitschriften oder Notizen. Etwa 700 VortrĂ€ge sind noch nicht veröffentlicht, wurden aber mitgeschrieben, wenn auch teilweise bruchstĂŒckhaft.
Steiners VortrĂ€ge erschienen zunĂ€chst im Privatdruck und in Zeitschriften, ab 1908 im Philosophisch-Anthroposophischen Verlag, Berlin. Dieser unternahm bis 1953 knapp 500 Publikationen, der GroĂteil von Steiners Werk. 1943 grĂŒndete Marie Steiner als Alleinerbin der Autorenrechte die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Verein zur Verwaltung des literarischen und kĂŒnstlerischen Nachlasses von Dr. Rudolf Steiner.
Im Vortragswerk sind verschiedene Sparten zu unterscheiden:
Die VortrĂ€ge fĂŒr Mitglieder der Theosophischen und Anthroposophischen Gesellschaft (GA 88â346)
Ăffentliche VortrĂ€ge (GA 51â84)
âArbeitervortrĂ€geâ (GA 347â354)
Das kĂŒnstlerische Werk umfasst BĂ€nde, Kunstmappen und EinzelblĂ€tter mit Reproduktionen seiner zahlreichen Skizzen und Bilder. Insbesondere wurden in neun BĂ€nden seine rund 1500 Skizzen zur Eurythmie (die sogenannten âEurythmieformenâ) und in 30 BĂ€nden seine 1100 âWandtafelzeichnungenâ dokumentiert.
Die Gesamtausgabe (GA) ist keine historisch-kritische Ausgabe.
5. Schriften (Auswahl)
(GA = Rudolf Steiner Gesamtausgabe, ab 1961 herausgegeben von der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Rudolf Steiner Verlag Dornach bzw. Basel.)
Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (GA 1), 1883â1897
Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, mit besonderer RĂŒcksicht auf Schiller (GA 2), 1886
Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer RĂŒcksicht auf Fichte's Wissenschaftslehre : Prolegomena zur VerstĂ€ndigung des philosophierenden Bewusstseins mit sich selbst, Rostock, Univ., Diss., 1890 urn:nbn:de:gbv:9-g-1191790 (Digitalisat).
Wahrheit und Wissenschaft. Vorspiel einer âPhilosophie der Freiheitâ (GA 3), 1892
Die Philosophie der Freiheit. GrundzĂŒge einer modernen Weltanschauung â Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode (GA 4), 1894
Friedrich Nietzsche, ein KĂ€mpfer gegen seine Zeit (GA 5), 1895
Goethes Weltanschauung (GA 6), 1897
Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr VerhÀltnis zur modernen Weltanschauung (GA 7), 1901
Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums (GA 8), 1902
Theosophie. EinfĂŒhrung in ĂŒbersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung (GA 9), 1904
Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (GA 10), 1904
Aus der Akasha-Chronik (GA 11), 1904â1908
Die Stufen der höheren Erkenntnis (GA 12), 1905â1908
Die Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13), 1909
Vier Mysteriendramen (GA 14), 1910â1913
Die geistige FĂŒhrung des Menschen und der Menschheit. Geisteswissenschaftliche Ergebnisse ĂŒber die Menschheits-Entwickelung (GA 15), 1911
Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen. In acht Meditationen (GA 16), 1912
Die Schwelle der geistigen Welt. Aphoristische AusfĂŒhrungen (GA 17), 1913
Die RĂ€tsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt (GA 18), 1914
Vom MenschenrÀtsel. Ausgesprochenes und Unausgesprochenes im Denken, Schauen und Sinnen einer Reihe deutscher und österreichischer Persönlichkeiten (GA 20), 1916
Von SeelenrĂ€tseln. Anthropologie und Anthroposophie. Max Dessoir ĂŒber Anthroposophie. Franz Brentano: Ein Nachruf. Skizzenhafte Erweiterungen (GA 21), 1917
Goethes Geistesart in ihrer Offenbarung durch seinen âFaustâ und durch das MĂ€rchen von der Schlange und der Lilie (GA 22), 1918
Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft (GA 23), 1919
AufsĂ€tze ĂŒber die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915â1921 (GA 24), 1961 (in dieser Zusammenstellung)
Philosophie, Kosmologie und Religion (GA 25), 1922
Anthroposophische LeitsĂ€tze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie â Das Michael-Mysterium (GA 26), 1924/25
Grundlegendes fĂŒr eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen (GA 27; mit Ita Wegman), 1925
Mein Lebensgang (GA 28), 1925